E_1929_Zeitung_Nr.048
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N° 48 — <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
mehrt. Man kann also pro Jahr einen Zuwachs<br />
von rund zweitausend Fahrzeugen<br />
annehmen.<br />
Die Zahl der Unfälle ist von 513 im Jahre<br />
1927 auf 655 im Jahre 1928 gestiegen.<br />
Man zählte 303 Verletzte und 17 Tote. Interessant<br />
ist die Zahl der Unfälle an den<br />
verschiedenen Verkehrsplätzen. Als besonders<br />
gefährlich erwiesen sich dabei die<br />
Kreuzungen, wo sich 300 Verkehrsunfälle<br />
zutrugen. Bei Gabelungen gab es 136 Zu-<br />
Publikum angesammelt, das seine billige<br />
Weisheit feilhält und mehr gesehen hat, als<br />
sammen stösse, auf Plätzen 67, auf denüberhaupt passiert ist In seiner Verlegen-<br />
Rheinbriicken 20 und auf geraden Strecken<br />
132. Den Rekord der Unfallzahlen stellt<br />
der Aeschenplatz auf mit 26 Unfällen. Was<br />
die zeitliche Verteilung der Strassenverkehrsunfälle<br />
anbelangt, so wurde eine besondere<br />
Häufigkeit an Samstagen und<br />
Montagen konstatiert.<br />
Bunt» Chtonik<br />
!<br />
Gr.<br />
Taschen zu ! Die Sektion Zürich des A.C.S.<br />
hat kürzlich in der Club-<strong>Zeitung</strong> auf ein sog.<br />
«Autobuch» verwiesen, das mittels des unberechtigten<br />
Aufdruckes «Auto-Glutomitglieder»<br />
vertrieben wird. Dieses «Autobuoh»<br />
erscheint in einem Verlag «Interim» in Zürich,<br />
hinter welchem sich nach den Mitteilungen<br />
der Sektion Zürich offenbar der<br />
•Bedser'sche Verlag in Stuttgart versteckt.<br />
Da «Autobuch» wird in jener Meldung als<br />
ziemlich wertlose Reklamebroschüre beizeichnet<br />
und Strafanzeige durch die Sektion<br />
Zürich wegen unlauterem Wettbewerb erstattet.<br />
Es ist wieder einmal am Platze, dass die<br />
'Fachpresse vor dubiosen Elementen warnt;<br />
was zurzeit auf diesem Gebiet alles angeboten<br />
wird, geht weit über das Mass der Bedürfnisse<br />
oder der Zweckmässtgkejft hinaus.<br />
Unter allerhand Plaggen werden «Auto-<br />
'bücher, Führer und Karten herausgegeben,<br />
die meist buchstäblich unter Ausschluss der<br />
Öffentlichkeit<br />
Automobilverkehr ohne Jeglichen Wert sind.<br />
Die Dummen, die ja bekanntlich nie alle werden,<br />
sind diejenigen, welche sich unter allerlei<br />
Vorwänden Anzeigen-Aufträge ablocken<br />
lassen, die keinerlei Erfolg haben können,<br />
da, wie gesagt, derartigen Broschüren jede<br />
•Notwendigkeit für die Praxis abgeht<br />
Der Automobilist wird heutzutage mit guter<br />
Fachliteratur so reichlich versehen, dass,<br />
ausgesehen von den bewährten und wohlbekannten<br />
Veröffentlichungen, die übrigens<br />
fast durchwegs offiziell von anerkannten<br />
Verbänden herausgegeben werden, keinerlei<br />
Bedfttrnls vorliegt Qeschäftsfirmen, w«lch«<br />
ihre Bekanntmachungen in jenen bewährten<br />
Veröffentlichungen erlassen, haben die Sicherheit<br />
für eine seriöse Verbreitung, infolgedessen<br />
auch für Erfolg. Allen andern Autobüchern<br />
gegenüber ist grösste Vorsicht am<br />
Platze, deshalb der Rat: Taschen zu!<br />
Automobil und Gewerbe. Im «Freien Rätier»<br />
beklagt sich ein Handwerker wohl mit<br />
Recht darüber, wie gewisse Verkehrsbestimmungen,<br />
anstatt das Gewerbe in seinen Bemühungen<br />
zu unterstützen, nur hemmen und<br />
dem Handwerker die Verdienstmöglichkeiten<br />
einschränken. Eine kürzlich erfolgte Bekanntmachung<br />
