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E_1930_Zeitung_Nr.075

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N° 75 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE 3<br />

zwischen Nuvolari, Caracciola, Babe Stapp,<br />

Campari, Varzi, Fagioli, Maserati und Arcangeli.<br />

Nuvolari scheint noch ganz in Siegerstimmung<br />

von Belfast her zu sein und wird<br />

in Monza als einer der vielversprechendsten<br />

Anwärter genannt. Das grösste Interesse<br />

wird der zweiten Gruppe, Klasse der<br />

3000 ccm, zugewandt, deren 14 Teilnehmer<br />

ausnahmslos alles Fahrer von erster Bedeutung<br />

sind.<br />

Auch in den letzten Tagen wurde in Monza<br />

weiter auf den grossen Tag hin trainiert, und<br />

alle Vorbereitungen lassen einen unerhört<br />

scharfen Kampf erwarten. Am letzten Freitag<br />

wurde das neue Teil-Trace von Monza<br />

offiziell eingeweiht. Nuvolari fuhr die ausgezeichnet<br />

ausgebaute neue Kurve mit dem<br />

schärfsten Tempo. Man rechnet in eingeweihten<br />

Kreisen am nächsten Sonntag in<br />

Monza mit einer absoluten Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von 160 Stundenkilometer.<br />

Besonderem Interesse begegnet der eigenartige<br />

Düsenberg-Rennwagen des Amerikaners<br />

Babe Stapp. Ueber die zu erwartenden<br />

Leistungen des Wagens lässt sich noch<br />

nichts voraussagen. Auffallend an ihm erscheint<br />

der Verzicht auf die elegante und<br />

saubere Linie der Miller der letzten drei<br />

Jahre. Der Düsenberg erscheint vielmehr<br />

ausserordentlich wuchtig und massiv. Die<br />

Maschine wurde von dem berühmten amerikanischen<br />

Rennfahrer De Paolo für Indianapolis<br />

besonders gebaut. Der von Stapp bei<br />

dem berühmten 500 Meilen-Rennen in Indianapolis<br />

geleitete Wagen fuhr das Rennen, als<br />

Folge eines dramatisch verlaufenen Unfalles,<br />

bei welchem in einer Kurve sechs Wagen<br />

miteinander kollidierten, hors concours zu<br />

Ende. Es lassen sich deshalb diesem in<br />

Monza viel beachteten Wagen keine weiteren<br />

Chancen voraussagen.<br />

bo.<br />

Grosser Preis von Frankreich.<br />

Der Grosse Preis von Frankreich, der nach<br />

langen Schwierigkeiten nun doch am 21. September<br />

in Pau zur Austragung kommt, verfehlt<br />

seine bekannte grosse Anziehungskraft<br />

dieses Jahr, wie befürchtet, doch nicht, was<br />

in französischen Sportkreisen mit lebhafter<br />

Genugtuung konstatiert wird. Unter der bemerkenswert<br />

grossen Zahl von hervorragenden<br />

Fahrern befinden sich Czaikowski (Bugatti),<br />

Babe Stapp (Dusenberg), der hervorragende<br />

amerikanische Fahrer; ferner Lehoux<br />

(Bugatti), Bouriano (Bugatti), Birkin<br />

