E_1930_Zeitung_Nr.104
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Die neue bernische<br />
Verkehrsordnung.<br />
Mittwoch abend sprach auf Einladung<br />
der Sektion Bern des A. 0. S. im Bürgerhause<br />
in Bern Herr Polizeihauptmann W.<br />
Müller über die neue bernische Verkehrsordnung,<br />
die am 1. Januar in Kraft treten<br />
wird. Er griff aus den 102 Paragraphen<br />
die wichtigsten Bestimmungen heraus,<br />
kommentierte sie mit erläuternden<br />
Bemerkungen oder zeigte anhand einiger<br />
Beispiele ihre Wichtigkeit für eine beträchtliöhe<br />
Verbesserung der Verkehrsverhältnisse.<br />
Einiges Demonstrationsmaterial:<br />
Schluss- und Stopplichter, verschiedene<br />
Hupen, Skizzen und ein leibhaftiger<br />
Verkehrspolizist, veranschaulichten die<br />
Ausführungen.<br />
Die neue bernische Verkehrsordnung<br />
hat den Vorteil, um eine grössere Verkehrssicherheit<br />
zu erreichen, sich an alle<br />
Strassenbenützer zu wenden. Sie nimmt<br />
den Kampf auf gegen alte Gepflogenheiten,<br />
die im modernen Verkehr nicht mehr<br />
geduldet werden können. So dürfen zum<br />
Beispiel bloss noch Handkarren benützt<br />
werden, bei denen der Führer im freien<br />
Ausblick auf die Fahrbahn nicht behindert<br />
wird. Auch die mit Sensen, Eisenßtangen<br />
und andern gefährlichen Gegenständen<br />
beladenen Radfahrer sollen von<br />
der Strasse verschwinden.<br />
Auch die Konstruktion und der Zustand<br />
der Motorfahrzeuge soll so sein, dass Gefährdungsmomente<br />
so viel wie möglich<br />
ausgeschaltet werden. Die Maximalbreite<br />
ist auf 2,20 m festgelegt (Spiegel und<br />
Richtungsanzeiger nicht inbegriffen). Nur<br />
ausnahmsweise wird die Polizeidirektion<br />
2,30 m breite Wagen (Omnibusse, Gesellschaftswagen)<br />
zulassen. Alle gefährlichen,<br />
technisch nicht erforderlichen Bestandteile<br />
wie Kühlerfiguren usw. sind zu entfernen.<br />
Scheibenwischer und RückenspiegeL<br />
sowie Richtungsanzeiger werden obligatorisch<br />
erklärt. Welche Systeme eingeführt<br />
werden sollen, wird im Gesetze<br />
selbst noch nicht bestimmt. Damit diese<br />
Bestimmung ihren Zweck erreicht, muss<br />
aber auch dafür gesorgt werden, dass gut<br />
funktionierende Apparate zur Verwendung<br />
gelangen. Das Verkehrsamt wird<br />
deshalb später noch genauere Vorschriften<br />
über diesen Punkt erlassen. Neu in<br />
den Verkehr gelangende Motorwagen müssen<br />
ausserdem mit einem Stopplicht versehen<br />
sein. Auch der Geschwindigkeitsmesser<br />
ist für Fahrzeuge, die 30 km in<br />
der Stunde erreichen können, vorgeschrieben.<br />
Anhängewagen dürfen nur mit besonderer<br />
Bewilligung in Verkehr gesetzt<br />
werden. Sie müssen ein amtliches Kontrollschild<br />
führen, auf der Vorder- und<br />
Hinterachse gefedert und mit einer<br />
Bremse versehen sein. Eine Reihe von<br />
Vorschriften befasst sich mit der Sicherung<br />
von Langholzfuhren, Schleppfahrten<br />
usw.<br />
Einschneidende Vorschriften enthält<br />
der Abschnitt über die Beleuchtung. Zweispurige<br />
Motorfahrzeuge müssen vorn mit<br />
zwei, nicht mit weniger und auch nicht<br />
mit mehr Lichtern versehen sein. Die gelben<br />
Lichter und das System der vier Lichter,<br />
