E_1928_Zeitung_Nr.054

10 AUTOMOBIL-REVUE
Die bernischen Gerichtspräsidenten
beschäftigten sich anlässlich eines Ausfluges
auf den Tessenberg unter anderem auch mit
der Strafbarkeit der Automobilinhaber wegen
Nichtaibgabe der Motorschilder während der
Dauer der ersten zwei Monate. Ueber das
Thema referierte in sehr vorzüglicher Weise
Herr Gerichtspräsident Blumenstein aus
Burgdorf. Seine Auffassung in dieser Frage
geht dahin, dass Automobilinhaber, die sich
nicht über die Fragender Erneuerung oder
Nichterneuerung aussprechen, in diesen zwei
Monaten eine Ueberlegungsfrist erhalten sollen,
für welche bei Nichtabgabe eine Strafbarkeit
nicht in Frage kommen soll. Die Gerichtspräsidenten
schlössen sich dieser Auf-
kommt in die engere Schraube und die viel
besungene Handels- und Gewerbefreiheit ist
fassung an und gingen darin einig, dass in
wiederum um ein gut Stück ärmer geworden.
derartigen Fällen der Automöbilbesitzer nicht
-t.
bestraft werden dürfe. Der Beschluss steht im
Gegensatz zur engern Auffassung des kantonalen
Automobilbüros, welches den Standpunkt
vertritt, Autoimobilbesitzer müssten,
wenn bis Ende Februar eine Neuerung nicht
erfolge, wegen verspäteter Abgabe der Schilder
bestraft werden.
Radiowettbewerb, auf dem Schallenberg. Am 1.
A. C.S. SEKTION BERN. Bergchilbifahrt mit
Wie nur zu gut bekannt, herrscht nicht nur Juli soflil diese (BergcMM stattfinden, auf einem
in den 22 Kantonen der Eidgenossenschaft gottbegnadeten Flecken Erde. Wir brauchen unsern
ein Chaos der Bussenpraxis im Strassenverkehrswesen,
sondern auch in den bernischen Leichtigkeit lassen sich über hundert Wagen auf-
Bernern den Schallenberg nicht weiter zu empfehlen.
Der Platz ist geeignet wie nirgends. Mit
Gerichtsdistrikten. Um diesem Uebelstand
endlich abzuhelfen, hat der Vorstand des Verbandes
der bernischen Gerichtspräsidenten
ein Bussenschema aufgestellt, das von der
Versammlung im allgemeinen gutgeheissen
wurde. Eine gewisse Ungleichheit in der Bussenerteilung
innerhalb verschiedener Aemter
soll damit ein Ende finden. Dabei soll allerdings
dem Einzelfall gleichwohl Rechnung
getragen werden, indem nur das Bussenminimum
festgesetzt worden ist.
Es ist klar, dass der Entscheid des Bundesgerichtes
betreffend dem bernischen Automobildekret
den Richtern nun eine festere
Handhabe zur Verfügung gestellt hat. Durch
strengere Befolgung soll dem Gesetze in der
Folge bessere Nachachtung verschafft und
sollen ganz besonders die Bussenminima für
die Widerhandlungen gegen das Nachtfahrverbot-
und Gewichtsüberlastungen erheblich
höher angesetzt werden.
Mit andern Worten, das strengere Polizeiregiment
steht vor der Tür, der Automobilist
stellen und Schattenplätze für ein. würziges Picknick
sind reichlich vorhanden. Für Tanzmusik ist
gesorgt. Alle Mitglieder des'A. C. S. sind dazu eingeladen.
Die Zufahrtsstrassen sind gut und überaus
lohnend.
Eine eigene Bergchilbifahrt von morgens 8 Uhr
an ist vorgesehen. Sie soll eine weitere Uebung für
zukünftige Sternfahrten darstellen. Allen Teilnehmern
sind die gleichen Chancen geboten. Kolonnenfahrten
sind vermieden. Für die erste Strecke
gilt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 Kilometern.
Die Hauptrolle spielt allerdings die zweite
Strecke. Von einem gewissen Punkte A an hat
sich jeder Teilnehmer als Verfolgter zu betrachten.