(Bentley), Senechal (Delage), De Maleplane<br />

(Bugatti), F. Montier (X), Zanelli (Bugatti),<br />

Michel Dore (Bugatti), der Rekordsieger von<br />

Arpagon; ferner Etancelin (Bugatti), Dreyfuss<br />

(Bugatti), Lepicard (Donnet), Scaron<br />

(Bugatti), Lumacchi (Bugatti), Ch. Montier<br />

(X), Max Fourny (Bugatti) und die drei<br />

grossen Unbekannten Sainto, Pontet und<br />

Oaston auf Bugatti, hinter denen sich drei<br />

hervorragende Bugatti fahrer zu verbergen<br />

scheinen. Man munkelt in eingeweihten<br />

französischen Kreisen, dass hinter diesen<br />

Pseudonymen niemand anders als die drei<br />

grossen französischen Champions Albert<br />

Divo, Louis Chiron und Guy Bouriat versteckt<br />

wären. Diese Behauptung, der man<br />

grosse Wahrscheinlichkeit zumisst, ist natürlich<br />

vollkommen inoffiziell, und es ist<br />

noch keineswegs festgestellt, ob nicht doch<br />

in Wirklichkeit die drei Fahrer, deren Namen<br />

in weiteren Kreisen unbekannt sind, sich tatsächlich<br />

in Pau beteiligen werden.<br />

Die Rundstrecke für das Rennen ist schon<br />

Setzt in ausgezeichnetem Zustande. Es benötigte<br />

Monate harter und ausdauernder<br />

Arbeit, um die Strecke in den heutigen vorzüglichen<br />

Zustand zu bringen. Das Rennen<br />

wird sich ungefähr zwei Kilometer von der<br />

bekannten pyrenäischen Touristenstadt Pau<br />

entfernt abspielen.<br />

Die Strecke ist insgesamt 15,835 km lang.<br />

Sie besteht aus drei zusammengesetzten<br />

Strassenstücken, die alle für das Rennen<br />

sorgfältig ausgebaut wurden. Ein Teil besteht<br />

aus der Route Nationale Nr. 117 von<br />

Ousse nach Pau, ein weiteres Stück aus der<br />

Departementsstrasse Nr. 6 von Pau bis zur<br />

Kurve von Morlaas, und endlich aus der<br />

grossen Verbindungsstrasse Nr. 6 von der<br />

Kurve von Morlaas nach Ousse zurück. Der<br />

Route Nationale Nr. 117 entlang werden die<br />

Tribünen und Maschinenstände errichtet<br />

werden. Die Strasse wurde auf mehr als<br />

fünf km Länge um-zwei Meter verbreitert.<br />

Sie stellt heute eine ideale Rennpiste dar,<br />

die den Fahrern die grössten Geschwindigkeiten<br />

erlaubt. Auch die Departementsstrasse<br />

Nr. 6 wurde um anderthalb Meter verbreitert<br />

und sorgfältig ausgebaut. Eine Eisenbahnlinie<br />

läuft dem grössten Teil dieser<br />

Strassenstrecke entlang. Wenige Tage vor<br />

dem Rennen werden die Schienen unter einer<br />

Tarmacadamdecke verschwinden. Auch die<br />

grosse Verbindungsstrasse Nr. 6, anfänglich<br />

für Automobile durchaus ungeeignet, verfügt<br />

heute über eine Breite von sieben Meter.<br />

Die Rundstrecke wird zurzeit den letzten<br />

Arbeiten unterzogen, so .dass sie in zwei<br />

