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Hinz&Kunzt 300 Februar 2018

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Das Hamburger<br />

Straßenmagazin<br />

Seit 1993<br />

N O <strong>300</strong><br />

Feb .18<br />

2,20 Euro<br />

Davon 1,10 Euro<br />

für unsere Verkäufer<br />

Stichwunden<br />

Ex-Gangmitglieder<br />

träumen von einem neuen<br />

Leben ohne Tattoos<br />

Cap San<br />

Diego:<br />

Der Käpt'n<br />

geht von Bord


Spezial<br />

<strong>2018</strong><br />

SONDERHEFT STADTOASEN<br />

Lust auf Grün!<br />

Geschichten und Tipps für Menschen mit und ohne Garten.<br />

Empfohlen von Hinz&Künztlern, Experten und Lesern<br />

Das Sonderheft zum Gärtnern, Basteln und Genießen<br />

Ab März beim Verkäufer Ihres Vertrauens!*<br />

* 6,80 Euro (davon 3,40 Euro für den Verkäufer/die Verkäuferin)


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

Inhalt<br />

Jubiläum im Jubiläumsjahr<br />

Alle drei Herausgeber von<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong> auf einen Schlag<br />

zur <strong>300</strong>. Ausgabe: Projektgründer<br />

Stephan Reimers<br />

(rechts) mit Nachfolgerin<br />

Annegrethe Stoltenberg und<br />

„Amtsinhaber“ Dirk Ahrens.<br />

TITELBILD: STEVEN BURTON, MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON INSP.NGO/<br />

THE CURBSIDE CHRONICLE; FOTO OBEN: HENNING ALBERTI<br />

Jetzt haben wir sogar ein Jubiläum in unserem<br />

25. Jubiläumsjahr: Sie halten die <strong>300</strong>. Ausgabe in<br />

Händen! Wie immer sind wir hautnah dran: an Dominik,<br />

der vor zwei Jahren noch obdachlos war, sich<br />

dann ehrenamtlich für Flüchtlinge in den Messehallen<br />

engagiert hat. Inzwischen hat er eine Wohnung,<br />

arbeitet – und hat einen Bestseller geschrieben (S. 6).<br />

Hautnah dran sind wir auch an den Schicksalen<br />

der Menschen auf der Straße: an dem obdachlosen<br />

David, der 450 Euro Strafe zahlen soll (S. 16).<br />

Viel Haut zeigen die Protagonisten unserer Titelgeschichte:<br />

Tattoos machen Leute – das erleben<br />

Inhalt<br />

Stadtgespräch<br />

04 Gut&Schön<br />

06 Dominik Bloh hat ein Buch über sein<br />

Leben auf der Straße geschrieben<br />

12 Zahlen des Monats: Immer mehr<br />

Senioren brauchen „Alters-Hartz-IV“<br />

14 Honorargeneralkonsul Kirchhoff über<br />

rumänische Obdachlose<br />

16 Bettler soll 450 Euro Strafe zahlen<br />

18 Mittlerer Landweg: Deutschlands<br />

größte Flüchtlingsunterkunft lebt<br />

Hinz&Künztler Jörg:<br />

Auch Judith Rakers<br />

hat seine Petition<br />

zur Öffnung des<br />

Winternotprogramms<br />

unterschrieben.<br />

S. 17<br />

ehemalige Gangmitglieder aus Los Angeles (S. 32).<br />

Ihre Tattoos zeugen noch von ihrem alten, aggressiven<br />

Leben. Gerne würden sie die Vergangenheit<br />

hinter sich lassen und ohne diese „Stichwunden“<br />

neu beginnen – zumal ihre Tattoos anderen Menschen<br />

Angst machen. Das brachte den Fotografen<br />

Steven Burton auf die Idee, die Tattoos zumindest<br />

auf ihren Fotos zu beseitigen. Spannend, wie schutzlos<br />

und zart die ehemals wilden Kerle wirken. •<br />

Ihre Birgit Müller Chefredakteurin<br />

(Schreiben Sie uns doch an info@hinzundkunzt.de)<br />

Free Deniz! Die Journalistin Yasemin Ergin<br />

über ihren in Haft sitzenden Kollegen<br />

und Freund Deniz Yücel. S. 28<br />

24 Permakultur in Bahrenfeld – erster<br />

Blick in unser neues Sonderheft<br />

28 Freiheit für Deniz!<br />

Titelgeschichte<br />

32 Stichwunden: Ex-Gangmitglieder träumen<br />

von einem Leben ohne Tattoos<br />

Lebenslinien<br />

38 Ahoi, Käpt’n Jens Weber<br />

Freunde<br />

42 erban Popin hilft einem rumänischen<br />

Landsmann und Hinz&Künztler<br />

<strong>Kunzt</strong>&Kult<br />

46 Fasching: Da Vinci’s Mercato creativo<br />

48 Hommage: Fotograf Peter Dammann<br />

52 Tipps für den <strong>Februar</strong><br />

56 Comic mit Dodo Dronte<br />

58 Momentaufnahme<br />

Rubriken<br />

05, 31 Kolumnen<br />

17, 31 Meldungen<br />

44 Leserbriefe<br />

57 Rätsel, Impressum<br />

Wir unterstützen Hinz&<strong>Kunzt</strong>. Aus alter Freundschaft und mit neuer Energie. Hanse Werk


Ausstellung der Schlumper<br />

Kein kalter Kaffee<br />

Stillleben zeigen Gegenstände des Alltags – klingt langweilig,<br />

doch wenn Künstler wie die Schlumper sich an<br />

die Darstellung einer Kaffeekanne oder eines Blumentopfs<br />

machen, wird es bunt und fantasievoll. Seit 1980<br />

existiert die Ateliergemeinschaft von Künstlern mit<br />

unterschiedlichen Behinderungen in Hamburg. LEU<br />

•<br />

Ausstellung: Do, 8.2.–31.3., Galerie der Schlumper,<br />

Marktstr. 131, Eintritt frei


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Gut&Schön<br />

Crowdfunding<br />

Ausbildung für<br />

Wohnungslose<br />

Unternehmer Alex Stephany<br />

engagiert sich gegen Armut.<br />

FOTOS: FK20 (SEITE 4), JONAS FÜLLNER (OBEN), TIM TEGETMEYER (UNTEN LINKS)<br />

VIDEOSTILL: CLIPPER-FILM.COM; KOLUMNE: BEAM<br />

Solidarität<br />

Endlich ein Wohncontainer für Rolf<br />

Ein Jahr lang lebte Rolf (Mitte) nach dem Tod seiner<br />

Frau auf der Straße, weil er seine Miete nicht mehr<br />

zahlen konnte. Jetzt wurde an der Kirche in Lokstedt<br />

ein Wohncontainer für den 67-Jährigen aufgestellt –<br />

eine private Initiative um den ehemaligen<br />

Obdachlosen Max Bryan (links) sammelte dafür. LEU<br />

•<br />

Zehn Jahre Malteser-<br />

Medizin für Migranten<br />

Mehr als 2<strong>300</strong> Menschen aus 75<br />

Ländern haben hier schon Hilfe<br />

gefunden: Seit 2007 behandeln<br />

Mediziner der Malteser Migranten<br />

ehrenamtlich, kostenlos und<br />

anonym im Marienkrankenhaus.<br />

Darunter sind oft schwer Erkrankte,<br />

weil sie erst spät Hilfe suchen.<br />

Die Kosten der Behandlungen werden<br />

durch Spenden finanziert. LEU<br />

•<br />

Sprechstunde: Do, 16–20 Uhr,<br />

Marienkrankenhaus, Alfredstr. 9<br />

Was ist Zuhause?<br />

Für das neue Video „Zuhause“<br />

der Rostocker Band „Feine Sahne<br />

Fischfilet“ haben ihnen viele Menschen<br />

Einblick in ihr eigenes Zuhause<br />

gegeben und über ihre Wünsche<br />

gesprochen – ob im Bauwagen oder<br />

im Knast, abgebrannt oder zwangsgeräumt,<br />

in der Sozialwohnung<br />

oder in der Flüchtlingsunterkunft.<br />

„Zuhause ist da, wo man zur Ruhe<br />

kommt“, sagt eine Frau zwischen<br />

Umzugskartons (unten) – und<br />

spricht vielen aus der Seele. LEU<br />

•<br />

Was hilft dauerhaft gegen Obdachlosigkeit?<br />

Arbeit, meint<br />

der Brite Alex Stephany und<br />

gründete Beam, eine Crowdfunding-Plattform,<br />

über die<br />

Wohnungslose Geld für eine<br />

berufliche Weiterbildung<br />

sammeln. Voraussetzung, um<br />

„Mitglied“ zu werden (so heißen<br />

Obdachlose bei Beam):<br />

Sie müssen so stabil sein, dass<br />

sie arbeiten können. Viele<br />

kommen nach einer Zeit auf<br />

der Straße, Alkohol- oder<br />

Drogenproblemen gerade<br />

wieder auf die Beine. Arbeit<br />

ist der nächste Step in ein<br />

normales Leben.<br />

Gemeinsam mit einem<br />

Mentor feilen die Mitglieder<br />

an ihrer beruflichen Laufbahn<br />

und ihrer Spendenkampagne.<br />

Vielen fehlt auf dem Weg zum<br />

Job oder zur Ausbildung eine<br />

Qualifikation, zum Beispiel eine<br />

Sicher heitsschulung oder<br />

der Führer schein, anderen die<br />

Arbeitskleidung oder das Geld<br />

für die Kinderbetreuung.<br />

In ihrem Profil listen die Mitglieder<br />

genau auf, wofür sie<br />

die Spenden brauchen.<br />

Bisher waren alle zwölf<br />

Kampagnen auf Beam erfolgreich;<br />

zehn Mitglieder haben<br />

ihre Kurse begonnen. Das<br />

Geld bezahlt das Start-up<br />

nicht aus, sondern finanziert<br />

damit direkt die veranschlagten<br />

Posten. Bricht jemand ab,<br />

wird das übrige Geld unter<br />

den laufenden Kampagnen<br />

verteilt. HOT<br />

•<br />

Infos: www.wearebeam.org<br />

5


„Auf der Reeperbahn in<br />

St. Pauli bin ich schon mein<br />

halbes Leben unterwegs“,<br />

sagt Dominik.


Stadtgespräch<br />

UNTER<br />

PALMEN<br />

AUS<br />

STAHL<br />

Elf Jahre lang lebte Dominik in Hamburg<br />

auf der Straße. Als 2015 die Flüchtlinge<br />

kamen, packte er in der Kleiderkammer in<br />

den Messehallen tatkräftig mit an. Dass sich<br />

damit sein eigenes Leben komplett verändern<br />

würde, hätte der 29-Jährige nie gedacht.<br />

TEXT: BIRGIT MÜLLER<br />

FOTOS: ANDREAS HORNOFF<br />

E<br />

s war der denkwürdige Sommer 2015: Hunderte<br />

von Flüchtlingen kamen täglich in der Stadt an,<br />

und Hunderte von Hamburgern engagierten<br />

sich, um sie willkommen zu heißen und ihnen<br />

zu helfen. 1000 Menschen aus Syrien, Irak und<br />

Afghanistan schliefen auf Pritschen in den Messehallen,wo<br />

auch Deutschlands größte Kleiderkammer entstand. Bei einer<br />

Reportage über die ehrenamtlichen Helfer lernten wir<br />

Dominik kennen. Der 29-Jährige war oft morgens einer der<br />

Ersten und abends einer der Letzten, der half. Vielleicht kein<br />

Wunder. Er war obdachlos und schlief oft auch auf einer<br />

Pritsche in der Halle. Aus der Kleiderkammer in den Messehallen<br />

ist inzwischen das Projekt Hanseatic Help geworden.<br />

7


Wenn Dominik mal Geld<br />

hatte, übernachtete er im<br />

kleinen Seemannshotel am<br />

Hans-Albers-Platz.


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Stadtgespräch<br />

Dass neben Geflüchteten auch Obdachlose versorgt werden,<br />

ist heute wie damals selbstverständlich. Für Dominik, der sich<br />

weiter in dem Projekt engagiert, war das eine Herzensangelegenheit.<br />

Sein eigenes Leben hat sich komplett geändert. Seit<br />

anderthalb Jahren hat er eine Wohnung – und Arbeit. Und<br />

vor allem: Er hat ein Buch über sein Leben auf der Straße<br />

geschrieben: „Unter Palmen aus Stahl“. Ein Leben, das er<br />

trotz aller Veränderungen noch immer in sich trägt.<br />

Als wir uns vor zwei Jahren kennenlernten, warst du obdachlos,<br />

jetzt hast du eine Wohnung. Wie geht’s dir da?<br />

DOMINIK BLOH: Die Straße bleibt im Kopf. Das ist auch das, was<br />

sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Und komm zu<br />

mir nach Hause: Der Kühlschrank ist nicht angeschlossen.<br />

Ich habe vorgestern zwei Gläser geschenkt bekommen, das<br />

heißt: Ich habe jetzt zwei Gläser, zwei Becher und drei Messer,<br />

einen tiefen und einen flachen Teller. Diese vermeintlich<br />

selbstverständlichen Sachen, die andere nebenbei bewältigen,<br />

die strengen mich wahnsinnig an.<br />

Fühlst du dich nicht viel sicherer?<br />

Doch, schon. Aber es fällt mir immer noch schwer zu realisieren,<br />

dass ich nicht mehr obdachlos bin. Heute Morgen klingelt<br />

es an der Tür, und ich ziehe mir erst mal die Decke über den<br />

Kopf und stelle mich tot. Und dann mache ich die Tür doch<br />

noch auf, und es ist mein Nachbar, der mir Schokolade vorbeigebracht<br />

hat. Das ist, was ich erlebe: Ich muss keine Angst<br />

mehr haben.<br />

Keine Angst mehr zu haben, ist das eine. Aber bestimmt ist es ja auch<br />

ein ganz anderes Körpergefühl.<br />

Der erste Unterschied ist: in Boxershorts schlafen. Auf der<br />

Straße kannst du ja nie die Klamotten ausziehen. Das kann<br />

man sich vielleicht nicht vorstellen: Du hast manchmal fünf<br />

Tage am Stück deine Klamotten an. Das Thema Hygiene ist<br />

eines der Schlüsselprobleme. Wenn du sauber bist, kannst du<br />

dich anderswo ganz anders aufhalten und verhalten. Deshalb<br />

will ich ja einen Duschbus für Obdachlose initiieren. Hygiene<br />

und das äußere Erscheinungsbild sind die ersten Unterscheidungsmerkmale.<br />

Dein Selbstbewusstsein geht verloren und<br />

dein Selbstwertgefühl hält dich unten. Es gibt nichts Schlimmeres,<br />

als sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen.<br />

Du redest mehr über Hygiene als über Kälte und Hunger –<br />

und unter beidem hast du ja auch gelitten.<br />

Diese mangelnde Hygiene tut am meisten weh. Die Kälte – es<br />

sieht keiner, wenn du frierst. Und Hunger sieht auch keiner,<br />

vielleicht, wenn du irgendwann total abgemagert bist. Das<br />

sind Sachen, da kämpfst du mit dir. Aber wenn du dreckig<br />

bist, sehen es alle drum herum, und dann kämpfst du nicht<br />

mehr mit dir allein, sondern bist immer deiner Außenwelt<br />

ausgesetzt. Und da kannst du richtig dran eingehen.<br />

Und wie ist es mit dem Schlafen selbst?<br />

Ich habe immer noch keinen richtigen Schlafrhythmus. Gemütlich<br />

kann ich es mir machen, aber wenn ich kurz vor dem<br />

Einschlafen bin, merke ich plötzlich, dass ich die Kapuze aufhabe.<br />

Die Kapuze war auf der Straße so wichtig: Das sind<br />

drei Wände mit einem Fenster nach draußen. Dann liegst du<br />

so da und guckst aus deinem Fenster. Aber obwohl ich jetzt<br />

meine eigenen vier Wände habe, ist die Kapuze nach wie vor<br />

mein Dach über dem Kopf.<br />

Du hast nicht nur eine Wohnung, du hast sogar Arbeit.<br />

Das stimmt. Ich habe bei Grone (Schule für Qualifikation und<br />

Integration; Anm. der Red.) angefangen. Ausgerechnet da! Ich saß<br />

dort früher selbst in Jobcenter-Maßnahmen. Das lief nie gut,<br />

und ich wurde rausgeschmissen, sanktioniert und landete<br />

wieder auf der Straße. Letztes Jahr habe ich mein erstes<br />

echtes Gehalt auf mein Konto überwiesen bekommen. Und<br />

ich guck auf den Kontoauszug und da steht dann Grone.<br />

Den Kontoauszug habe ich immer noch.<br />

„Die mangelnde Hygiene tut<br />

am meisten weh, wenn<br />

man auf der Straße lebt.“<br />

Ist es komisch, ausgerechnet da zu arbeiten, wo du mal<br />

rausgeflogen bist?<br />

Das ist schon komisch. Alles sieht gleich aus wie vor zwölf<br />

Jahren, der Flur hat den gleichen Geruch, aber jetzt bin ich<br />

im Lehrerzimmer und kopiere Unterrichtsmaterial. Ich habe<br />

schon oft gedacht: Wow!<br />

Was genau machst du denn?<br />

Ich kann mit jungen Menschen arbeiten, ihnen was mit auf<br />

den Weg geben. Viele finden neuen Mut, wenn sie sehen,<br />

dass einer, der früher mal auf ihrem Platz gesessen hat, was<br />

aus sich macht.<br />

Die Teilnehmer haben alle Schwierigkeiten im Leben …<br />

Das sind Jugendliche, wie ich einer war. Viele sind im betreuten<br />

Wohnen, manche sind Geflüchtete. Ich erzähle ihnen<br />

auch von mir. Ich finde das wichtig. Ich saß oft in Maßnahmen<br />

und hatte meistens keinen Bezug zu den Menschen da<br />

vorne, und deswegen war mir das so fremd. Und diese Schule<br />

ist einem schon unangenehm: Du bist da, weil es der letzte<br />

Halt vor dem Nichts ist. Es ist das letzte Netz.<br />

Würdest du gerne in dem Bereich bleiben?<br />

Es ist mein Traumberuf. Da kommen Jugendliche und sagen:<br />

9


Lebensstationen: Mit der U-Bahn war Dominik oft in der Stadt unterwegs, „von einem Platz zum Wärmen<br />

