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E_1928_Zeitung_Nr.063

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1* ÄUTOMOBTL-REVUC <strong>1928</strong> — N*63<br />

Sind Sie einverstanden?<br />

Endlich ein Buch, das wie eine Befreiung<br />

wirkt!<br />

Frisch, launig, vorurteilslos setzt sich Ola<br />

Alsen mit der heutigen Gesellschaft auseinander,<br />

sieht die Dinge wie sie sind. Prachtvoll<br />

wie da aufgeräumt wird mit dem ganzen<br />

Krimskram traditioneller Schicklichkeitsallüren<br />

und weltfremder Sentiments. Ueber<br />

Bord damit!<br />

Was Ola Alsen uns zu sagen hat? Vieles!<br />

Die heutige Generation ist verdammt unkompliziert<br />

geworden, nüchterner, aber auch offener,<br />

wahrer. Die Liebe ist keine Romanze<br />

mehr, die Ehe aber voll Vernunft. Der Moralkodex<br />

des Mittelalters wird höflich abgelehnt.<br />

Alles ist praktisch, zeitsparend, rationell.<br />

Der Postillon d'Amour ist im Zeitalter<br />

des Autos durch das Telephon ersetzt. Brautzeit<br />

kennt man nicht, man heiratet einfach.<br />

Die Aussteuer ist schnell beisammen, es<br />

braucht ja nicht alles gestickt und mit Initialen<br />

gespickt zu sein! Die Hauptsache:<br />

man versteht sich, würdigt Gegensätze —<br />

Gleichheit bedeutet Langweile! — man ist<br />

Kamerad.<br />

Mitten in diesem gradlinigen, unkomplizierten<br />

Leben steht eine schlichte Schönheit.<br />

Schönheit im Heim, in der Kleidung, in Wesen,<br />

Umgangsform, auf der Reise, in tausenderlei<br />

alltäglichen Nichtigkeiten. Und Ola<br />

Alsen zeichnet darin die Wege zur neuen Geselligkeit<br />

und zu vollendetem Takt.<br />

Hören wir sie selbst:<br />

MODE UND KULTUR<br />

Charmant bat « Sie » um eine neue Zigarette.<br />

« Was halten Sie übrigens vom Zigarettenrauchen<br />

der Damen?-» —<br />

«Geschmacksfrage. Viele kennzeichnen<br />

es als Unsitte. Sieht es jedoch bei einer<br />

Dame hübsch aus, ist die Zigarette am Platze.<br />

Passt die feine, zarte Zigarette nicht in<br />

schwere, ungepflegte Hände, macht sie die<br />

Frau maskulin und nimmt sie ihr nur das geringste<br />

ihres weiblichen Charmes, dann —<br />

dann darf es keine Zigarette für sie geben.<br />

Nur unter diesem Gesichtspunkt ist die Zigarettenfrage<br />

zu lösen. Ununterbrochenes<br />

ER UND SIE<br />

« So fasste ich Ihre Frage auf. Ich bin weder<br />

Mediziner noch Moralist. Alles kann<br />

hübsch — alles kann hässlich sein. Es kommt<br />

nur auf das Wie an.»<br />

«Wie denken Sie über das Rauchen bei<br />

Tisch während des Essens, wie man es jetzt<br />

häufig bei Gesellschaften sehen kann?»<br />

«Es ist eine angenehme Unterbrechung<br />

monotoner Unterhaltung, sympathische und<br />

unverfängliche Füllung einer Pause. Im übrigen<br />

nur als Mode zu betrachten. Wahrscheinlich<br />

wird man in einem oder in zwei<br />

Jahren nicht mehr mit Zigaretten decken<br />

oder nach dem Braten Zigaretten servieren<br />

lassen. Alles Mode.»<br />

«Dann betrachten Sie es auch als Mode,<br />

dass die Frauen sich ähnlich sehen und nur<br />

einen Typ repräsentieren? »<br />

«Jede Zeit hat ihren Typ. Unsere Tanz<br />

und Sport liebende Epoche zeitigte begreiflicherweise<br />

das Sportgirl. Der internationale<br />

Einheitsgeschmack ist wahrscheinlich auf die<br />

Begeisterung für die schlanken Tanzstars<br />

oder Tillergiris zurückzuführen. Man kann<br />

heute nicht mehr von der Amerikanerin,<br />

Engländerin, Deutschen, Französin sprechen.<br />

Der Unterschied verwischte sich. Die Mädchen<br />

und Frauen aller Länder verbindet unverkennbare<br />

Aehnlichkeit, schlank, schmal,<br />

rassig, trainiert, mit kurzem Haar, ähnlichen<br />

Bewegungen, gleich gekleidet. Die internationale<br />

Mode, vor allem der sportliche Typ,<br />

den sie kultiviert, lässt trotz aller Unterschiedlichkeit<br />

die innere Uebereinstimmung<br />

der Modeschaffenden erkennen. Die Pariser<br />

Künstler der haute couture, die der ganzen<br />

zivilisierten Welt den Stil diktieren, denken<br />

in stillen Stunden, in denen sie sich Erfindungen<br />

hingeben, nur an die eine Frau, die das<br />

Ideal aller ist. Wer das normale Mass überschreitet,<br />

ist eine Ausgestossene der Mode.<br />

Was den vertriebenen Busen umspannt, ist<br />

schmucklos, beweist «Besitzlosigkeit». Das<br />

ist Absicht — nicht Zufall. Wer könnte —<br />

rundlich — am Volant sitzen, zum Tennis-<br />

Crack werden, Tanzmeisterschaft erringen?»<br />

«Wohin man schaut» — sie sah sich in der<br />

weiten Halle um — « alle sind, wenn auch<br />

nicht gleich, so doch nach einem Schema ge-<br />

Mehr Frauen als Herren. Was ist<br />

Rauchen, das einer Uebertreibung und Ma-kleidetrotte<br />

gleicht, dürfte es gar nicht geben.» die Ursache?»<br />

« Sie sehen es also nur unter ästhetischem «Einfache Erklärung: wohin können Damen<br />

