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soziologie heute Juni 2011

Das erste und einzige illustrierte soziologische Fachmagazin im deutschsprachigen Raum. Wollen Sie mehr über Soziologie erfahren? www.soziologie-heute.at

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<strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> 19<br />

lieben. Es kommt zum Konflikt zwischen<br />

den Schülern/Sängern, der darin<br />

endet, dass das Mädchen stirbt.<br />

Das Video verharrt auf traditionellem<br />

Rollenverständnis. Wiederum werden<br />

die Sänger als aggressiv, cool und stark<br />

präsentiert und zeigen damit männliche<br />

Typisierungen. Dem Mädchen<br />

kommt ebenfalls ein traditionales Rollenmuster<br />

zu. Es ist den Jungs völlig<br />

untergeordnet, zeigt keine eigeninitiative,<br />

sondern schließt sich dem an, der<br />

sich in dem Konflikt als der Stärkste<br />

herauskristallisiert. Es werden somit<br />

traditionell-patriarchale Werte in Verbindung<br />

mit biologischen Vorstellungen<br />

visualisiert.<br />

Zusammenfassung<br />

Hinsichtlich der Geschlechterdarstellung<br />

in koreanischen Videoclips lässt<br />

sich somit folgendes festhalten: Promotional<br />

Videos von Boybands beinhalten<br />

keine wesentlichen Aussagen.<br />

Im Grunde genommen könnte man<br />

sie als postmoderne Konstrukte bezeichnen,<br />

die in der Hauptsache aus<br />

einer reinen Performance bestehen, in<br />

welcher vor allem traditionelle Rollenmuster<br />

wiedergegeben werden. Diese<br />

beziehen sich sowohl auf das Rollenverständnis<br />

des Mannes als auch<br />

demjenigen der Frau. Frauen treten<br />

in der Regel selten auf, es sei denn, es<br />

handelt sich um ein narratives Video.<br />

Innerhalb der visualisierten Erzählung<br />

erhält die weibliche Rolle einen<br />

unemanzipierten Charakter, der sich<br />

dem Mann willenlos unterordnet.<br />

Gegenüber den Boybands treten Videoclips<br />

von koreanischen Girlbands<br />

etwas differenzierter auf. Dies liegt<br />

daran, dass die meisten der Videos<br />

als semi-narrativ kategorisiert werden<br />

können und durch unterschiedliche<br />

Ideen auffallen. Zum anderen liegt dies<br />

sicherlich auch an der Farbgebung. In<br />

koreanischen Boyband-Clips dominieren<br />

(in der Performance) die Farben<br />

Weiß und Schwarz. Im Gegensatz dazu<br />

legen Videos von Girlbands großen<br />

Wert auf intensive Bonbonfarben. Das<br />

in den Videos dargestellte Rollenverständnis<br />

ist differenziert. So existieren<br />

Videoclips, in denen Frauen durchaus<br />

als emanzipiert dargestellt, aber<br />

auch Clips, in denen Frauen als mädchenhaft-naiv<br />

präsentiert werden. Ein<br />

wesentlicher Punkt betrifft satirische<br />

Elemente, mit denen manche der Videos<br />

arbeiten und welche bei den Clips<br />

der Boybands nicht zu finden sind. So<br />

wird mithilfe von Promotional Videos<br />

Gesellschaftskritik geübt, welche in<br />

Performance und Konzept eingebettet<br />

ist.<br />

Der internationale Erfolg koreanischer<br />

Bands scheint für diese Konzepte zu<br />

sprechen. David MacIntyre zufolge<br />

war bereits im Jahr 2002 in den Musikindustrien<br />

von Japan, Taiwan und anderen<br />

asiatischen Ländern eine zunehmende<br />

Koreanisierung zu vermelden.<br />

Das bedeutet, dass die koreanischen<br />

Konzepte von japanischen, taiwanesischen<br />

und anderen asiatischen Produzenten<br />

übernommen werden, um dadurch<br />

die Vermarktung zu verbessern.<br />

Der Trend greift zudem über in die<br />

USA, Kanada und Australien, wo koreanische<br />

Bands ebenfalls zunehmende<br />

Erfolge feiern können. Möglicherweise<br />