zum anderen“. Dazu gehörte auch der Burger King auf der Reeperbahn.<br />

„Der Kampf ist immer<br />

noch da: Vergangenheit<br />

gegen Gegenwart.“<br />

„Ich hab Sie kennengelernt, und seit zwei Wochen lerne ich<br />

jeden Tag, um die Maßnahme gut abzuschließen.“ Das, was<br />

ich mache, mache ich offensichtlich gut, und das überrascht<br />

mich. Und ich stehe jeden Morgen um 6.50 Uhr auf dem<br />

Bahnsteig und freu mich drauf. Und das hätte ich auch nicht<br />

gedacht, dass ich so konstant sein kann.<br />

Du hast ja noch zwei Jobs: den im Verlag bei Ankerherz mit<br />

deinem Blog „Ankerschmerz“ und einen auf der Baustelle.<br />

Ich habe drei Jobs, um mein Leben zu unterhalten – und ich<br />

hatte davor gar keinen. Und dann bin ich noch hier im<br />

Verein ehrenamtlich tätig. Hier sind nur gute Menschen um<br />

mich herum. Bei René, einem der Gründer von Hanseatic<br />

Help, arbeite ich auf der Baustelle. Damit bezahle ich meine<br />

Krankenversicherung. Mit dem, was ich für den Verlag<br />

mache, bezahle ich die Miete, und von dem Honorar von der<br />

Schule zahl ich meinen Lebensunterhalt.<br />

In den vergangenen Jahren ist ganz schön viel in deinem<br />

Leben passiert. Du warst Couchsurfer, hast draußen Platte gemacht,<br />

dann in den Messehallen übernachtet und in einer WG.<br />

Sogar in einem Bett mit einem Geflüchteten hast du geschlafen.<br />

Mein Bruder …<br />

Gibt es ihn noch in deinem Leben?<br />

Natürlich. Damals vor zwei Jahren saßen wir oben im Park<br />

über der Elbe und wussten nicht wohin. Dann sind wir zusammen<br />

in einer WG untergekommen – und vor Kurzem<br />

standen wir zusammen auf der Bühne vom Grünspan, er<br />

machte Musik und ich las aus meinem Buch. Das war ein<br />

schöner Moment. Aber wir haben uns auch schon damals vor<br />

zwei Jahren gesagt: Alles wird gut!<br />

Irgendwie wirkst viel du zufriedener und ruhiger als vor zwei Jahren …<br />

Früher wollte ich alles für mich. Ich wollte immer so ein<br />

Leben haben: Geld, Frauen und Party. Heute will ich nichts<br />

mehr für mich. Ich geh raus, guck Blumen an, die Natur, fass<br />

Baumrinde an. Das ist, was mich heute packt: das Leben.<br />

Wie soll es weitergehen? Was wünschst du dir?<br />

Dass mich meine Vergangenheit nicht immer wieder einholt.<br />

Auf der Baustelle nehm ich Zementsäcke und trage die von<br />

einer Palette hinten auf die nächste Palette vorne. Schwere<br />

10


Dominiks Blog<br />

„Ich wünsch mir doch<br />

nur, dazuzugehören“<br />

Säcke. So fühlt sich das auch im Leben an: Ich nehme immer<br />

den riesigen Zementsack von hinten und schleppe ihn nach<br />

vorne: Auf meinem Schreibtisch liegt eine Anklageschrift,<br />

auf dem Schreibtisch liegt ein Brief vom Gerichtsvollzieher.<br />

Es kommen gelbe Brief, lila Briefe, die Krankenversicherung<br />

will Geld, die GEZ … Das muss ich alles abarbeiten. Ich bin<br />

froh, dass es mich nicht umhaut, dass ich etwas unternehme.<br />

Der Kampf ist immer noch da: Vergangenheit gegen Gegenwart.<br />

Aber ich spüre: Türen gehen für mich auf. Ich möchte,<br />

dass auch Türen für andere aufgehen. •<br />

Graue Jogginghose schon seit Tagen. Nicht<br />

mal Socken in den Schuhen tragen. Barfuß<br />

durch die Gegend latschen. Ich stehe bei Penny<br />

in der Schlange. Die hellen Lichter verunsichern<br />

mich. Für 65 Cent besorge ich die<br />

günstigste Zahnbürste und die billigste Zahnpasta.<br />

Mein Zahn löst sich auf und fällt stückweise<br />

raus, während ich mit meiner Zunge<br />

die Löcher abtaste, als würden sie sich dadurch<br />

füllen. Ich bin ungeduscht. Meine<br />

Haut ist trocken und beginnt zu jucken, manche<br />

Stellen kratze ich blutig. Das geht einfach,<br />

mit viel zu langen Fingernägeln, unter<br />

denen dicker schwarzer Dreck lagert. Meine<br />

Locken verstecke ich unter einer dreckigen<br />

Chicago-Bulls-Cap. Die Straße hinterlässt<br />

Spuren. Ich fühle mich nicht wohl und schäme<br />

mich für mein Aussehen.<br />

Die Kapuze auf dem Kopf bringt Schutz.<br />

Zweifel sind selbstzerstörerisch und mein<br />

Selbstwertgefühl geht kaputt. Ich traue mir<br />

nichts zu. Wie im Spiegelkabinett steh ich mir<br />

selber im Weg. Ich spüre die Blicke, bis sie<br />

mich gar nicht mehr wahrnehmen.<br />

Ich vereinsame inmitten all dieser Menschen,<br />

dabei wünsche ich mir doch nur dazuzugehören.<br />

Da draußen erfriert man schnell,<br />

wenn man den Glauben verliert.<br />

Ich stehe jetzt an der Kasse. Die Münzen<br />

sind schon vorgezählt. Ich bezahle und verschwinde<br />

in die Dunkelheit.<br />

Jetzt muss ich einen Ort finden, wo ich<br />

mich waschen kann. •<br />

Kontakt: birgit.mueller@hinzundkunzt.de<br />

Dominik lesen oder treffen<br />

Unter Palmen aus Stahl – Die Geschichte eines Straßenjungen,<br />

von Dominik Bloh, Ankerherz Verlag, 20 Euro<br />

Wer mehr über Dominik lesen will:<br />

blog.ankerherz.de/blog/ankerschmerz-zweifel<br />

(einen Eintrag daraus siehe Kasten rechts)<br />

Am Sonntag, 18.2., liest Dominik Bloh im Kukuun,<br />

Spielbudenplatz 21, aus seiner Biografie. Außerdem stellt<br />

Susanne Groth den Bildband „Abseits – Vom Leben am<br />

Rande der Gesellschaft“ vor. Einlass 19 Uhr, 5 Euro (nur AK)<br />

Bei Hanseatic Help begann Dominiks neues Leben.<br />

11


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

Zahlen des Monats<br />

Wenn die Rente nicht reicht<br />

Immer mehr<br />

Senioren brauchen<br />

„Alters-Hartz-IV“<br />

24.836<br />

Hamburger waren Ende 2016 auf Grundsicherung im Alter<br />

(„Alters-Hartz-IV“) angewiesen, weil ihre Rente zum Leben nicht ausreicht<br />

(neuere Zahlen liegen nicht vor, die Red.). Das entspricht einem Anteil von<br />

7,3 Prozent aller über 65-Jährigen, so das Statistikamt Nord.<br />

Im Bundesdurchschnitt liegt die Quote bei 3,1 Prozent.<br />

Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der betroffenen Rentner<br />

in Hamburg damit um 62,5 Prozent erhöht. Die Sozialbehörde verweist zur<br />

Erklärung auf „höhere Lebenshaltungskosten, insbesondere höhere<br />

Mietkosten in Großstädten“. Verantwortlich seien aber auch<br />

„geringe Arbeitseinkünfte oder durch Arbeitslosigkeit/Familienzeit<br />

unterbrochene Erwerbsbiografien“.<br />

Gewerkschafter fordern eine Stärkung der gesetzlichen Rente,<br />

mehr betriebliche Altersvorsorge und tariflich bezahlte, sichere Arbeit statt<br />

prekärer Beschäftigung. „Wer 45 Jahre bei einem Arbeitgeber ausschließlich<br />

im Minijob arbeitet, erwirbt einen Rentenanspruch von nur 164 Euro“,<br />

rechnet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) beispielhaft vor.<br />

Ändern künftige Bundesregierungen nicht die gesetzlichen Vorgaben,<br />

wird das Rentenniveau in Deutschland bis 2030 auf 43 Prozent des<br />

Durchschnittseinkommens sinken – 1980 lag der Wert noch bei 57,6 Prozent.<br />

Laut aktuellem DGB-Rentenreport liegt die Durchschnittsrente in<br />

Hamburg aktuell bei 1118 Euro für Männer und 710 Euro für Frauen. •<br />

TEXT: ULRICH JONAS<br />

ILLUSTRATION: ESTHER CZAYA<br />

Mehr Infos im Internet unter www.huklink.de/rentenreport<br />

13


Der Unternehmensberater Klaus Rainer Kirchhoff<br />

ist rumänischer Honorar generalkonsul für<br />

Norddeutschland mit Sitz in Hamburg.<br />

Er kümmert sich unter anderem um die Vernetzung<br />

der Wirtschaft und um Probleme der Rumänen hier.<br />

„Ein fragwürdiges<br />

Verfahren“<br />

Viele der Hamburger Obdachlosen stammen aus Rumänien.<br />

Die Stadt will sie loswerden. Wir wollten vom rumänischen<br />

Honorargeneralkonsul Klaus Rainer Kirchhoff wissen, was er davon hält.<br />

TEXT: BIRGIT MÜLLER<br />

FOTOS: DMITIRJ LELTSCHUK<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong>: Viele rumänische und<br />

bulgarische Obdachlose dürfen nicht mehr ins<br />

Winternotprogramm und schlafen deswegen<br />

auf der Straße. Das ist lebensbedrohlich!<br />

Wie finden Sie das?<br />

KLAUS RAINER KIRCHHOFF: Ich kenne das Vorgehen.<br />

Dahinter steckt offensichtlich<br />

das Bemühen der Stadt, Sozialmissbrauch<br />

zu vermeiden. Wer hier einen<br />

Job hat und nicht in Not ist, der soll<br />

nicht die Notunterkünfte besetzen, die<br />

für die da sind, die es wirklich nötig haben.<br />

Aber das Verfahren ist fragwürdig.<br />

Ein Kriterium ist beispielsweise: Wer einen<br />

Wohnsitz in Rumänien hat, soll zurückgehen<br />

und hat keinen Anspruch<br />

auf einen Platz in der Notunterkunft.<br />

Das ist natürlich Unfug. Die Menschen<br />

kommen ja hierher, weil sie in Rumänien<br />

nicht überleben können. Sie sind<br />

dann natürlich hier hilfsbedürftig und<br />

in einer Notsituation.<br />

Die Menschen werden gedrängt, nach<br />

Rumänien zurückzufahren. Die Behörde<br />

nennt das Perspektivberatung …<br />

14<br />

Ich bin selbst Unternehmensberater –<br />

und ich verstehe unter Beratung etwas<br />

anderes. Jemandem zu helfen, der hier<br />

keine Chance hat, der letztendlich auf<br />

der Straße landet, dabei zu unterstützen,<br />

den Weg zurückzufinden, ist nicht<br />

verkehrt oder unmenschlich.<br />

Die Frage ist aber, wie das gehandhabt<br />

wird. Man kann nicht einfach jemanden<br />

überzeugen: Fahr doch mal<br />

zurück! Dann kommt er auf dem Bahnhof<br />

in Bukarest an – und was ist da?<br />

Gar nichts.


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Stadtgespräch<br />

Was kann man tun, damit sich Hamburg<br />

fair verhält und nicht ausgerechnet<br />

das Winternotprogramm als Hebel dient,<br />

um Menschen auszusortieren?<br />

Man muss zur Ehrenrettung sagen:<br />

Hamburg ist sicher im Vergleich zu anderen<br />

größeren Städten in Deutschland<br />

schon sehr engagiert und teilweise<br />

vorbildlich.<br />

Aber die neue Politik, speziell Rumänen<br />

und Bulgaren herauszufischen,<br />

die ist auch unter dem Gesichtspunkt<br />

der Gleichbehandlung fragwürdig.<br />

Schließlich haben wir die Arbeitnehmerfreizügigkeit.<br />

Die Menschen haben<br />

das Recht zu kommen.<br />

Gibt es denn so viele arme Zuwanderer aus<br />

Rumänien?<br />

Zahlenmäßig nicht. Im Gegenteil. Die<br />

ganze Diskussion ist ein Stück weit unberechtigt.<br />

Deutschland und Hamburg<br />

profitieren extrem von der Freizügigkeit.<br />

Und der größte Teil der Rumänen<br />

zahlt Sozialabgaben in die Kassen ein.<br />

Nur ein geringer Teil der Rumänen bekommt<br />

Sozialleistungen, wenige sind<br />

die klassischen Hartz-IV-Empfänger.<br />

„Schmarotzer<br />

habe ich nicht<br />

kennengelernt.“<br />

Die meisten Rumänen, die hier obdachlos<br />

sind und die wir kennen, haben ja sowieso<br />

kein Anrecht auf Sozialleistungen, es sei<br />

denn, sie haben gearbeitet.<br />

Ich kenne so viele Rumänen hier! Fast<br />

nur solche, die zum Arbeiten hierherkommen.<br />

Die meisten sind bereit, dafür<br />

Höllenjobs zu machen und unter den<br />

ärmsten Bedingungen zu leben.<br />

Schmarotzer habe ich in meiner<br />

sechsjährigen Laufbahn als Konsul<br />

nicht ken nengelernt.<br />

Ein Problem ist ja, dass der rumänische<br />

Staat bislang Menschen in Not nicht<br />

hinreichend unterstützt hat. Gibt es Grund<br />

zur Hoffnung, dass sich das ändert?<br />

Rumänien zeigt ein zwiegespaltenes<br />

Gesicht. Es ist derzeit wieder das Land<br />

mit der höchsten Wachstumsrate in Europa.<br />

Das war Rumänien schon mal bis<br />

zur Finanzkrise 2008. In der Zwischenzeit<br />

sind Zehntausende ausgewandert.<br />

Und wer bleibt zurück? Die Alten und<br />

die Schwachen. Das kann so nicht<br />

weitergehen.<br />

Zehntausende sind aus Rumänien<br />

abgewandert, gut Ausgebildete wie Arme.<br />

Klaus Rainer Kirchhoff würde gerne diesen<br />

Braindrain beenden: „Ich möchte nicht auf<br />

einer Insel der Glückseligen leben, wenn<br />

um mich herum Europa verkommt.“<br />

Immerhin hat die Regierung erkannt,<br />

dass sie den Sozialstaat stärken muss.<br />

Deutschland ist ja auch wegen seines<br />

Sozialstaates groß geworden, nicht etwa<br />

trotz des Sozialstaates. Wir müssen mit<br />

Ländern wie Rumänien und Bulgarien<br />

Geduld haben. Aber ich bin hoffnungsvoll,<br />

dass sich etwas tut.<br />

Auch für die Armen?<br />

Viele Rumänen, die in Hamburg auf<br />

der Straße landen, kommen aus ländlichen<br />

Regionen in Rumänien – mit hoher<br />

Arbeitslosigkeit und wenig Perspektive.<br />

Wir haben andere Regionen, wo<br />

Arbeitskräfte gesucht werden. Mittlerweile<br />

gibt es von der rumänischen Regierung<br />

ein Programm, Leute aus unterentwickelten<br />

Regionen in Regionen<br />

überzusiedeln, wo Arbeitskräfte gesucht<br />

werden. Es wird aber noch einige Zeit<br />

dauern, bis das greift.<br />

Haben Sie noch andere Ideen, was man tun<br />

könnte, um den Menschen zu helfen?<br />

Deutschland und Rumänien müssten<br />

stärker zusammenarbeiten. Man könnte<br />

eine Akademie gründen, auf der man<br />

junge Leute dort und hier ausbildet. Damit<br />

sie in Deutschland und Rumänien<br />

arbeiten können. Beispielsweise in der<br />

Pflege. Es muss sich einfach etwas ändern,<br />

damit der Braindrain nicht anhält.<br />

Ich möchte nicht auf der Insel der<br />

Glückseligen hier in Deutschland leben,<br />

wenn um mich herum Europa verkommt.<br />

Und wenn sich die Verhältnisse<br />

in Rumänien ändern, gehen auch viele<br />

in ihre Heimat zurück. •<br />

Kontakt: birgit.mueller@hinzundkunzt.de<br />

Klaus Rainer Kirchhoff, Behördenvertreter<br />

und Experten diskutieren<br />

am 6. <strong>Februar</strong> ab 17.30 Uhr in<br />

der Reihe „Hamburg! Gerechte Stadt“<br />

über Armut und Arbeitnehmer -<br />

f rei zügigkeit in der EU.<br />

Ort: Haus der kirchlichen Dienste,<br />

Danziger Straße 64. Eintritt frei.


Stadtgespräch<br />

HINZ&KUNZT N°<strong>300</strong>/FEBRUAR <strong>2018</strong><br />

Zelte, Verschläge, Plastikplanen, sogar ein<br />

kleiner Teppich: So versuchten 28 Obdachlose,<br />

sich auf dem Bahngrundstück einzurichten.<br />

Bettler soll 450 Euro<br />

Strafe zahlen<br />

Weil sie auf einem Grundstück der Deutschen Bahn ein<br />

Lager errichtet hatten, sollen 28 Obdachlose nun Strafen bezahlen.<br />

Die Bahn stellte Anzeige wegen Hausfriedensbruch.<br />

TEXT: BENJAMIN LAUFER<br />

FOTOS: BENJAMIN LAUFER, DMITRIJ LELTSCHUK<br />

Für David war das eine teure<br />

Nacht. Ein Freund habe ihn im<br />

vergangenen Mai mit in das Lager<br />

an der Amsinckstraße genommen, wo<br />

zu diesem Zeitpunkt schon seit Monaten<br />

etwa 30 Obdachlose in Zelten und<br />

Hütten gelebt hatten, sagt er im Gespräch<br />

mit Hinz&<strong>Kunzt</strong>. Am frühen<br />

Morgen kamen dann Mitarbeiter der<br />

Bahn, der das Grundstück an der Gleisanlage<br />

gehört, und räumten das Lager<br />

mit Unterstützung der Polizei. „Ich<br />

wusste gar nicht, was das Ganze soll“,<br />

sagt David. Danach habe er sich einen<br />

anderen Schlafplatz in Hamburg gesucht<br />

und nicht mehr an den Vorfall<br />

gedacht.<br />

Bis zum vergangenen November,<br />

als ihn ein Brief eines Hamburger<br />

Amtsgerichts erreicht. Der Brief war an<br />

seine Frau in Rumänien gegangen.<br />

Weil David nicht lesen kann, versteht er<br />

nicht, was drin steht. Er glaubt, es gehe<br />

um Schwarzfahren und will die Rechnung<br />

bei der S-Bahn begleichen. Erst<br />

die Mitarbeiter dort machen ihm klar,<br />

dass er einen Strafbefehl wegen Hausfriedensbruch<br />

bekommen hat. 450 Euro<br />

soll er bezahlen, 30 Tagessätze.<br />

Die Bahn leugnet zunächst,<br />

Strafanzeigen gestellt zu haben<br />

Die Deutsche Bahn bestreitet zunächst<br />

auf Anfrage von Hinz&<strong>Kunzt</strong>, Strafanzeigen<br />

gegen die Obdachlosen gestellt<br />

zu haben.<br />

Erst Staatsanwaltschaft und Bundespolizei<br />

klären auf: Doch, die Bahn<br />

hat am 9. August gegen 28 Obdachlose<br />

Strafanzeigen gestellt. Auf erneute<br />

Nachfrage räumt das auch ihr Sprecher<br />

Egbert Meyer-Lovis ein. „Es gab im<br />

Vorwege mehrmals schriftliche Auffor-<br />

derungen – in verschiedenen Sprachen<br />

– das Gelände zu räumen“, rechtfertigt<br />

er das Vorgehen. Von den Aufforderungen<br />

habe er nichts gewusst, bekräftigt<br />

David, schließlich habe er nur eine<br />

Nacht auf dem Bahngelände geschlafen.<br />

Trotzdem soll er nun eine Strafe<br />

bezahlen.<br />

30 Tagessätze à 15 Euro<br />

für einen Bettler<br />

Das Gericht hat einen Tagessatz von 15<br />

Euro zur Bemessung der Strafe angesetzt.<br />

Für einen Bettler ganz schön viel,<br />

findet auch Davids Rechtsanwältin, die<br />

nun gegen den Strafbefehl vorgeht. Wie<br />

genau der Richter auf die Höhe des Tagessatzes<br />

kam, ohne mit David über seine<br />

Situation zu sprechen, lässt sich nicht<br />

mehr rekonstruieren.<br />

Doch ein Gerichtssprecher sagt,<br />

dass etwa bei Sozialhilfeempfängern<br />

häufig Tagessätze zwischen 5 und 12<br />

Euro verhängt werden, also deutlich<br />

weniger als bei David. „Die Einkünfte<br />

aus der Bettelei werden auch berücksichtigt“,<br />

erklärt Nana Frombach, Sprecherin<br />

der Staatsanwaltschaft. Im Zweifelsfall<br />

würden die geschätzt. „Wir<br />

wissen, dass sie teilweise erhebliche Einkünfte<br />

haben.“<br />

David kann das nicht nachvollziehen.<br />

Von seinen geringen Einkünften<br />

durch Betteln und dem Verkauf der<br />

Zeitung Straßenjournal müsse er seine<br />

Frau und seine beiden Kinder in Rumänien<br />

ernähren, sagt er. „Wie soll ich das<br />

bezahlen?“ •<br />

Kontakt: benjamin.laufer@hinzundkunzt.de<br />

16


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

Stadtgespräch<br />

Meldungen (1)<br />

Politik & Soziales<br />

Online-Petition von Hinz&Künztler Jörg Petersen<br />

Judith Rakers hat unterschrieben<br />

Die Online-Petition von Hinz&Künztler Jörg Petersen geht in die letzte Runde.<br />

Unter www.change.org/winternotprogramm appelliert der ehemalige Obdachlose<br />

an Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), das Winternotprogramm auch tagsüber<br />

zu öffnen. Außerdem, so Jörg, sollen alle Obdachlosen dort schlafen dürfen, auch<br />

die aus Osteuropa. Inzwischen haben mehr als 80.000 Menschen unterschrieben.<br />

Unter anderem Moderatorin und Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Botschafterin Judith Rakers. Auf<br />

Facebook postete sie: „Wenn auch ihr dafür seid, dass wohnungslose Menschen<br />

zumindest im Winter auch tagsüber im Notprogramm bleiben können, dann<br />

unterschreibt gerne diese Petition. Ich hab’s getan.“ Jörg Petersen übergibt die<br />

