BI aktuell 1. Quartal 2018
Schwerpunktthema Digitalisierung
Schwerpunktthema Digitalisierung
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12 Schwerpunktthema // Digitalisierung<br />
Schwerpunktthema // Digitalisierung 13<br />
Grundsätzlich wird das <strong>BI</strong>M g -Management<br />
durch denjenigen Projektbeteiligten erfolgen,<br />
der aus den Projektrandbedingungen<br />
heraus durch das jeweils spezifisch vorhandene<br />
Know-how für den Projekterfolg den<br />
größtmöglichen Input geben kann. Die für<br />
die Auswahl des <strong>BI</strong>M g -Managers relevanten<br />
Projektrandbedingungen ergeben sich aus<br />
dem Schaubild 7.<br />
3. Kalkulation<br />
Traditionelle Kalkulationen für Bauprojekte<br />
umfassen die Einzelkosten der Teilleistungen<br />
(EKT), die zusammen mit den Baustellengemeinkosten<br />
die Herstellungskosten<br />
einer Baumaßnahme abbildeten. Mit den<br />
darauf addierten Zuschlägen für allgemeine<br />
Geschäftskosten und Rendite (früher Gewinn<br />
und Wagnis) werden Angebotspreise gestaltet.<br />
Durch die Digitalisierung der Prozesse werden<br />
die o. g. neuen zusätzlichen Managementleistungen<br />
erforderlich, die entweder<br />
in den Baustellengemeinkosten als neue<br />
Elemente einer GU- oder GÜ-Leistung zu<br />
kalkulieren sind bzw. separat zunächst als<br />
besondere Managementleistungen zu berechnen<br />
und zu vergüten sein werden. Das<br />
betrifft insbesondere die baubetrieblichen<br />
und wirtschaftlichen Planungen für die Projektrealisierung.<br />
Neu sind insbesondere die Managementleistungen<br />
zur Planung und Steuerung der <strong>BI</strong>M g -<br />
-Prozesse.<br />
Die Digitalisierung der Prozesse, insbesondere<br />
durch die <strong>BI</strong>M g -Planungen, verringert<br />
die Aufwendungen für die Bauausführung.<br />
Das Baustellenmanagement wird<br />
aus schlankeren Teams bestehen und für<br />
die Baustellengemeinkosten zu günstigeren<br />
Kalkula-tionsansätzen führen. Dafür entstehen<br />
in der Planungsphase und in der Vorbereitung<br />
der Bauprojekte Zusatzaufwendungen<br />
für das Prozessmanagement und<br />
für die baubetrieblichen und wirtschaftlichen<br />
Planungen der Projektrealisierung.<br />
Im Saldo werden die Gesamtprojektkosten<br />
entlastet. Auch nachträglich evtl. erforderliche<br />
Leistungssoll-Änderungen werden<br />
einfacher handhabbar. Die Kosten und die<br />
terminlichen Auswirkungen für Leistungssolländerungen<br />
werden geringer ausfallen,<br />
als es ohne <strong>BI</strong>M-Prozesssteuerung früher i.<br />
d. R. der Fall war.<br />
4. Vergütung<br />
Die Bundesarchitektenkammer versucht<br />
derzeit, alle denkbaren <strong>BI</strong>M g -Leistungen<br />
in der HOAI zu verankern, und hat dementsprechend<br />
Überlegungen zur Anpassung<br />
der HOAI an die <strong>BI</strong>M-Planungen angestellt.<br />
Der Verband der deutschen Projektmanager<br />
in der Bau- und Immobilienwirtschaft<br />
(DVP) hat ebenfalls einen Vorschlag zur<br />
Ergänzung des Leistungsbildes der Projektsteuerung<br />
bei <strong>BI</strong>M g -Planungen erarbeitet.<br />
Die Leistungen für <strong>BI</strong>M g -Manager sind<br />
derzeit in der gültigen HOAI noch nicht<br />
unter den bekannten Leistungsphasen eingeordnet.<br />
Die Bundesarchitektenkammer<br />
empfiehlt daher, solche Leistungen bis auf<br />
Weiteres als „besondere Leistungen“ zu<br />
vergüten. Besondere Leistungen können<br />
danach auf Stundenbasis abgerechnet werden.<br />