Wochen für das grösste französische und<br />

gleichzeitig eines der bedeutendsten europäischen<br />

Autorennens bereit sein wird. Bo.<br />

Das 2. Internationale<br />

Gaisbergrennen.<br />

(Brief aus Salzburg.)<br />

Wenn es jemals der Wettergott mit den<br />

Salzbürgern und ihren auswärtigen Freunden<br />

gut gemeint hat, so war dies Sonntags der<br />

Fall. Noch selten gab es im prachtvollen<br />

Salzburger Land einen so herrlichen Tag, und<br />

die 40,000 Zuschauer hatten die Freude, sowohl<br />

einen wundervollen Sonnentag zu geniessen,<br />

wie auch Zeugen eines hochklassigen<br />

sportlichen Schauspieles zu sein.. Der gestrige<br />

Renntag ist ein Tag der Rekorde gewesen,<br />

und so oft durch den tadellos bedienten<br />

Lautsprecher dem Publikum Nachrichten<br />

über die Rekordfahrten gegeben wurden,<br />

folgte grosser Beifall.<br />

Von den frühesten Morgenstunden erfolgte<br />

bereits die Auffahrt der Automobilisten, Radfahrer<br />

und Motorradfahrer auf den Gaisberg.<br />

Ganze Schlangen von Fahrzeugkolonnen kamen<br />

auf den Zufahrtsstrassen nach Salzburg.<br />

Die Organisation auf der Strecke war ausgezeichnet.<br />

Die ganze Rennstrecke war mit<br />

100 Gendarmeriebeamten und etwa 50 Beobachtern<br />

des S. A. C. besetzt, ferner waren<br />

zahlreiche Motorradpatrouillen der Gendarmerie<br />

im Dienst.<br />

Ganze Wagenburgen waren auf den verschiedenen<br />

Parkplätzen etabliert. Es gab nur<br />

einen einzigen Zwischenfall bei der Zistelalpe,<br />

als ein Omnibus durch einen Riss in<br />

dem Benzinbehälter plötzlich von Flammen<br />

umgeben war. Im Verlaufe der Konkurrenzen<br />

gab es sonst kaum nennenswerte Unfälle.<br />

Beinahe während des ganzen Rennens, an<br />

dem sich 50 Motorradfahrer und 39 Automobilisten<br />

beteiligten, kreisten Flugzeuge über<br />

dem Gaisberg. Ohne jede Pause wurde das<br />

grosse Programm abgewickelt. Einige Konkurrenten<br />

kamen durch Maschinenschäden<br />

und Reifendefekte ausser Wettbewerb. Zu<br />

dieser Gruppe zählte bedauerlicherweise<br />

auch der als höchster Favorit ins Rennen gegangene<br />

europäische Bergmeister der Rennwagenkategorie<br />

Hans v. Stuck. In glänzender<br />

Fahrt hatte er die Strecke bis hinter die Zistelalpe<br />

mit der schnellsten, Zeit aller Konkurrenten<br />

hinter sich gebracht, dort machte<br />

sich ein festgefressener Kolben geltend und<br />

Stuck war genötigt, die Fahrt aufzugeben. Es<br />

ist nun das zweitemal, dass er auf dem Gaisberg<br />

vom Rennpech verfolgt wird, aber hoffentlich<br />

wird ihm künftighin das Glück mehr<br />

hold sein.<br />

Unsere vorzügliche Rekordpiste für den Kilometer-Lance, die in prächtig gerader Linie zwischen Giubiasco<br />