Unterschriften am 7. <strong>Februar</strong> um 12 Uhr im Hamburger Rathaus. Mal sehen,<br />

ob sich der Bürgermeister erweichen lässt. BIM<br />

•<br />

Strategie gegen Obdachlosigkeit<br />

Mehr Sozialwohnungen,<br />

weniger Zwangsräumungen<br />

Mit einer gemeinsamen Strategie<br />

wollen Senat, Bezirke, Wohnungslosenhilfe<br />

und Hilfsorganisationen die<br />

steigende Wohnungslosigkeit in<br />

Berlin bekämpfen. Dazu sollen etwa<br />

mehr Sozialwohnungen gebaut und<br />

Flüchtlingsunterkünfte umgenutzt<br />

werden. Familien und Senioren sollen<br />

nicht mehr zwangsgeräumt werden.<br />

In Berlin leben etwa 6000 Menschen<br />

auf der Straße. SIM<br />

•<br />

Bundespräsident in Hamburg<br />

Steinmeier zu Gast im Herz As<br />

Während seiner erstenVisite in Hamburg<br />

besuchte Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier zusammen<br />

mit seiner Frau Elke Büdenbender im<br />

Januar die Tagesaufenthaltsstätte<br />

Herz As. Dort suchte das Paar das<br />

Gespräch mit Obdachlosen und<br />

Mitarbeitern und war sichtlich an der<br />

Situation der Wohnungslosen in<br />

Hamburg interessiert. Ulrich Hermannes,<br />

Leiter der Unterkunft, überreichte<br />

dem Präsidenten anschließend<br />

ein Positionspapier, in dem die<br />

Diakonie-Einrichtung vor allem eine<br />

bessere Ausstattung der Hilfssysteme<br />

für Obdachlose einfordert. JOF<br />

•<br />

Gewalt gegen Obdachlose<br />

17 Tote, 141 Verletzte<br />

Mindestens 17 Obdachlose starben<br />

vergangenes Jahr bundesweit nach gewalttätigen<br />

Übergriffen, 141 wurden<br />

durch solche verletzt. Die Dunkelziffer<br />

ist vermutlich noch viel höher.<br />

Das geht aus der aktuellen Statistik<br />

der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Wohnungslosenhilfe hervor. Zuletzt<br />

hatte in Hamburg im Januar ein<br />

Unbekannter einen schlafenden Obdachlosen<br />

(58) an der U-Bahn-Station<br />

Burgstraße durch mehrere Tritte<br />

gegen den Kopf verletzt. Die Polizei<br />

suchte nach Zeugen, die Fahndung<br />

nach dem Täter verlief bis Redaktionsschluss<br />

jedoch ergebnislos. SIM<br />

•<br />

Wohnungslose<br />

1200 neue Unterkunftsplätze<br />

Von 1500 geplanten Unterkunftsplätzen<br />

für Wohnungslose hat Hamburg<br />

im vergangenen Jahr nur 1200<br />

geschaffen. Im Dezember lebten 4505<br />

Wohnungslose in den öffentlichen<br />

Unterkünften. Weitere <strong>300</strong> Plätze<br />

sollen nun im ersten Halbjahr <strong>2018</strong><br />

eröffnet werden. Insgesamt sollen<br />

in diesem Jahr 20 Unterkünfte für<br />

Flüchtlinge und Wohnungslose errichtet<br />

oder erweitert werden. BELA<br />

•<br />

Mehr Infos und Nachrichten unter:<br />

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Für mehr soziale Wärme<br />

und eine klimaschonende<br />

Strom- und Wärmeversorgung.<br />

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Unser Rat zählt.<br />

Beim Strohhause 20<br />

mieterverein-hamburg.de<br />

im Deutschen Mieterbund<br />

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Jetzt<br />

Mitglied<br />

werden<br />

20097 Hamburg


Das alte und das neue<br />

Billwerder treffen am Mittleren<br />

Landweg aufeinander:<br />

links die Kleingartenkolonie,<br />

rechts die Flüchtlingsunterkunft<br />

mit 750 Wohnungen.


Neues Deutschland<br />

in Billwerder<br />

Am Mittleren Landweg steht Deutschlands größte Flüchtlingsunterkunft<br />

mit 2500 Bewohnern. Damit es trotz der recht isolierten Lage klappt mit der<br />

Integra tion, zeigen viele Beteiligte vor Ort großes Engagement.<br />

TEXT: BENJAMIN LAUFER<br />

FOTOS: DMITRIJ LELTSCHUK


Endlich eine eigene Wohnung!<br />

Für Narin Rasoul und ihre<br />

Tochter Shaveen sind die<br />

zwei Zimmer im dritten<br />

Stock des Neubaus am Mittleren Landweg<br />

eine kleine Oase. Zweieinhalb Jahre<br />

nach ihrer Flucht aus Syrien, die mit<br />

einem langen Fußmarsch bis in die<br />

Türkei begann, können sie im beigen<br />

Klinkerbau in Billwerder endlich zur<br />

Ruhe kommen. „Alles gut hier“, sagt<br />

die 49-jährige Narin, die schon ganz ordentlich<br />

Deutsch spricht, sichtlich zufrieden<br />

und reicht selbstgebackenen Baklava<br />

zum Kaffee. Auf die Frage, was<br />

sie sich wünscht, sagt sie: „Ich möchte<br />

Kontakt machen mit Deutschen, weil<br />

ich gut Deutsch lernen will.“ Ihr Problem:<br />

In der direkten Nachbarschaft<br />

gibt es keine Deutschen.<br />

Die Menschen, mit denen sich die<br />

Rasouls den Hausflur teilen, kommen<br />

aus Afghanistan, dem Irak und Syrien.<br />

In den neu gebauten Nachbarhäusern<br />

leben 2425 Bewohner, allesamt Geflüchtete<br />

mit Bleibeperspektive. Die<br />

Einrichtung am Gleisdreieck ist mit ihren<br />

750 Wohnungen die größte Flüchtlingsunterkunft,<br />

die es in Deutschland<br />

gibt. Für die Bewohner bedeutet der<br />

Umzug hierhin erst mal einen echten<br />

Fortschritt: Sie leben nun nicht mehr in<br />

Gemeinschaftsunterkünften, Wohncontainern<br />

oder gar Baumärkten, sondern<br />

Shaveen Rasoul (12, rechts) spricht bereits fließend Deutsch und<br />

hat gute Chancen, bald aufs Gymnasium zu gehen. „Später will ich mal<br />

studieren“, sagt die Zwölfjährige. Mutter Narin ist sichtlich stolz.<br />

in richtigen Wohnungen. Auf dem Papier<br />

gehören die allerdings noch zu einer<br />

öffentlichen Unterkunft. Der Betreiber<br />

fördern&wohnen (f&w) möchte<br />

die Bewohner hier „auf ein dauerhaftes<br />

Mietverhältnis vorbereiten“.<br />

Erst mal leben sie nun aber relativ<br />

isoliert. Direkt neben der Unterkunft<br />

stehen die Lauben von Kleingärtnern,<br />

dahinter am Mittleren Landweg leben<br />

nur etwa 650 alteingesessene Hamburger.<br />

Auch zufällige Begegnungen mit<br />

deutschen Nachbarn im Supermarkt<br />

finden nicht statt, denn einen Supermarkt<br />

gibt es nicht – zu wenige Anwohner,<br />

um den wirtschaftlich betreiben<br />

zu können, heißt es. Immerhin: Die<br />

S-Bahn-Station ist direkt um die Ecke.<br />

Narin Rasoul fährt zum Einkaufen mit<br />

der Bahn nach Bergedorf oder in die<br />

Innenstadt, das dauert jeweils nur ein<br />

paar Minuten.<br />

Sie muss aber längst nicht für alle<br />

Aktivitäten S-Bahn fahren, denn in der<br />

Unterkunft geben sich eine Menge<br />

Leute Mühe, für die Bewohner Angebote<br />

zu schaffen. Immer montags besucht<br />

Rasoul hier einen Deutschkurs<br />

für Frauen, den Ehrenamtliche im<br />

Haus 12 organisieren. Dort gibt es ei-<br />

20


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

Stadtgespräch<br />

nen Gemeinschaftsraum für Angebote<br />

wie dieses. Es gibt dort auch einen Kinderclub<br />

und eine Hebammensprechstunde.<br />

Und die Verbraucherzentrale<br />

bietet Informationsveranstaltungen an,<br />

zu Strom anbietern zum Beispiel.<br />

Nicht ohne Stolz zeigen Birgit Haustein<br />

und Rüdiger Gollhardt den Gemeinschaftsraum.<br />

Sie ist beim Bezirk<br />

Bergedorf verantwortlich für das Quartier,<br />

er leitet die Unterkunft beim Betreiber<br />

fördern&wohnen. Bei unserem<br />

Besuch im Herbst führen sie über das<br />

„Wir denken ganz<br />

Bergedorf mit.“<br />

BIRGIT HAUSTEIN, BEZIRKSAMT<br />

Gelände. Hier der Waschsalon, dort das<br />

Café und zwischen den Häusern immer<br />

wieder kleine Spielplätze. „Es macht<br />

Spaß, hier zu arbeiten und den Leuten<br />

beim Einchecken zuzugucken“, sagt<br />

der 41-Jährige Gollhardt, der sich früher<br />

viele Jahre im Pik As um Obdachlose<br />

gekümmert hat.<br />

Als im Dezember 2016 die ersten<br />

Bewohner in die Häuser 2a und 2b einzogen,<br />

war das hier noch eine Großbaustelle.<br />

Inzwischen hat man den Eindruck,<br />

dass viele schon in ihrem neuen<br />

Zuhause angekommen sind. Das<br />

stimmt die Macher merklich froh. „Wir<br />

hatten vor diesem Standort besonderen<br />

Respekt“, sagt Birgit Haustein, die das<br />

Fachamt Sozialraummanagement im<br />

Bezirksamt Bergedorf leitet.<br />

Wohl auch deswegen hat der Bezirk<br />

einiges in Gang gesetzt, um die Integration<br />

der neuen Bewohner in den Stadtteil<br />

voranzubringen. Das „sozialintegrative<br />

Konzept“ für das neue<br />

Wohngebiet umfasst 73 Seiten. Darin<br />

wird „eine gesunde Mischung aus sozialen<br />

Angeboten vor Ort sowie in den angrenzenden<br />

Quartieren“ empfohlen.<br />

Freizeit-, Bildungs- und Begegnungsangebote<br />

sollen dazu beitragen, dass bei<br />

den Bewohnern eine lokale Identität<br />

und ein Gefühl des Ankommens entsteht.<br />

Kulturangebote am Gleisdreieck<br />

sollen auch auswärtige Besucher anziehen<br />

und den Austausch untereinander<br />

befördern. „Wir denken ganz Bergedorf<br />

mit“, sagt Haustein.<br />

Der dringend benötigte Wohnraum<br />

für Flüchtlinge wurde im Eilverfahren<br />

errichtet. Manch ein Nachbar<br />

fühlte sich davon überfahren, einige<br />

gründeten sogar eine Bürgerinitiative<br />

und machten gegen die Unterkunft<br />

mobil. Birgit Haustein versucht, alle<br />

mit ins Boot zu holen. „Die Anwohner<br />

müssen auch das Gefühl haben, dass<br />

nicht nur die Herausforderung kommt,<br />

sondern auch etwas für sie getan wird“,<br />

sagt sie und berichtet vom geplanten<br />

Ausbau der Sportanlage und der Aufwertung<br />

des Kulturheims Kuller am<br />

Mittleren Landweg. Beides wird finanziert<br />

mit Geldern vom Senat, denn das<br />

Quartier wird seit einem Jahr im Rahmenprogramm<br />

„Integrierte Stadtentwicklung“<br />

gefördert. Insgesamt 3,5<br />

Millionen Euro sind in diesem Topf.<br />

„Auch die Menschen, die hier schon<br />

immer wohnen, profitieren davon“,<br />

sagt Haustein.<br />

Sportanlage hin, Kulturheim her:<br />

Das überzeugt nicht alle. Manche im<br />

Rüdiger Gollhardt, Birgit Haustein und<br />

Martina Stahl (oben) geben sich Mühe,<br />

die Flüchtlinge zu integrieren. Nach<br />

Ansicht der Bürgerinitiative (rechts)<br />

reicht das allerdings nicht aus.<br />

Unten: Protest am Kleingartenverein.<br />

21


Stadtteil betrachten die Integration der<br />

Flüchtlinge hier sogar bereits als gescheitert.<br />

„Für uns steht jetzt schon fest,<br />

dass das nicht klappt“, sagt Michael<br />

Rumpenhorst von der Bürgerinitiative<br />

„Integration: Ja! Ghetto: Nein!“, die<br />

den Bau der Unterkunft erst ganz verhindern<br />

wollte. Die Stadt kümmere sich<br />

zu wenig um die Integration der Bewohner.<br />

Als Teil des Dachverbandes<br />

„Hamburg für gute Integration“ haben<br />

die Anwohner erreicht, dass ans Gleisdreieck<br />

nicht wie ursprünglich geplant<br />

3400 Geflüchtete einziehen, sondern<br />

„nur“ 2500. Nun pochen sie darauf,<br />

dass wie mit dem Senat vereinbart<br />

Flüchtlinge aus- und andere Bewohner<br />

einziehen, um die Nachbarschaft zu<br />

durchmischen. Dass die Verwaltung das<br />

einhält, bezweifelt die BI allerdings. In<br />

markigen Worten: „Bis zum bitteren<br />

Ende werden wir hier kämpfen“, sagt<br />

der 65-Jährige Peter Quaddel. f&w beschwichtigt:<br />

Voraussichtlich ab Herbst<br />

<strong>2018</strong> sollen die ersten Wohnungen am<br />

Gleisdreieck für Wohnungssuchende<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Vor dem zweiten Haus auf der Zufahrtsstraße<br />

in die Unterkunft steht ein<br />

Streifenwagen der Hamburger Polizei.<br />

Doch einen aktuellen Einsatz gibt es<br />

nicht. Die Polizei hat hier in einem<br />

Büroraum eine eigene Dependance –<br />

ein Zugeständnis, das der Senat den<br />

Umweltpädagoge Volker Hallay zeigt den Kindern im Begegnungscafé,<br />

was ein Hirsch ist (oben). Bild unten (von links): Alexandra Stobrawa-Roberts<br />