Er muss darnach trachten, raschestens nach dem
Punkte B zu gelangen, ohne von Polizeikontrollen
erwischt zu werden.
Sollte am 1. Juli die Sonne sich im N'ebel hüllen,
so würde die dritte Teilstrecke in Eggiwil beendigt
und dort der gemütliche Teil im Hotel
Löwen durchgeführt werden. t.
A.C. S., SEKTION EMMENTAL. (Mitg.) Im
Einvernehmen mit dem Rektorat wurde Samstag,
den 23. dies, vormittags, den Schülern des Progymnasdums
der Verkeflusfälm des Schud- und Volfcskinos
vongeführt. Herr Polizeikommissär W. Müller
aus Bern hatte es in sehr freundlicher Weise
übernotmimen, die Bilder zu erläutern 'und den Schülern
eine exemplarische Stunde Verkehrsunterricht
zu erteilen. Anschliessend daran erteilte der Referent
an Hand eines reichen Materials an Diapositiven
der Lehrerschaft Instruktionen, wie der Verkehrsunterricht
zweebmässig gestaltet werden kann;
hierfür ist auch noch eine Anleitung ausgeteilt worden.
Dem gewandten Referenten schuldein Schule
und A. G. S. grossen Dank.
Aus Industrie & Handel
Benzintankanlage in Kehrsatz. Der Nationalrat
bewilligte in seiner Sitzung vom
letzten Freitag einen Kredit von 505.000
Franken für den Ankauf einer Benzintankanlage
bei Kehrsatz, die Erweiterung ihres
Fassungsvermögens, die Umzäunung des
Areals und kleinere Instandstellungsarbeiten.
Es handelt sich dabei hauptsächlich um Anlage
eines Lagers für Leichtbenzin für die
Fliegertruppe, die davon rund 900.000 Kilos
(J28T—W> 54
pro Jahr bedarf. Von sozialistischer beite
wurde Ablehnung des Kredites proponiert.
-t.
Kingsford Smith besiegt den Stillen Ozean mit
einem 3-motorigen Fokker-Flugzeug, ausgerüstet'
mit Scintiüa-JVlagneios. Nach langer gründlicher
Vorbereitung ist am 31. Mai der Chef-Pilot Kings-i
ford Smith mit einem Ersatz-Piloten, einem Navigateur
und einem Radio-Operateur von der amerikanischen
Küste (Oackland-Kalifornien) mit seinem
3-motorigen Fokker-Flugzeug abgeflogen und
ist nach 3 Etappen am 8. Juni in Brisbane (Australien)
gelandet.
Diese kühnen Flieger haben .die gewaltige
Strecke von 13,000 Kilometern, für welche die
schnellsten Schiffe mehr wie drei Wochen benötigen,
in 9 Tagen zurückgelegt. Zwischenlandcmgen
wurden auf Hawai und den Fidschi-Inseln gor
macht, uns ist dies bis jetzt der grösste Flug über
dem Meer, sowie die erste Durchquerung des Stillen
Ozeans in der Luft.
Abgesehen von der grossen Energie und dem
Wagemut, den die Piloten für diesen aussergewöhnlich
langen Flug bewiesen haben, muss man
auch die hohe technische Entwicklung der Flugapparate,
der Motoren und deren wichtige Bestandteile
bewundern. Erst seitdem die Flugzeugmotoren
so zuverlässig arbeiten und der Zündapparat,
von welchem der Flieger sagt, er sei das
Herz des Motors, auf eine so hohe Entwicklungsstufe
gekommen ist, begreift man, dass solche lange
Dauerflüge über dem Meer möglich geworden sind.
Es ist auch hier wiederum für die Schweizer-
Industrie eine grosse Ehre, dass für diesen Flug
in die drei Wright-Motoren Scintilla-Magnetos eingebaut
wurden, welche durch ihre vorzügliche Qualität
den guten Ruf unserer Exportindustrie ganz
wesentlich fördern.
Nach der Ankunft in Brisbane war das Flugzeug
in einem so guten Zustande, dass am gleichen
Tage nach Sydney weitergeflogen wurde, von
wo, wie wir hören, diese kühnen Flieger beabsich-i
tigen, die Heimreise über Europa nach Amerika
durchzuführen.
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