Tanzschule Ring 3 - Tanzen - Das Magazin Augabe 4
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Immerhin ergaben Untersuchungen<br />
in unterschiedlichen Ländern, dass<br />
etwa 1/3 der Befragten unter anhaltendem<br />
Mundgeruch (Halitosis, Foetor<br />
ex ore) leidet. Mundgeruch hat sehr<br />
unterschiedliche Ursachen. So können<br />
Knoblauch, Zwiebeln, Rauchen, usw.<br />
zu Mundgeruch führen. Allerdings lassen<br />
sich diese auslösenden Faktoren<br />
» Plötzlich<br />
verstummt man<br />
und wünscht<br />
sich, dass der<br />
Tanz nicht zu lang<br />
dauern wird «<br />
einfach vermeiden. Schwieriger ist es<br />
einen anhaltenden Mundgeruch zu<br />
bekämpfen. Leider kann der Mensch<br />
seinen eigenen Geruch selten objektiv<br />
wahrnehmen, da sich der Geruchssinn<br />
schnell an kontinuierlich vorkommende<br />
Gasmoleküle adaptiert. Bei bis zu 90%<br />
der Patienten entsteht Mundgeruch<br />
durch die Stoffwechselaktivität von<br />
Mundbakterien. Nur bei wenigen Patienten<br />
liegt die Ursache im Bereich von<br />
Hals-, Nasen-, Ohrenerkrankungen oder<br />
im Magen-Darm-Bereich, das heißt er<br />
ist selten durch Allgemeinerkrankungen<br />
bedingt. Die häufigste Ursache<br />
von Mundgeruch ist die Bildung übelriechender,<br />
flüssiger Schwefelverbindungen<br />
durch spezielle Bakterien der<br />
Mundhöhle. Diese Bakterien sitzen auf<br />
der Zunge, in Zahnfleischtaschen und<br />
befinden sich im Speichel. Dabei stellt<br />
insbesondere die Zunge, aufgrund der<br />
vorhandenen Papillen, eine sehr gute<br />
Möglichkeit für Bakterien dar, um dort<br />
sich anzusiedeln und zu vermehren, d.h.<br />
es entsteht ein Zungenbelag.<br />
Natürlich kommen auch andere Faktoren,<br />
wie Entzündungen der Mundschleimhaut,<br />
Pilzbefall, Karies, Zungenpiercings,<br />
schlechter Zahnersatz und<br />
zersetzende Blutkoagula nach chirurgischen<br />
Eingriffen usw. als Ursache infrage.<br />
Ein wichtiger Co-Faktor ist in diesem<br />
Zusammenhang auch ein reduzierter<br />
Speichelfluss (bedingt durch zu geringe<br />
Flüssigkeitszufuhr oder durch die Medikation<br />
bei unterschiedlichen Allgemeinerkrankungen).<br />
Meistens sind mehrere<br />
Faktoren gleichzeitig die Ursache für<br />
Mundgeruch. Periodisch wiederkehrender<br />
Mundgeruch, zum Beispiel morgens<br />
nach dem Aufstehen ist durch die<br />
Austrocknung der Mundhöhle nachts<br />
bedingt und ist nach dem morgendlichen<br />
Zähneputzen verschwunden, also<br />
unproblematisch. Aber kontinuierlicher<br />
Mundgeruch ist ein Problem.<br />
Was kann man tun? Zunächst einmal<br />
sollten Vertrauenspersonen vorsichtig<br />
darauf aufmerksam machen, wenn jemand<br />
unter Mundgeruch leidet. Dann<br />
ist es wichtig, dass eine Zahnarztpraxis<br />
aufgesucht wird, um eine umfassende<br />
Diagnostik durchzuführen. Insbesondere<br />
Zahnfleischentzündungen mit Taschenbildung,<br />
kariöse Stellen, Nischen,<br />
in denen sich Bakterien ansammeln<br />
können, und Zungenbeläge gilt es zu<br />
erkennen. Patienten mit Zungenbelag<br />
haben eine vielfach höhere Besiedelung<br />
mit Bakterien, das gilt besonders<br />
im mittleren und hinteren Zungendrittel.<br />
Sind Zahnfleischtaschen oder Karies<br />
die Ursache, so ist der Mundgeruch mit<br />
einer üblichen, zahnärztlichen Behandlung<br />
in den Griff zu bekommen. Auch<br />
schlecht sitzende Prothesen bzw. defekte<br />
Füllungen und Kronen können erneuert<br />
werden. Kariöse Defekte werden<br />
entfernt. Wichtig ist dann, dass eine<br />
hervorragende Mundhygiene und mindestens<br />
zweimal tägliches, sorgfältiges<br />
Zähneputzen etabliert werden und dass<br />
dies auch von den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern der Zahnarztpraxis<br />
überprüft wird. Insbesondere die Zahnzwischenräume<br />
müssen mit speziellen<br />
Zahnzwischenraumbürsten bzw. Sticks<br />
von Essensresten und Bakterien mindestens<br />
einmal täglich gesäubert werden.<br />
Auch Prothesen müssen gereinigt<br />
werden. Meistens lässt sich mit diesen<br />
Maßnahmen der Mundgeruch in den<br />
Griff bekommen. Daneben gilt es die<br />
Speichelfließrate zu überprüfen und<br />
gegebenenfalls dafür Sorge zu tragen,<br />
Mundgeruch<br />
PROF. DR. MED. DENT.<br />
ELMAR HELLWIG<br />
Der Autor, Herr Prof. Dr. Elmar Hellwig,<br />
leitet als Ärztlicher Direktor die<br />
Klinik für Zahnerhaltungskunde und<br />
Parodontologie am Universitätsklinikum<br />
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.<br />
Seine Forschungsschwerpunkte<br />
sind unter anderem Prävention, die<br />
Entwicklung zahnärztlicher Materialien<br />
sowie orale Mikrobiologie.<br />
dass der Speichelfluss angeregt wird.<br />
Hier ist ausreichende Aufnahme von<br />
Flüssigkeit (in erster Linie Wasser) und<br />
möglicherweise Kaugummi zu empfehlen.<br />
<strong>Das</strong> Kaugummikauen hilft jedoch<br />
nicht, den Mundgeruch dauerhaft zu<br />
beseitigen. Minzhaltiges Kaugummi<br />
zum Beispiel kann nur etwa zwei Stunden<br />
lang die geruchsfördernden Gase<br />
maskieren.<br />
Allerdings kann man mit zinkhaltigen<br />
Mundspüllösungen und Zahnpasten,<br />
welche mit den schwefelhaltigen, flüchtigen<br />
Gasen Verbindungen eingehen,<br />
zusätzlich zu den Mundhygienemaßnahmen<br />
etwas tun. Wichtig ist, dass<br />
die Zunge mit einem speziellen Zungenschaber<br />
bzw. einer Zungenbürste<br />
gereinigt wird. Dies gilt es gemeinsam<br />
mit dem Hygienepersonal in der zahnärztlichen<br />
Praxis zu üben. Sollten all<br />
diese Maßnahmen nicht helfen, müssen<br />
Untersuchungen in einer HNO-Praxis<br />
und durch einen Allgemeinmediziner<br />
erfolgen, um Allgemeinerkrankungen<br />
auszuschließen.<br />
Mundgeruch - Ein Tabuthema<br />
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