und Martina Stahl wollen Alt- und Neubewohner zusammenbringen.<br />

Bürgerinitiativen gegenüber gemacht<br />

hat. Anfangs haben der Stadtteilpolizist<br />

Andreas Thumann oder einer seiner<br />

Kollegen hier jeden Tag eine Sprechstunde<br />

abgehalten. Sein Nachfolger<br />

Oliver Wiebcke kommt nur noch drei<br />

Mal in der Woche. Lageanpassung:<br />

„Der Normalfall ist, dass man hier sitzt<br />

und nichts zu tun hat“, sagt Thumann,<br />

der inzwischen in Pension ist.<br />

Die Befürchtungen und Ängste,<br />

dass mit den Flüchtlingen die Kriminalität<br />

Einzug ins Quartier halte, hätten<br />

sich nicht bestätigt. „Manche hatten die<br />

Erwartung, dass hier jede Nacht eingebrochen<br />

wird“, sagt Wiebcke. So kam es<br />

nicht. Genaue Zahlen zu Straftaten hat<br />

die Polizei zwar nicht. Aber: „Es ist hier<br />

genauso auffällig oder unauffällig, wie<br />

in anderen Stadtteilen auch“, sagt Polizist<br />

Wiebcke aus Erfahrung.<br />

In anderen Unterkünften sei das<br />

durchaus anders, erinnert er sich. Geringste<br />

Anlässe hätten dort mitunter zu<br />

Massenschlägereien unter den Bewohnern<br />

geführt, die die Polizei dann beendete.<br />

In Containerdörfern herrsche<br />

„insgesamt eine andere Anspannung“,<br />

sagt Wiebcke. Er hat auch eine Theorie,<br />

warum es am Gleisdreieck ruhiger zu-<br />

22


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

Stadtgespräch<br />

„Die Menschen<br />

möchten<br />

dazugehören.“<br />

ALEXANDRA STOBRAWA-ROBERTS<br />

geht: Hier hätten die Bewohner Privatsphäre.<br />

„Es steht und fällt vieles damit,<br />

dass sie eine Wohnung beziehen und<br />

sich zurückziehen können“, sagt er.<br />

Bleibt der fehlende Kontakt zwischen<br />

Alt- und Neubewohnern. Den zu<br />

organisieren ist der Job der Quartiersmanager<br />

Patrick Giese und Martina<br />

Stahl von der Lawaetz-Stiftung, die der<br />

Bezirk Bergedorf engagiert hat. Seit<br />

vergangenem Juli rufen sie ein Mal im<br />

Monat einen Stadtteilbeirat zusammen,<br />

um aktuelle Themen des Quartiers zu<br />

besprechen. Und um Geld zu vergeben:<br />

Ein Verfügungsfonds erhält jährlich<br />

15.000 Euro, über deren Verteilung<br />

entscheidet der Beirat. Davon sind 2017<br />

etwa ein Sommerferienprogramm und<br />

ein Herbstfest finanziert worden.<br />

15 Einrichtungen senden gewählte<br />

Vertreter, zum Beispiel der Sportverein,<br />

die Kirchengemeinde und die Kleingartenvereine.<br />

Auch Bewohner des<br />

Quartiers sind vertreten: jeweils sieben<br />

alte und neue. „Es geht darum, die Altbewohner<br />

und die Neubewohner zusammenzuführen<br />

und zu gucken, was<br />

man daraus machen kann“, sagt Martina<br />

Stahl. Offenbar ein erfolgreiches<br />

Modell, wie sie bestätigt: „Es ist eine<br />

Auch im Begegnungscafé<br />

sind<br />

die Geflüchteten<br />

weitgehend<br />

unter sich,<br />

nur wenige<br />

Nachbarn finden<br />

den Weg ins<br />

Sportheim. Aber<br />

vielleicht ändert<br />

sich das noch.<br />

23<br />

Oliver Wiebcke<br />

(rechts) soll am<br />

Gleisdreieck für<br />

Ordnung sorgen –<br />

hat aber meistens<br />

nichts zu tun.<br />

Links im Bild:<br />

sein Vorgänger<br />

Andreas Thumann.<br />

sehr, sehr gute Zusammenarbeit.“ Und<br />

das trotz der Sprachbarrieren im Beirat.<br />

Denn auch dafür gebe es Lösungen:<br />

„Teilweise wird gegenseitig übersetzt,<br />

teilweise gibt es Dolmetscher, teilweise<br />

sprechen wir in der jeweiligen Muttersprache“,<br />

berichtet Stahl.<br />

Beim Versuch, alte und neue Anwohner<br />

zusammenzuführen, ist aber<br />

noch deutlich Luft nach oben. Denn<br />

viele Altbewohner interessieren sich offenbar<br />

nicht für den Stadtteilbeirat und<br />

andere Möglichkeiten des Zusammentreffens.<br />

Dabei gibt es davon am Mittleren<br />

Landweg eine ganze Menge.<br />

Zum Beispiel das Patenschaftsprojekt<br />

des Bergedorfer Vereins für Völkerverständigung.<br />

Die Paten sollen gemeinsam<br />

ihre Freizeit gestalten, dabei<br />

Deutsch sprechen und so die Sprachkenntnisse<br />

der Geflüchteten verbessern.<br />

Und bei denen mangelt es nicht an Interesse,<br />

im Gegenteil. Allerdings: Auf<br />

35 interessierte Flüchtlinge kommt im<br />

Bezirk nur ein einziges Patenschaftsangebot.<br />

Von 2425 Bewohnern am Gleisdreieck<br />

haben deshalb bislang nur acht<br />

eine solche Patenschaft.<br />

Auch das Begegnungscafé im<br />

Sportheim des Eisenbahner Turn- und<br />

Sportvereins am Mittleren Landweg<br />

könnte eine Kontaktbörse sein. Beim<br />

Café im Januar ist der Raum gerammelt<br />

voll, 50 Menschen haben sich versammelt.<br />

Es gibt Kaffee und Gebäck,<br />

ein Umweltpädagoge bringt den Kindern<br />

die hiesige Tierwelt näher. „Unser<br />

Ziel ist, die Nachbarschaft mehr zu vermischen“,<br />

sagt Alexandra Stobrawa-<br />

Roberts vom Verein für Völkerverständigung,<br />

der das Café veranstaltet. So<br />

richtig klappt das allerdings nicht, denn<br />

die meisten deutschen Gäste sind an<br />

diesem Abend Helfer aus der weiteren<br />

Umgebung. Direkte Nachbarn sucht<br />

man vergeblich. Dabei würden Narin<br />

Rasoul und die Flüchtlinge hier diese so<br />

gerne kennenlernen: „Die Menschen<br />

möchten dazugehören“, sagt die<br />

43-jährige Stobrawa-Roberts. „Man<br />

muss ihnen nur die Chance geben.“ •<br />

Kontakt: benjamin.laufer@hinzundkunzt.de


Der Garten Eden gedeiht<br />

in Bahrenfeld: Im Luthergarten<br />

setzt Rico Horn<br />

auf Permakultur.<br />

Hier knallt’s<br />

in allen Ecken“<br />

Essbare Landschaften auf dauerhaft fruchtbaren Böden, das ist<br />

das Versprechen der Permakultur. Im Bahrenfelder Luthergarten erprobt<br />

eine Gruppe ehrenamtlicher Gärtner die Anbaumethode. Dort zeigt sich:<br />

Auf einem lebendigen Boden gedeiht eine reiche Ernte.<br />

TEXT: THERESA HORBACH<br />

FOTOS: MAURICIO BUSTAMANTE


Lust auf Grün!<br />

Herrlicher Spielplatz: Rico Horn, Partnerin<br />

Celine Müller-Berg und Sohn Ruben<br />

Milan toben sich im Gewächshaus aus.<br />

Wir pflanzen hier nicht“,<br />

sagt Georg Friedrich<br />

Horn, genannt Rico,<br />

zur Begrüßung im<br />

Bahrenfelder Luthergarten. Schwer zu<br />

glauben, immerhin bietet sich ein Anblick,<br />

der an Üppigkeit kaum zu überbieten<br />

ist. Die rote Bete ist fast so groß<br />

wie ein Kürbis, der Mangold so lang<br />

wie ein Arm und die Chilis sind unter<br />

dem Gewicht ihrer eigenen Früchte eingeknickt.<br />

Oder wie Horn es ausdrückt:<br />

„Hier knallt’s in allen Ecken.“<br />

Der 57-Jährige hat sich der Permakultur<br />

verschrieben. Den ersten Kurs<br />

hat er in den 1990ern auf den Kanarischen<br />

Inseln gemacht, wo er aufgewachsen<br />

ist. Im Jahr 2000 zog er nach<br />

Hamburg, von dort waren seine Eltern<br />

ausgewandert. Mittlerweile begleitet<br />

Horn ehrenamtlich zwölf Permakulturprojekte.<br />

Hauptberuflich betreut er für<br />

den Verein Rückenwind Jugendliche,<br />

die straffällig geworden sind. Den Luthergarten<br />

hat er vor drei Jahren mit<br />

aufgebaut, als die Luthergemeinde das<br />

Gelände in Bahrenfeld pachtete.<br />

25


Pflanzenkohle, in einer<br />

Feuerschale selbst hergestellt,<br />

ist Grundlage für Ricos<br />

Spezialdünger.<br />

Wenn der drahtige Mann sagt, dass hier<br />

nicht gepflanzt wird, dann stimmt das<br />

so natürlich nicht. Gemeinsam mit dem<br />

17-köpfigen harten Kern des Gemeinschaftsgartens<br />

hat Horn die Pflanzen<br />

ausgesät, aufgezogen und in die Erde<br />

gebracht.<br />

Doch die Ernte ist eher ein positiver<br />

Nebeneffekt. Der Fokus des Gartens<br />

liegt auf der Erde, in der die Pflanzen<br />

gedeihen. Denn weltweit ist es um unseren<br />

Boden nicht gut bestellt. Monokulturen,<br />

Pestizide und schwere Maschinen<br />

setzen ihm zu. Der organische<br />

Anteil, zu dem Humus und Bodenlebewesen<br />

gehören, sinkt. Unsere Böden<br />

verlieren an Lebendigkeit und werden<br />

unfruchtbar. Eine Zeitlang lässt sich das<br />

mit Kunstdünger auffangen, doch der<br />

ist nicht endlos verfügbar. Noch dazu<br />

lässt sein massiver Einsatz den Boden<br />

weiter verarmen.<br />

„Wir lutschen die Natur aus wie ein<br />

Bonbon und spucken sie weg, wenn wir<br />

kein Interesse mehr haben!“, ärgert sich<br />

26<br />

Horn. Permakultur soll dieser Entwicklung<br />

etwas entgegensetzen. In den<br />

1970er-Jahren von den Australiern Bill<br />

Mollison und David Holmgren entworfen,<br />

will sie essbare Landschaften auf<br />

”<br />

Wir lutschen<br />

die Natur aus wie<br />

ein Bonbon.“<br />

Rico Horn<br />

fruchtbaren Böden schaffen – und zwar<br />

dauerhaft. Dazu haben die Australier<br />

drei ethische und zwölf gestalterische<br />

Grundsätze entwickelt, die von der Natur<br />

inspiriert sind. Mit ihrer Hilfe lassen<br />

sich Gärten ähnlich wie natürliche<br />

Ökosysteme anlegen. Hauptziel ist es,<br />

den Boden wieder lebendig zu machen<br />

und zu halten.<br />

Im Luthergarten zeigt Horn, wie<br />

das funktioniert. „Terra Preta“ heißt


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

Lust auf Grün!<br />

Auch wenn die Erde noch so wertvoll<br />

ist: Bevor man die Möhren<br />

essen kann, wäscht Rico sie ab.<br />

das Zauberwort, schwarze Erde. Sie besteht<br />

aus Pflanzenkohle, die Horn in einer<br />

speziellen Feuerschale selbst herstellt,<br />

vermischt mit organischen<br />

Abfällen wie Kompost oder Pferdemist.<br />

Horn bringt sie auf die Beete auf und<br />

bedeckt sie dort mit einer dicken Strohschicht,<br />

damit die Bodenlebewesen es<br />

warm, dunkel und feucht haben. Dann<br />

geht es ihnen am besten, und sie setzen<br />

den organischen Abfall in Nährstoffe<br />

um, die dem Boden dank der Kohle<br />

lange erhalten bleiben.<br />

Zur Erde im Luthergarten hegt<br />

Horn eine geradezu liebevolle Beziehung:<br />

„Ich weiß jede Hand Humus zu<br />

schätzen!“ Mit Blick auf die voll behangenen<br />

Paprika fügt er hinzu: „Das alles<br />

hier haben nicht wir gemacht, sondern<br />

andere Lebewesen wie Regenwürmer,<br />

Bakterien, Pilze und Algen. Wir haben<br />

nur die Weichen gestellt.“<br />

Permakultur, da ist Horn sich sicher,<br />

eignet sich nicht nur für Gärten,<br />

sondern auch für die Landwirtschaft.<br />

Die Bewegung ist insbesondere in Südamerika<br />

und dem englischsprachigen<br />

Raum groß, doch auch in Hamburg<br />

scheint sie zu wachsen. Neben Horns<br />

Projekten gibt es zum Beispiel einen<br />

”<br />

Mit Permakultur<br />

kann man die ganze<br />

Welt ernähren.“<br />

Edouard van Diem<br />

Permagarten im Altonaer Volkspark<br />

und auch das Selbstversorgerprojekt<br />

Minitopia in Wilhelmsburg hat sich der<br />

Methode verschrieben.<br />

Am Hamburger Permakultur-<br />

Campus kann man Kurse zum Thema<br />

belegen und sich zum Permakultur-<br />

Designer ausbilden lassen. Campus-<br />

Leiter Edouard van Diem, der auch<br />

den Garten im Altonaer Volkspark<br />

betreut, arbeitet zudem in verschiedenen<br />

Projekten in Afrika. Er kann aus eigener<br />

Erfahrung bestätigen, dass sich<br />

dort mit den Methoden der Permakultur<br />

erodierte Böden wieder fruchtbar<br />

machen und Erträge steigern lassen.<br />

Van Diem ist mit Horn einer Meinung:<br />

Mit Permakultur könne man im<br />

Prinzip die ganze Welt ernähren. Einzige<br />

Bedingung: „Mehr Menschen müssen<br />

Lust haben, in der Landwirtschaft<br />

zu arbeiten.“ •<br />

Kontakt: redaktion@hinzundkunzt.de<br />

Mehr Infos unter<br />

www.permakultur-campus.de und<br />

www.umweltgestaltung.org<br />

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Die einen haben einen Garten, die anderen einen Balkon<br />

und manche haben nichts dergleichen. Aber das ist<br />

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Das Leben<br />

steckt voller<br />

Fragen.<br />

27<br />

Wie können wir Ihnen helfen?


Freiheit für Deniz!<br />

Seit einem Jahr sitzt Deniz Yücel, Türkei-Korrespondent der Zeitung<br />

„Die Welt“, ohne Anklageschrift in einem türkischen Hochsicherheitsgefängnis.<br />

Ihm werden Terrorpropaganda und Volksverhetzung<br />

vorgeworfen. Die Journalistin und Autorin Yasemin Ergin ist mit dem<br />

44-Jährigen befreundet. Ihre persönlichen Gedanken zu Deniz’ Haft<br />

hat sie für Hinz&<strong>Kunzt</strong> aufgeschrieben.<br />

FOTOS: THOMAS ERTMER (OBEN),<br />

ACTION PRESS/HARTMUT MÜLLER-STAUFFENBERG, DENIZ YÜCEL (S. 30)<br />

28


Stadtgespräch<br />

Deniz Yücel hat die deutsche und die<br />

türkische Staatsbürgerschaft.<br />

Als Türkei-Korrespondent war er ein gern<br />

gesehener Gast in deutschen Talkshows.<br />

An einem Abend Ende Juli 2016 saßen Deniz<br />

und ich zusammen in seiner Istanbuler Wohnung.<br />

Wir tippten eifrig Texte in unsere Computer<br />

und unterhielten uns nebenbei. Es waren<br />

hektische Zeiten. Der Putschversuch lag<br />

nur zwei Wochen zurück und die „Säuberungsaktionen“, mit<br />

denen das Erdo an-Regime auf den versuchten Staatsstreich<br />

reagierte, waren in vollem Gange. Tausende Staatsbeamte<br />

und Oppositionelle waren entlassen oder verhaftet worden.<br />

Ein paar Tage zuvor war der Ausnahmezustand in Kraft getreten,<br />

der es Erdo an noch einfacher machen sollte, Kritiker<br />

hinter Gitter zu bringen. Es sah nicht gut aus für die Türkei.<br />

Deniz war dennoch optimistisch und ich ließ mich von<br />

ihm anstecken. Wir sprachen darüber, wie sich die in den Tagen<br />

nach dem Putschversuch so gedrückte Stimmung langsam<br />

wieder zu normalisieren schien, wie schwer die Menschen<br />

in der Türkei sich einschüchtern ließen und dass<br />

vielleicht ja doch nicht alles den Bach runtergehen würde.<br />

Kurz darauf schrieb Deniz einen Text dazu für seine Zeitung.<br />

Er plädierte gegen zu viel Schwarzmalerei und argumentierte<br />

mit Hinweis auf Erdo ans Pragmatismus und die Ausdauer<br />

des säkular-urbanen Milieus, dass vielleicht ja doch alles gut<br />

oder zumindest nicht schlechter werden würde. Viele Leser<br />

kritisierten, dass so viel Optimismus in so schweren Zeiten<br />

fehl am Platz sei.<br />

Seine damalige Freundin und heutige Ehefrau Dilek habe<br />

ihm damals vorgeworfen, die Dinge zu rosig zu sehen, weil er<br />

so in sie verliebt sei, sagte Deniz in einem taz-Interview, das er<br />

im vergangenen November aus dem Gefängnis gab.<br />

Über den Ernst der Lage war Deniz sich aber selbstverständlich<br />

bewusst. Neben ein, zwei vorsichtig optimistischen<br />

Kommentaren erschienen von ihm in jenen Monaten ja auch<br />

unzählige brisante, gewissenhaft recherchierte, beunruhigende<br />

Artikel über die Entwicklungen im Land. Er schrieb über<br />

die nicht enden wollende Verhaftungswelle gegen Oppositionelle<br />

und Journalisten, über den immer wieder aufflammenden<br />

Terror, über die zunehmend totalitären Tendenzen des<br />

Erdo an-Regimes. Er verlor dabei bloß nicht den Blick dafür,<br />

29


Ein Foto aus unbeschwerten<br />

Tagen:<br />

Der Korrespondent in<br />

Istanbul gemeinsam<br />

mit Autorin Yasemin<br />

Ergin im Juni 2016. Ein<br />

halbes Jahr später verhaftete<br />

ihn die Polizei.<br />

Seit gut einem<br />

Jahr sitzt<br />

Deniz in einer<br />

Einzelzelle.<br />

was er an seinem Berichtsland so sehr liebte. Wenn<br />

die Menschen, die für eine freiere Türkei kämpften, trotz aller<br />

Widerstände Mut und Hoffnung nicht verloren, dann wollte<br />

er das auch nicht tun.<br />

Der Regierung war er zu jener Zeit schon längst ein<br />

Dorn im Auge. Versuche, ihn einzuschüchtern, hatte es schon<br />

mehrfach gegeben, aber daran die Türkei zu verlassen, dachte<br />

Deniz nicht. Er glaubte, als deutscher Korrespondent trotz<br />

allem weniger zu riskieren als seine türkischen Kollegen.<br />

Wie schwer der Schock ihn und seine Familie getroffen<br />

haben muss, als er am 27. <strong>Februar</strong> 2017 nach zwei Wochen<br />

in Polizeigewahrsam inhaftiert wurde, das kann ich nur erahnen.<br />

Ich selbst weiß noch genau, wo ich war und was ich tat,<br />

als ich von seiner Verhaftung<br />

erfuhr. Diese Bestürzung<br />

hält unvermindert<br />

an, hinzu kommt<br />

täglich neue Fassungslosigkeit.<br />

Darüber, dass er<br />

noch immer ohne Anklageschrift<br />

in Haft ist, dass<br />

die Klagen beim türkischen<br />

Verfassungsgericht<br />

und beim Europäischen<br />

Gerichtshof für Menschenrechte bisher keine Wirkung hatten<br />

und vor allem darüber, dass die deutsche Regierung nur<br />

so wenig für ihn ausrichten kann oder will.<br />

Seit gut einem Jahr sitzt Deniz nun im Hochsicherheitsgefängnis<br />

Silivri in einer Einzelzelle, bis vor Kurzem noch<br />

komplett isoliert von seinen Mithäftlingen. Sich vorzustellen,<br />

wie es Deniz, einem der gesprächigsten, geselligsten Menschen,<br />

die ich kenne, in dieser Situation geht, das tut weh.<br />

Dass er dennoch seinen Humor und seinen Mut bewahrt<br />

zu haben scheint, gibt Hoffnung. Seine Frau Dilek erzählt,<br />

dass er bei ihren wöchentlichen Besuchen oft lache, dass er<br />

guter Dinge sei, weil er wisse, dass er in seinem Job, den er<br />

über alles liebe, alles richtig gemacht habe. Auch in seinen<br />

Briefen und Artikeln, die über seine Anwälte gelegentlich<br />

den Weg nach draußen finden,<br />

klingt Deniz fast so wie immer.<br />

Welche langfristigen Folgen<br />

die Haft auf ihn haben werde, das<br />

könne er nicht einschätzen, sagte er selbst in seinem ersten<br />

Interview aus dem Gefängnis.<br />

Klar ist, dass die Haft nicht nur sein Leben verändert<br />

hat, sondern auch das seiner Angehörigen. Seine Schwester<br />

Ilkay und seine Ehefrau Dilek stehen seit seiner Verhaftung<br />

in der Öffentlichkeit und engagieren sich unermüdlich für<br />

seine Freilassung. Sie sind wie viele seiner Freunde und Kollegen<br />

zu Aktivisten für die Pressefreiheit geworden. Unzählige<br />

Soliveranstaltungen hat der Freundeskreis #FreeDeniz<br />

(siehe Infokasten) im vergangenen Jahr organisiert, immer<br />

neue Aktionen sind in Planung. Dass dieses Engagement ihn<br />

erreicht und ihm Mut macht, ist das Wichtigste daran. Nebenbei<br />

hilft es aber auch gegen die eigene Hilflosigkeit, das<br />

kann ich aus eigener Erfahrung sagen.<br />

Damals im Sommer 2016, knapp zwei Wochen, nachdem<br />

der eingangs erwähnte optimistische Lagebericht von<br />

ihm erschien, gönnte Deniz sich übrigens eine kleine Auszeit<br />

und flog mit Dilek an die Westküste der Türkei. Statt Kommentaren<br />

zur politischen Situation in der Türkei postete er<br />

ein paar Fotos von aufblasbaren Flamingos auf der Ägäis<br />

und von Bootstouren. Deniz liebt das Meer, nach dem seine<br />

Eltern ihn benannt haben. Ich hoffe jeden Tag, dass er es<br />

bald wiedersieht. •<br />

Kontakt: redaktion@hinzundkunzt.de<br />

Wer Deniz Yücel schreiben will:<br />

Gefängnisadresse: lker Deniz Yücel, 9 Numaralı Kapalı Ceza<br />

nfaz Kurumu A11-81 Silivri/Türkei. Da Mitteilungen auf Türkisch<br />

bessere Chancen haben, bei ihm anzukommen, hat „Die Welt“<br />

einen Übersetzungs service eingerichtet. Mail an<br />

schreibdeniz@weltn24.de. Dort wird der Brief übersetzt und zu<br />

Deniz geschickt. Infos dazu unter www.huklink.de/deniz<br />

Infos über Deniz: www.facebook.com/FreundeskreisFreeDeniz<br />

Auch wer Ideen für Veranstaltungen hat, kann sich dort melden.<br />

Mitte <strong>Februar</strong> erscheint das Buch von Deniz Yücel „Wir sind<br />

ja nicht zum Spaß hier. Reportagen, Satiren und andere<br />

Gebrauchstexte“ , Doris Akrap (Hrsg.), 224 Seiten, 16 Euro<br />

30


Stadtgespräch<br />

Meldungen (2)<br />

Politik & Soziales<br />

Hauptbahnhof<br />

Bahnhofsmission zieht um<br />

Die Bahnhofsmission muss voraussichtlich im Frühjahr ihren<br />

Standort räumen und vorübergehend in Container ziehen. Perspektivisch<br />

erhält sie neue Räume in einem Neubau, der auf der<br />

Überdeckelung zwischen Wandelhalle und Ernst-Merck-Brücke<br />

entsteht. Darauf verständigten sich Bahn und Stadt. Der Umbau<br />

am Hauptbahnhof wird nötig, weil das Fahrgastaufkommen<br />

steigt. In der neuen Bahnhofsmission soll es zusätzlich<br />

Duschen für obdachlose Gäste geben, sagt Ulrich Hermannes<br />

vom Trägerverein Hoffnungsorte Hamburg. JOF<br />

•<br />

Jobcenter<br />

Zahl der Sanktionen steigt an<br />

Die Zahl der gegen Hartz-IV-Empfänger verhängten Sanktionen<br />

stieg im September 2017 dramatisch an. Das geht aus<br />

neuen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor. 91.590<br />

Strafen wurden ausgesprochen, ein Plus von 30 Prozent<br />

gegenüber August. Die Behörde begründet den Anstieg mit<br />

saisonalen Schwankungen. Kritik kommt vom Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverband: „Menschen, die ohnehin am Existenzminimum<br />

leben, werden noch weiter in die Not gedrängt“,<br />

sagte Geschäftsführer Ulrich Schneider. Deswegen fordert<br />

er eine generelle Abschaffung der Strafen. UJO<br />

•<br />

Mieterverein zu Hamburg<br />

Wem gehört die Stadt?<br />

Das Recherchezentrum<br />

correctiv.org will mit einer<br />

Bürgerbefragung windigen<br />

Geschäftsleuten auf die<br />

Spur kommen. In Kooperation<br />

mit dem Abendblatt<br />

und dem Mieterverein zu<br />

Hamburg wollen die Reporter<br />

herausfinden, wem<br />

welche Immobilien gehören.<br />

„Wir Journalisten können<br />

dann weiter recherchieren<br />

und Licht in den intransparenten<br />

Immobilienmarkt<br />

bringen“, so Justus von Daniels<br />

von correctiv.org. JOF<br />

•<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.huklink.de/correctiv<br />

