Businessmonat_Ausgabe 2018-01
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Tom Kaden sieht in der<br />
Steiermark in Sachen Holzbau<br />
noch viel Luft nach oben.<br />
Inwieweit bremsen die vorher schon<br />
erwähnten Verordnungen den Fortschritt?<br />
Der moderne Holzbau ist technologisch<br />
sehr viel weiter, als er in den meisten Landesbauordnungen<br />
abgebildet ist. In Deutschland<br />
etwa ist die Feuerwehr oft ein großer<br />
Fürsprecher für den gut konstruierten Holzbau,<br />
dort weiß der Feuerwehrmann, dass die<br />
Abbrandrate beispielsweise bei einer ungekapselten<br />
BSH-Fichtenstütze bei ca. 0,2 mm/<br />
min liegt und er mithin sein Schutzziel erreichen<br />
wird. Doch gibt es ein Konglomerat an<br />
Gesetzestexten, die uns teilweise noch zwingen,<br />
Holzkonstruktion überbordend zu kapseln.<br />
Beim Thema Holz gibt es noch immer<br />
zu wenig baurechtliche Klarheit. Auch der<br />
Schallschutz stellt technisch längst kein Problem<br />
mehr dar. Wir bauen mittlerweile auch<br />
mit reinen Holzdecken aus Brettsperrholz,<br />
welches im Übrigen an der Universität Graz<br />
entwickelt wurde, und einem komplett trockenen<br />
verbundfreien Aufbau. Der aktuelle<br />
Holzbau ist durchaus in der Lage, für alle gerade<br />
auch städtischen Anwendungsfälle Lösungen<br />
anzubieten.<br />
An welche Lösungen denken Sie hier?<br />
Hybride Konstruktionen können Holz-Beton-,<br />
Holz-Glas- oder auch diverse Klebeverbindungen<br />
sein. Jedes Material wird im<br />
Sinne seiner Vorteile eingesetzt und in der<br />
Mischung verbinden sich die jeweiligen Vorteile.<br />
Wenn wir von Hybridkonstruktionen<br />
reden, liegt der Holzanteil natürlich noch<br />
bei 85 bis 95 Prozent. Holz hat neben den<br />
konstruktiven Möglichkeiten eine „positive“<br />
Bauphysik, gute Dämmeigenschaften und<br />
wirkt feuchtigkeitsregulierend. Eine Holzfassade<br />
macht für mich noch keinen Holzbau.<br />
Im Gegenteil: Wenn wir in Hamburg<br />
oder Berlin bauen, sieht man von außen oft<br />
nicht, dass es sich um eine Holzkonstruktion<br />
handelt. Das ist für mich nicht zwingend<br />
notwendig.<br />
Warum funktioniert das in London<br />
scheinbar besser?<br />
In London lässt sich aus baurechtlicher<br />
Sicht problemloser in die Höhe bauen als<br />
beispielsweise in Deutschland. Die Engländer<br />
denken bei diesem Thema wirtschaftlicher<br />
und sehr zielorientiert. Dort entstehen<br />
viele Projekte aus dem Grund heraus, dass<br />
die Holzkonstruktionen mit ihren kurzen<br />
Bauzeiten aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades<br />
günstiger sind.<br />
Apropos: Wie viel Luft nach oben sehen<br />
Sie in der Steiermark in Sachen Holzbau?<br />
Sehr viel, allerdings müssen hier die städtebaulichen<br />
Situationen beachtet werden;<br />
auch hier geht es eher um Verdichtung in<br />
die Breite, und im Bereich der Vier- bis Achtgeschoßigkeit<br />
ist noch viel möglich. Doch<br />
man muss unbedingt erwähnen, dass rund<br />
12<br />
BUSINESS Monat