»Ein Dülmener Dickkopf gibt nicht auf!«
Aus dem Münsterland zu den Indios · Friedrich Kaiser (1903–1993) · ein Buch von Markus Trautmann
Aus dem Münsterland zu den Indios · Friedrich Kaiser (1903–1993) · ein Buch von Markus Trautmann
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provinz-stillen und provinz-öden Platz; hier liegt das<br />
Rathaus und andere alte, ansehnliche Gebäude, große<br />
K<strong>auf</strong>mannshäuser, Wohnungen für die Patriziergeschlechter<br />
der Stadt.“ Dann beschreibt er weitere architektonische<br />
Eigenheiten des Städtchens. „Das westfälische<br />
Haus – so wie man es in Dülmen noch findet,<br />
unverfälscht von moderner Berliner Kultur – wendet<br />
den Giebel nach der Straße, und die eine Hälfte des<br />
unteren Stockwerkes wird eingenommen von einer<br />
mächtigen Tür. Diese hat vier Flügel, zwei halbrunde<br />
oben, zwei viereckige unten, und in diesen letzteren<br />
sind wieder schmalere Türen angebracht, welche den<br />
gewöhnlichen Ein- und Ausgang für die Bewohner abgeben.“<br />
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Dülmen, so empfand der Besucher, sei zu Beginn des<br />
20. Jahrhunderts noch immer „in allem Wesentlichen<br />
so, wie damals, als Anna Katharina Emmerick in den<br />
Ringmauern lebte, im Kloster Agnetenberg oder in einem<br />
der gemieteten Zimmer, welche sie nach der Aufhebung<br />
des Klosters bis zu ihrem Tode bewohnte“. Im<br />
Haus Neustraße Nr. 10 (heute Borkener Straße) besichtigte<br />
Jörgensen auch das Sterbezimmer der Emmerick<br />
und äußerte die Vermutung, „es wird wohl einmal<br />
eine Kapelle daraus, denn Anna Katharina ist <strong>auf</strong> dem<br />
Wege zur Heiligsprechung; ihre Sache wird in Rom<br />
vom Augustinerorden, dem sie angehörte, vor der Ritenkongregation<br />
geführt“. Tief ergriffen erlebte der<br />
dänische Gast den Besuch der 1899 eingeweihten Emmerick-Gedenkstätte<br />
an der Lüdinghauser Straße <strong>auf</strong><br />
Höhe der späteren Kreuzkirche. – „Gegen Abend nehme<br />
ich einen neuen Rundgang durch Dülmen vor. Die<br />
Sonne scheint über die stille, friedliche Stadt. Schma le,<br />
wohlgepflasterte Straßen winden sich zwischen Reihen<br />
von kleinen, roten, niedrigen Backsteinhäusern oder<br />
an den Stadtmauern hin, deren runde Türme mit den<br />
spitzen Dachkappen an Nürnberg erinnern. An vielen<br />
Stellen sind Küchengärten mit grünbemaltem Staket<br />
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