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E_1929_Zeitung_Nr.096

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III. Blatt<br />

BERN, 8. November <strong>1929</strong><br />

Das Bundesgericht führt aus, Dr. Grob sei<br />

In die in Frage stehende Strassenkurve unrichtig<br />

eingefahren, was nach der übereinstimmenden<br />

Annahme aller Sachverständigen<br />

zur Folge hatte, dass er beim Kurvenauslauf<br />

zu sehr an den linken Strassenrand geraten<br />

sei. Trotzdem feststehe, dass. die grossen<br />

Uplätzigen, also bedeutend schwereren Postautomobile<br />

mit einem aussetzten Lenkdurchmesser<br />

von 13,6 m diese Kurve auf- und abwärts<br />

anstandslos in einem Zuge durchfahren,<br />

hätten die kantonalen Instanzen mit<br />

Recht in der fehlerhaften Art und Weise des<br />

Einfahrens nur eine Ungeschicklichkeit erblickt,<br />

zumal da das breite Mittelstück der<br />

Strasse Dr. Grob etwas irregeführt haben<br />

möge. Dagegen habe er durch sein weiteres<br />

Verhalten gegen die Anforderungen verstossen,<br />

die unter solchen Umständen an die<br />

*) giehe „Automobil -Revue" &o. 95<br />

Automobil-Revue<br />

Schuld und Sühne<br />

Von Rechtsanwalt Dr. G. Brennwald, Zürich.<br />

ii*)<br />

Diligenzpflicht des Fahrers gestellt werden<br />

müssen ; denn trotz der Rechtssteuerung,<br />

könne es ihm nicht entgangen sein, in welch<br />

ausserordentlich gefahrvolle Lage — tangential<br />

zum äusseren Strassenrand, gegen den<br />

Abgrund zu — er durch das Weiterfahren<br />

gerate, wie ja auch der Umstand, dass in<br />

diesem Moment Dr. Lichtenhahn, ohne den<br />

Schlag zu öffnen, schleunigst aus dem Wagen<br />

hinausgesprungen sei, sich wohl nur damit<br />

erklären lasse, dass er die unmittelbar bevorstehende<br />

Absturzgefahr erkannt habe.<br />

Richtigerweise hätte Dr. Grob, sobald er<br />

gewahr worden sei, dass er die Kurve nicht<br />

in einem Zuge durchfahren könne, statt zu<br />

versuchen, doch noch durchzukommen, neu<br />

ansetzen sollen, wozu die Kehre nach den<br />

Ausführungen der Sachverständigen genügend<br />

Raum geboten habe und wodurch der beim<br />

Einfahren begangene Fehler wohl verhältnismässig<br />

leicht hätte gutgemacht werden können<br />

: er habe es insofern an der durch die<br />

Umstände gebotenen Vorsicht fehlen lassen,<br />

als'.! et nicht bei der stets zunehmenden Annäherung<br />

an den Abgrund den Rückwärtsgang<br />

einschaltete, oder zum mindesten, den<br />

Wagen vollständig stoppte und die vier Mitfahrenden<br />

aussteigen hiess, was ihm ein ruhiges<br />

und für dieselben gefahrloses Handeln<br />

bei dem zur Weiterfahrt erforderlichen Manöver<br />

gestattet haben dürfte (Automobilkonkordat<br />

Art. 34). In der Unterlassung dieser<br />

Vorsichtsmassnahmen sei in Uebereinstimmung<br />

mit der Vorinstanz nicht nur ein Fahrfehler,<br />

sondern geradezu ein zivilrechtliches<br />

Verschulden, eine wenn auch nur leichte<br />

Fahrlässigkeit zu erblicken. Darauf, dass Dr.<br />

Lichtenhahn, der einzige Augenzeuge, wiederholt<br />

erklärt habe, Dr. Grob sei sorgfältig<br />

gefahren, eine Fahrlässigkeit sei ausgeschlossen,<br />

könne nicht oder jedenfalls nicht entscheidend<br />

abgestellt werden, weil Df. Lichtenhahn<br />

zugegebenermassen mit dem Lenken<br />