im Amtsblatt ordnet nämlich an,<br />
dass Personenautomobile zwar zum Warentransport<br />
verwendet werden können, dass<br />
aber «weder am Motorfahrzeug, noch an<br />
seinen Bestandteilen den Warentransport<br />
erleichternde Aenderungen vorgenommen<br />
werden dürfen!» Wenn diese Bestimmung<br />
aus dem Mittelalter stammte, wo fast sämtliche<br />
Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens<br />
irgend einer Vorschrift unterstanden,<br />
so könnte sie nicht pedantischer sein. Es<br />
wird doch weder der Staat, noch die Allgemeinheit<br />
und auch die Verkehrssicherheit<br />
keineswegs beeinträchtigt, wenn nun der Besitzer<br />
eines Personenautomobils das Fahrzeug<br />
etwas herrichtet, damit es sich für den<br />
Warentransport besser eignet und die Automobilausstattung<br />
dabei nicht allzusehr in Mitleidenschaft<br />
gezogen wird. Der Einsender<br />
weist mit Recht darauf hin, dass die Weitläufigkeit<br />
des Bündner Gebietes die Geschäfte<br />
ordentlich erschwere und dieset<br />
Nachteil nur durch günstige Verkehrsbedingungen<br />
behoben werden kann.. Dieser Tatsache<br />
kann sich die Behörde doch sicherlich<br />
auch nicht verschliessen und wird deshalb<br />
wohl nicht mit kleinlichen Bestimmungen<br />
die gewerbliche Freizügigkeit, zu der<br />
auch die weitgehende Benützung des Automobils<br />
zu zählen ist, unterbinden wollen.<br />
Oder sind da etwa auch Bahninteressen im<br />
Spiel? Wir glauben nicht, dass der Bündner<br />
so kleinmütig ist, und wird die Einsendung<br />
sicher ihren Zweck nicht verfehlen. z. s<br />
Der Passant, ein unzuverlässiger Zeuge.<br />
Ereignet sich da vor wenigen Tagen in Zürich<br />
eine Kollision zwischen einem Automobilisten<br />
und einem Radfahrer, wobei glücklicherweise<br />
nur Sachschaden entstand, indem<br />
das Rad gründlich demoliert wurde. Die<br />
beiden Fahrer verständigen sich gegenseitig<br />
dahin, dass der Automobilist für den Schaden<br />
aufkommen wird. Der Radfahrer notiert<br />
sich die Nummer des Automobils, vergisst<br />
aber in der Aufregung, sich gleichzeitig auch<br />
den KontroUbuchstaben zu merken. Er<br />
wird sich dieser Unterlassung erst bewusst,<br />
als der Automobilist bereits weggefahren ist<br />
Natürlich hat sich während der Unterhaltung<br />
nach erfolgtem Zusammenstoss das obligate<br />
heit wendet sich der Radfahrer nun an die<br />
Nächststehenden, von welchen besonders<br />
einer behauptet, den ganzen Vorfall gut beobachtet<br />
und sich alle Details wohl gemerkt<br />
zu haben. Der betreffende Passant der übrigens<br />
im Dienste einer öffentlichen Verwaltung<br />
steht, erklärt, die Nummer genau gesehen<br />
zu haben und gibt dem Radler den ihm<br />
entgangenen Kontrollbuchstaben an.<br />
Als der an der Kollision beteiligte Radfahrer<br />
nun auf Grund der also komplettiertet!<br />
Polizeinummer den dazugehörigen! Automobilisten<br />
eruiert hat, stellt es sich heraus, das;,<br />
es absolut nicht derjenige Fahrer war, der<br />
in Frage gekommen wäre. Der Gewährsmann<br />
des Radlers hatte diesem nämlich einen<br />
unrichtigen Buchstaben angegeben.<br />
Glücklicherweise war der Radfahrer selbst<br />
in der Lage, den Irrtum sofort festzustellen<br />
und bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich<br />
bei dem unbegründet alarmierten Automobilisten<br />
zu entschuldigen und nun darübei<br />
