E_1929_Zeitung_Nr.054
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II. Blatt<br />
BERN, 21. Juni <strong>1929</strong><br />
Automobil-Revue<br />
54<br />
II. Blatt<br />
BERN, 21. Juni <strong>1929</strong><br />
Tedin. Rundsch<br />
Neue<br />
Zentral-Chassisschmierung.<br />
Die Zentral-Chassisschmierung findet bei<br />
teureren Wagen mehr und mehr Eingang.<br />
Bereits begnügt man sich aber mit dieser,,<br />
den Unterhalt des Wagens schon sehr erleichternden<br />
Schmierungsart allein nicht mehr<br />
und will dem Fahrer auch noch die geringe.<br />
Mühe des periodischen Betatigens der dazugehörigen<br />
Zentralpump© abnehmen. Zu diesem<br />
Zweck haben einige Konstrukteure die<br />
Chassisschmierung an das üruckschmiersystem<br />
des Motors angeschlossen; wobei<br />
dann nur mehr periodisch ein Hahn umgestellt<br />
werden muss. Ganz selbsttätig arbeitet<br />
sodann eine hier auch schon erwähnte<br />
Schmierung, bei der das in der Nähe des<br />
Auspufftopfes untergebrachte Oel durch seine<br />
Ausdehnung unter Druck kommt, wenn es<br />
sich erwärmt.<br />
Der neueste, ebenfalls ganz selbsttätig arbeitende<br />
Zentralschmierapparat ist beistehend<br />
im Schnitt dargestellt. Seine Wirkung<br />
beruht auf der Ausnutzung der Eigenbewegung<br />
und der Erschütterungen des Wagens.<br />
Im Deckel des Apparates ist eine schwere<br />
Metallmasse derart gelenkig befestigt und<br />
federnd aufgehängt, dass sie bei den Eigenbewegungen<br />
des Wagens ihre horizontale<br />
Lage ' möglichst beizubehalten strebt. Dadurch<br />
entstehen aber zwischen ihr und dem<br />
fest im Wagen eingebauten Apparat Relativbewegungen.<br />
Und diese werden zur Betäti-<br />
Abb. 2. Eines der Endstücke der Schmierleitungen<br />
mit eingebautem «Widerstandj-Querschnitt, Rückschlagventil<br />
und Filter. v..<br />
gung einer winzigen Pumpe ausgenützt, die<br />
das Oel in die Schmierleitungen presst.<br />
!AUS dem Schnitt ist der konstruktive<br />
Aufbau deutlich ersichtlich. Die rechteckig©<br />
Metallmasse ruht mit ihrer einen<br />
Kfnte in einem, Zapfenlager mit gehärteten<br />
Flächen, mit der andern auf einer auf Druck<br />
beanspruchten Spiralfeder. Ganz links auf<br />
der Abbildung sind ferner mit weichem Material<br />
gepolsterte Puffer zu sehen, die übermässige<br />
Relativbewegungen der Metallmasse<br />
verhindern. Die Pumpe, befindet sich unten<br />
in dem aus Glas hergestellten Oelreservoir.<br />
Ein Stab verbindet ihren Kolben mit der antreibenden<br />
Metallmasse. Beim Hochgehen<br />
Abb. 1. Schnitt duich die Zentralölpunrpe mit ihrem<br />
Antrieb.<br />
des Pumpenkolbens füllt sich der Zylinder<br />
durch einen ganz dünnen Kanal-in der Zylinderwand<br />
mit Oel, das'dann beim darauffolgenden<br />
Abwärtsgang des Kolbens an zwei<br />
Kugel-Rückschlagventilen vorbei , in, die<br />
Leitungen gepresst wird. Damit keine Unreinigkeiten'<br />
zur Pumpe gelangen, ist' diese<br />
mit einem ganz feinmaschigen Metallfüter<br />
umgeben. Infolge der kleinen* Kolbenabmessungen<br />
sind 40—50 Hübe notwendig, damit<br />
ein einziger Tropfen Oel gefördert wird. Aus<br />
dem gleichen Grund ist dann aber auch der<br />
erzeugte Druck verhältnismässig hoch.<br />
Innerhalb eines gewissen Bereiches kann<br />
die Fördermenge der Pumpe eingestellt werden,<br />
und zwar durch Verdrehen derjenigen,<br />
die Metallmasse durchdringenden Schraube,<br />
an der die Verlängerung des Pumpenkolbens<br />
angelenkt ist. Die Schwingungsdauer der<br />
Metallmasse wird .dagegen ein, für -ailek<br />
von der Fabrik einreguliert.<br />
Bei der Verteilung des geförderten Oels in<br />
die verschiedenen Zweige sind besondere<br />
Massnahmen notwendig, damit jede Schmierstelle,<br />
gleichgültig ob sie mehr oder weniger<br />
weit entfernt, höher oder tiefer liegt, gleichviel<br />
Oel erhält. Die Enden der Schmierleitungen<br />
sirid deshalb mit sog. «Widerständen»<br />
versehen, feinen, schraubenförmigen Kanälen<br />
[von ganz geringem, jedoch von Fall zu Fall<br />