denen man noch häufig begegnet,<br />
müssen also verschwinden. Herr Müller<br />
betonte ausdrücklich, dass man in dieser<br />
Beziehung unerbittlich sein werde. Die<br />
Sucherlampe wird an sich nicht verboten,<br />
soll aber, nur ihrem Zwecke entsprechend,<br />
eben zum Suchen, verwendet werden. Bei<br />
schnellen Fahrzeugen (über 30 km) müssen<br />
die Lichter die Strasse 100 m weit beleuchten.<br />
Der Gebrauch dieser Scheinwerfer<br />
ist jedoch in Ortschaften nicht gestattet.<br />
Innerorts soll die Strasse auf mindestens<br />
30 m beleuchtet werden. Motorräder<br />
haben vorn ein weisses, nicht blendendes,<br />
oder abblendbares, hinten ein rotes<br />
Lieht zu führen. Ueberhaupt haben<br />
alle Fahrzeuge nach Einbruch der Dunkelheit<br />
ein Licht eu führen. Ausgenom^<br />
men werden nur die zur Feldarbeit verwendeten<br />
landwirtschaftlichen Fahrzeuge<br />
und die Milchkarren. Nach dem Grund<br />
dieser Ausnahme gefragt, erklärte sie<br />
Herr Müller als Wille des Gesetzgebers,<br />
ohne einen plausiblen Grund angeben zn<br />
können.<br />
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roten Reflexlinse versehen sein. Es gibt<br />
einige ganz vorzügliche Modelle, u. a. ein<br />
schweizerisches, das von den Polizeitruppen<br />
ausprobiert worden ist. Allerdings<br />
müssen sie in senkrechter Lage angebracht<br />
werden, so dass sie das Scheinwerferlicht<br />
der Automobile horizontal zurückwerfen.<br />
Heber die bei Viehherden und Langholzfuhren<br />
anzuwendenden Vorsichtsmassregeln<br />
haben wir schon bei früherer Gelegenheit<br />
berichtet.<br />
Die FahrYorschriften zielen darauf hin,<br />
eine rasche, möglichst reibungs- und gefahrlose,<br />
vor allem aber auch rücksichtsvolle<br />
Abwicklung des Verkehrs zu erreichen.<br />
Von der Warnvorrichtung ist z. B.<br />
bloss zweckmässiger Gebrauch zu machen.<br />
Die Berner Polizei hat in dieser Beziehung<br />
interessante Versuche durchgeführt.<br />
Sie Hess eine Anzahl Fahrer während des<br />
Stossverkehrs eine gewisse Strecke zurücklegen.<br />
Ein Mann notierte die Anzahl<br />
der abgegebenen Signale, ohne dass der<br />
Fahrer es wusste. Nachher wurde der<br />
Fahrer informiert und das Experiment<br />
wiederholt. Ohne Zeitverlust konnte die<br />
Signalabgabe gegenüber der ersten Fahrt<br />
auf 40 % reduziert werden.<br />
Herr Oberst Marbach, Präsident der<br />
Sektion Bern des A. C. S., der Initiant der<br />
Veranstaltung, wies in kernigen Worten<br />
auf die Bedeutung der neuen bernischen<br />
Verkehrsregelung hin; sie soll vor allem<br />
für alle Strassenbenützer Rechte und<br />
Pflichten festlegen; jedermann, vor allem<br />
auch der Fussgänger, hat mit der Zunahme<br />
des Verkehrs das grösste Interesse<br />
an dem reibungslosen Funktionieren des<br />
Strassen Verkehrs.<br />
In der Diskussion, die leider durch die<br />
vorgerückte Stunde knapp sein musste,<br />
wies Herr Oberst Marbach darauf hin,<br />
dass eine schwere Gefährdung des Verkehrs<br />
und viele Unfälle durch das fast<br />
durchwegs falsch montierte Lichtzeichen<br />
an den Fahrrädern verursacht würde und<br />
dass die richtige Stellung des roten Warnlichtes<br />
am Hinterrad des Velos dem Radfahrer<br />
