E_1930_Zeitung_Nr.065
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N° 65 - <strong>1930</strong> ÄUTOMOBTL-REVUfi 13<br />
Ausbildung der Verkehrspolizisten<br />
Wohl keine zweite Institution hat sich einer<br />
hemmungslos und ungeheuer wachsenden Bewegung<br />
in dem Masse anpassen müssen wie<br />
die Verkehrspolizei der riesenhaften Entwicklung<br />
des Motorfahrzeugverkehrs. Mehr noch :<br />
Sie hat sich ihr nicht nur anpassen, nein,<br />
immer voraus sein müssen. Die Polizei hatte<br />
unablässig die mächtiger und mächtiger<br />
werdende Automobilflut einzudämmen. Wehe,<br />
wenn sie sich von der Entwicklung hätte<br />
überholen lassen ! Namenloses Chaos wäre<br />
die Folge gewesen, ein Chaos, das in den<br />
Unfallstatistiken einen erdrückenden Niederschlag<br />
gefunden hätte.<br />
Wie die Polizei ihrer verantwortungsvollen<br />
Aufgabe gewachsen zu sein bemüht war und<br />
es nach wie vor ist, zeigen nachfolgende methodische<br />
Ausführungen von berufener Feder,<br />
die in einem deutschen Blatte erschienen sind.<br />
Mögen sie Einsicht und Verständnis für das<br />
neben ihren sonstigen Ausbildungsgegenständen<br />
in der Handhabung der Verkehrsregelung<br />
praktisch geübt. Zunächst finden theoretische<br />
Belehrungen statt, dann erlernen die Beamten<br />
eine korrekte Abgabe der notwendigen Zeichen,<br />
schliesslich werden sie übungsgemäss<br />
in der Verkehrsregelung geschult, •. indem auf<br />
abgeschlossenen grossen Plätzen Strassenkreuzungen<br />
durch Kalkstriche angedeutet<br />
werden, auf denen sich von der Polizei gestellte<br />
Motorwagen, Pferdefuhrwerke, Fussgänger,<br />
Radfahrer usw. bewegen. Nach einer<br />
so erfolgten Ausbildung bekommen die Beamten<br />
öfter Gelegenheit, an weniger verkehrsreichen<br />
Punkten persönliche Erfahrungen zu<br />
sammeln, um dann bei der Ueberführung in<br />
den Einzeldienst soweit vorgebildet zu sein,<br />
dass sie das Amt eines Verkehrsbeamten mit<br />
seiner grossen Verantwortung jederzeit ausüben<br />
können. Aus der Zahl der Revierbeamten<br />
Werk der Verkehrspolizei wecken und daswerden jedoch die Verkehrsbeamten besonders<br />
ausgesucht. Dies ist deshalb notwendig,<br />
Zusammenarbeiten aller am Verkehr beteiligten<br />
Stellen mit der Polizei fördern, damit weil der Verkehrsdienst in der Grossstadt so<br />
die Zweckmässigkeit der Verkehrsregelung aufreibend ist, dass nur besonders kräftige<br />
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Regelung des Strossen verkehre in Genf. Bereits in frühem Nummern berichteten wir in Wort und<br />
Bild von den Genfer Versuchen zur bessern Regelung dea Fahrzeug- und Fussgängerverkehrs im<br />
stark belebten Stadtinnern. Das obige Bild zeigt nun noch die Markierung der Fussgängerstreifen<br />
am Quai du Momt-Blanc. Die Fahrzeuge befinden sich in Bewegung, währenddessen die Fuasgänger<br />
auf freien Durchgang warten.<br />
von jedermann anerkannt werde und die Unfallziffern<br />
sinken.<br />
Je mehr der Verkehr zunimmt, um so wichtiger<br />
wird für die Polizei die Frage einer<br />
zweckmässigen Verkehrsregelung. Die Verkehrstätigkeit<br />
wirkt sich auf die Organisation<br />
der Polizei überhaupt, wie besonders<br />
auch auf die Ausbildung der Polizeibeamten<br />
aus. Auch das Verkehrregeln will gelernt<br />
sein! Es gehört eine gründliche Ausbildung<br />
und, noch wichtiger, eine langjährige Erfahrung<br />
dazu, um ein guter Verkehrsbeamter zu<br />
sein, der den Verkehr wirklich regelt, d. h.<br />
dafür sorgt, dass er möglichst im Fluss<br />
bleibt.<br />
Die Organisation der Verkehrspolizei in den<br />
Kulturstaaten der Welt erfolgt im allgemeinen<br />
nach zwei Grundsätzen :<br />
Entweder werden besondere Verkehrsabteilungen<br />
gebildet, deren Beamte an den Brennpunkten<br />
des Verkehrs zum Einsatz kommen,<br />
oder aber die Beamten des betreffenden Polizeireviers<br />
übernehmen auch den Dienst als<br />
Verkehrsbeamte innerhalb ihres Bezirks.<br />
Die zuerst beschriebene Organisation bildet<br />
meistens den Anfang. Sehr bald stellt sich<br />
dann heraus, dass die Verkehrsabteilungen<br />