City-Hof<br />

Abriss steht kurz bevor<br />

Ende 2017 hat der Senat<br />

das Genehmigungsverfahren<br />

für den City-Hof an sich<br />

gezogen. Nach NDR-Informationen<br />

soll der Abriss in<br />

diesem Sommer beginnen.<br />

Kritik an den Plänen übt<br />

weiterhin die Initiative City-<br />

Hof e.V. Statt ursprünglich<br />

200 seien jetzt nur noch 140<br />

Wohnungen vorgesehen.<br />

Der Hotelbereich wiederum<br />

werde um 20 zusätzliche<br />

Zimmer erweitert. JOF<br />

•<br />

Mehr Infos und Nachrichten<br />

unter: www.hinzundkunzt.de<br />

Vier Fragen an: Hussam Al Zaher<br />

Hussam Al Zaher,<br />

29, kommt aus Syrien<br />

und ist Journalist.<br />

„Wir sind alle<br />

Menschen“<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong>: Hussam,<br />

du bist als Chefredakteur des<br />

Flüchtling-Magazins vor einem<br />

Jahr mit der Idee angetreten,<br />

dass sich Deutsche<br />

und Geflüchtete besser kennenlernen<br />

sollen. Wie nah seid<br />

ihr diesem Ziel heute?<br />

HUSSAM AL ZAHER: Ja, zuerst<br />

wollten wir unsere Geschichten<br />

aufschreiben<br />

und dadurch ins Gespräch<br />

mit Deutschen kommen. Aber ich bin jetzt seit<br />

drei Jahren hier und fühle mich gar nicht mehr<br />

nur als Flüchtling. Ich habe die deutsche Kultur<br />

kennengelernt, viele deutsche Freunde gefunden.<br />

Die Frage „Woher kommst du?“ ist nicht<br />

mehr so wichtig wie die Frage „Wie können wir<br />

miteinander leben?“. Unabhängig von Nationalität<br />

oder Religion. Wir sind alle Menschen.<br />

Was war euer größter Erfolg im vergangenen Jahr?<br />

Das Magazin hat schon einen guten Bekanntheitsgrad<br />

erreicht. Wir haben fast 12.000 Follower<br />

bei Facebook. Im Team arbeiten zwölf<br />

Leute, vier Deutsche, vier Geflüchtete, vier<br />

Menschen mit Migrationshintergrund – alle<br />

ehrenamtlich. Was sich aber als Herausforderung<br />

gezeigt hat, ist unser Name: Viele glauben,<br />

es geht bei uns nur um Flüchtlinge. Es<br />

geht uns aber um den Kulturaustausch.<br />

Deine Heimat Damaskus duftet nach Jasmin, hast<br />

du in einem Text geschrieben. Wie duftet Hamburg?<br />

Ich mag diesen Duft, der nach dem Regen in<br />

der Luft liegt (lacht).<br />

Wie soll es im zweiten Jahr weitergehen?<br />

Wir wollen noch mehr Menschen erreichen.<br />

Anfangs haben wir einen Artikel pro Woche<br />

veröffentlicht, jetzt stellen wir jeden Tag einen<br />

Text online. Viele Menschen haben uns geschrieben,<br />

dass sie das Projekt gut finden. Aber,<br />

wie gesagt, es geht uns vor allem um ein<br />

Mitein ander der Kulturen. Das ist auch die<br />

Frage, die wir an die deutsche Gesellschaft stellen<br />

wollen: Warum bleiben wir Flüchtlinge<br />

und auch Fremde, obwohl wir schon länger<br />

hier sind? Warum können wir nicht den nächsten<br />

Schritt gehen? SIM<br />

•<br />

Mehr Infos: www.fluechtling-magazin.de<br />

Geburtstagsparty: So, 25.2., 11 Uhr, leetHub,<br />

Bernstorffstraße 118, Eintritt frei.<br />

31


Mario Lundes<br />

„Die Leute auf der Straße starren<br />

mich an. Ich bin ein guter Mensch,<br />

weißt du, ich habe ein gutes Herz.<br />

Menschen, die mich nicht kennen,<br />

denken vielleicht, ich rauche<br />

Drogen, habe ein Gewehr oder<br />

dass ich gewalttätig bin.<br />

Aber ich bin nicht mehr so. Ich habe<br />

das alles hinter mir gelassen.“


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

Titelgeschichte<br />

„Ich bedaure<br />

diesen Mist“<br />

Fotograf Steven Burton verbrachte mehr als <strong>300</strong> Stunden damit, die Tattoos<br />

von ehemaligen Bandenmitgliedern aus Los Angeles am Computer zu entfernen.<br />

So will er ihnen helfen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.<br />

TEXT: JIM DOWNEY, ANNETTE WOYWODE<br />

Dennis Zamaran<br />

„Mein Vater hatte nichts mit Gangs zu tun, aber er war in Kartelle verstrickt, den mexikanischen Kartellen.<br />

Das heißt, er hat Drogen verkauft und gekokst. Wenn er da war, war er der beste Vater. Aber er war immer im Gefängnis.<br />

Er wurde wegen einem Mädchen umgebracht. Sie haben ihm in den Kopf geschossen,<br />

ihn in einen Müllbeutel getan, dann in einen Schlafsack und ihn dann irgendwo in der heißen Wüste gelassen.<br />

Es ist verrückt, weil mein Vater hasste Tattoos mit einer Leidenschaft. Wenn er mich jetzt sehen könnte und wie ich<br />

aussehe, wäre er sicher verletzt. Wenn ich im Bus sitze, möchte sich niemand neben mich setzen. Sie stehen lieber.<br />

Hier (Foto ohne Tattoos) gibt es mir das Gefühl, als ob ich ein gewöhnlicher Zuschauer wäre, ein normaler Mensch. Und hier<br />

(Foto mit Tattoos) erinnert es mich an die ganze Scheiße, die ich erlebt habe. Ich weiß nicht. Ich bedaure diesen Mist.<br />

Ich bedaure die Tätowierungen, ich bedaure alles. Ich habe mich verändert. Ich versuche jetzt, Jemand zu sein.“<br />

33


David Williams<br />

„Ich liebe es, meinen Jungen zu sehen. Meinen fünf Jahre alten Jungen. Ich liebe ihn<br />

über alles und würde alles für ihn tun. Er stolpert schon jetzt über meine Tattoos. Er fragt mich,<br />

warum ich Hörner habe. Ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll. Ich weiß nicht, was ich einem<br />

Fünfjährigen sagen soll, verstehst du? Manchmal denke ich mir, wenn ich nicht da bin,<br />

wird er nicht so wie ich. Er würde niemals so wie ich sein, weil er mich nicht so sehen würde.<br />

Und dann wiederum denke ich, ein Kind braucht seinen Vater.<br />

Ich sah meinen Vater überall mit Tattoos, und er sah groß und böse aus. Ich sah ihn<br />

mit Waffen und anderen Dingen herumrennen. Ich hatte das Gefühl, dass ich so wie<br />

er sein musste, weil er mein Vater ist, verstehst du? Er wollte nicht, dass ich so aussehe,<br />

aber er nahm immer Drogen, also konnte er mich nicht davon abhalten.“<br />

David Williams hat einen<br />

kleinen Sohn. Irgendwann<br />

fragte der Junge seinen Vater:<br />

„Papa, warum hast du<br />

Hörner?“ Dass der Kleine an seinem<br />

Vater vor allem die Hörner wahrnahm,<br />

war ein Schock für Williams. Einst gehörte<br />

er in Los Angeles, USA, einer kriminellen<br />

Bande an. Als Zeichen der<br />

Zugehörigkeit und auch später im<br />

Knast ließ er sich tätowieren. Nicht nur<br />

am Körper, an Armen und Beinen,<br />

auch am Kopf und im Gesicht. Dabei<br />

ging es nicht um ästhetische Bilder, sondern<br />

meist um Zahlencodes oder<br />

Schriftzüge, den Namen der Gang, darum,<br />

böse auszusehen. Seitdem sind<br />

Hörner auf Williams Stirn gemalt. Und<br />

obwohl Williams seine kriminelle Vergangenheit<br />

längst hinter sich gelassen<br />

hat, steht sie ihm noch auf die Haut geschrieben.<br />

Sichtbar für alle – für die<br />

Menschen auf der Straße, die gesamte<br />

Gesellschaft – und für seinen Sohn.<br />

Seine Geschichte hat David Williams<br />

dem Fotografen Steven Burton<br />

erzählt. Für die Fotoserie „Skin Deep –<br />

Looking beyond the tattoos“ hatte der<br />

das Ex-Gangmitglied fotografiert. Am<br />

Computer entfernte er die Tattoos anschließend<br />

mit digitaler Bildbearbeitung.<br />

Dann zeigte Steven Burton dem Aussteiger<br />

beide Bilder und interviewte ihn vor<br />

laufender Kamera.<br />

34<br />

Auf die Haut<br />

graviert:<br />

die kriminelle<br />

Vergangenheit<br />

So wie mit Williams arbeitete Steven<br />

Burton mit insgesamt 27 früheren<br />

Gangmitgliedern zusammen. Kennengelernt<br />

hatte er sie über „Homeboy<br />

Industries“. Die Organisation bietet<br />

ehemaligen Bandenmitgliedern und<br />

Ex-Häftlingen im Großraum von Los<br />

Angeles Konfliktmanagement, Berufs-


Marcos Luna<br />

„Ich weiß nicht, wie die Menschen<br />

über diese zwei Individuen<br />

urteilen würden.<br />

Beides sind menschliche Wesen.<br />

Ein Mensch. Ich bin so<br />

wie du, ey!“


Samuel Gonzalez<br />

„Ich glaube, meine Oma würde<br />

ausflippen. (Anm. der Red.: … wenn<br />

sie das Bild ohne Tätowierungen<br />

sehen würde.) Als sie mich das erste<br />

Mal mit Tätowierungen sah,<br />

musste sie weinen. Sie kennt<br />

sich nicht wirklich aus mit Gangs<br />

und solchen Sachen.“


Erin<br />

„Lass mich eines klarstellen: Ich versuche schon, mich zu ändern. Aber ich werde auch<br />

später mit den Jungs von der Gang losziehen und es ein wenig krachen lassen.<br />

Bier trinken, dummes Zeug reden, eines Tages verschwinden. Wer weiß das schon?<br />

Kann sein, ich bin am Quatschen, die Bullen kreuzen auf, ich gehe für die Gang in den<br />

Knast. Oder einer schießt aus einem Auto und ich werde getroffen. Alles kann passieren.<br />

Es fällt mir so schwer, mich von diesem Leben zu lösen. Das ist hart, echt hart, weißt du!“<br />

Die meisten hatten<br />

sich seit Jahrzehnten<br />

nicht ohne<br />

Tattoos gesehen.<br />

ausbildungen oder sogar Tattoo-Entfernungen<br />

an, um ihnen eine Wiedereingliederung<br />

in die Gesellschaft zu<br />

ermöglichen. Burtons Plan: den Menschen<br />

hinter seinen Tattoos zu zeigen<br />

und so Vorurteile denen gegenüber<br />

abzubauen, die wegen ihres Aussehens<br />

„von der Gesellschaft zu schnell dämonisiert“<br />

werden, so Burton.<br />

Rund <strong>300</strong> Stunden lang bearbeitete<br />

der Fotograf die Porträts. Und immer,<br />

wenn er den Aussteigern das Ergebnis<br />

zeigte, erlebte er hoch emotionale<br />

Momente. Denn die meisten seiner<br />

Modelle hatten sich seit Jahrzehnten<br />

nicht mehr ohne Tattoos gesehen. Beim<br />

Betrachten der Bilder fingen sie an zu<br />

erzählen, manchmal gaben sie schockierende<br />

Details über Missbrauch, Gewalt<br />

und Abhängigkeit von Drogen preis.<br />

Und sie sprachen über die Ablehnung,<br />

die sie von der Gesellschaft erfahren.<br />

„Ich bedaure diesen Mist. Ich bedaure<br />

die Tätowierungen, ich bedaure alles.<br />

Ich habe mich verändert“, erzählt zum<br />

Beispiel Dennis Zamaran (unser Titelbild).<br />

Aber: „Wenn ich im Bus sitze,<br />

möchte sich niemand neben mich setzen.<br />

Sie stehen lieber. Wenn mir eine alte<br />

Dame begegnet, hält sie krampfhaft<br />

ihr Portemonnaie fest.“ So ist den Ex-<br />

Bandenmitgliedern ihre Vergangenheit<br />

ins Gesicht graviert. Die Fotoserie Skin<br />

Deep radiert sie aus. •<br />

Kontakt: annette.woywode@hinzundkunzt.de<br />

Mehr Infos über Steven Burton<br />

und „Skin Deep – Looking beyond<br />

the tattoos“ unter<br />

www.stevenburtonphotography.com<br />

Im Oktober vergangenen Jahres ist zur<br />

Fotoserie der gleichnamige Hardcover-<br />

Bildband auf Englisch erschienen –<br />

zu bestellen über die Homepage des<br />

Fotografen.<br />

Mit freundlicher Genehmigung von<br />

INSP.ngo / The Curbside Chronicle<br />

37<br />

stilbruch.de


Kapitän Jens Weber<br />

hat bei strahlendem<br />

Sonnenschein gut lachen.<br />

Etwas trauriger wird der<br />

Abschied von „seinem“<br />

Schiff ausfallen, sagt er.


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

Lebenslinien<br />

„So ein Schiff<br />

hat eine Seele“<br />

Der Kapitän der Cap San Diego geht von Bord. Jens Weber blickt auf 13 abwechslungsreiche<br />

Jahre an Bord des Museumsschiffs zurück. Mit allen Höhen und Tiefen.<br />

TEXT: SIMONE DECKNER<br />

FOTOS: DMITRIJ LELTSCHUK<br />

Neulich hat doch tatsächlich jemand die alte Kapitänsuniform<br />

aus der Ausstellung geklaut. Tragen<br />

wird der Dieb sie aber kaum können, vermutet<br />

Jens Weber. „Die gehörte mal einem sehr<br />

dicken Kapitän“, sagte er und lächelt. Der 60-Jährige hat sich<br />

trotzdem über den Dieb geärgert. Es war<br />

fast so, als hätte jemand bei ihm privat<br />

eingebrochen. „Für Seeleute ist so ein<br />

Schiff nicht in erster Linie ein Arbeitsplatz,<br />

es ist wie ein Zuhause“, sagt Weber.<br />

13 Jahre lang war die Cap San Diego<br />

das Zuhause des Mannes, der mit seinem<br />

grauen Vollbart und den blitzenden<br />

Augen aussieht wie ein Kapitän aus dem<br />

Bilderbuch. Weber heuerte 2005 als Geschäftsführer<br />

auf der Cap San Diego an.<br />

Zu der Zeit präsentierte sich der einstige „Schwan des Südatlantik“<br />

recht glanzlos: „Als ich kam, war sie ziemlich abgerockt“,<br />

erinnert sich Weber. 1961 als Stückgutfrachter gebaut,<br />

transportierte das Schiff lose Waren wie Kaffee, aber auch<br />

schon mal lebende Kühe auf der Route Hamburg–Südamerika.<br />

1986 sollte es verschrottet werden, doch die Stadt<br />

griff ein. Seither liegt die Cap die meiste Zeit im Hafen als<br />

„Als ich kam,<br />

war sie ziemlich<br />

abgerockt.“<br />

JENS WEBER<br />

39<br />

Museumsschiff. Webers erste Ausfahrt war dann auch recht<br />

kurz. Zwei Schlepper zogen den Frachter zu Blohm+Voss.<br />

Mehr als 600 Reparaturen waren nötig, um das Schiff mit<br />

dem rot-weißen Bug wieder flottzumachen – und 2,25 Millionen<br />

Euro. Seit 1989 ist die Cap San Diego im Besitz der<br />

Stiftung Hamburger Admiralität, aber<br />

um die teuren Wartungsarbeiten zu bezahlen,<br />

sind Spenden und viele Besucher<br />

nötig, die für Umsatz sorgen.<br />

Der gelernte Diplom-Wirtschaftsingenieur<br />

für Seeverkehr tüftelte anfangs<br />

mit seiner Frau an einem 10-Punkte-Programm,<br />

um die Cap San Diego auf lange<br />

Sicht in ruhiges Fahrwasser zu bringen.<br />

Sie wollten den Hotelbetrieb und die<br />

Gastronomie ausbauen, Events veranstalten,<br />

aber vor allem: regelmäßig auslaufen! „Das ist wirklich<br />

immer der spannendste Moment, wenn dieses Schiff in<br />

Fahrt geht“, sagt Weber und seine Augen blitzen noch etwas<br />

mehr. Heute verlässt die Cap San Diego rund zehn Mal im<br />

Jahr ihren Liegeplatz an der Überseebrücke.<br />

In den 1970er-Jahren fuhr Weber mehr um die Welt: erst<br />

als Ladungsoffizier, dann als Kapitän. „Gerade in den ersten


Was Jens Weber macht, wenn er nicht mehr Kapitän der Cap San Diego ist? Jedenfalls noch nicht in den Ruhestand gehen.<br />

„Ich habe mir 100 Tage Nichtstun verordnet, dann überlege ich, was als Nächstes kommen könnte“, sagt der 60-Jährige.


Lebenslinien<br />

HINZ&KUNZT<br />

KICKERTURNIER <strong>2018</strong><br />

zugunsten von Hinz&<strong>Kunzt</strong><br />

„Früher war ich eine Art<br />

Hafen-Sheriff, das war nicht<br />

so meine Welt.“ JENS WEBER<br />

Jahren lernt man, selbstständig zu denken, Entscheidungen<br />

zu fällen und dazu zu stehen“, sagt er. 18 Jahre lang war er<br />

Abfertigungsleiter im Hafen, später sorgte er als Sicherheitsoffizier<br />

dafür, dass Anti-Terror-Maßnahmen eingehalten<br />

werden. „Ich war so eine Art Hafen-Sheriff“, sagt er. Nach<br />

den Anschlägen von 9/11 auf das World Trade Center in<br />

New York wurden international die Sicherheitsmaßnahmen<br />

verschärft, die Häfen regelrecht abgeschottet. „Überzogen“<br />

findet Weber das heute. Schon damals sei er nicht mehr mit<br />

dem Herzen dabei gewesen. „Das war nicht meine Welt.“<br />

Seine Welt: Das war die Cap San Diego. Wenn das Schiff<br />

ein Mensch wäre, dann wäre sie „eine starke Frau“, sagt<br />

Weber. „So ein Schiff ist ja nicht nur aus Stahl. So ein Schiff<br />

hat eine Seele“, sagt er. Wer etwa einmal im Indischen Ozean<br />

bei hohem Wellengang in Gefahr geraten sei und erlebt habe,<br />

wie die gesamte Crew die Ladung und das Schiff sicher in den<br />

Hafen gebracht habe, der betrete ein Schiff stets respektvoll.<br />

Unvergessen auch der Tag, als ein Mann an Deck der<br />

Cap San Diego eine Wespe verschluckte, die ihn in den Hals<br />

stach. „Er war zu allem Überfluss dagegen allergisch, alles<br />

schwoll an. Unsere Erste-Hilfe-Kräfte haben ihn intubiert,<br />

damit er Luft bekommt“, so Weber. 14 Tage später sei der<br />

Mann mit einem riesigen Blumenstrauß vorbeigekommen<br />

und habe sich für seine Lebensrettung bedankt.<br />

Wenn der Kapitän am 14. <strong>Februar</strong> von Bord geht, wird<br />

er es mit einem lachenden und einem weinenden Auge tun.<br />

Vor allem seine Crew aus 21 Festangestellten und rund 50<br />

Ehrenamtlichen wird ihm fehlen. „Geh gut mit den Ehrenamtlichen<br />

um! Sie sind unser Potenzial“, will er seiner Nachfolgerin<br />

Ann-Kathrin Cornelius raten. Aber er ist ja nicht aus<br />

der Welt. „Einmal Kapitän, immer Kapitän“, sagt er. Falls<br />

ihn doch die Sehnsucht überfällt, gibt es eine naheliegende<br />

Lösung: die Kapitäns-Kabine des Bord-Hotels. Ab 115 Euro<br />

pro Nacht kann sich Weber wieder wie zu Hause fühlen. •<br />

Kontakt: simone.deckner@hinzundkunzt.de<br />

am 17.02.<strong>2018</strong> ab 11 Uhr<br />

im Ballsaal des FC St. Pauli<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Wie klingt<br />