Grundlage dafür sollte der Praxishinweis<br />
Nr. 45 der Architektenkammer sein<br />
bzw. der AHO- Stundensatzrechner (AHO:<br />
Ausschuss der Verbände und Kammern der<br />
Ingenieure und Architekten).<br />
Für die zukünftig insbesondere in der Planungsphase<br />
erforderlichen Managementleistungen<br />
der Bauunternehmen bedarf es einer<br />
entsprechenden angemessenen Vergütung,<br />
die den Erfordernissen des jeweiligen Projektes<br />
entspricht.<br />
Diese Vergütung lässt sich durch entsprechende<br />
Ergänzung der HOAI sicherlich dort<br />
abbilden. Die Vergütung der Leistungen<br />
nach HOAI sind aber eigentlich den Architekten<br />
und Fachplanern zugedacht.<br />
Die Managementleistungen zur Prozessteuerung<br />
der Planung und des Baubetriebes sowie<br />
unter anderem die Planungsleistungen für die<br />
Wirtschaftlichkeit des Projektes können aber<br />
auch in einer dazu neu zu entwickelnden, eigenen<br />
Honorarordnung zur Steuerung des<br />
<strong>BI</strong>M g -Prozesses evaluiert und verbindlich gestaltet<br />
werden.<br />
Bis dahin sollten diese Aufgaben als besondere<br />
Leistungen analog der HOAI oder der<br />
AHO durch denjenigen im Stundenverrechnungssatz<br />
abgerechnet werden, der diese Leistungen<br />
erbringt. So sieht es die Bundesarchitektenkammer<br />
für die neuen Leistungen zur<br />
<strong>BI</strong>M-Planung noch vor.<br />
5. Vergaberecht<br />
Öffentliche Aufträge<br />
Für die Vergabe von Planungs- und Bauleistungen<br />
der öffentlichen Hand bedarf es<br />
bei zukünftigen Projekten der eingehenden<br />
Überprüfung, ob die geltenden Vergabegrundsätze<br />
und Vorgaben unter dem Eindruck<br />
der Digitalisierung zur Wahrung der<br />
damit verbundenen Vorteile unverändert<br />
Bestand haben können. Eine Einbindung aller<br />
Know-how-Träger in den Planungsprozess<br />
ist unabdingbar. Diese Erkenntnis führt für unterschiedliche<br />
Vergabemodelle zu unterschiedlichen<br />
Erfordernissen:<br />
a. Einzelgewerkevergabe/Fachlosvergabe<br />
Einbindung eines versierten <strong>BI</strong>M g -Managers<br />
aus der Hemisphäre der Bauunternehmer,<br />
Planer oder Projektsteuerer in Abhängigkeit<br />
vom Umfang und Inhalt der damit verbundenen<br />
Aufgabenstellung. Diese ergibt sich aus<br />
den Projektanforderungen: Größe, Komplexität<br />
und Bausparte.<br />
b. Pauschalvergabe GU und GÜ<br />
Einbindung eines <strong>BI</strong>M g -Managementteams<br />
aus der Hemisphäre der leistungsfähigen Bauunternehmer.<br />
Entweder als Bestandteil einer<br />
GÜ-Leistung oder als eigenständig ausgeschriebene<br />
Leistung mit einem sachgerechten<br />
Anforderungsprofil. Dieses Profil unterscheidet<br />
sich eindeutig von herkömmlichen Projektsteuerungsleistungen,<br />
da das hierzu erforderliche<br />
Referenz-Know-how ausschließlich<br />
von erfahrenen Bauunternehmen zur Verfügung<br />
gestellt werden kann.<br />
c. Partnerschaftsmodelle<br />
Einbindung eines <strong>BI</strong>M-Managementteams<br />
wie unter b. Pauschalvergabe GU und GÜ<br />
beschrieben.<br />
<strong>BI</strong>M t - Management<br />
<strong>BI</strong>M-Management<br />
Projekte der öffentl. Hand<br />
Auftraggeber / Projektsteuerer<br />
Generalplaner / Architekt<br />
Bauunternehmer<br />
Ingenieurbüro<br />
Private Auftraggeber<br />
Auftraggeber / Projektsteuerer<br />
Generalplaner / Architekt<br />
Bauunternehmer<br />
Ingenieurbüro<br />
E = Einzelgewerkevergabe<br />
Aufträge privater Kunden<br />
