E_1931_Zeitung_Nr.007
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N« 7 - <strong>1931</strong> AUTOMÖBTL-REVUE 11<br />
Ein teilweises Autoverbot für Davos. Der<br />
Davoser Landrat hat einen Beschtuss gefasst,<br />
wonach in der ganzen Landschaft Davos der<br />
Verkehr mit Privatautos in der Wintersaison<br />
und so lang die Strassen als Schlittbahn benutzt<br />
werden, zu verbieten sei. Beginn und<br />
Ende der Verbotszeit würden jeweils durch<br />
die Polizeibehörde festgelegt, wobei auf den<br />
Durchgangsverkehr Rücksicht genommen<br />
werden soll. Die stimmberechtigte Bevölkerung<br />
von Davos wird über diesen Beschluss<br />
Anfang Februar noch abzustimmen haben.<br />
Wintersportanlässe in Adelboden und Autoverkehr.<br />
Ein Mitglied des A.C.S. schreibt<br />
uns aus Frutigen :<br />
Soeben sind die Programme für die zwei<br />
grossen Winterereignisse in Adelboden erschienen.<br />
Am 1. Februar findet das Pferderennen<br />
auf ideal neu angelegter Bahn statt,<br />
zu deren Teilnahme eine unerwartet grosse<br />
Zahl Nennungen vorliegen.<br />
Zur Feier des 25jährigen Bestehens des<br />
Schweiz. Skiverbandes findet am 28. Februar<br />
und 1. März das grosse Jubiläumsrennen statt,<br />
an welchem um die schweizerische Skimeisterschaft<br />
gekämpft wird..<br />
Ein grosser Teil auswärtiger Automobilisten<br />
kennt aber die Zufahrtsmöglichkeiten im<br />
Winter nicht genügend. Die Strasse Frutigen-<br />
Adelboden ist seit mehreren Jahren den ganzen<br />
Winter hindurch dem Personenauto geöffnet<br />
und mit Schneeketten gut fahrbar.<br />
Nebst den offiziellen Autokursen verkehren<br />
auf dieser Strasse tagtäglich eine grosse Zahl<br />
Personenwagen des Hotels und Private.<br />
Die Möglichkeit besteht, dass bis Frutigen<br />
ohne Schneeketten gefahren werden kann,<br />
woselbst die an der direkten Strasse gelegene<br />
Garage rasch und billigst die mitzunehmenden<br />
Schneeketten montiert und auf der<br />
Rückfahrt wieder abnimmet. Strecke Frutigen-Adelboden<br />
misst rund 16 km. Höhendifferenz<br />
ca. 500 Meter. Postautos weichen<br />
rechts aus.<br />
Am Schweizerischen Skirennen wind der<br />
Einbahnverkehr eingeführt. Die betreffenden<br />
Zeiten werden rechtzeitig genug in der « Automobil-Revue<br />
» bekanntgegeben. In Adelboden<br />
selbst wird ein grösserer Parkplatz erstellt.<br />
Fahrer, die schon Samstags nach Adelboden<br />
kommen, können deren Wagen in den<br />
verschiedenen Garagen des Ortes unterbringen.<br />
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X<br />
Neue VerkehrsbewilHgungen. Im Jahre<br />
1930 wurden in der Schweiz 18,389 neue Verkehrbewilligungen<br />
ausgestellt. Näheres in<br />
Nr. 8.<br />
Bahnen -<br />
Eisenbahn und Automobil. Die schweizerische<br />
Vereinigung für rationelles Wirtschaften<br />
in Zürich hatte sich vergangenen Samstag,<br />
den 24., Dr. R. Cottier, Generalsekretär<br />
der S. B. B. zu einem Vortrag verpflichtet.<br />
Das Thema — Eisenabhn und Automobil, das<br />
aktuelle Problem rationeller Verkehrsgestaltung<br />
— ist seit Jahren eine öffentliche<br />
schweizerische Angelegenheit geworden. Man<br />
konnte von einem hohen Beamten der S.B.B,<br />
zum vornherein wohl kaum erwarten, dass<br />
er diese brennende Frage zu Gunsten des<br />
Automobils entscheiden werde, um so mehr<br />