„Fairness“?<br />

8. Schülerwettbewerb<br />

von Hinz&<strong>Kunzt</strong> und AUDIYOU<br />

JETZT ANMELDEN!<br />

Auch bei Hinz&<strong>Kunzt</strong> soll das Runde ins Eckige.<br />

Wenn Sie beim großen Kickerturnier mitmachen wollen,<br />

dann melden Sie sich jetzt schnell an unter:<br />

www.hinzundkunzt-kickerturnier.de<br />

Voraussetzungen: Spielfreude und gute Laune – mitmachen<br />

kann jeder. Bringen Sie Ihre Freunde und Familie mit<br />

zu einem ganz besonderen Spieltag beim FC St. Pauli.<br />

„Wie gemein, das ist unfair!“<br />

Denkt ihr das auch manchmal?<br />

Denn manchmal erleben wir, dass andere<br />

Menschen – oder wir selbst – unfair<br />

behandelt werden. Was machen wir dann?<br />

Was habt ihr zu diesem Thema zu erzählen?<br />

Macht aus euren Ideen und Erfahrungen<br />

einen Song, eine Reportage, ein Hörspiel,<br />

ein Interview … Hauptsache, es ist hörbar.<br />

Technische und inhaltliche Hilfe geben wir gern.<br />

Aus allen Einsendungen wählt eine Experten-Jury<br />

ihre Favoriten und stellt diese bei<br />

einer Preisverleihung im Sommer <strong>2018</strong> vor.<br />

Alle Teilnehmer werden dazu rechtzeitig eingeladen.<br />

Und außerdem gibt es hochwertige<br />

technische Geräte, Bücher und CDs zu gewinnen.<br />

Infos zu Fahrten, Übernachtungen und Veranstaltungen<br />

unter www.capsandiego.de<br />

41<br />

Einsendeschluss:<br />

Montag, 11. Juni <strong>2018</strong><br />

Mehr Informationen, Teilnahmebedingungen<br />

und das Anmeldeformular gibt es unter<br />

hinzundkunzt@audiyou.de oder bei<br />

Stephanie Landa, AUDIYOU: 040/46 0715 38,<br />

www.audiyou.de


Freunde<br />

HINZ&KUNZT N°<strong>300</strong>/FEBRUAR <strong>2018</strong><br />

Als Zehnjähriger kam erban Popin<br />

aus dem Banat nach Deutschland.<br />

Seine Eltern sprachen von Anfang<br />

an deutsch mit ihm, das habe ihm<br />

sehr geholfen, sagt er.<br />

Hilfe für einen Landsmann<br />

Eine zufällige Begegnung auf der Straße hat das Leben zweier Männer verändert, die<br />

nur eine gemeinsame Sprache verbindet. Das schwere Schicksal des Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Verkäufers<br />

Constantin hat Serban Popin so berührt, dass er nun Unterstützung für ihn organisiert.<br />

TEXT: MISHA LEUSCHEN<br />

FOTOS: MAURICIO BUSTAMANTE<br />

Mit erban Popin ist man schnell per<br />

Du. Zum Treffen in Ottensen kommt<br />

er mit dem Fahrrad angeflitzt, dick eingepackt<br />

in eine warme Jacke. Unter der<br />

Kapuze blitzen wache blaue Augen,<br />

der Händedruck ist fest. Dabei hat er<br />

kurz vor dem Gespräch noch ein bisschen<br />

kalte Füße gekriegt – so viel Aufmerksamkeit<br />

für seine Person ist dem<br />

37-Jährigen nicht ganz geheuer.<br />

Da hilft es schon, dass es dabei vor<br />

allem um sein Engagement für einen<br />

Hinz&Künztler geht. Seit einiger Zeit<br />

sammelt er Geld für Verkäufer Constantin<br />

und hofft nun auf mehr Unterstützung<br />

für den Rumänen.<br />

Auch erban kommt aus Rumänien<br />

– doch damit enden die Gemeinsamkeiten<br />

der beiden Männer eigentlich<br />

schon. erban lebt in Deutschland, seit<br />

seine Eltern 1990 aus dem Banat hierher<br />

auswanderten. Da war er zehn Jahre<br />

alt. Zuerst hat er mit Hinz&Künztler<br />

Constantin deshalb auch nur deutsch<br />

geredet. Irgendwann sprach er den Verkäufer<br />

aber doch auf Rumänisch an, das<br />

baute eine Brücke zwischen den beiden.<br />

Constantin (siehe Momentaufnahme, H&K<br />

Nr. 295) berichtete mehr und mehr von<br />

seinem schwierigen Leben. Als Steinmetz<br />

hatte der heute 60-Jährige gut verdient.<br />

Als das nicht mehr lief, ging der<br />

fünffache Familienvater zum Arbeiten<br />

nach Italien und hoffte auf bessere<br />

Zeiten. Doch seine Frau trennte sich,<br />

seine Kinder verstießen ihn. Constantin<br />

Wir unterstützen Hinz&<strong>Kunzt</strong>. Aus alter Freundschaft und mit neuer Energie. Hanse Werk<br />

42


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

kam nach Deutschland, wurde bei Jobs<br />

auf dem Bau mehrfach um seinen Lohn<br />

betrogen und landete vor vier Jahren in<br />

Hamburg auf der Straße.<br />

Für Constantin ist Deutschland<br />

fremd geblieben – die Sprache, das System,<br />

in dem er sich nicht auskennt. Für<br />

erban ist Deutschland Heimat. „Für<br />

mich war es sehr wichtig, dass wir zu<br />

Hause nur deutsch gesprochen haben,<br />

so bin ich viel leichter reingekommen“,<br />

erzählt er. erban machte Abitur und<br />

studierte BWL. Rumänisch spricht er<br />

„noch ganz okay“, was vor allem an der<br />

Oma liegt, die in Rumänien lebt.<br />

Seinen ersten Job bekam er in Oldenburg.<br />

2008 beschloss er, den Master<br />

an der FH in Wedel zu machen. Zwei<br />

Jahre setzte er dafür aus und lebte deutlich<br />

bescheidener. „Man braucht nicht<br />

viel“, hat er in der Zeit begriffen. „Mir<br />

ist bewusst geworden, wie gut es uns<br />

geht – und wie schnell das kippen kann.“<br />

An Constantin schätzt erban<br />

„seine Bescheidenheit und seine<br />

Ehrlichkeit“, sagt er. Auch deshalb hat<br />

er vor Weihnachten eine Aktion zusammen<br />

mit dem Café „elbdeli“ in Constantins<br />

Nachbarschaft gestartet. 665<br />

Euro sind dabei zusammengekommen.<br />

Exakt dieselbe Summe, die zuvor ein<br />

Spendenlauf zugunsten von Hinz&<strong>Kunzt</strong><br />

Freunde<br />

Hinz&Künztler Constantin (oben)<br />

hat seine Augen-OP hinter sich.<br />

erban Popin will ihn weiter unterstützen.<br />

in seiner Firma, dem Medizintechnikhersteller<br />

Smith & Nephew, eingebracht<br />

hatte. „Verrückt, oder?“<br />

erban Popin hilft Constantin, der<br />

eine Augenoperation benötigte, aber<br />

keine Krankenversicherung hat. Er<br />

möchte, dass der Verkäufer unterstützt<br />

wird, solange er sich von der OP erholen<br />

muss und nicht genug arbeiten kann.<br />

Doch die beiden Rumänen haben<br />

noch mehr vor. Eine Festanstellung würde<br />

Constantins Probleme lösen, dann<br />

wäre er krankenversichert – eine Wohnung<br />

hat er schon. Und anpacken kann<br />

er, da ist sich erban sicher. „Constantin<br />

ist ein Kämpfer.“ •<br />

JA,<br />

ICH WERDE<br />

MITGLIED<br />

IM HINZ&KUNZT-<br />

FREUNDESKREIS.<br />

Damit unterstütze ich die<br />

Arbeit von Hinz&<strong>Kunzt</strong>.<br />

Meine Jahresspende beträgt:<br />

60 Euro (Mindestbeitrag für<br />

Schüler/Studenten/Senioren)<br />

100 Euro<br />

Euro<br />

Datum; Unterschrift<br />

Ich möchte eine Bestätigung<br />

für meine Jahresspende erhalten.<br />

(Sie wird im <strong>Februar</strong> des Folgejahres zugeschickt.)<br />

Meine Adresse:<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Nr.<br />

PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Beruf<br />

Geburtsjahr<br />

Dankeschön<br />

Einzugsermächtigung:<br />

Ich erteile eine Ermächtigung zum<br />

Bankeinzug meiner Jahresspende.<br />

Wir danken allen, die im Januar<br />

an uns gespendet haben, sowie allen<br />

Mitgliedern im Freundeskreis von<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong> für die<br />

Unterstützung unserer Arbeit!<br />

DANKESCHÖN EBENFALLS AN:<br />

• IPHH • wk it services<br />

• Produktionsbüro Romey von Malottky GmbH<br />

• Hamburger Tafel • Axel Ruepp Rätselservice<br />

• Hamburger Kunsthalle<br />

• www.bildarchiv-hamburg.de<br />

• Initiative Elbstrand-Retten • Jo Klockgether<br />

• der Band Maruco für ihr<br />

Benefizkonzert im MarX<br />

NEUE FREUNDE:<br />

• Martina Baranowsky • Marek Brewitz<br />

• Benjamin Bunzel • Annett D'Amico<br />

43<br />

• Hella Dorando-Marsch<br />

• Panos Drossinakis<br />

• Jens Fenger • Judith Fleischmann<br />

• Andreas Frost • Michael Glatz<br />

• Oliver Görnandt-Schade<br />

• Michael Gottschling • Petra Heber<br />

• Waltraut Heinrici • Anna-Theresa Heuer<br />

• Imke Heye • Michael Horbach<br />

• Sara Jötten • Armin Kaup<br />

• Armita Kazemi • Robert Kittl<br />

• Rahel Klemperer-Konerding<br />

• Sebastian Knoll<br />

• Astrid König<br />

• Ines und Lars Sethmacher<br />

• Helmuth Sommer • Ava Stähler<br />

• Florian Teichmann • Jannes Vahl<br />

• Susanne Vahldiek • Dagmar von Ehren<br />

• Douglas von Rittberg<br />

• Beate Wiedemann • Michael Zimball<br />

Ich zahle: halbjährlich jährlich<br />

IBAN<br />

BIC<br />

Bankinstitut<br />

Wir versichern, dass Ihre Angaben nur für interne<br />

Zwecke bei Hinz&<strong>Kunzt</strong> verwendet werden. Ihre<br />

Mitgliedschaft im Freundeskreis ist jederzeit kündbar.<br />

Bitte Coupon ausschneiden und senden an:<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Freundeskreis<br />

Altstädter Twiete 1-5, 20095 Hamburg<br />

Oder online im Freundeskreis anmelden unter<br />

www.hinzundkunzt.de/freundeskreis<br />

HK <strong>300</strong>


Buh&Beifall<br />

HINZ&KUNZT N°<strong>300</strong>/FEBRUAR <strong>2018</strong><br />

Was unsere Leser meinen<br />

„Die Menschen sind jeden Cent wert!“<br />

Rauf mit den Steuern für Reiche<br />

H&K 299, Millionär Michael Horbach<br />

Der Meinung von Michael Horbach<br />

kann ich mich uneingeschränkt<br />

anschließen. Ich stelle mir schon lange<br />

die Frage, warum die Politik die vielen<br />

Signale der Reichen bezüglich Erhöhung<br />

der Steuern nicht aufgreift.<br />

Wenn sich die Schere zwischen Arm<br />

und Reich nicht verkleinert, wird es zu<br />

Unruhen kommen und den Zulauf<br />

zu rechten Parteien weiter verstärken.<br />

HANS CARSTENSEN<br />

Forderung unterstützen<br />

H&K 299, Jörgs Online-Petition zum Winternotprogramm,<br />

siehe auch Seite 17<br />

Ich kann die Forderung nur unterstützen,<br />

dass alle, auch Osteuropäer,<br />

einen Winternotplatz erhalten.<br />

EVA KLINGELHOEFFER-MICHALSKI<br />

Wieso muss ich als Hamburger<br />

Bürgerin eine Petition unterschreiben,<br />

damit eine Selbstverständlichkeit vom<br />

Senat umgesetzt wird?<br />

ALEXANDRA RICHTER<br />

Angemessene Unterkunft<br />

H&K Online, Platte in Wandsbek geräumt<br />

Warum bietet Hamburg nicht<br />

allen Obdach losen eine angemessene<br />

Unterkunft? Jeder dieser Menschen<br />

sollte jeden Cent wert sein! ULRICH DINGER<br />

Auf den Punkt bringen<br />

H&K allgemein<br />

Sie haben ein sehr gutes Team,<br />

das die Dinge auf den Punkt bringt.<br />

ANNE MAHNKE<br />

Leserbriefe geben die Meinung des<br />

Verfassers wieder, nicht die der Redaktion.<br />

Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />

Wir trauern um<br />

Bernhard Schmidt<br />

20. März 1957 – 4. Oktober 2017<br />

Bernhard war Verkäufer der ersten Stunde. Jetzt<br />

erfuhren wir, dass er im Krankenhaus gestorben ist.<br />

Die Verkäufer und das Team von Hinz&<strong>Kunzt</strong><br />

Wir trauern um<br />

Dariusz Wieckowski<br />

6. Oktober 1967 – Sommer 2017<br />

Dariusz hatte seinen Stammplatz vor Aldi in Groß<br />

Flottbek. Er ist in seiner Heimat Polen verstorben.<br />

Die Verkäufer und das Team von Hinz&<strong>Kunzt</strong><br />

Wir trauern um<br />

Petra Trimborn<br />

25. November 1966 – 2. Dezember 2017<br />

Petra hat uns als freiwillige Helferin unterstützt.<br />

Sie verstarb nach schwerer Krankheit im Hospiz.<br />

Die Verkäufer und das Team von Hinz&<strong>Kunzt</strong><br />

DER ETWAS<br />

ANDERE STADTRUNDGANG<br />

MIT CHRIS UND HARALD<br />

Hamburg hat viele Seiten – wir zeigen eine, die in keinem<br />

Reiseführer steht. Unsere Stadtführer zeigen Anlaufstellen<br />

für Obdachlose in der Hamburger Innenstadt. Die beiden<br />

Hinz&Künztler kennen das Leben auf der Straße aus eigener<br />

Erfahrung und geben bei der zweistündigen Tour authentische<br />

Einblicke in den Alltag von Wohnungslosen.<br />

Anmeldung: bequem online unter<br />

www.hinzundkunzt.de oder<br />

Telefon: 040/32 10 83 11<br />

Kostenbeitrag: 10/5 Euro<br />

Nächste Termine:<br />

11.2. und 25.2., 15 Uhr<br />

mit Abschiedshaus


<strong>Kunzt</strong>&Kult<br />

Rückblick: Peter Dammann fotografi erte in den 1990er-Jahren Straßenkinder in St. Petersburg (S. 48).<br />

Einblick: Die Kunststudenten der HFBK zeigen bei ihrer Jahresausstellung ihr Können (S. 52).<br />

Ausblick: Hinz&Künztler Gheorghe vermisst seine Heimat Rumänien – und sucht nach einem Job (S. 58).<br />

Als Löwe zum Fasching gehen? Als Tiger?<br />

Es soll auch in Hamburg Menschen geben,<br />

die sich gerne erst verkleiden, um dann zu feiern.<br />

Die dazu passenden Kostüme, Masken oder Bärte<br />

finden sie im „Da Vinci’s Mercato creativo“ (S.46).<br />

FOTO: DMITRIJ LELTSCHUK


Rheinische Frohnatur:<br />

Nicht nur Jecke finden<br />

bei Götz Vincentz alles,<br />

was das Herz begehrt.<br />

Wie auf Omas<br />

Dachboden<br />

Wer sich neu erfinden möchte,<br />

ist im Da Vinci’s Mercato creativo genau richtig.<br />

TEXT: ULRICH JONAS; FOTOS: DMITRIJ LELTSCHUK<br />

Annett Eckmann hat einen<br />

Spezialauftrag: „Ich brauche<br />

was für die Zwanzigerjahre“,<br />

sagt die Mutter einer<br />

19-Jährigen und lässt die Hand durch<br />

die Kleiderständer wandern. Ihre Tochter<br />

ist auf eine Verkleidungsparty eingeladen,<br />

nun fehlen noch die passenden<br />

Utensilien. Für Heike Passarge, Inhaberin<br />

des „Da Vinci’s Mercato creativo“,<br />

und ihren Mann Götz Vincentz eine<br />

leichte Übung. „Schwarzes Kleid,<br />

Stirnband, Perlenkette, Zigarettenspitze“,<br />

zählt die 59-Jährige auf und<br />

zaubert die passenden Stücke aus dem<br />

Fundus hervor, der den kleinen Laden an<br />

46<br />

der Gärtnerstraße bis unter die Decke<br />

füllt. „Fehlt noch was?“<br />

Ob Sträflingskostüm oder Perücke,<br />

Teufelsmaske oder Zylinder, Juckpulver<br />

oder Schminke: Im Mercato creativo<br />

gibt es nahezu alles, was Freunde von<br />

Karneval, Halloween und Co. glücklich<br />

macht. „Wir verkaufen Sachen, die sonst


keiner in Deutschland hat“, sagt Götz<br />

Vincentz stolz. Das kam so: Früher haben<br />

seine Frau und er Spiele erfunden<br />

und waren regelmäßig bei Fachmessen<br />

zu Gast. „Dort haben wir Importeure<br />

aus Belgien und Holland kennengelernt,<br />

bei denen wir bis heute einkaufen.<br />

Deshalb brauchen wir den Großhandel<br />

nicht.“<br />

Götz Vincentz ist 86. Doch wenn<br />

der gebürtige Rheinländer aus seinem<br />

Leben erzählt, wirkt er mindestens 20<br />

Jahre jünger. Kabarett hat er gemacht<br />

und Filme, Tische gebaut und Stühle.<br />

„Reicht das?“, fragt seine Frau und<br />

lacht. Lange Zeit haben die beiden um<br />

die Ecke ein Café betrieben. „Einmal im<br />

Jahr haben wir dort Motto-Partys veranstaltet<br />

– da gab es den Begriff noch gar<br />

nicht!“, sagt Vincentz. Irgendwann fragten<br />

immer mehr Gäste, woher sie die<br />

passende Verkleidung bekommen könnten:<br />

Die Idee des Mercato creativo war<br />

geboren.<br />

Reich werden die beiden auch nach<br />

13 Jahren nicht. „Das ist Nebenerwerb“,<br />

sagt Vincentz, der meist hinter dem Tresen<br />

steht. Seine Frau arbeitet noch als<br />

Alleinbuchhalterin mehrerer GmbHs.<br />

Der Laden sei Leidenschaft, sagt die gelernte<br />

Steuerfachgehilfin: „Wir freuen<br />

uns, wenn die Kunden Spaß haben.<br />

Dann haben wir auch Spaß.“<br />

Bei Annett Eckmann geht das Konzept<br />

sichtlich auf: „Das ist hier wie auf<br />

Omas Dachboden, wenn die Koffer aufgehen“,<br />

schwärmt die Kundin. Die Verkleidung<br />

für die Tochter scheint perfekt,<br />

eine Frage hat sie noch: „Was für einen<br />

Bart trug man in den Zwanzigern?“ –<br />

47<br />

Im Mercato creativo gibt es viel<br />

Schräges und Schönes, was<br />

in Deutschland sonst niemand<br />

anbietet. Mut zur Farbe ist hilfreich.<br />

„Das kommt darauf an“, sagt Heike<br />

Passarge. „Als Frau vielleicht eher einen<br />

dünnen Casanova-Bart?“ Annett Eckmann<br />

gefällt der Vorschlag, zumal sie<br />

weiß: „Einen Bart zu Hause zu haben<br />

schadet nie.“ •<br />

Kontakt: ulrich.jonas@hinzundkunzt.de<br />

Da Vinci’s Mercato creativo,<br />

Gärtnerstraße 28, Di–Fr, 12–18.30 Uhr,<br />

Sa, 11–16 Uhr,<br />

www.davinci-spiele.de


Russlands<br />

junge Seelen<br />

Peter Dammann fotografi erte<br />

in den 1990er-Jahren in St. Petersburg,<br />

damals auch für Hinz&<strong>Kunzt</strong>.<br />

Nun zeigt eine Ausstellung im Jenisch Haus<br />

die besten Bilder des 2015 verstorbenen<br />

Hamburgers aus dieser Zeit.<br />

TEXT: FRANK KEIL


Nach dem Zusammenbruch der<br />

Sowjetunion irrten Zehntausende von<br />

Kindern und Jugendlichen durchs<br />

Land. Schuri hat Unterschlupf im<br />

Kinderasyl „Blaue Krähe“ gefunden.<br />

1994 löste die Polizei die Schutz stelle<br />

auf – die Stadt machte sich hübsch<br />

für internationale Sportspiele.