selbst den besten Schutz vor Unfällen<br />
biete.<br />
Da der Saal überfüllt war und eine<br />
grosse Anzahl zurückgewiesen werden<br />
musste, wird der Vortrag wahrscheinlich<br />
demnächst wiederholt. Wir raten jedermann<br />
an, die Gelegenheit nicht zu verfehlen,<br />
sich in die neue Verkehrsordnung einführen<br />
zu lassen.<br />
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Scbltissltzuns zum Klausenrennen <strong>1930</strong>.<br />
Das Organisationskomitee des Klausenrennens<br />
<strong>1930</strong> ist am 6. Dezember unter dem<br />
Vorsitz von Herrn Heinr. Hürljmann, Zürich,<br />
zu seiner Sohlussitzuns zusammengetreten.<br />
Der vorgelegten provisorischen Abrechnung<br />
wurde zugestimmt. Mit besonderer Anerkennung<br />
wurde davon Vormerk genommen, dass<br />
der A.C;S. in Aussicht genommen hat, auch<br />
1931 den Betrag von 5000 Fr. für das Klausenrennen<br />
zu verwenden, indem derselbe<br />
dem bestehenden Klausenrennenfonds zugewiesen<br />
werden soll, der es ermöglicht, bei<br />
nächsten Klausenrennen das Risiko zu vermindern,<br />
hat es sich doch speziell dieses Jahr<br />
gezeigt, wie sehr die Einnahmen von den<br />
Witterungsverhältnissen abhängig sind, und<br />
wie daher bei besonders ungünstigen Wittenmgsbedinigungen,<br />
wie im Jahre 1925 und<br />
1926, der A.C.S. mit einem ganz ansehnlichen<br />
Defizit rechnen musste.<br />
Wie frühere Jahre so wird das Organisationskomitee<br />
auch dieses Jahr einen detaillierten<br />
Bericht herausgeben. Von Interesse<br />
dürften aus demselben die Frequenzziffern<br />
der Zuschauer sein. Nach einer genau genau<br />
geführten Kontrolle waren am Klausenrennen<br />
<strong>1930</strong> anwesend: 22,478 Zuschauer,<br />
1022 Fahrräder, 1019 Motorräder, 92 Side»<br />
cars, 1805 Automobile und 36 Gesellschaftswagen.<br />
Von dem Beschluss des Zentralvorstandes<br />
des A.C.S., das Klausenrennen wiederum im<br />
Jahre 1932 durchzuführen wurde Vormerk<br />
genommen. Die drei Sektionen Zürich, Glarus<br />
und Uri werden wohl wieder alles tun,<br />
um dem .9. Internat. Klausenrennen zu einem<br />
befriedigenden Erfolg zu verhelfen. Mit den<br />
Vorarbeiten soll schon kommendes Jahr begonnen<br />
werden. S.<br />
10,000-km-Fahrt. Die 10,000-km-Fahrt des<br />
A.D.A.C. vom nächsten Juni wird nicht, wie<br />
ursprünglich angenommen wurde, durch das<br />
Wallis und über den Simplon führen. Die<br />
Teilnehmer werden über Lyon nach Genf<br />
fahren, und sich sodann über den Mont Cenis<br />
direkt nach Italien wenden. x.<br />
Das Reglement der Mille Miglia. Für das<br />
Reglement der Mille Miglia sind von Fahrerseite<br />
Aenderungen vorgeschlagen worden.<br />
Man wünscht eine andere Klasseneinteilung,<br />
die deren Zahl vermindert. Eine spezielle<br />
Kategorie für geschlossene Wagen wird weiter<br />
verlangt. Die italienische Sportkommission<br />
scheint mit einer Beschränkung einverstanden<br />
zu sein, das neue Reglement wird<br />
nämlich folgende Fahrzeugkategorien und<br />
Klassen enthalten : 1. Kategorie: Sportwagen<br />
mit Klassen 1100, 1500, 2000, 3000 und<br />
über 3000 ccm; 2. Kategorie : Gebrauchs-<br />
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