greift diese Entwicklung demnächst<br />

auch über auf Europa.<br />

Literatur<br />

Altrogge, Michael (2000). Tönende Bilder. Interdisziplinäre<br />

Studie zu Musik undBildern in Videoclips und ihrer<br />

Bedeutung für Jugendliche. Berlin: Vistas.<br />

Bachmayer, Eva (1990). „Gequälter Engel. Das Frauenbild<br />

in den pornographischen Comics“. In: Ruth Linhart/Fleur<br />

Wöss (Hrsg). Nippons neue Frauen. S. 205-225. Hamburg:<br />

Rohwohlt.<br />

Blume, Jutta (1993). „Neue Ästhetik-Alter Sexismus?<br />

Frauenbilder in populären Musikvideoclips. Popularität<br />

vs. Eigensinn.“ In: Hutschenreuter, H. (Hrg). Feministische<br />

Streifzüge durch das Punkteuniversum. Medienkunst<br />

von Frauen. Edition Filmwerkstatt: Essen, S. 93-109.<br />

Düllo, Thomas (2000). »Coole Körpermaschinen, hysterisierte<br />

Räume. Maskierte Identitätsvokabeln in neueren<br />

Musik-Clips.« In: Kursbuch Kulturwissenschaft. Hg. v.<br />

Thomas Düllo, Arno Meteling, André Suhr und Carsten<br />

Winter. Münster: Lit, S. 259-275.<br />

Kaplan, Elisabeth Ann (1987). Rocking around the clock.<br />

Routledge: London.<br />

MacIntyre, Donald (2002). „Flying too high?“. In: Time<br />

Magazine (Asia Edition), 29. Juli 2002.<br />

Pechmann, Max (2005). „Die Entwicklung des südkoreanischen<br />

Bildungssystems“ In: Patrick Köllner (Hrsg.),<br />

Koreajahrbuch 2005, Institut für Asienkunde, S. 155-167.<br />

Pechmann, Max (2008). „Von unheimlichen Schulmädchen<br />

und ungebetenen Gästen. Zur Charakteristik des<br />

südkoreanischen Horrorfi lms“. In: Phantastisch 2/2008,<br />

S. 40-44.<br />

Springklee, Holger (1985). „Videoclips. Typen und Auswirkungen.“<br />

In: Behne, Klaus-Ernst (Hrsg). Film-Musik-Video<br />

oder Die Konkurrenz von Auge und Ohr. Gustav Bosse Verlag:<br />

Regensburg: S. 117-154.<br />

Max Pechmann,<br />

Jahrgang 1973, wurde<br />

in Wien geboren und<br />

studierte in Heidelberg<br />

Soziologie, Philosophie<br />

und Asiatische Geschichte.<br />

Er war/ist als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter<br />

bzw. Dozent u.a. am<br />

Institut für Soziologie<br />

in Bamberg, Heidelberg<br />

und Würzburg tätig.<br />

Schwerpunkte seiner Arbeit sind Aspekte der Filmund<br />

Kultur<strong>soziologie</strong>. Nebenberuflich ist er als Essayist,<br />

Film- und Buchkritiker tätig.<br />

BUCHEMPFEHLUNG<br />

Berger, Peter L.<br />

Einladung zur Soziologie<br />

Eine humanistische Perspektive<br />

1. Aufl age <strong>2011</strong><br />

220 S.<br />

UTB / UVK<br />

ISBN: 978-3-8252-3495-9<br />

UTB: 3495<br />

Buchpreis: EUR 14,90 (D) / SFR 21,90<br />

(CH) / EUR 15,40 (A) inkl. Mwst. + zzgl.<br />

Versandkosten<br />

Peter L. Berger eröffnet mit seiner „Einladung<br />

zur Soziologie“ auf leichtfüßige<br />

und eingängige Art einen Zugang in die<br />

Denkweise des Fachs. Im Alter von nur<br />

35 Jahren schrieb er diese zeit- und konkurrenzlose<br />

Einführung, welche zwischenzeitlich<br />

in zahlreiche Sprachen<br />

übersetzt wurde. Ergänzt wird das Werk<br />

durch ein aktuelles Interview, das die<br />

Herausgeberin Michaela Pfadenhauer<br />

mit Peter L. Berger über dieses Buch und<br />

sein heutiges Verständnis von Soziologie<br />

führte.<br />

Peter L. Berger gilt als bedeutendster Vertreter<br />

der sogenannten „neueren Wissens<strong>soziologie</strong>“<br />

und scharfer Analytiker der<br />

Gegenwart. Er leitete 30 Jahre lang das<br />

von ihm gegründete „Institute for Culture,<br />

Religion and World Affairs“ (CURA)<br />

an der Boston University.<br />

SOZIOLOGIEHEUTE_JUNIausgabe<strong>2011</strong>a.indd 19 26.05.<strong>2011</strong> 13:35:20

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