angepasstem Querschnitt. Damit sich ferner<br />
eine höher gelegene Leitung nicht durch eine<br />
tieferliegende Leitung entleeren kann, ist<br />
ebenfalls an den Endpunkten der Leitungen<br />
je ein winziges Rückschlagventil eingebaut.<br />
Endlich dient zum Schutz beider Teile gegen<br />
Verstopfungen noch in jeder Leitung ein ganz<br />
feines Metallsieb.<br />
Der Apparat soll mit einer einzigen Füllung<br />
die SchmiersteHen des ganzen Chassis für<br />
3000 Kilometer mit Oel versehen.<br />
Industriefahrzeug<br />
mit Verbrennungsmotor.<br />
Ein praktisches Hilfsmittel zur wirtschaft-<br />
Mctieh Förderung ist in den letzten Jahren<br />
der- Elektrokarren geworden, dessen einfache<br />
Bedienung und Instandhaltung zu einer<br />
weitgehenden Anwendung, insbesondere<br />
auch bei den Transportvorgängen in gedeckte^<br />
Räumen beigetragen haben. Wenn sich<br />
auch das Anwendungsgebiet der Elektrokarren<br />
auf, den Verkehr auf Fabrikhöfen und<br />
Strassen erstreckt, so ist trotz der fortschreitenden<br />
Entwicklung in der Vervollkdmrnnung<br />
der Akkumulatorenbatterien der<br />
Fahrbereich des Elektrokarrens begrenzt, der<br />
im Höchstfalle 60 bis 70 Kilometer je Ladung<br />
nicht übersteigt. Der Fahrbereich während,<br />
einer Schicht kann zwar durch Benut-<br />
.zung von Wechselbatterien verdoppelt werden,<br />
das bedingt jedoch die BereithaJtung<br />
von Reservebatterien.<br />
Es lag daher nahe, für Transport auf Werkhöfen<br />
und im Strassercverkehr den bei Lastwagen<br />
üblichen Antrieb durch Verbrennungs-<br />
,motoren zu .verwenden und einen Lastkarren<br />
"zu* entwickeln, der durch einen Verbrennungsmotor<br />
angetrieben wird. Dieser Viertaktmotorhat<br />
ein© Leistung von 12 Brems-<br />
PS, die durch das angeblockte Getriebe mit<br />
Lamellenkuppelung auf die Hinterrädei<br />
übertragen wird. Die Geschwindigkeit kann<br />
in drei Gängen für jede der beiden Fahrrichtungen<br />
abgestuft werden.<br />
Bei dem weiteren Aufbau des Lastkarrens<br />
sind die Erfahrungen des Elektrokarrenbetriebes<br />
weitgehend berücksichtigt worden.<br />
Der Lastkarren ist mit zwei voneinander unabhängig<br />
wirkenden Bremsen ausgerüstet.<br />
Während die eine Bremse von Hand bedient<br />
wird, wird die andere durch einen Fusshebel<br />
am Führerstand in der Weise betätigt, dass<br />
beim Lüften des Hebels die Bremse wirkt.<br />
Dadurch wird auch erreicht, dass bei einem<br />
unfreiwilligen Verlassen der Plattform durch<br />
den Führer der Lastkarren zum Halten gebracht<br />
wird.<br />
Die niedrige Plattform, die eine Last von<br />
1500 bis 2000 kg aufnehmen kann, lässt wie<br />
beim Elektrokarren ein leichtes Auf- und -Abladen<br />
zu. Ferner ist eine bedeutende Kupplungsgrösse<br />
vorgesehen, so dass der Karren<br />
auch als Schlepper benutzt oder mit Spezialanhängern<br />
für die Beförderung sehr lan*<br />
ger Güter wie Masten und Hölzer herangezogen<br />
werden kann. Die Verwendung des<br />
Verbrennungsmotors als Antrieb kommt besonders<br />
in dem niedrigen Eigengewicht des<br />
Karrens zur Geltung, das etwa 650 kg beträgt.<br />
Die Fahrgeschwindigkeit beträgt<br />
15 bis 20 Stundenkilometer.<br />
Das Anwendungsgebiet des Lastkarrens<br />
dürfte, wie dem «Adai» zu entnehmen f ist,<br />
überall da gegeben sein, wo es sich- um<br />
Transporte auf Werkhöfen oder Transport©<br />
zur Bahn und Post handelt,, also Förder vorgänge,<br />
die einen grossen Fahrbereich bedin*<br />
gen.<br />
Die Misere der schlecht eingestellten<br />
Bremsen grassiert offenbar auch im Automobil-Eldorado<br />
Amerika. Das «Bureau of Stan«<br />
dards» hat nämlich kürzlich durch Versuche<br />
festgestellt, dass von 400 Automobilen bei einem<br />
Tempo von 32 km nur 11,2 Prozent auf<br />
eine kürzere Distanz als neun Meter angehalten<br />
werden konnten. Und dabei sind diese<br />
neun Meter vom theoretisch erreichbaren<br />
Bremsweg, der für Wagen mit Vierradbremsen<br />
4,5 Meter betragen soll, noch weit entfernt.<br />
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