Der private Kunde ist grundsätzlich frei<br />
in der Wahl des für ihn geeigneten Vergabeverfahrens.<br />
Eine Einbindung aller<br />
Know-how Träger eines Projektes in den<br />
Planungsprozess ist zur Optimierung in<br />
einer digitalisierten Bauwelt für den Projekterfolg<br />
des privaten Kunden wie bei den<br />
öffentlichen Auftraggebern ebenfalls unabdingbar.<br />
6. Verträge<br />
Kleine Projekte Mittlere Projekte Großprojekte<br />
Idealer Auftragnehmer<br />
<strong>BI</strong>M-Management in Abhängigkeit<br />
von den Projektrandbedingungen<br />
< 5,0 Mio. €<br />
5,0 Mio. € - 50 Mio. € > 50 Mio. €<br />
Ingenieurbastruktubastruktubastruktur<br />
Infra-<br />
Ingenieur-<br />
Infra-<br />
Ingenieur-<br />
Infra-<br />
Hochbau Hochbau Hochbau<br />
E /F GU P E /F GU P E /F GU P E /F GU P E /F GU P E /F GU P E /F GU P E /F GU P E /F GU P<br />
F = Fachlosvergabe GU = Generalunternehmervergabe P = Partnerschaftsmodell = idealer AN für <strong>BI</strong>M-Management<br />
// Schaubild 7: Wer stellt das <strong>BI</strong>M-Management?<br />
Quelle: Vortrag „Digitalisierung der Bauindustrie“, Klaus Pacher.<br />
Zur Gestaltung und Umsetzung von <strong>BI</strong>M g -<br />
Planungen sollten zukünftige Verträge nicht<br />
nur idealerweise einen partnerschaftlichen<br />
Charakter haben, sondern im Sinne der Digitalisierung<br />
eine eindeutige Formulierung<br />
aufweisen. Hierzu sind Standardverträge zu<br />
entwickeln, die in keinem Punkt die Leistungsabgrenzung<br />
und Risikozuweisung zwischen<br />
Vertragspartnern unpräzise beschreiben<br />
und interpretationsfähig offenhalten.<br />
Eindeutige Leistungs- und Risikozuweisungen<br />
eröffnen harmonische Bauabwicklungen<br />
für im Vorfeld des Baubeginns zu Ende geplante<br />
Projekte.<br />
Je nachdem ob es sich um Verträge mit öffentlichen<br />
oder privaten Auftraggebern handelt<br />
und in Abhängigkeit von der Projektgröße<br />
und von dem Projekttyp aus dem Hoch- und<br />
Ingenieurbau werden bei der Entwicklung<br />
von Standardverträgen unterschiedliche Textbausteine<br />
zu gestalten sein.<br />
7. Resümee<br />
<strong>BI</strong>M g als Arbeitsmethode erfordert eine<br />
konsequente Abkehr von der strikten Trennung<br />
von Planung und Bau. Gemeinsame<br />
Prozesse und Planungen aller Projektbeteiligten<br />
sind zu etablieren.<br />
Es wird zu einer neuen Rollenverteilung<br />
insbesondere in der Planungsphase von<br />
Projekten kommen. Die Bauunternehmen<br />
nehmen je nach Projekttyp hierbei eine<br />
tragende Rolle ein. Wesentliche Baumanagementleistungen<br />
finden zukünftig in der<br />
Planungsphase statt.<br />
Die Vergaberichtlinien werden für eine<br />
vorteilhafte, konsequente Umsetzung der<br />
<strong>BI</strong>M g -Arbeitsmethode angepasst werden<br />
müssen. Insbesondere das Gesetz zur Wettbewerbsbeschränkung<br />
(GWB) ist zu überdenken.<br />
Die Einhaltung des gültigen GWB<br />
nach dem Motto „Koste es, was es wolle“<br />
kann für <strong>BI</strong>M g -Planungen zukünftig kein<br />
alleiniger Maßstab mehr sein.<br />
Die Erarbeitung und Einführung von eindeutigen<br />
Standardverträgen vermeidet<br />
Streitpotenziale und schafft klare Zuständigkeiten.<br />
Die Etablierung von neuen Vergütungsformen<br />
für <strong>BI</strong>M g -Prozessmanagementleistungen<br />
in der Planungs-, Bauvorbereitungs-<br />
und Bauphase von Projekten und<br />
für den baubetrieblichen und wirtschaftlichen<br />
Know-how-Input in der Planungsphase<br />
sind dringend erforderlich.