casanostra 133 - November 2015

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10_ WOHNEN IM ALTER__ extra Im eigenen Haus alt werden dank guter Beratung Knapp zehn Minuten vom Hauptbahnhof Luzern, inmitten roter Hortensien, steht das schmucke Haus von Frau Brunner. Die heute 83-jährige Lehrerin möchte möglichst lange darin wohnen bleiben, ist aber nicht mehr so gut zu Fuss. Der Anruf bei der Beratungsstelle für Wohnfragen im Alter hat sich für sie gelohnt. BERATUNGSSTELLE FÜR WOHNFRAGEN IM ALTER __Die Kirchenglocken im Quartier erschallen pünktlich, als ich um Einlass läute. Eine zierliche Frau öffnet und bittet mich herein. Mir fallen die dichte, fast weisse Haarpracht und die feingliedrigen Hände auf. Sie sei nicht mehr die Schnellste, sagt Frau Brunner, und die Schuhe müsse ich auch nicht ausziehen; das sei ihre Generation nicht gewohnt. Für ihre tibetischen Untermieter hingegen sei das ganz normal – vielleicht beginne sie auch bald mit dieser Angewohnheit. Für das Interview gehen wir in das Wohnzimmer: Holzparkett, Teppiche, Gobelin an der Wand, ein goldener Diwan und sogar ein richtiger Flügel vervollständigen das stilsichere Interieur. Einen Fernsehapparat sehe ich keinen, dafür Schutzdeckchen auf Polstern und Tischchen. Das Haus neuen Bedürfnissen anpassen Frau Brunner hat in einer Zeitschrift einen Bericht über die Beratungsstelle für Wohnfragen im Alter gelesen und sofort zum Telefon gegriffen. Sie ist froh um das niederschwellige Angebot von Hausverein, Pro Senectute und neuerdings auch der Stadt Luzern als dritter Trägerin. « Es war die Antwort auf all die Fragen in mir drin » , bestätigt Frau Brunner knapp und treffend. Das Haus ist vor rund achtzig Jahren als Zweifamilienhaus gebaut worden. Seit sie es erworben hat, führt sie ein offenes Haus und passt es immer wieder an neue Bedürfnisse an. Für die junge Flötistin liess sie Warmwasser und eine Küchennische in die Estrichmansarden einbauen ; mit einem älteren Herrn teilte sie das Wohnzimmer in einer Art Wohngemeinschaft ; und jetzt wohnt eine tibetische Familie in der oberen Wohnung. Frau Brunner war und ist sehr flexibel im Denken und im Wohnen. Beratungsstelle Wohnen im Alter Hausverein Zentralschweiz, Brüggligasse 2, 6004 Luzern kontakt@wohnfragenimalter.ch Telefon 041 422 03 33 Beratungstelefon : Montag bis Freitag, 08.30 bis 11.30 Uhr www.wohnfragenimalter.ch Markus Schuler ist Co-Geschäftsführer des Hausvereins Zentralschweiz, selbstständig erwerbender Architekt, Immobilienschätzer und Immobilienentwickler. Er wirkt seit acht Jahren als Berater für altersgerechtes Wohnen und Weiterbauen. casanostra_133 / 2015
extra__ WOHNEN IM ALTER_11 Vom Telefon zur Beratung vor Ort Wenn Markus Schuler, Co-Geschäftsführer des Hausvereins Zentralschweiz und Berater der Beratungsstelle für Wohnfragen im Alter das Telefon abnimmt, hört er erst einmal zu. Denn die Themen sind so verschieden wie die Menschen, die das Angebot nutzen : Sanierung, Nachfolgeregelung, Demenz, Einsamkeit, Verkauf mit Wohnrecht und weiteres mehr. Die ersten fünfzehn Gesprächsminuten sind immer gratis ; braucht es mehr, kosten die nächsten beiden Beratungsstunden je hundert Franken. Erst danach kommen branchenübliche Tarife zum Zug. Bei baulichen Fragen vereinbart Markus Schuler einen Termin vor Ort, damit er die Situation beurteilen kann. Er analysiert das Gebäude, die nähere Umgebung und das soziale Umfeld der Klienten. Dabei interessieren ihn vor allem die Wünsche und Bedürfnisse der Ratsuchenden. « Was muss man machen, damit das Haus die Bewohner unterstützt und nicht behindert ? » , ist seine Leitfrage. Das sei ein laufender Prozess, da kämen manchmal ganz neue, frische Ideen dazu, oder die Pläne würden etappenweise realisiert, erklärt er. Im Alter plane man eher kurzfristig und eins nach dem anderen. Zu wenig könne die Zukunft in einem oder in fünf Jahren eingeschätzt werden. Vom Bedürfnis zur einfachen Lösung Frau Brunner hat gemerkt, dass ihr der Einstieg in die Badewanne zusehends schwerfällt, die Kraft in den Händen langsam nachlässt und die Rollatorgängigkeit zu planen ist. In einer ersten Phase entschieden sich Frau Brunner und Markus Schuler für den Umbau des Badezimmers, studierten gemeinsam Prospekte und besuchten zusammen eine Sanitärausstellung. Dort wurde schnell klar : Die anfangs angestrebte Lösung mit einer Badewanne mit Türe ist unbrauchbar. Erstens muss man darin sitzen bleiben, bis das Wasser ganz abgelaufen und somit kalt ist, und zweitens lässt sich die Türe nur sehr schwer öffnen. Da Frau Brunner sowieso selten bis nie badet, änderten die beiden ihre Pläne zugunsten eines Ersatzes der alten Badewanne durch eine Dusche. So bleibt ein Grossteil der Originalplättli erhalten, weder Zu- und Abwasser noch Armaturen und Fenster müssen ersetzt werden. Einzig Zement und wasserfester Anstrich ergänzen die fehlenden Kacheln. Man merkt es Markus Schuler an : Er ist begeistert von dieser sanften Sanierung, die notabene den Bruchteil eines neuen Badezimmers kostet. Auch Frau Brunner ist begeistert, ihre dunklen Augen blitzen, als sie Markus Schuler lobt : « Sie sind genau der Mensch, den es in so einer Situation braucht. » Sie fühlte sich sofort verstanden und ernst genommen. Für sie war eine Lösung, die funktioniert, wichtig ; sie brauche kein durchgestyltes, teures Badezimmer, sagt sie.__ Fotos und Text_Susanne Hosang Markus Schuler sucht mit Frau Brunner Lösungen, wie sie trotz Beschwerden weiterhin in ihrem Haus wohnen kann. casanostra_133 / 2015
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