bei besonderen Anlässen nicht im entferntesten<br />
ausreichen, um alle Aufgaben zu erfüllen;<br />
man muss auf die Reviere zurückgreifen, zum<br />
Teil sogar auf die Beamten der geschlossenen<br />
Polizeikörpef, so dass die organisatorische<br />
Entwicklung fast überall dahin gegangen ist,<br />
im allgemeinen die Revierbeamten mit der<br />
Verkehrs zu fördern und Unfälle zu verhüten<br />
in den Vordergrund, so kommt man zu folgender<br />
Gliederung des Unterrichts in der<br />
Verkehrsregelung zu beauftragen. Die Reviervorsteher<br />
stellen selbstverständlich bei normalen<br />
Verkehrsverhältnissen grundsätzlich 1. Kenntnis der einzelnen Verkehrsmittel<br />
Verkehrskunde :<br />
die gleichen Beamten an dieselben Punkte. und ihrer technischen Beschaffenheit.<br />
Eine solche Massnahme hat den Zweck, die Diese Verkehrsmittelkunde vermittelt die<br />
Beamten mit den Eigenarten ihres Platzes Kenntnis vom Bau und Wesen des Motorfahrzeuges,<br />
seiner Geschwindigkeiten, seiner<br />
vertraut zu machen. Sie lernen sehr bald, wie^<br />
der Haupt- und Nebenverkehr fliesst, und es* Kraftquelle und die in ihr vorgehenden che-<br />
bildet sich schnell ein gewisses persönliches misch-physikalischen Prozesse, seiner Zweck-<br />
und gebräuchlichsten Verwen-<br />
Verhältnis zwischen den Beamten und denbestimmung<br />
Motorwagenführern heraus, da schliesslich dung. Weiterhin werden di£ Eigenschaften<br />
auch in einer Grossstadt die von und zurder schienenlosen Fahrzeuge wie Handkarren,<br />
Pferdefuhrwerke, Lastwagen behandelt.<br />
Arbeit fahrenden Menschen meist den gleichen<br />
Weg benutzen und daher dem Verkehrsbeamten<br />
bekannt werden.<br />
art der auf der Strasse verkehrenden schie-<br />
Hinzu kommt eingehende Kenntnis und Eigen-<br />
Die Handhabung einer zweckmässigen Verkehrsregelung<br />
bildet heute bei der gesamten elektrischen Strassenbahn. Hier müssen die<br />
nengebundenen Fahrzeuge, besonders der<br />
Ausbildung der Polizei einen immer wichtiger Beamten Bremswege, Anfahrmomente, Fahreigenschaften,<br />
Beschaffenheit des werdenden Zweig. Schon in den Provinzial-<br />
Schienen-<br />
polizeischulen, die junge Anwärter für den<br />
Polizeiberuf ausbilden, werden die Anwärter<br />
mit den Grundbegriffen des Verkehrs vertraut<br />
gemacht. Wenn sie dann zunächst in<br />
die Bereitschaften kommen, werden sie hier<br />
und widerstandsfähige Beamte mit einem guten<br />
Nervensystem, die sich niemals aus der<br />
Ruhe bringen lassen, stets höflich und freundlich<br />
sind und auch die schwierigste Lage<br />
meistern können, für die Dauer die ausserordentlich<br />
grosse Belastungsprobe, die ihnen<br />
auferlegt wird, auszuhalten vermögen.<br />
Die leitenden Beamten der Verkehrspolizei,<br />
und zwar sowohl die in der Verwaltung<br />
wie der Exekutive, müssen selbstverständlich<br />
den Verkehr weit genauer studieren als die<br />
Strassenbeamten selbst. Die Verwaltungsbeamten<br />
und Verkehrspolizeioffiziere sind dazu<br />
berufen, bei der Festlegung der Verkehrsbestimmungen<br />
mitzuwirken und müssen daher<br />
in der Lage sein, das Zusammenwirken der<br />
einzelnen Verkehrsmittel richtig beurteilen zu<br />
können. Die Ausbildung einer modernen Verkehrspolizei<br />
hat es daher mit sich gebracht,<br />
dass sich ein neues Polizeifach, betitelt «Verkehrskunde»,<br />
gebildet hat. Es ist noch neuartig<br />
und in ständigem Fluss begriffen. Das<br />
Ausbildungsziel geht dahin, jeden Polizeibeamten,<br />
der mit dem Verkehr zu tun hat,<br />
so zu erziehen, dass er sich nicht mit dem<br />
mechanischen Ablauf der Dinge begnügt, sondern<br />
Blick für die Zusammenhänge erhält, die<br />
z. T ausserhalb des äusserlich sichtlichen<br />
Geschehens liegen. Man kommt also dazu, den<br />
Begriff des Verkehrs in seine Faktoren zu<br />
zerlegen. Stellt man dann als Hauptziel der<br />
ausbildenden Tätigkeit die Leichtigkeit des<br />
weges, Weichenstellung soweit kennen lernen,<br />
dass sie bei der Verkehrsregelung die Eigenarten<br />
aller Fahrzeuge gegeneinander abzuwägen<br />
verstehen. Ueber die Hoch- und Untergrundbahn,<br />
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