Wie es Sergej wohl geht?<br />

Haben sich seine Träume<br />

erfüllt? Ist er noch<br />

Soldat oder hat er ins<br />

zivile Leben gefunden? Sergej Kamynin<br />

ist gerade mal elf Jahre alt, als ihn<br />

Peter Dammann 1996 trifft. Sergejs<br />

Mutter ist alleinerziehend, sie bringt ihr<br />

Kind in die Kadettenschule auf der<br />

Festungsinsel Kronstadt, die in der<br />

Bucht von St. Petersburg liegt. Während<br />

die Familien der Offiziere ihre Söhne<br />

Auf dem Petershof am Stadtrand<br />

verwahrte man bis zu 1000 Menschen<br />

mit Behinderungen. Swetja und Lena auf<br />

einem Spaziergang durchs Gelände.<br />

auf die benachbarte Militärhochschule<br />

schicken, ist die Kadettenschule für verwaiste<br />

Jungen und solche aus prekären<br />

Familien gedacht. Damit sie eine Zukunft<br />

haben und nicht auf der Straße<br />

landen. Aber auch, damit es der russischen<br />

Kriegsmarine nicht an einfachen<br />

Diensträngen mangelt. Der Preis ist<br />

hoch: Sechs Jahre dauert die Schule,<br />

dann geht es fünf Jahre als Kadett zur<br />

Ausbildung auf See. Erst nach weiteren<br />

elf Jahren als Marinesoldat darf man<br />

die Armee verlassen.<br />

Viele Briefe muss Dammann damals<br />

schreiben, bis man ihn die Kinder,<br />

die Soldaten werden sollen, fotografieren<br />

lässt. Bis er sie porträtiert, wie sie<br />

kindlich stolz in ihren Paradeuniformen<br />

stecken und noch nichts von dem<br />

Drill wissen, der auf sie wartet. Und<br />

nun lächelt der Sergej von damals von<br />

dem Plakat herunter, das für die Ausstellung<br />

der Bilder des 2015 überraschend<br />

verstorbenen Fotografen wirbt:<br />

im Jenisch Haus im Jenischpark, anlässlich<br />

des 60. Jubiläums der Städtepartnerschaft<br />

zwischen St. Petersburg und<br />

Hamburg.<br />

Dammann ist seinerzeit nicht nur in<br />

Kronstadt vor Ort. Er fotografiert die<br />

Straßenkinder rund um die St. Petersburger<br />

Bahnhöfe, wie sie betteln, klauen<br />

und sich nachts in Kellern und auf<br />

Dachböden verkriechen; wie sie Benzin<br />

und Klebstoff schnüffeln. Er ist dabei,<br />

wenn sie von der Miliz aufgegriffen werden,<br />

die ein Kindergefängnis unterhält,<br />

so hilflos sind die Behörden. Seine Fotos<br />

erscheinen damals auch in Hinz&<strong>Kunzt</strong>.<br />

Und er entdeckt schließlich eine<br />

zweite Gruppe, die gleichfalls verloren<br />

scheint: behinderte Menschen, Kinder<br />

wie Erwachsene, die in streng abgeschotteten<br />

Heimen im Umland von St.<br />

Petersburg nur notdürftig verwahrt<br />

werden und keinerlei Förderung erhalten.<br />

Er zeigt auch, wie sich ihr Leben<br />

ändert, als westliche Hilfsorganisationen<br />

auf sie aufmerksam werden, als sie<br />

Hilfe schicken und bei den ört lichen<br />

Behörden ganz langsam ein Umdenken<br />

im Umgang mit behinderten Menschen<br />

einsetzt.<br />

In den 2000er-Jahren kehrt Dammann<br />

nach St. Petersburg zurück. Nun<br />

fotografiert er Kinder, die es unter<br />

Tausenden von Bewerbern an das<br />

50


51<br />

Maria (links) spielt für<br />

eine bessere Zukunft:<br />

Sie gilt als beste<br />

Geigenschülerin auf<br />

dem St. Petersburger<br />

Konservatorium.<br />

Ob Sergej (S. 50<br />

oben) die harte<br />

Ausbildung durchhält?<br />

Seine Mutter<br />

schickte den<br />

Elfjährigen auf die<br />

Kadettenschule.<br />

Aufgegriffenen<br />

Straßenkindern<br />

wurden die Haare<br />

geschoren, damit<br />

sie jederzeit zu<br />

erkennen waren.<br />

Rimski-Korsakow-<br />

Konservatorium und<br />

an die Waganowa-Ballettakademie<br />

geschafft<br />

haben und die voller<br />

eiserner Disziplin auf<br />

eine Karriere als Musiker<br />

oder Tänzerin hin<br />

arbeiten.<br />

Dass er den Menschen<br />

dabei auf unnachahmliche<br />

Weise<br />

nahekommt, frei von Pathos und Voyeurismus,<br />

dürfte an seinem Lebensweg gelegen<br />

haben: Dammann, Jahrgang<br />

1950, wächst in Hamburg auf, er studiert<br />

zunächst Sozialpädagogik, arbeitet<br />

dann als Pädagoge, bis es ihn immer<br />

stärker zur Fotografie und schließlich<br />

zur Kunsthochschule am Lerchenfeld<br />

zieht. „Er hat parallel als Streetworker<br />

gearbeitet, um so sein Studium zu finanzieren“,<br />

erzählt Margot Klingsporn von<br />

der Agentur Focus, die die Werke des<br />

Fotografen vertreibt und die Ausstellung<br />

mit organisiert hat.<br />

„Die Qualität und die Thematik<br />

seiner Bilder beeindrucken noch immer“,<br />

sagt Klingsporn. Und hat deswegen<br />

weitere Pläne: Sie hat bei der Stadt<br />

Hamburg nach Geldern angefragt, damit<br />

die Ausstellung demnächst auch in<br />

St. Petersburg gezeigt werden kann.<br />

Und wenn es klappt, wird sie vor Ort<br />

auch schauen, was aus den Hilfseinrichtungen<br />

geworden ist, die Dammann damals<br />

mit seinen Fotos unterstützte. •<br />

Kontakt: frank.keil@hinzundkunzt.de<br />

Überleben in Schwarz-Weiß:<br />

„Hinter dem Palast steht noch ein<br />

Haus – Fotografien aus St. Petersburg“,<br />

Jenisch Haus, Baron-Voght-Str. 50;<br />

noch bis 22. April, Öffnungszeiten:<br />

Mo–So, 10–18 Uhr, Di geschlossen.<br />

Die Fotobücher von Peter Dammann<br />

sind derzeit nur antiquarisch erhältlich.<br />

<br />

GALANTIS<br />

<br />

THE HIGH KINGS<br />

<br />

MAX RAABE &<br />

PALAST ORCHESTER<br />

<br />

TYGA<br />

<br />

ALICE MERTON<br />

<br />

SON LUX<br />

<br />

PARTYNEXTDOOR<br />

<br />

MARCUS & MARTINUS<br />

<br />

LORD OF THE DANCE<br />

<br />

AT THE DRIVE IN<br />

<br />

CHRIS ROBINSON<br />

BROTHERHOOD<br />

<br />

JASON DERULO<br />

<br />

THE SCRIPT<br />

<br />

JESSIE WARE<br />

<br />

CALEXICO<br />

<br />

FIRST AID KIT<br />

<br />

THE BLUES BROTHERS<br />

<br />

FEVER RAY<br />

<br />

D'ANGELO<br />

<br />

VANCE JOY<br />

<br />

CARLA BRUNI<br />

<br />

GIANNA NANNINI<br />

<br />

FELIX JAEHN<br />

<br />

THE BASEBALLS<br />

<br />

ANASTACIA<br />

<br />

LUDOVICO EINAUDI<br />

<br />

HOLLYWOOD VAMPIRES<br />

<br />

<br />

NENA<br />

<br />

MELODY GARDOT<br />

<br />

REA GARVEY<br />

TICKETS: KJ.DE


Kult<br />

Tipps für den<br />

<strong>Februar</strong>: subjektiv<br />

und einladend<br />

Kult<br />

Tipps für<br />

Dezember: subjektiv<br />

und einladend<br />

Ausstellung<br />

HFBK zeigt Künstler aller Klassen<br />

52<br />

Kunst macht Arbeit – und Flecken: Die Werkschau<br />

der HFBK-Studierenden hat es in sich.<br />

Um Kunst einen weiten Bogen machen?<br />

Im vergangenen Jahr war das bei<br />

der Jahresausstellung der Hochschule<br />

für bildende Künste keine schlechte<br />

Idee. Caspar Wülfing und Patrick Will<br />

stellten da ihre Farbe spuckenden Spülmaschinen<br />

aus – und die waren in Betrieb,<br />

gesteuert über eine Zeitschaltuhr.<br />

Auch diesmal dürfen Besucher sich auf<br />

experimentelle Installationen und mehr<br />

gefasst machen. Die Jahresausstellung<br />

zeigt Werke aus allen Sparten und Semestern.<br />

Dazu sind auch Arbeiten aus<br />

dem Programm zu sehen, das geflüchtete<br />

Kunstschaffende auf die Aufnahmeprüfung<br />

vorbereitet. Einige haben es<br />

schon geschafft und stellen nun zusammen<br />

mit ihren Kommilitonen aus. •<br />

HFBK, Lerchenfeld 2 + Finkenau 42,<br />

9.–11.2., 14–20 Uhr (Eröffnung Do, 8.2.,<br />

19 Uhr), Eintritt frei, www.hfbk-hamburg.de


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

<strong>Kunzt</strong>&Kult<br />

FOTOS: TIM ALBRECHT, ALEXANDRA POLINA, ROBERT VELLEKOOP<br />

Ausstellung<br />

Ausgezeichnete junge Fotografie<br />

Ausstellung<br />

Starke Atmosphäre mit einfachen Mitteln<br />

Schlichte Formen, wenig Farbe und<br />

etwas Licht: Der Maler Robert Vellekoop<br />

schafft es, mit minimalistischen<br />

Mitteln großen Eindruck zu machen.<br />

Auf den ersten Blick wirken seine<br />

Bilder reduziert wie Piktogramme,<br />

nach längerem Hinsehen tun sich<br />

Landschaften auf – mit vereinzelten<br />

Leuchttafeln oder Straßenlaternen,<br />

die sich tapfer glimmend in düsterer<br />

Umgebung behaupten. Der Künstler<br />

schafft das mit einer besonderen Technik:<br />

Er arbeitet auf alten Tischplatten,<br />

die er in mehreren Schichten lackiert,<br />

schleift und lasiert. Seine Ausstellung<br />

„Paintings“ ist in der City zu sehen. •<br />

Evelyn Drewes Galerie, Burchardstraße 14,<br />

Vernissage Do, 1.2., 19 Uhr,<br />

ab Fr, 2.2., Di–Fr, 14–18 Uhr, Eintritt frei,<br />

www.evelyndrewes.de<br />

Brandgefährlich?<br />

Fotografin<br />

Alexandra Polina<br />

macht Vorurteile<br />

zum Thema.<br />

Wer gehört zu uns, wer ist fremd? Meist liegt der Unterschied allein im Auge des<br />

Betrachters. Und oft liegt der Betrachter falsch, weil er nur das Äußere gelten<br />

lässt. Die Künstlerin Alexandra Polina spiegelt das Bild, das wir uns von<br />

vermeintlich Fremden machen: Ihre Fotoreihe „Masks, Myths and Subjects“<br />

stellt (Vor-)Urteile der Betrachter dar und zeigt, wie sie sich für die Betroffenen<br />

anfühlen. Die Deichtorhallen präsentieren die Bilder beim Fotowettbewerb<br />

„Gute Aussichten – Junge deutsche Fotografie“, der die besten Nachwuchsfotografen<br />

des Landes kürt. Die Ausstellung umfasst Arbeiten der acht<br />

Preisträger, die sich alle mit dem Thema Imagination beschäftigt haben. •<br />

Deichtorhallen, Deichtorstraße 1–2, ab Do, 15.2., Di–So, 11–18 Uhr, Eintritt 10/6 Euro<br />

(unter 18 Jahren frei), www.deichtorhallen.de<br />

Aus alten Tischplatten erschafft Robert<br />

Vellekoop abstrakte Landschaftsbilder.<br />

Kinder<br />

Piraten auf der Spur<br />

Harr harr! Seeräubergeschichten hat<br />

Hamburg einige zu bieten. Wahrheit<br />

oder Seemannsgarn? Zeit, die Augenklappe<br />

zu lüften und Piratenlegenden<br />

genauer anzugucken. Das Hamburg-<br />

Museum widmet Störtebeker und<br />

Kollegen einen Familientag. •<br />

Museum für Hamburgische Geschichte,<br />

Holstenwall 24, So, 11.2., 13 Uhr,<br />

Eintritt 9,50/6 Euro (unter 18 Jahren frei)<br />

www.hamburgmuseum.de<br />

Film<br />

Alltag in der Jugendpsychiatrie<br />

Psychiatrie klingt für viele unheimlich.<br />

Den Ängsten setzt die Doku<br />

„Wie die anderen“ Bilder aus dem<br />

Alltag einer Jugendpsychiatrie<br />

entgegen – taktvoll und sensibel.<br />

Das B-Movie zeigt sie in einer Reihe<br />

über psychische Erkrankungen. •<br />

B-Movie, Brigittenstraße 5, Do, 8.2.,<br />

21 Uhr, weitere Termine: 15.2. + 24.2.,<br />

Eintritt 3,50–7 Euro, www.b-movie.de<br />

Debatte<br />

Warum wir Klischees brauchen<br />

Schubladendenken? Geht gar nicht!<br />

Trotzdem tun wir es alle, sagt die<br />

Vorurteilsforscherin Juliane Degner.<br />

Warum wir Vorurteile brauchen und<br />

wie sie entstehen, diskutiert sie mit<br />

dem Psychologen Holger Geißler und<br />

Jan Schipmann, Redakteur der You-<br />

Tube-Serie „Frag ein Klischee“. •<br />

Körberforum, Kehrwieder 12,<br />

Mo, 12.2., 19 Uhr, Eintritt frei,<br />

Anmeldung: www.koerber-stiftung.de<br />

Vortrag<br />

Sind wir fremdgesteuert?<br />

Algorithmen nehmen uns Entscheidungen<br />

ab. Aber wie bewerten<br />

sie, was gut für uns sein soll? Und<br />

kontrollieren wir das noch oder<br />

kontrollieren sie uns? Antworten<br />

gibt Professorin Katharina Anna<br />

Zweig von Algorithm Watch. •<br />

Planetarium, Linnéring 1, Do, 15.2.,<br />

19 Uhr, Eintritt 11/7 Euro,<br />

www.planetarium-hamburg.de<br />

53


Konzert<br />

Rapper MHD bringt Afro Trap nach Hamburg<br />

Wer „Afro Trap“ in die Suchmaschine<br />

eingibt, stößt auf seinen Namen:<br />

Der französische Rapper MHD gilt<br />

als Inbegriff des neuen Hip-Hop-Stils<br />

aus frankofonem Trap und afrikanischen<br />

Beats. Mit seiner Musik hat<br />

Mohamed Sylla den Nerv einer<br />

Generation getroffen, in den Banlieues<br />

von Paris gilt sie einer afro-französischen<br />

Jugend als Soundtrack ihres<br />

Lebens zwischen zwei Kulturen.<br />

Entsprechend steil startete der Einwanderersohn<br />

guineisch-senegalesischer<br />

Herkunft durch: Sein erstes Video, ein<br />

Freestyle-Rap, geht viral – und fünf<br />

Monate später steht er vor 10.000<br />

begeisterten Fans auf der Bühne.<br />

Damit hat sich der Job als Pizzabote<br />

54<br />

Wenn MHD loslegt, kocht die Tanzfläche<br />

über: Afro Trap lässt niemanden kalt.<br />

erledigt: MHDs Afro-Trap-Clips<br />

werden millionenfach geklickt,<br />

sein Debütalbum erreichte Doppel-<br />

Platin-Status. Jetzt kommt er nach<br />

Hamburg. •<br />

Fabrik, Barnerstraße 36,<br />

Di, 20.2., Einlass 19 Uhr,<br />

Eintritt 27,10 Euro (VVK)<br />

www.fabrik.de


<strong>Kunzt</strong>&Kult<br />

Kinofilm des Monats<br />

Geld für Leid<br />

FOTOS: ELISA PARRON, NIKLAS SCHENCK, PRIVAT<br />

Lesung<br />

Folk mit heiklem Unterton<br />

Schon mal was von Turbofolk gehört?<br />

Der Name klingt, als sei die Musik<br />

kaum zu überhören – und im Jugoslawien<br />

der 90er-Jahre war das auch so.<br />

Überall schallte die mit Beats und<br />

Keyboard aufgemotzte Folkmusik aus<br />

den Lautsprechern. Warum wir bei<br />

dem Thema auch heute noch aufhorchen<br />

sollten, erklärt Autorin Sonja<br />

Vogel. Denn in der Balkankrise bot<br />

Turbofolk ein gewaltiges Identifikationspotenzial,<br />

als glitzernde Traumwelt<br />

und als Verstärker für radikalen<br />

Nationalismus und Abgrenzung.<br />

Vogels Buch „Turbofolk – Soundtrack<br />

zum Zerfall Jugoslawiens“ zeichnet<br />

den Trend nach und zeigt auch neue<br />

Tendenzen. Im Polittbüro liest die<br />

Autorin daraus vor, dazu gibt’s Musik<br />

und jugoslawische Spezialitäten. •<br />

Polittbüro, Steindamm 45,<br />

So, 18.2., 20 Uhr, Eintritt 5 Euro,<br />

www.polittbuero.de<br />

Kabul 2014: Attentate<br />

erschüttern die Stadt, aber ihre<br />

Bewohner geben nicht auf.<br />

Film<br />

„True Warriors“ trotzen dem Terror<br />

Eine Schauspielgruppe in Afghanistan inszeniert ein Theaterstück, um ein<br />

Zeichen zu setzen gegen Selbstmordattentate. Dann ist die Premiere, mehr als<br />

<strong>300</strong> Leute sitzen in den Publikumsreihen, das Stück beginnt – und hinten im<br />

Saal zündet ein Jugendlicher seinen Sprengstoffgürtel. Der Dokumentarfilm<br />

„True Warriors“ von Ronja von Wurmb-Seibel und Niklas Schenk erzählt die<br />

Geschichte der Schauspieler nach dem Attentat: Der Schock sitzt tief, weiter auf<br />

der Bühne zu stehen scheint undenkbar. Einige flüchten aus ihrer Heimat.<br />

Doch ein Teil der Gruppe bleibt – fest entschlossen, die Angst zu besiegen. •<br />

