Bluthochdruck – die unterschätzte Diagnose Rund zwei Prozent der Schweizer Kinder haben Bluthochdruck, Tendenz steigend. Experten machen hierfür vor allem die zunehmende Zahl an übergewichtigen Kindern und Jugendlichen verantwortlich. Was Eltern wissen müssen. Text: Anja Lang Bild: iStockphoto 60 Februar <strong>2018</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Ernährung & Gesundheit Cheeseburger, Chips und Cola ade! Seit der Kinderarzt bei Julian einen zu hohen Blutdruck festgestellt hat, muss der Zehnjährige lernen, gesünder zu essen, um abzunehmen. Denn starkes Übergewicht hat bei Julian zu erhöhten Blutdruckwerten geführt. Werden diese nicht gesenkt, kann das auf Dauer zu Gefässschäden an seinen Organen und ernsthaften Folgeerkrankungen wie Schlaganfall , Arteriosklerose, Herzinfarkt, oder Nierenversagen führen. Zwei Prozent der Kinder in der Schweiz haben Bluthochdruck Die Entstehung von Bluthochdruck, fachsprachlich arterielle Hypertonie, bei Kindern kann unterschiedliche Ursachen haben: «Zum einen können organische Ursachen wie eine Herzerkrankung oder ein Nierenleiden zu einem erhöhten Blutdruck im Kindesalter führen», weiss Professor Giacomo Simonetti, Vorstandsmitglied der Swiss Society of Hypertension und Chefarzt der Kinderklinik am Regionalkrankenhaus von Bellinzona und Valli. «Diese Form der arteriellen Hypertonie gab es schon immer. Sie ist aber vergleichsweise selten.» Eine Zunahme lässt sich vor allem bei der sogenannten essentiellen oder auch primären arteriellen Hypertonie verzeichnen. Davon spricht man, wenn keine ursächlichen Grunderkrankungen ausgemacht werden können. «In der Regel sind für diese inzwischen deutlich häufigere Form des Bluthochdrucks bei Kindern Übergewicht und Adipositas verantwortlich», erklärt Simonetti. «Daneben können aber auch bestimmte Medikamente wie etwa der Wirkstoff Methylphenidat zur Behandlung von ADHS, Kortison oder auch Lakritze den kindlichen Blutdruck ansteigen lassen.» Wird der sehr früh entstandene Bluthochdruck nicht rechtszeitig behandelt, kann es zu schweren Schäden an den Gefässen kommen. Und gefährliche Folgeerkrankungen wie Schlaganfall, Nieren-, Herz- und Kreislauferkrankungen, die man sonst nur bei älteren Patienten kennt, können schon in jungen Jahren auftreten. Hoher Blutdruck tut (leider) nicht weh Besonders heimtückisch an hohem Blutdruck ist, dass die Krankheit über lange Zeit nahezu symptomlos verläuft. «Die Kinder spüren den zu hohen Blutdruck nicht», erklärt der Tessiner Kinderarzt. «Bluthochdruck tut nicht weh und macht auch sonst kaum spürbare Probleme.» Somit merken auch die Eltern oft nichts und es kann passieren, dass der zu hohe Blutdruck lange Zeit unerkannt und damit auch unbehandelt bleibt. «Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung wird deshalb in der Schweiz eine präventive Routinemessung des Blutdrucks ab einem Alter von sechs Jahren empfohlen», betont Simonetti. «Bei Kindern mit einem erhöhten Risikopotenzial für Bluthochdruck, also mit Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei familiärer Vorbelastung von Hypertonie in der Familie, bei Frühgeborenen, bei laufender Kortison- und Ritalinbehandlung sowie bei übergewichtigen und fettleibigen Kindern, sollten allerdings immer zusätzlich weitere gezielte Messungen erfolgen.» Dasselbe gilt, wenn unklare Symptome wie häufiges Nasenbluten und Erbrechen, anhaltende Kopfschmerzen und Schwindel