nachzudenken, wie er doch den richtigenAutomobilführer<br />
ausfindig machen kann! So<br />
geschehen im Wonnemonat Mai zu Zürich!<br />
Spass beiseite: Wenn verschiedene unglückliche<br />
Zufälle es gewollt hätten, so wäre es<br />
für den unbeteiligten Dritten noch eine<br />
schwierige Sache gewesen, sich überhaupt<br />
als Unschuldiger auszuweisen. Zudem bekleidet<br />
der Dritte, der sich als Zeuge gemeldet<br />
hatte, eine solche Stellung, dass vor Gericht<br />
seiner Aussage wahrscheinlich grösseres<br />
Gewicht beigelegt worden wäre,<br />
erscheinen und für den<br />
als<br />
derjenigen einer beliebigen Privatperson.<br />
Als Zeuge vor Gericht zitiert, hätte er wohl<br />
ohne weiteres und bestimmt darauf verharrt,<br />
dass er die Nummer ganz genau abgelesen<br />
habe und sich derselben sehr gut erinnern<br />
möge! In obigem Fall hat sich der Knoten<br />
glücklicherweise noch deicht und rechtzeitig<br />
lösen lassen, aber das Beispiel mag Behörden<br />
und Gericht als Fingerzeig dafür dienen,<br />
wie ungemein vorsichtig Aussagen von unbeteiligten<br />
Dritten aufgenommen werden<br />
müssen, auch wen diese noch so> sehr die<br />
Genauigkeit ihrer Wahrnehmungen glauben<br />
unterstreichen zu dflrfenl 7,<br />
Auch die italienische Automobilindustrie<br />
schliesst sich zusammen. Die italienischen<br />
Automobilfabriken Fiat, Spa und Ceirano, die<br />
alle drei in Turin domiziliert sind, haben sich<br />
zusammengeschlossen zwecks gemeinsamer<br />
Herstellung von Lastautomobilen und Autobussen,<br />
mg.<br />
Nationalisierung der Autofabrikation. Nachdem<br />
Spanien bereits den Flugzeugbau nationalisiert<br />
hat, beabsichtigt die Regierung,<br />
auch die Autofabrikation in ähnlicher Weise<br />
zu nationalisieren. Mari beabsichtigt damit,<br />
die Einfuhr ausländischer Automobile, die<br />
bisher jährlich etwa 400 Millionen Pesetas<br />
betrug, einzuschränken. mg.<br />
Vom Autobusverkehr In Wiesbaden. Wie<br />
wir letzthin mitteilen konnten, hat die Stadt<br />
Wiesbaden ihre Strassenbahnen durch Autobusse<br />
ersetzt Gegenüber dem Verkehr bei<br />
der Strassenbahn ist bei den Autobuslinien<br />
im ersten Monat eine 50prozentige Verkehrssteigerung<br />
eingetreten. Wie man hört, hat<br />
der Magistrat von Wiesbaden bereits die Anschaffung<br />
von weitern 16 dreiachsigen Omnibussen<br />
beschlossen.<br />
Privater und staatlicher Autobusverkehr<br />
in Oesterreich. Die österreichischen Bundesbahnen<br />
haben beschlossen, die Autobuskonkurrenz<br />
mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen<br />
und eigene Autobuslinien längs der Bundesbahnstrecken<br />
zu eröffnen. Die Privatautobusbesitzer,<br />
welche durch diese Neuerung<br />
empfindlich geschädigt werden, bekämpfen<br />
die Bundesbahnen auf das heftigste.<br />
Wie bei uns in der Schweiz wird ihnen noch<br />
das Leben schwer gemacht durch die österreichische<br />
Postverwaltung, die ihrerseits die<br />
Absicht hat, ganz Oesterreich mit einem<br />
dichten Netz von Autobusverkehrslinien zu<br />
überziehen, die zum Teil auch im Winter betrieben<br />
werden sollen, um die Wintersportgebiete<br />
dem Fremdenverkehr zu erschliessen.<br />
#f« tunken<br />
Die Seetalstrasse soll, wie man vernimmt, demnächst<br />
für den Ausbau an die Hand genommen<br />
werden: es wird eifrig an den Projekten für Bahn<br />
und Sfcrasse gearbeitet.<br />
—y.<br />
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