Lichtmess-Kino, Gaußstraße 25, Do, 22.2., 20 Uhr, Eintritt 4–5 Euro,<br />

www.lichtmess-kino.de<br />

Vortrag<br />

Insektensterben stoppen<br />

Die Sache mit den Bienchen und<br />

Blümchen wird zum Problem:<br />

Die Zahl der Fluginsekten nimmt<br />

dramatisch ab, Vögel finden immer<br />

weniger zu fressen, Pflanzen werden<br />

nicht mehr bestäubt. Das muss nicht<br />

so bleiben. Die Gartenarchitektin<br />

Monika Brunstering erklärt in einem<br />

Vortrag bei der Gesellschaft zur<br />

Förderung der Gartenkultur, welche<br />

Gegenmaßnahmen bereits laufen,<br />

was noch geplant ist und was jeder<br />

im eigenen Garten oder auf dem<br />

Balkon tun kann, um dem Insektensterben<br />

entgegenzuwirken. •<br />

Stavenhagenhaus, Frustbergstraße 4,<br />

Di, 20.2., 19.30 Uhr, Eintritt 5 Euro,<br />

www.gartengesellschaft.de<br />

Über März-Veranstaltungstipps freut<br />

sich Annabel Trautwein bis zum<br />

10. Feb ruar: redaktion@hinzundkunzt.de<br />

5400 Euro. So viel ist eine kaputte<br />

Schulter wert. Und<br />

zwar meine. Nach einem<br />

Sportunfall hat mich die<br />

Versicherung vermessen. Mit<br />

Winkelmaß und Taschenrechner.<br />

Exceltabellen lügen<br />

nie. Und sie sagte: 5400 Euro.<br />

Ist das okay? Keine Ahnung!<br />

Leid lässt sich schwer mit<br />

Geld kompensieren.<br />

Wie man es trotzdem<br />

versuchen kann, beweist der<br />

US-amerikanische Anwalt<br />

und Mediator Ken Feinberg.<br />

Der gilt als der Gottkönig<br />

aller Entschädigungsspezialisten,<br />

seit er vor Jahrzehnten<br />

die Vergleichssummen für<br />

jene Soldaten verhandelte,<br />

die durch das Entlaubungsmittel<br />

Agent Orange schwer<br />

krank geworden waren. Der<br />

Dokumentarfilm „Playing<br />

God“ blickt nun hinter die<br />

Kulissen seiner Arbeit und<br />

stellt die Frage nach Gerechtigkeit.<br />

Kann es die geben,<br />

wenn Leid nach einer mathematischen<br />

Formel kompensiert<br />

wird? Ken Feinberg taucht in<br />

die Einzelschicksale ab, stellt<br />

sich der Trauer und Wut der<br />

Hinterbliebenen und trifft<br />

doch Kopfentscheidungen.<br />

Der Zuschauer pendelt<br />

zwischen moralischer Abscheu<br />

über einen kalten Zyniker<br />

und Bewunderung für<br />

den charismatischen und<br />

feinsinnigen Anwalt Feinberg.<br />

Dabei berührt die Emotionalität<br />

der Hinterbliebenden.<br />

Was bleibt ist die Einsicht<br />

in die Notwendigkeit<br />

von Feinbergs Arbeit und<br />

Resignation: Einer muss es ja<br />

machen. Und ein toller Film,<br />

der am 8.2. startet. •<br />

André Schmidt<br />

geht seit<br />

Jahren für uns<br />

ins Kino. Er<br />

arbeitet in der<br />

PR-Branche.<br />

55


<strong>Kunzt</strong>&Comic<br />

HINZ&KUNZT N°<strong>300</strong>/FEBRUAR <strong>2018</strong><br />

56


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

Rätsel<br />

ILLUSTRATION (BLEISTIFT IM IMPRESSUM): BERND MÖLCK-TASSEL<br />

völlig<br />

ausgeschlossen<br />

Währungseinheit<br />

in<br />

Russland<br />

Altarnische<br />

zuströmendes<br />

Gewässer<br />

Zahlwort<br />

Art,<br />

Gattung<br />

(franz.)<br />

Fall,<br />

Vorkommnis<br />

brit. Rundfunkgesellsch.<br />

(Abk.)<br />

Bestandteil<br />

vieler<br />

Flussnamen<br />

Meerkatzenart<br />

Nadelbaum<br />

Trinkgelage<br />

8<br />

4<br />

9<br />

7<br />

1<br />

1<br />

6<br />

5<br />

9<br />

2<br />

3<br />

Tischlermaterial<br />

2<br />

4<br />

5<br />

9<br />

Laubbaum<br />

Hauptstadt<br />

in<br />

Europa<br />

3<br />

5<br />

6<br />

9<br />

3<br />

9<br />

Getreidekornschalen<br />

9<br />

3<br />

5<br />

8<br />

7<br />

2<br />

1<br />

4<br />

7<br />

Inselbewohner<br />

Nordwestamerikas<br />

altgriechischer<br />

Hauptstamm<br />

1<br />

3<br />

2<br />

9<br />

5<br />

2<br />

2<br />

1<br />

Bürgschaftsgegenstand<br />

Name<br />

Jesu im<br />

Islam<br />

nur<br />

geistig<br />

vorhanden<br />

Jugendsprache:<br />

überprüfen<br />

Mahlzeit<br />

schweizerisch:<br />

Gebirgsweide<br />

Schicksal<br />

Fluss<br />

durch<br />

Magdeburg<br />

Heiligenbild<br />

der Ostkirche<br />

Maß in<br />

der Fernmeldetechnik<br />

organ.<br />

Katalysator<br />

Gleichklang<br />

im<br />

kraterförmige<br />

Senke,<br />

Gedicht Kratersee<br />

Speisenzutat<br />

freie<br />

Zeit, Untätigkeit<br />

Tanzfigur<br />

der<br />

Quadrille<br />

Stadt<br />

in Nordfrankreich<br />

europ.<br />

Fußballverband<br />

(Abk.)<br />

Kurzform<br />

von:<br />

Juliane<br />

Symbol<br />

für Parapsychologisches<br />

Wüste<br />

in Iran<br />

gefältelter<br />

Kleiderbesatz<br />

südamerikanische<br />

Grassteppe<br />

Ringelkrebs<br />

Stadt und<br />

Fluss in<br />

Böhmen<br />

Minengut<br />

Lösungen an: Hinz&<strong>Kunzt</strong>, Altstädter Twiete 1–5, 20095 Hamburg,<br />

per Fax an 040 32 10 83 50 oder per E-Mail an info@hinzundkunzt.de.<br />

Einsendeschluss: 27. <strong>Februar</strong> <strong>2018</strong>. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Wer die korrekte Lösung für eines der beiden Rätsel einsendet,<br />

kann zwei Karten für die Hamburger Kunsthalle gewinnen oder eines<br />

von drei Exemplaren „Unter Palmen aus Stahl – Die Geschichte eines<br />

Straßenjungen“ von Dominik Bloh (Ankerherz Verlag). Siehe Seite 6.<br />

Das Januar-Lösungswort beim Kreuzworträtsel lautete: Einzelbett.<br />

Die Sudoku-Zahlenreihe war: 572 639 184.<br />

6<br />

3<br />

9<br />

7<br />

2<br />

1<br />

2<br />

3<br />

7<br />

8<br />

5<br />

10<br />

7<br />

8<br />

6<br />

9<br />

1<br />

3<br />

10<br />

8<br />

5<br />

AR1115-1118_1<br />

Füllen Sie das Gitter so<br />

aus, dass die Zahlen von<br />

1 bis 9 nur je einmal in<br />

jeder Reihe, in jeder<br />

Spalte und in jedem<br />

Neun-Kästchen-Block<br />

vorkommen.<br />

Als Lösung schicken<br />

Sie uns bitte die<br />

unterste, farbig gerahmte<br />

Zahlenreihe.<br />

Impressum<br />

Redaktion und Verlag<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong><br />

gemeinnützige Verlags- und Vertriebs GmbH<br />

Altstädter Twiete 1–5, 20095 Hamburg<br />

Tel. 040 32 10 83 11, Fax 040 32 10 83 50<br />

Anzeigenleitung Tel. 040 32 10 84 01<br />

E-Mail info@hinzundkunzt.de, www.hinzundkunzt.de<br />

Herausgeber<br />

Landespastor Dirk Ahrens, Diakonisches Werk Hamburg<br />

Externer Beirat<br />

Prof. Dr. Harald Ansen (Armutsexperte HAW-Hamburg),<br />

Mathias Bach (Kaufmann), Dr. Marius Hoßbach (Rechtsanwalt),<br />

Rüdiger Knott (ehem. NDR 90,3-Programmchef),<br />

Olaf Köhnke (Ringdrei Media Network),<br />

Thomas Magold (BMW-Niederlassungsleiter i.R.),<br />

Beate Behn (Lawaetz-Service GmbH), Karin Schmalriede (Lawaetz-Stiftung),<br />

Dr. Bernd-Georg Spies (Russell Reynolds),<br />

Alexander Unverzagt (Medienanwalt), Oliver Wurm (Medienberater)<br />

Geschäftsführung Dr. Jens Ade<br />

Redaktion Birgit Müller (bim; v.i.S.d.P.),<br />

Annette Woywode (abi; Stellv., CvD),<br />

Mitarbeit Simone Deckner (sim), Jonas Füllner (jof),<br />

Theresa Horbach (hot), Ulrich Jonas (ujo), Frank Keil (fk),<br />

Benjamin Laufer (bela), Misha Leuschen (leu),<br />

Annabel Trautwein (atw), Uta Sternsdorff und Kerstin Weber<br />

Redaktionsassistenz Sonja Conrad, Dina Fedossova<br />

Online-Redaktion Simone Deckner, Jonas Füllner, Benjamin Laufer<br />

Artdirektion grafikdeerns.de<br />

Öffentlichkeitsarbeit Sybille Arendt, Friederike Steiffert<br />

Anzeigenleitung Sybille Arendt<br />

Anzeigenvertretung Christoph Wahring,<br />

Wahring & Company, Tel. 040 284 09 40, info@wahring.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1. Januar <strong>2018</strong><br />

Vertrieb Christian Hagen (Leitung), Marcus Chomse,<br />

Sigi Pachan, Jürgen Jobsen, Meike Lehmann, Sergej Machov,<br />

Frank Nawatzki, Elena Pacuraru, Reiner Rümke, Cristina Stanculescu,<br />

Marcel Stein, Cornelia Tanase, Silvia Zahn<br />

Rechnungswesen/Systemadministration Frank Belchhaus<br />

Spendenmarketing Gabriele Koch<br />

Spendenverwaltung Susanne Wehde<br />

Sozialarbeit Stephan Karrenbauer (Leitung), Ana-Maria Ilisiu, Isabel Kohler<br />

Das Stadtrundgang-Team Stephan Karrenbauer (Leitung),<br />

Chris Schlapp, Harald Buchinger<br />

Das BrotRetter-Team Stephan Karrenbauer (Leitung), Stefan Calin,<br />

Adam Csizmadia, Gogan Dorel, Alexa Ionut, Ionel Lupu<br />

Das Team von Spende Dein Pfand am Airport Hamburg<br />

Stephan Karrenbauer (Leitung), Uwe Tröger, Jonas Gengnagel,<br />

Klaus Petersdorfer, Herbert Kosecki<br />

Litho PX2@ Medien GmbH & Co. KG<br />

Produktion Produktionsbüro Romey von Malottky GmbH<br />

Druck A. Beig Druckerei und Verlag,<br />

Damm 9–15, 25421 Pinneberg<br />

Umschlag-Druck Neef+Stumme premium printing GmbH & Co. KG<br />

Verarbeitung Delle und Söhne, Buchbinderei<br />

und Papierverarbeitungsgesellschaft mbH<br />

Spendenkonto Hinz&<strong>Kunzt</strong><br />

IBAN: DE56 2005 0550 1280 1678 73<br />

BIC: HASPDEHHXXX<br />

Die Hinz&<strong>Kunzt</strong> gGmbH mit Sitz in Hamburg ist durch den aktuellen<br />

Freistellungsbescheid des Finanzamts Hamburg-Nord, Steuernummer<br />

17/414/00797, vom 15.11.2013 nach §5 Abs.1 Nr. 9<br />

des Körperschaftssteuergesetzes von der Körperschaftssteuer und nach<br />

§3 Nr. 6 des Gewerbesteuergesetzes von der Gewerbesteuer befreit.<br />

Geldspenden sind steuerlich nach §10 EStG abzugsfähig. Hinz&<strong>Kunzt</strong> ist als<br />

gemeinnützige Verlags- und Vertriebs GmbH im Handelsregister<br />

beim Amtsgericht Hamburg HRB 59669 eingetragen. Wir bestätigen,<br />

dass wir Spenden nur für die Arbeit von Hinz&<strong>Kunzt</strong> einsetzen.<br />

Adressen werden nur intern verwendet und nicht an Dritte weitergegeben.<br />

Beachten Sie unsere Datenschutzerklärung, abrufbar auf www.hinzundkunzt.de.<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong> ist ein unabhängiges soziales Projekt, das obdachlosen und<br />

ehemals obdachlosen Menschen Hilfe zur Selbsthilfe bietet.<br />

Das Magazin wird von Journalisten geschrieben, Wohnungslose und<br />

ehemals Wohnungslose verkaufen es auf der Straße. Sozialarbeiter<br />

unterstützen die Verkäufer.<br />

Das Projekt versteht sich als Lobby für Arme.<br />

Gesellschafter<br />

Durchschnittliche monatliche<br />

Druckauflage 4. Quartal 2017:<br />

86.666 Exemplare<br />

57


Momentaufnahme<br />

HINZ&KUNZT N°<strong>300</strong>/FEBRUAR <strong>2018</strong><br />

Seine Wohnung ist winzig,<br />

völlig überteuert – aber er<br />

hat eine. Helfen würde<br />

Gheorghe eine Anstellung<br />

als Lagerarbeiter oder als<br />

Reinigungskraft.<br />

„Ich vermisse<br />

meine Heimat“<br />

Gheorghe (31) verkauft Hinz&<strong>Kunzt</strong> vor Edeka in Schwarzenbek.<br />

TEXT: JONAS FÜLLNER<br />

FOTO: MAURICIO BUSTAMANTE<br />

Gheorghe könnte zufrieden sein. Er ist<br />

glücklich in seiner Beziehung. Seinen<br />

beiden Kindern geht es gut. Und nach<br />

schwierigem Start hat er für seine Familie<br />

inzwischen eine Wohnung gefunden.<br />

Die ist winzig, aber das notwendige Geld<br />

für Miete und den Alltag verdient sich<br />

der 31-Jährige mit dem Verkauf von<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong>. „Aber ich vermisse meine<br />

Heimat“, sagt der gebürtige Rumäne.<br />

Doch eine Rückkehr in sein Land ist<br />

für Gheorghe derzeit nicht möglich. Er<br />

hat dort keine Aussicht auf Arbeit. Es<br />

gibt noch nicht mal Gelegenheitsjobs<br />

und somit keine Perspektive für ihn und<br />

seine Familie. In Hamburg hingegen<br />

konnte Gheorghe am Anfang zumindest<br />

Flaschen sammeln; er hofft, dass er<br />

irgendwo eine Anstellung als Reinigungskraft<br />

oder Lagerarbeiter erhält.<br />

Gefunden hat er bisher solch einen<br />

Job nicht. Dafür wurde er Hinz&<strong>Kunzt</strong>-<br />

Verkäufer, als er vor sieben Jahren erst<br />

einmal allein nach Hamburg kam. Damals<br />

gab es so gut wie keine rumänischen<br />

Zeitungsverkäufer. „Ich bin Nummer<br />

2“, sagt Gheorghe nicht ohne Stolz.<br />

Anfänglich schlief er bei Bekannten<br />

oder mietete sich teuer in Hostels ein.<br />

Seine Frau zog nach, ihre heute neunjährige<br />

Tochter Rebecka blieb damals in<br />

Rumänien bei der Großmutter. Erst vor<br />

vier Jahren änderte sich die Situation, als<br />

die Eltern ihre erste Wohnung fanden.<br />

Als sie Rebecka abholten, war es der bis<br />

heute letzte Besuch in der Heimat.<br />

Direkt in der Nachbarschaft besucht<br />

Rebecka seitdem die Grundschule. Sie<br />

spricht inzwischen fließend deutsch und<br />

kann bei komplizierten Fragen für ihren<br />

Vater übersetzen. Aber auch sie vermisst<br />

ihr altes Zuhause. „Alle meine<br />

Freunde sind dort“, sagt sie.<br />

Die Wohnung in Hamburg findet sie<br />

„doof“. Dabei ist es ein wunderschöner<br />

Altbau. Von außen. Drinnen bröckelt<br />

der Putz von den Wänden. Die Fenster<br />

klemmen. Die Heizung ist außer Betrieb.<br />

Damit die Familie und besonders<br />

sein kleiner Sohn nicht frieren, hat er<br />

auf eigene Kosten eine Elektroheizung<br />

angeschafft. Die frisst Unmengen an<br />

Strom. Ihm ist es egal. Er zahlt pauschal<br />

500 Euro. Für ein Zimmer. Küche und<br />

Bad teilt sich die Familie mit weiteren<br />

Rumänen. Es sind Zustände wie in der<br />

Seehafenstraße. Im Oktober vergangenen<br />

Jahres hatte Hinz&<strong>Kunzt</strong> über die<br />

ausbeuterischen Verhältnisse in dem<br />

Wohnhaus in Heimfeld berichtet.<br />

Gheorghe hat mit den gleichen Problemen<br />

zu kämpfen: Überbelegung,<br />

überhöhte Miete, mangelhafte Instandhaltung<br />

und leider auch eine Kakerlaken-Plage.<br />

Als Mopo, Hinz&<strong>Kunzt</strong> und<br />

andere darüber berichteten, keimte bei<br />

Gheorghe die Hoffnung auf Verbesserung<br />

auf. Doch der Vermieter kümmert<br />

sich weiterhin nicht um sein Haus. Und<br />

als Rumäne wiederum hat Gheorghe<br />

keine Chance auf dem Wohnungsmarkt.<br />

„Tochter ist traurig“, sagt Gheorghe in<br />

gebrochenem Deutsch. „Aber wie soll<br />

ich Wohnung finden?“<br />

Wenn er schon keine Wohnung findet,<br />

warum mindert er dann nicht wenigstens<br />

seine Miete, könnte man sich<br />

fragen. Aber der junge Rumäne hat<br />

Angst, seine Wohnung zu verlieren. Deswegen<br />

hat Gheorghe Anfang Januar wie<br />

immer pünktlich seine Miete bezahlt.<br />

Bar. Ohne Beleg. Hauptsache, es gibt<br />

keine Probleme, denn für die Familie ist<br />

Obdachlosigkeit die größte Gefahr. •<br />

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Zehn selbstklebende 70-Cent-Briefmarken mit<br />

Porträts von Hinz&Künztlern im A5-Heftchen.<br />

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Material: Esche geölt (aus heimischen Wäldern),<br />

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in Deutschland gefertigt.<br />

Preis: 15,90 Euro<br />

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Farbe: anthrazit<br />

hergestellt in Norddeutschland,<br />

100 % Merinowolle.<br />

Preis: 19,90 Euro<br />

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Kakao-Orangen-Note. Zutaten: Rotbuschtee<br />

(k. b. A.), Kakaoschalen, Zimt, Orangenschalen,<br />

natürliches Orangenaroma<br />

mit anderen natürlichen Aromen.<br />

Dose, 75 g, abgefüllt<br />

von Dethlefsen&Balk, Hamburg.<br />

Preis: 7,50 Euro<br />

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Sonderedition für Hinz&<strong>Kunzt</strong> von der<br />

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Qualitätsporzellan von Kahla aus Thüringen.<br />

Design: Jan-Hendrik Holst.<br />

Keramischer Siebdruck.<br />

Maße: D: 9 cm, H: 9 cm,<br />

Mikrowellen- und spülmaschinentauglich.<br />

Preis: 13,90 Euro<br />

6.<br />

7.<br />

7. „Ein mittelschönes Leben“<br />

Eine Geschichte für Kinder<br />

über Obdachlosigkeit von Kirsten Boie,<br />

illustriert von Jutta Bauer.<br />

Preis: 4,80 Euro


<strong>Februar</strong> <strong>2018</strong><br />

Altersforscher &<br />

Brückenbauer<br />

und andere Menschen, die Hamburger bewegen<br />

Mo 19.02 | 19.00 Uhr | Diskussion<br />

Weg damit! Wie wir Vorurteile überwinden Unsere Gesellschaft wird immer vielfältiger. Ist ein<br />

vorurteilsfreies Miteinander überhaupt möglich? Wie es gelingt, mit Klischees zu brechen, zeigen die<br />

Verlegerin Inci Bürhaniye, der Moderator Yared Dibaba und der Diversity-Trainer Jürgen Schlicher.<br />

Es moderiert Ulrike Heckmann, NDR Info. In Kooperation mit NDR Info.<br />

Di 20.02. | 19.00 Uhr | Gespräch<br />

Forscher fragen: Geheimnis des Alterns Wir altern alle unterschiedlich. Einige erkranken an<br />

Alz heimer oder Demenz, andere bleiben bis ins hohe Alter kerngesund. Welche Gene Einfluss auf<br />

unsere Lebensdauer haben und was uns Experimente mit Taufliegen über das Altern des Menschen<br />

verraten, erläutert Altersforscher Björn Schumacher im Gespräch mit Johannes Büchs, ARD.<br />

Mi 21.02. | 19.00 Uhr | Diskussion<br />

Mitbestimmung made in Hamburg Bürgerbeteiligung wird in Hamburg groß geschrieben. Wird<br />

damit bessere Politik gemacht? Über die Bindung der Politik an den direkten Bürgerwillen diskutiert<br />

Peter Ulrich Meyer, Hamburger Abendblatt, mit dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden Anjes Tjarks,<br />

Manfred Brandt von Mehr Demokratie e. V. und der Politikwissenschaftlerin Annette Elisabeth Töller.<br />

Di 27.02. | 19.00 Uhr | Gespräch<br />

Fremde Freunde Die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen ist geprägt von Ambivalenz.<br />

Wie steht es um Deutsche und Russen heute, in Zeiten politischer Konfrontation? Ein Gespräch<br />

mit der Autorin Katja Gloger, dem russischen Historiker Gasan Gusejnov und dem Leiter der Stasi-<br />

Unter lagen-Behörde Roland Jahn. Moderiert von Gabriele Woidelko, Körber-Stiftung.<br />

Stand: 01/<strong>2018</strong>, Änderungen vorbehalten. groothuis.de Fotos: Carolin Weinkopf, Michael Wodak, Grüne Bürgerschaftsfraktion/Jasper Ehrich, Hans-Jürgen Burkard<br />

Eintritt frei, Anmeldung erforderlich: www.koerberforum.de<br />

KörberForum | Kehrwieder 12 | 20457 Hamburg | U Baumwall<br />

Telefon 040 · 80 81 92 - 0 | E-Mail info@koerberforum.de<br />

Veranstalter ist die gemeinnützige Körber-Stiftung.

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