als die S. B. B. kürzlich in einer Broschüre<br />
ihren unzweideutigen Standpunkt dargelegt<br />
haben. Auch der Vortragende, der vor einem<br />
zahlreichen Auditorium sprechen durfte, das<br />
merkwürdigerweise die Gelegenheit zu einer<br />
Diskussion nicht benützte, lehnte sich vielfach<br />
an diese Streitschrift der Bundesbahnen<br />
an und konte nicht drastisch genug die Schäden<br />
der rasch überhandnehmenden Autos für<br />
die schweizerische Volkswirtschaft schildern.<br />
Da geplant ist, die Vorträge von Dr. Cottier<br />
die Runde durch die Schweiz machen zu lassen,<br />
so finden wir es für notwendig, uns mit<br />
dieser Art einseitiger Eisenbahnpropaganda<br />
gelegentlich noch näher auseinanderzusetzen.<br />
t.<br />
Der gefährlichste aller Niveau-Uebergänge<br />
soll in diesem Jahre unterdrückt werden.<br />
Wir erinnern uns noch alle des Unfalles vom<br />
Juli 1925 am Niveauübergang von Meyriez,<br />
an der Strasse Murten-Avanches, dem das<br />
Ehepaar Dolleyres zum Opfer fiel. Seither<br />
sind Jahre verflossen, ohne dass an der<br />
grundfalschen Anlage dieses Ueberganges<br />
zu ebener Erde irgendwelche wesentlichen<br />
Aenderungen getroffen worden sind. Eine<br />
Sicht auf die Bahnlinie ergibt sich bei diesem<br />
Uebereang erst dann, wenn die Vorderräder<br />
des Wagens die Schiene bereits berühren.<br />
Nun soll, wie der freiburgischen Presse zu<br />
entnehmen ist, an den Umbau dieser Verkehrsfalle<br />
geschritten werden. Der<br />
grossen Tourenfahrt.<br />
Gemeinderat<br />
von Murten ersuchte die Bundesbahnen,<br />
ihnen ein Projekt für die Umänderung<br />
des gefährlichen Ueberganges einzureichen,<br />
damit die Gemeinde Murten das<br />
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Projekt in den Generalbebauungsplan der<br />
Stadt aufnehmen könne. Es kann sich selbstverständlich<br />
nur um den Ersatz des Niveauüberganges<br />
durch eine Unterführung handeln.<br />
Die Gemeinde Meyriez ist Vorort von Murten<br />
und hat ein spezielles Interesse, die gefährliche<br />
Kreuzung von Bahnschiene und<br />
Strasse beim Anlass der Erstellung eines<br />
neueren Generalplanes für die Bebauung der<br />
Stadt Murten in vorderste Linie zu rücken, lt.<br />
Autopostkurse in den Alpen. Winterbetrieb<br />
vom 12.—18. Januar. Die fünfte Betriebswoche<br />
schüesst mit einer Reisendenfrequenz<br />
von 7079 Personen, gegenüber 4747 Personen<br />
in der entsprechenden Woche des Vorjahres.<br />
Zum Hinschied von Kommerzienrat Karl Reichstein.<br />
Am 17 Januar verschied Kommerzienrat Karl<br />
Reichstein, einer der letzten noch lebenden Pioniers<br />
der deutschen Automobilindustrie. Kurz vor Voll-<br />
Die Mehrfrequenz beträgt 614 Personen,<br />
endung seines 84. Lebensjahres ist er in. seiner<br />
wenn man die Kurslinie Nesslau-Buch, dieVaterstadt Brandenburg, welche ihn seinerzeit auch<br />
im Vorjahre nicht im Bulletin stand, ausser<br />
Betracht lässt. Den grössten Zuwachs verzeichnete<br />
die Route Chur-Lenzerheide. lt.<br />
Der Wlnterthurer Autobusbetrieb, der seinerzeit<br />
durch städtische Abstimmung mit<br />
Mehrheit einer projektierten Strassenbahnlinie<br />
vorgezogen worden ist, soll am 20. Febr.<br />
eröffnet werden. Die drei Autobusse kommen<br />
anfangs Februar zur Ablieferung und<br />
wird die Zeit bis zur Eröffnung des Betriebes<br />
