E_1928_Zeitung_Nr.063
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N° 63<br />
II. Blatt<br />
BERN, 27. Juli <strong>1928</strong><br />
Wie werden Lager für Kurbelwellen und Pleuelsfangen<br />
ausgeführt und eingepassf?<br />
lieber diese Teile herrschen noch vielerorts<br />
alte Anschauungen, welche durch neuzeitliche,<br />
erprobte Erfahrungen noch nicht<br />
verdrängt werden konnten.<br />
Als erste Bedingung soll für Lager nur<br />
ganz erstklassiges Material verwendet werden,<br />
sei es Bronze oder Lagermetall. Gehärtete<br />
Kurbelwellen in Motoren von max.<br />
2200 Touren p/Min, werden vereinzelt noch<br />
in Bronze-Lagerschalen eingebaut. Am häufigsten<br />
sind aber die Kurbelwellen in vergütetem<br />
Zustande (die Feile greift an) in mit<br />
Lagermetall ausgefütterte Bronze- oder<br />
Qussschalen eingebaut.<br />
Die Schmierung ist meistens Pression von<br />
der Schale her in den Hauptlagern und<br />
durch die Kurbelwellenarme für die Pleuellager.<br />
Als Grundsatz kann für eine gute<br />
Schmierung behauptet werden:<br />
Um eine gute Schmierung zu haben, müssen<br />
die Oberflächen der Lager, Schmiernuten<br />
und Welle so beschaffen sein, dass sich<br />
die aufeinander gleitenden Metalle nie be-<br />
Fig. f<br />
irühren, sondern immer sich eine dünne Oelschicht<br />
zwischen den gleitenden Flächen<br />
befindet. Es ist deshalb ohne weiteres klar,<br />
dass es ein Unsinn ist, ein oder mehrere<br />
Lager einzuschaben, und zu montieren, dass<br />
der betreffende Wagen mit einem Lastauto<br />
Technik und Praxis<br />
geschleppt werden muss, um den Motor in<br />
Gang zu bringen.<br />
Dieser Fehler wird noch sehr viel gemacht.<br />
Im Momente, da die Lager zu fest<br />
eingepresst werden, kann sich kein Schmiermittel<br />
mehr zwischen die Gleitflächen drängen<br />
und die Abnützung geht schnell vor<br />
Fig. 2<br />
l/nnüfz<br />
sich. Eine Kurbelwelle oder ein Pleuel muss<br />
im fertigen, aufgepassten, angezogenen Zustande<br />
mit Leichtigkeit bewegt werden können.<br />
Der Pleuel soll mit Schwung eine halbe<br />
Drehung allein machen. Infolge der Erwärmung<br />
aller Teile im Motor und der unausweichlichen<br />
Verbiegung der Kurbelwelle<br />
sind alle Lager noch verschiedentlich durch<br />
Kräfte beansprucht, welche beim Einschaben<br />
gar nicht ausgeübt werden können.<br />
Die Schmiernuten sollen stets ohne scharfe<br />
Kanten, stark abgerundet ausgeführt sein<br />
sonst nimmt die scharfe Kante, der Welle<br />
das Oel ab, statt zuzuführen. Die Nuten müssen<br />
in der Richtung des Drehsinnes (Fig. l)<br />
in einem schwach auslaufenden Winkel ausgezogen<br />
werden, damit das Oel infolge der<br />
Keilsaugimg zwischen die Gleitflächen mitgerissen<br />
wird (Fig. 2). Es sollen keine Ktfeuznuten<br />
dort gemacht werden, wo nur eine<br />
Drehrichtung besteht, weil das Oel nie<br />
Rückwärts, entgegengesetzt der Drehrichtung,<br />
sich bewegt und das Oel nicht nur in<br />
den Nuten seinen Kreislauf machen, um<br />
die Welle herum, sondern sich zwischen die<br />
Gleitflächeh eindrängen soll (Fig. 3).<br />
Wo das Oel eintritt, müssen Reservoirnuten<br />
gemacht werden, von wo aus das Oel<br />
aus der ganzen Länge am Umfang mitgens- J<br />
sen wird. Bei Hauptlagern, wo das Oel<br />
beim Lager eintritt und schmiert und zugleich<br />
durch die Welle zu den Pleueln weiter<br />
gepresst wird, muss am Umfang des<br />
Hauptlagers eine Ringnute eingedreht werden<br />
(Fig. 3) damit das Oel beständig nach<br />
dem Pleuel fliessen kann. Die Querschnitte<br />
