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02/2018

Fritz + Fränzi

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Rubrik<br />

verträgt man viel. «Nach aussen hat<br />

man mir das nicht angemerkt, dass<br />

ich an einem Abend zwei Flaschen<br />

Wein oder fünf bis zehn Bier getrunken<br />

hatte», sagt Beat heute. «Als<br />

Alkoholiker rechnest du in einer<br />

anderen Liga.»<br />

Ein Sattelschlepper als Ausweg<br />

Die Alkoholkrankheit wurde zum<br />

Lebensmittelpunkt der Familie. Und<br />

Margrit erlebte das, was die Experten<br />

als Co-Abhängigkeit bezeichnen: die<br />

Verunsicherung, die Hilflosigkeit,<br />

das Unvermögen, etwas ändern zu<br />

können. Sie wurde depressiv.<br />

Margrit stellt ihren Kaffee auf den<br />

Tisch und seufzt. Heute staunt sie<br />

über die eigene Vergangenheit. Sie<br />

sitzt im Wohnzimmer, schaut aus<br />

dem Fenster, Nebel. «Ich bin oft in<br />

der Wohnung gesessen und habe<br />

mich nicht getraut, hinauszugehen»,<br />

erinnert sie sich. «Ich hatte Angst,<br />

dass sie mir die Kinder wegnehmen.<br />

Denn mit mir stimmte ja offenbar<br />

etwas nicht.» Nach Jahren voller<br />

Unsicherheiten war sie irgendwann<br />

davon überzeugt, psychisch krank<br />

zu sein.<br />

Von ihrem Umfeld wurde Margrit<br />

damals die wütende Mutter, die<br />

überstrenge, diejenige, welche ihren<br />

Mann an die Kandare nimmt, welche<br />

die Familie auf Trab hält. Diejenige,<br />

mit der etwas nicht stimmte.<br />

Und das, obwohl sie solch einen<br />

Mann hat: Einen, der sie alles<br />

machen lässt, der so liebenswürdig<br />

ist, den sie gar nicht verdient hat.<br />

Margrit sagt: «Irgendwann hatte ich<br />

es so oft gehört, dass ich angefangen<br />

habe, es zu glauben: Ich bin krank,<br />

nicht der Beat.» Dass das typisch ist<br />

für die Frauen von Alkoholkranken,<br />

wusste sie damals nicht.<br />

Irgendwann hatte es Margrit so<br />

oft gehört, dass sie es glaubte:<br />

Sie war krank, nicht ihr Mann.<br />

Margrit hat das Problem übernommen.<br />

Er hatte die Sucht, sie die Symptome.<br />

«Ich war gar nicht da», sagt<br />

Margrit, «immer irgendwie abwesend.<br />

Dass ich für die Kinder emotional<br />

nicht vorhanden war, bereue<br />

ich heute am meisten. Sie sagen mir<br />

zwar, dass sie das nicht gemerkt<br />

haben. Aber ich merke es.» Beat<br />

auch. Er war nach aussen charmant,<br />

lebensfreudig, gut organisiert. Innerlich<br />

aber war er betäubt, unglücklich,<br />

selbstmordgefährdet. «Dieser Sattelschlepper<br />

da, der könnte<br />

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