ohne Herrenbegleitung gehen? Es Gesichtspunkt? »<br />

bleibt<br />

ihnen nichts als die Hallen der Hotels, in<br />

denen getanzt wird, als die Konditoreien<br />

und Tanztees der vornehmen Restaurants.<br />

Aber auch hier fällt schon eine Dame allein<br />

auf.»<br />

«Trotz aller Selbständigkeit also abhängig»?<br />

«Nein. Die richtige Wahl treffen, zeigt immer<br />

guten Geschmack. Ohne kultivierten<br />

Geschmack keine Dame von Welt.»<br />

PASSIONEN<br />

Die grosse Leidenschaft ist gestorben. Jeder<br />

hat ein paar kleine freundliche Passionen.<br />

Nichts existiert, um das er seine Ruhe<br />

begräbt. Hüte deinen Schlaf. Bleibe jung und<br />

schön — die Parole des Lebens.<br />

Passionen — klingt harmlos. Leidenschaften<br />

— darunter stellt man sich etwas Imposantes,<br />

Erschütterndes vor. Dabei sind Leidenschaften<br />

zumeist von kürzerer Dauer als<br />

Passionen. Man kann Passionen lebenslänglich<br />

'kultivieren, während es um Leidenschaften<br />

eine seltsame Sache ist. Sie haben<br />

die grosse Geste — aber ihnen fehlt Beständigkeit.<br />

Sie verpuffen. Verlieren ihre grosse<br />

Linie, Rauch — Rauch — Rauch. Lodernde<br />

Brände enden in schwelenden Rauchwolken<br />

Viele Menschen tragen lange eine heissr<br />

Sehnsucht nach der grossen Leidenschaft ih<br />

sich herum, verzehren sich nach dem grossen<br />

Erlebnis. Verglimmen aber in Truglichtern,<br />

wärmen sich an marklosen Stearinkerzen,<br />

begnügen sich mit spärlichen Flammen ohne<br />

Strahlenkranz. Mut zum Grossen liegt wie<br />

welkes Herbstlaub über dem Weg. Stumpfes<br />

Knistern, Melodie des «Sichbescheidens».<br />

Dann — eines Tages ist es zu Ende mit allem,<br />

was sich um Leidenschaft gruppiert. Man<br />

vergisst, was in jenem Traumland zaubert.<br />

Vergisst jenes köstliche Wort, das den wundertätigen<br />

Begriff « Leidenschaft» kränzt.<br />

Passionen zu pflegen verlangt wenig Kraft<br />

des Geistes und der Seele. Passionen wuchern<br />

wie Anemonen in frühlingsgrünem Gehölz.<br />

Passionen — das sind Frauen — Reisen<br />

— Juwelen — kostbare Badezimmer —<br />

Pelze — edle Möbel... eben alles, was in<br />

eigenartiger Schönheit zum Besitz reizt.<br />

Wem Frauen nur eine Passion sind, der<br />

verleugnet bürgerliche Moral. Leugnet Beständigkeit<br />

und kontrollierte Gefühle. Liebt<br />

das Variable im Leben, sich häufende Erlebnisse,<br />

prickelnde Temperamente, die in der<br />

Stunde verrinnen. Belastet sich nicht mit<br />

sentimentalem Gepäck ~ ist ein freudiger<br />