der Nuten und Löcher sollen möglichst bestehen<br />
bleiben, damit die Druckverteilung<br />
nicht einseitig geschieht. Bevor ein Lager<br />
ausgeschlagen und gereinigt wird, muss eine<br />
kleine Skizze von den vorgefundenen Verhältnissen,<br />
Nuten, Löchern, Anordnung,<br />
Zenterdistanz bei Pleuelstangen gemacht<br />
werden, um nachträglich keine Schwierigkeiten<br />
zu haben. Bei Pleuel sind oft Spritzlöcher<br />
für Räder, Nockenwellenschmierung,<br />
etc. gebohrt. Alle Lager müssen bei der<br />
Montage fest angezogen werden. Es soll die<br />
äussere Gehäuseschale 0,1 mm Spiel haben<br />
(Fig. 4), wenn die inneren Lagerschalen aufeinanderfestsitzen.<br />
So wird das Lager nie<br />
los, auch bei grösserer Abnützung. Am besten<br />
werden schon in neue Lager 1,5 bis 2<br />
F/p.S<br />
ftingmtfe<br />
mm dicke flache Zwischenlager zwischen<br />
beide Schalen (äussere und innere) eingeklemmt<br />
(Fig. 4); muss dann später ein Lager<br />
nachgearbeitet werden, bleiben die Schalen<br />
(auch bei Pleuel) immer intakt und nur die<br />
Beilagen werden niedriger gemacht.<br />
Es gibt auf dem Markte Zwischenlagen,<br />
bei welchen von Zehntels zu Zehntels Millimeter<br />
hautweise abgerissen werden kann,<br />
so dass die Stücke genau parallel bleiben.<br />
II. Blatt<br />
BERN, 27. Juli <strong>1928</strong><br />
Beim Einpassen der Schalen darf nur mit<br />
Holzhammer geklopft werden, sonst löst sich<br />
das Lagermetall von der Schale. 1 mmDicka<br />
für das Lagermetall genügt, 0,5 mm ist<br />
ein Minimum, dicker hat keinen Wert, sonst<br />
kann es vorkommen, dass bei einem ausgeschmolzenen<br />
Pleuel die Kolben im Zylinder<br />
so hoch hinaufbewegt werden, dass de»<br />
oberste Kolbenring im Explosionsraum ühei<br />
dem Zylinderrande hängen bleibt und deq<br />
Kolbenboden abreisst. Solch© Unfälle komm<br />
men häufig vor. . i<br />
Beim Einschaben soll die senkrechte Stef-*<br />
lung des Pleuels beibehalten werden. Bei<br />
Zweitaktmotoren müssen die Schmiernuten<br />
sehr vorsichtig angeordnet werden in den<br />
Hauptlagern, sonst fliesst beim Komprimieren<br />
der Gase im Gehäuse alles Oel durcli<br />
die Nuten ins Freie.<br />
Sobald ein Lager oder Pleuel ausgeschmolzen<br />
ist, müssen die Rohrleitungen und Oelkanäle<br />
sauber gereinigt werden und alle fest-*<br />
sitzenden Stücke event. herausgebohrt wer*,<br />
den.<br />
Neuestens werden die mit Antifriktion aus-* 1<br />
gegossenen Lager auf 0,02 — 0,03 mm ausgedreht<br />
und mittelst Spezialwerkzeugmaschinen<br />
ausgewalzt, d. h. die Oberfläche wird<br />
poliert und zugleich komprimiert. Dadurch<br />
wird das Lager dauerhafter und das teure<br />
Ausschaben fällt weg. Alle amerikanischen<br />
Lagerschalen sind so fabriziert.<br />
Zum Schluss ist zu bemerken, dass nid<br />
zwei verschiedene Lagermetalle zusammen-"<br />
geschmolzen und vermischt werden dürfen.<br />
Ein überhitztes und verbranntes Lagermetall<br />
ausgefahren am ±5. «Tiili ±928 auf der 5O9 Klilometer langeil<br />
scliwierigen und lfULi?v©xi.r©ioli.oxi.H,©xxra.si;recls.© des Nürburgringes<br />
Itlmu,<br />
1 Caracciola-werner auf Mercedes-Benz<br />
ZUIBüePI Merz . . . . ... auf Mercedes-Benz<br />
Oriiter: Werner-Walb . . auf Mercedes-Benz<br />
Kimpel-Rosenberger auf Mercedes-Benz<br />
sämtliche auf<br />
ontinenial<br />
Die sclineUste Kunde des Tages (±±1,6 Kilometer Stundeng-esclvw'ixi.digrlE.el't)<br />
< ururde von Caracciola auf Mercedes-Benz<br />
gefangen.<br />
ZÜRICH<br />
„Schanzenhot", Tal st passe 15 Contmental-Caoutchouc-Compagnie A.-G.<br />
GENF<br />
Bvd. James Fazy 8/10