»Ein Dülmener Dickkopf gibt nicht auf!«
Aus dem Münsterland zu den Indios · Friedrich Kaiser (1903–1993) · ein Buch von Markus Trautmann
Aus dem Münsterland zu den Indios · Friedrich Kaiser (1903–1993) · ein Buch von Markus Trautmann
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hohen Grad an Identifizierung der Bevölkerung mit<br />
der Kirche und dem katholischen Glauben und eine<br />
starke Anbindung und Ausrichtung der Laien am Klerus<br />
bis hin<strong>auf</strong> zum Papst. Zugleich entstand über den<br />
rein religiösen Bereich hinaus ein engagiertes Hineinwirken<br />
in die Öffentlichkeit <strong>auf</strong> sozialem, kulturellem<br />
und politischem Gebiet.<br />
Sosehr das „katholische Milieu“ eine integrierende Bindungskraft<br />
besaß und dem kirchlichen Leben nach innen<br />
wie nach außen eine hohe Vitalität ermöglichte, sosehr<br />
lebte es zugleich quasi entlang einer Konfliktlinie<br />
und in einer gewissen Abschottung zur gesellschaftlichen<br />
Moderne und zum fortschrittsgläubigen Zeitgeist.<br />
So wird dem „Milieukatholizismus“ gerade vor dem<br />
Ersten Weltkrieg eine gewisse Wagenburgmentalität<br />
vorgehalten.<br />
Um die katholische Mentalität in Deutschland vor<br />
dem Ersten Weltkrieg (und darüber hinaus) zu erfassen,<br />
bedarf es eines Rückblicks <strong>auf</strong> die Zeit des „Kulturkampfes“,<br />
der in den 1870er und 1880er Jahren entbrannte,<br />
also in der Zeit, als die Eltern von Friedrich<br />
Kaiser heranwuchsen.<br />
Unter dem „eisernen Kanzler“ Otto von Bismarck (1815-<br />
1898) ging der deutsche Staat und vor allem das Land<br />
Preußen daran, den Einfluss der katholischen Kirche<br />
und ihres Klerus im öffentlichen Leben mit aller Gewalt<br />
zu brechen. Die Predigt der Priester und die kirchliche<br />
Öffentlichkeitsarbeit, die kirchliche Schul<strong>auf</strong>sicht und<br />
die Leitung sozialer Einrichtungen, die Zulassungen<br />
zur Priesterweihe und Stellenbesetzungen – alles sollte<br />
künftig der staatlichen Weisung untergeordnet werden.<br />
Die Empörung und der Widerstand der Katholiken waren<br />
massiv. Der spätere Pfarrdechant von St. Viktor (ab<br />
1887) Christoph Bernhard von Galen saß als Kaplan in<br />
Borken im Gefängnis, ebenso in Münster ein späterer<br />
<strong>Dülmener</strong> Kaplan. In Dülmen selbst blieb das Pfarrleben<br />
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