Tanzschule Ring 3 - Tanzen - Das Magazin Augabe 4
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SmallTALK<br />
DIE KNIGGE KOLUMNE MIT BETÜL HANISCH<br />
Es hat ein erstaunlicher<br />
Wandel stattgefunden, den<br />
ich über die letzten Jahre<br />
beobachten konnte. Während<br />
die vergangenen<br />
Schulungszeiten davon<br />
geprägt waren, in den<br />
Seminaren zu definieren,<br />
wer denn jetzt<br />
wem die Türe aufhält,<br />
steigen die Gespräche<br />
dahingehend um, dass<br />
einem ja überhaupt mal<br />
eine Türe aufgehalten<br />
wird egal von wem.<br />
Bevor ich auf die aktuelle Nachfrage<br />
eingehe, gerne zunächst die korrekte<br />
Vorgehensweise, beim Aufhalten der<br />
Türe.<br />
Hier gilt: In der Geschäftswelt wird<br />
immer dem Ranghöchsten die Türe aufgehalten,<br />
unabhängig vom Geschlecht<br />
und vom Alter. So ist es kein ungewohntes<br />
Bild, wenn eine 59-jährige<br />
Vorstandsassistentin dem 38-jährigen<br />
Vorstand die Türe des Konferenzraums<br />
aufhält. Er darf jederzeit die Regel brechen<br />
und als Gentleman ihr den Vortritt<br />
geben mit den bekannten Worten: »Ladies<br />
first. Bitte nach Ihnen.« Eine weitere<br />
Empfehlung, die sowohl privat als<br />
auch geschäftlich seine Gültigkeit hat,<br />
lautet: der Gastgeber öffnet dem Gast<br />
die Türe, denn der Gast sollte keine Türklinken<br />
betätigen müssen (Ausnahme<br />
bleibt die Toilettentüre und in Unternehmen<br />
in den meisten Fällen auch die<br />
Eingangspforte).<br />
<strong>Das</strong> obere Beispiel lässt einen schmachten<br />
und wir wünschen uns alle ein Arbeitsumfeld,<br />
bei dem jeder mit jedem<br />
unabhängig dem Rang wertschätzend<br />
miteinander umgeht. Obwohl wir alle<br />
einen wertschätzenden Umgang<br />
untereinander als höchstes Gut betrachten,<br />
sieht der Alltag nicht immer<br />
so vorbildlich aus. Wenn Sie also in<br />
einem Unternehmen arbeiten, bei dem<br />
diese Werte des Respekts auch tatsächlich<br />
gelebt werden und nicht nur in den<br />
Firmenvisionen eingerahmt schriftlich<br />
an der Wand erscheinen, können Sie<br />
sich sehr glücklich schätzen. Bei meinen<br />
Firmenbesuchen beobachte ich<br />
nämlich oft genug, wie morgens die<br />
Kollegen aneinander grußlos vorbeilaufen,<br />
die Köpfe tief gesenkt mit dem<br />
Blick auf das Smartphone.<br />
Bekannte Situation aus der privaten<br />
Welt und wir kennen sie alle: die<br />
schweren Glastüren der Einkaufshäuser,<br />
unmittelbar zuvor vom Vordermann<br />
aufgestoßen worden, wie sie schwer,<br />
wuchtig und mit Schwung auf uns<br />
zurückfallen. Manche von uns senden<br />
entsetzte, andere enttäuschte, wieder<br />
andere nicht mal mehr überraschte<br />
Blicke. Egal, denn der Vordermann ist<br />
bereits weitergegangen und merkt<br />
nichts von dem emotionalen Vulkan,<br />
das er mit einer einzigen Türe bei uns<br />
ausgelöst hat.<br />
Die Glastür kann symbolisch stehen für<br />
einen Sitzplatz im Zug, eine Drängelei<br />
an der Käsetheke, ein grußloser<br />
Start in die geschäftliche Konversation<br />
mit dem Kollegen, ein<br />
Händedruck ohne Blickkontakt,<br />
ein falsch geschriebener Name<br />
bei einer E-Mail, ein vergessener<br />
Rückruf, auf den wir vergeblich<br />
warten…mir fallen<br />
endlos viele Beispiele ein.<br />
Unzählige dieser Unachtsamkeiten<br />
sind bestimmt in den meisten<br />
Fällen nicht wissentlich geschehen<br />
und schon gar nicht mit böser Absicht.<br />
Trotzdem geschehen sie ständig<br />
und die Gesamtsituation wird durch<br />
die Unabsichtlichkeit nicht besser. Der<br />
Betroffene fühlt sich nicht respektiert<br />
und nicht ernst genommen. Er wurde<br />
ja tatsächlich ignoriert. Wussten Sie,<br />
dass Ignoranz die größte Strafe für den<br />
Menschen ist? Wir wollen von unseren<br />
Mitmenschen respektiert und wertgeschätzt<br />
werden.<br />
Jeder von uns ist in der Selbstverantwortung,<br />
darauf zu achten, wie wir von<br />
unserer Umgebung wahrgenommen<br />
werden.<br />
Hinzu kommt, dass weltweit der<br />
Mensch seine Mimik überschätzt:<br />
wir denken also, unser Gesicht sieht<br />
freundlich aus, doch unsere Mimik sieht<br />
viel griesgrämiger aus, wie wir uns tatsächlich<br />
fühlen. Lächeln wir bei der<br />
Begegnung, wirken wir freundlich und<br />
zuvorkommend. Schauen wir weg, gelten<br />
wir als arrogant und unfreundlich.<br />
Für den ersten Eindruck haben wir keine<br />
zweite Chance und die ersten drei<br />
Sekunden entscheiden maßgeblich diesen<br />
ersten Eindruck.<br />
32 32 <strong>Tanzen</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> - Ausgabe 1/2018