Schüler des grossen Meisters Don Juan.<br />

Sammlertyp auf der ganzen Lebenslinie:;<br />

Frauen — Reisen — Juwelen — kostbare<br />

Badezimmer — Pelze — edle Möbel — ganz<br />

gleich, was eine Passion ausmacht. Leicht,<br />

wie auf Fragonards Schaukel, schwingt er,<br />

über das Leben, ein lachender Geniesser.<br />

Passionen, Glück der Menschen, frei von<br />

seelischer und materieller Not. Bläuliche<br />

Wölkchen, erfüllt von Duft parfümierter Zigaretten,<br />

lockende Geigenklänge, Fahrt,<br />

durchs Leben im Luxuszug. Kurze Rast —•<br />

ein neuer Tag, eine neue Sensation. Nur kein<br />

lastendes Gepäck, kein Staub, keine Wund*<br />

male der Erinnerung. Wir leben im.. Zeitalter<br />

der Automobile mit hundert Kilometer Geschwindigkeit.<br />

Und die Passionen der Frau? Sie liegen<br />

nicht allzuweit entfernt...<br />

FRAUEN VON HEUTE DÜRFEN NICHT<br />

WEINEN<br />

Nur keine falsche Hoffnung. Der Schmerz<br />

ist nicht aus der Welt verbannt, er hat vielleicht<br />

noch grössere Existenzberechtigung als<br />

in früheren Zeiten. Und doch: es gibt keine<br />

Tränen mehr.<br />

Man stelle sich einen Streit in einer jungen<br />

Ehe vor, in der der Mann seine Frau immer<br />

entzückend und tadellos aussehend kennt,<br />

eine Frau mit zauberhaftem Teint, zartgeröteten<br />

Wangen usw. usw. Plötzlich bricht<br />

das Gewitter los. Grund: Nebensache. Tränen<br />

prasseln nieder. Das Bild ist verwischt<br />

oder verwaschen, wie man es auffassen will.<br />

Das Schwarz der Wimpern, das die Augen<br />

interessant umrahmte, zieht graue Streifen in<br />

dem lichten Gemälde. Weiss vermählt sich<br />

mit Rot in unvorschriftsmässiger Weise. Das<br />

Ganze macht einen defekten, stark ramponierten<br />

Eindruck. Die Schönheit löste sich<br />

auf.<br />

0 Gott, ein Blick in den Taschenspiegel<br />

überzeugt von dem Verhängnis. Der Grund,<br />

der Anlass zu der Debatte und dieser Vernichtung<br />

gegeben, ist vergessen. Tatsache<br />

bleibt die Vernichtung. Tränen sind unmöglich.<br />

Von der Frau von heute wird Selbstbe*<br />

herrschung in höchstem Masse verlangt. Um<br />

ihretwillen, nicht um Charakterstärke zu<br />

zeigen! 0 nein. Tränen sind unmöglich, weil<br />

sie bei dem «Arrangement» des Gesichtes<br />

nicht vorgesehen sind.<br />

Wir leben in einer glücklichen Zeit, in einer,<br />

Zeit ohne Tränen.<br />

*<br />

(Er und Sie, von Ola Alsen, Drei Masken-<br />

Verlag München: Berlin.)<br />

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