von Automobilen in keiner Weise vertraut sei<br />

und auch in Anbetracht des Gemütszustandes,<br />

in den das Unglück ihn naturgemäss versetzt<br />

habe. Der Kausalzusammenhang<br />

der Handlungsweise des Dr. Grob und dem<br />

Unfälle sei gegeben, denn das übereinstimmende<br />

Zeugnis des eidg. Oberbauinspektors,<br />

des Walliser Brücken- und Strasseningenieurs<br />

und der zwei Berner Strasseningenieure<br />

schliesse die Annahme, dass das<br />

Strasesnbord nachgegeben habe oder abgebröckelt<br />

sei, vollständig aus. Wenn es auch<br />

unabgeklärt geblieben sei, wie und zufolge<br />

welcher weiteren Manipulation es schliesslich<br />

zum Absturz des hart am Strassenrand<br />

rollenden Wagens gekommen sei, so könne<br />

doch nach der ganzen Sachlage ein Zweifel<br />

darüber nicht bestehen, dass, wie der Oberexperte<br />

Endtner überzeugend dartue, Dr.<br />

Grob nicht mehr « Herr der Situation, Meister<br />

über seine Handlungen» gewesen sei, womit<br />

er zugleich ein allgemeines Rechtsgebot verletzt<br />

und der Vorschrift des Art. 33 des<br />

Automobilkonkordats zuwidergehandelt habe.<br />

Die Vermutung, dass eine gewisse Uebermüdung<br />

oder Ueberanstrengung hierzu beigetragen<br />

haben möge, könne Dr. Grob nicht<br />

entlasten, denn als Einladender zu der Fahrt<br />

habe er die Verpflichtung übernommen, alle<br />

den sich seiner Führung Anvertrauenden<br />

schuldigen Vorsichtsmassregeln zu treffen*<br />

und speziell auch die Verantwortung dafür,<br />

dass die Organisation der langen und mühsamen<br />

Fahrt es ihm gestatten werde, während<br />

der ganzen Dauer derselben in einem nun kommende, besonders gefährliche Strekgungen<br />

etwas mitgenommenen Kräfte für die<br />

Zustand zu verbleiben, der es ermögliche, den ke wieder zu sammeln. Für eine Ermässigung<br />

Wagen in technisch richtiger Weise zu lenken.<br />

Ebensowenig können die Beklagten sich jedem irgendwie schwereren Verschulden des<br />

der Haftung spreche ferner der Mangel an<br />

auf die unzweckmässige Anlage der Strassenkurve<br />

und den damaligen Mangel an Bestimmung der Höhe des Schadenersatzes<br />

Dr. Grob, worauf nach Art. 43 Abs. I.-OR. bei<br />

Sicherungen gegen die Absturzgefahr als haftungsbefreiende<br />

Tatsache berufen : es stehe nicht ausser Acht gelassen werden, dass die<br />

mit abzustellen sei, und es dürfe schliesslich<br />

fest, dass an der betreffenden Stelle sich zwei minderjährigen Kinder, welche als<br />

noch -kein einziger Unfall zugetragen habe, Schuldner in Betracht kommen, durch das<br />

obschon die Furkastrasse seit 1918 dem Automobilverkehr<br />

geöffnet sei und nicht nur betroffen worden seien, indem sie dabei selbst<br />

Unglück sowieso schon ausserordentlich hart<br />

zahlreiche Private, sondern auch die grossen auch beide Eltern verloren hätten.<br />

Postautomobile, andere Tourenwagen und Es würde zu weit führen, an dieser Stelle<br />

sonstige sehr schwere Fahrzeuge (Lastwagen, widerzugeben, auf welche Weise das Bundesgericht<br />

zu seiner Schadensberechnung in der<br />

Militärcamions usw.) sie regelmässig und<br />

anstandslos • befahren.<br />

Höhe von Fr. 50 000.— gekommen ist. Wohl<br />

Dagegen rechtfertigen eine Reihe von konnten auf Grund der Bewertungstafeln von<br />