und Cadenazzo sich hinzieht.<br />

In allen Kategorien der Automobile gab es<br />

herrliche Kämpfe um die Siege. Die Matadore<br />

des Lenkrades boten wahre Glanzleistungen<br />

und so ist es nicht verwunderlich,<br />

das die Rekorde, einer nach dem andern,<br />

verbessert wurden, und manche von ihnen in<br />

geradezu staunenswert grossem Masse. Wir<br />

wollen die Höchstleistung des Tages an erster<br />

Stelle nennen: Der Berliner Automobilist<br />

von Morgen auf Bugatti schuf den neuen<br />

Streckenrekord mit der Zeit von 7.58'19" und<br />

schlug damit die bisherige beste Zeit der<br />

Automobile, die auf 8.50W stand, um nahezu<br />

eine Minute. Die beste Zeit der Tourenwagenkategorie<br />

fiel an den Sieger des Wurzenpassrennens,<br />

Herrn Dir. Wenzler auf Mercedes-<br />

Benz, der wieder eine ausgezeichnete Fahrt<br />

absolvierte; in der Kategorie der Sportwagen<br />

war der vielerprobte deutsche Sportsmann<br />

Otto Spandel auf Mercedes-Benz der schnellste<br />

Mann. Eine famose Fahrt vollbrachte<br />

Frau Minki Klinger, die beste österreichische<br />

Kilometer-Lance Giubiasco-Cadenazzo<br />

Damenrennfahrerin, die, obwohl ihr Steyr-<br />

Wagen nächst der Mödlhammerwand einmal<br />

ziemlich hart an die Felsen streifte, wobei<br />

ihr kostbare Sekunden verlorengingen, dennoch<br />

in sehr beachtenswerter Zeit ans Ziel<br />

kam. Mutig und mit unbeugsamer Willenskraft<br />

ging, wie immer, der Salzburger Automobilist<br />

Rudolf Holzmayr ins Rennen, die<br />

beste Zeit in der Reihe seiner Landsleute belohnte<br />

die gute Fahrt. Viel Beifall löste es<br />

aus, dass Oberbergrat Ing. Karl Imhof auf<br />

seinem Austro-Daimler neben seinem Klassensieg<br />

auch den Spezialerfolg verzeichnen<br />

konnte, dass er den Seniorenpreis gewonnen<br />

hat. Prächtig hielt sich auch Burggaller und<br />

ebenso schöne Fahrten sah man von Prinz<br />

Lobkowitz und Prinz zu Leiningen.<br />

Alles in allem kann man sagen, dass dieser<br />

Renntag auf der Gaisbergstrasse eine würdige<br />

Darbietung für den Motorsport bedeutete;<br />

der schöne Verlauf, die tadellose Organisation,<br />

wie nicht minder die Rekordleistungen<br />

sind sicherlich die beste Propaganda für<br />

die Förderung der Bestrebungen, den Motorsport<br />

in allen Kreisen zu popularisieren.<br />

(Das Gaisbergrennen zählt bekanntlich auch<br />

für die Wertung in der österreichischen Bergmeisterschaft.)<br />

Die am Sonntagabend stattgefundene Preisverteilung<br />

im Hotel de l'Europe in Salzburg<br />

brachte nochmals die Teilnehmer zusammen<br />

und Hess das schön verlaufene Rennen in der<br />

Erinnerung aufleben. P. D. S.<br />

Vor dem Internationalen Sportkalender<br />

1931. Kaum dass die Fahrer das letzte Rennen<br />

in diesem Jahre hinter sich haben, wird<br />

schon wieder der Sportkalender für das<br />

nächste Jahr zusammengestellt. Die Internationale<br />

Sportkommission wird sich am 14.<br />

Oktober, nachmittags 14 Uhr, in den Räumen<br />

des Automobilclubs von Frankreich zur Behandlung<br />

des Sportkalenders 1931 versammeln,<br />

bo.<br />

Oberjoch-Rennen im AHgau. Wie wir be-<br />

reits mitgeteilt haben, musste das ursprünglich<br />

auf den 7. September <strong>1930</strong> angesetzte<br />

Oberjoch-Rennen wegen des nahen Termins<br />

der deutschen Reichstagswahlen verschoben<br />

werden. Das Rennen wird nun definitiv am<br />

21. September stattfinden. Der Nennungsschluss<br />

ist bis zum 10. September bei einfachem<br />

und bis zum 13. September bei 50 %<br />

erhöhtem Nenngeld verlängert worden. Es<br />

wurden ferner mit Rücksicht auf die vorgeschrittene<br />

Jahreszeit, die bekanntlich nicht<br />

mehr so viele Fahrer am Starte sieht, höhere<br />

Barpreise ausgesetzt.<br />

Bo.<br />

Schönheitskonkurrenz und Gyaikhana<br />

in Lugano verschoben ! Man teilt uns<br />

kurz vor Redaktionsschluss mit, dass die auf<br />

den nächsten Samstag festgesetzte Schönheitskonkurrenz<br />

und die am Sonntag folgende<br />

Autogymkhana in Lugano auf den<br />

5. Oktober verschoben worden sind. Die<br />

Organisatoren haben diesen Beschluss gefasst,<br />

um dem gleichzeitig stattfindenden<br />

Grossen Preis der Motorräder in Lugano<br />

nicht ins Gehege zu kommen. Eine grosse<br />

Zahl von Automobil freunden besucht ferner<br />

nächsten Sonntag die Sportveranstaltung in<br />

Monza. Da die Saison im Oktober im Tessin<br />

ihren Höhepunkt erreicht, werden die beiden<br />

verschobenen Veranstaltungen nächsten Monat<br />

eine eher noch grössere Anziehungskraft<br />

ausüben.

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