Ve'rümständungen, zu denen auch die Strassenverhältnisse<br />

mitgehören, eine Ermässi-<br />

diese fanden unter Berücksichtigung der oben<br />

Piccard gewisse Zahlen eruiert werden, allein<br />

zwischen<br />

gung der Ersatzpflicht. Insbesondere sei der erwähnten tatsächlichen Umstände ex aequo<br />

Erwägung der Vorinstanz beizustimmen, dass<br />

die zu einer derartigen als schwierig und<br />

nicht ungefährlich bekannten Vergnügungsfahrt<br />

über zwei Bergpässe, wie Oberalp und<br />

vor allem Furka, und zwar in einer einzigen<br />

Tagestour, eingeladenen Gäste Dr. Grobs<br />

durch ihre freiwillige Teilnahme an dieser<br />

Veranstaltung auch ihrerseits ein gewisses<br />

Risiko auf sich genommen hätten. Das Bundesgericht<br />

habe wiederholt ausgesprochen,<br />

dass wer im Bewusstsein der Unerfahrenheit<br />

des Automobillenkers an einer Fahrt mitmache<br />

und sich dadurch einer erhöhten Gefahr<br />

aussetze, einen Teil der Risiken übernehme,<br />

ja dass in einem solchen Verhalten<br />

geradezu ein Mitverschulden zu erblicken sei.<br />

Im vorliegenden Falle entspreche es der Billigkeit,<br />

dem Umstände, dass Dr. Plattner<br />

trotz der offenbaren Gefahren, welche eine<br />

derart anstrengende Gebirgsfahrt in sich<br />

barg, keinen Anstand genommen habe, sich<br />

Dr. Grob anzuvertrauen, im Sinne einer Milderung<br />

der Schadenshaftung gegenüber seinen<br />

Hinterlassenen Rechnung zu tragen. Auch<br />

betone die Vorinstanz mit Recht, dass es gerade<br />

Dr. Plattner gewesen sei, der auf eine<br />

möglichst baldige Abfahrt vom « Belvedere »<br />

gedrungen habe, während Dr. Grob lieber<br />

noch etwas zugewartet hätte, wohl nicht zuletzt,<br />

um-seine durch die bisherigen Anstren-<br />

N° 96<br />

III. Blatt<br />

BERN, 8. November <strong>1929</strong><br />

et bono eine wesentliche Reduktion.<br />

Das Urteil des höchsten Gerichtshofes befremdet<br />

jedoch insofern, als meines Erachtens<br />

wesentliche, aktenmässig festgestellte<br />

Momente nicht berücksichtigt oder in ihrem<br />

Kausalzusammenhange nicht richtig gewürdigt<br />

wurden.<br />

Vor allem ist « die unzweckmässige Anlag©<br />

der Strassenkurve und der damalige Mangel<br />

an Sicherungen gegen die Absturzgefahr als<br />

haftungsbefreiende Tatsache» nicht irrelevant,<br />

wie das Bundesgericht annimmt. Es<br />

kommt nicht darauf an, «dass an der betreffenden<br />

Stelle sich noch kein einziger Unfall<br />

zugetragen hat» und alle möglichen Automobile<br />

« sie regelmässig und anstandslos befahren<br />

haben». Wer als Verantwortlicher<br />

eine Grube offen lässt, handelt fahrlässig,<br />

auch wenn nur eines von tausend um sie<br />

spielenden Kinder ertrinkt und alle andern<br />

der Gefahr entrinnen. Mit Recht hat die erste<br />

Instanz gesagt:<br />

« Wäre die Strasse an der Unglückskurve<br />

so hergestellt und gesichert gewesen, wie sie<br />

dort heute aussieht, dann wäre der Unfall<br />

Grob und Konsorten sicherlich nicht erfolgt.<br />

Und weil diese Strasse dem Autoverkehr erschlossen<br />

wurde, wäre es wohl zweifellos<br />

Sache des Kantons Wallis gewesen, die in<br />

Frage stehende Strassenkurve so zu korri*<br />

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