zur Instruktion der sieben Chauffeure und<br />
zum sorgfältigen Einfahren der Wagen benützt<br />
werden. Vorläufig ist für Werktage ein<br />
20-Minutenbetrieb vorgesehen, der während<br />
den Stosszeiten durch einen 10-Minutendienst<br />
abgelöst wird.<br />
Grosses Interesse für die 10,000-Küometerfahrt.<br />
Die 10,000-Kilometerfahrt des A. v. D.,<br />
über die in der heutigen Nummer genauer berichtet<br />
wird, begegnet in internationalen<br />
Autosportkreisen grossem Interesse. Dies<br />
zeigte sich deutlich unter den Teilnehmern<br />
an der Sternfahrt nach Monte-Carlo, von<br />
denen sich, wie aus Monte-Carlo bekannt<br />
wird, eine ganze Reihe sofort für die 10,000-<br />
Km-Fahrt gemeldet hat. Ausser den kontinentalen<br />
Fahrern beabsichtigen zahlreiche<br />
englische Automobilisten Teilnahme an der<br />
mb.<br />
Grosser Marne-Preis. Das Reglement für<br />
den am 5. Juli stattfindenden Grossen Marne-<br />
Preis ist soeben erschienen; das Rennen findet<br />
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Anlässlich seines Aufenthaltes in Monte-<br />
Carlo nach der für ihn mit grossem Missgeschick<br />
abgelaufenen Sternfahrt gab Chiron in 1<br />
Monaco weilenden deutschen Vertretern seine<br />
Meldung für den am 19. Juli auf dem Nürburgring<br />
stattfindenden Grossen Preis von<br />
Deutschland ab. x.<br />
KLEINE CHRONIK<br />
zum Ehrenbürger ernannt hat, verschieden. Zusammen<br />
mit seinen beiden Brüdern übernahm er<br />
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts das väterliche<br />
Geschäft, eine Fabrik für Kinderwagen. Die<br />
Unternehmung vergrösserte sich dank der Tatkraft<br />
und des Weitblickes von Karl Reichstoin, dem<br />
jüngsten, aber auch wohl dem bedeutendsten unter<br />
den drei Brüdern, von Jahr zu Jahr. Als eine der<br />
ersten Unternehmungen übernahm sie von den Engländern<br />
die Fabrikations des Hochrades, den Vorläufer<br />
des heutigen Velos.<br />
Der Ausbau der Brennabor-Werke führte gegon<br />
Ende des vorigen Jahrhunderts zur Angliederung<br />
einer Abteilung für den Bau von Motorfahrzeugen.<br />
Karl Roicbstein, dessen Betrieb zu Beginn seiner<br />
Laufbahn einige Dutzend Arbeiter beschäftigte, hatte<br />
die seltene Befriedigung, den Erfolg seines Lebenswerkes<br />
noch selbst erleben zu dürfen. Heute bodeckt<br />
das Areal der Brcnnabor-Werke über 400 000<br />
Quadratmeter und beschäftigt je nach der Saison<br />
bis zu 8000 Arbeiter und Angestellte, so dass sie<br />
tatsächlich zum wirtschaftlichen Rückhalt der Stadt<br />
Brandenburg geworden sind, wo sie seit Anbeginn<br />
ihrer Entwickhing ihren Sitz haften.<br />
Die Stadtverwaltung war sich jederzeit bewusst,<br />
was Karl Reichstein für die Entwicklung Brandenburgs<br />
geleistet hat und anerkannte seine Dienste<br />
mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechtes und der<br />
Bezeichnung einer Strasse nach seinem Namen. Der<br />
Verstorbene, welcher seine Lehr- und Wanderjahre<br />
noch in der Blütezeit des gewerblichen Handwerkes<br />
absolvierte, hat sich mit grossem wirtschaftlichem<br />
Geschick der Wandlung in der Industrie anzupassen<br />
gewusst und gleich von Anbeginn an die Umstellung<br />
vom handwerklichen zum industriellen Betrieb<br />
durchgeführt. Er war einer der ersten, der<br />
in seiner Unternehmung die Heranbildung eines<br />
wertvollen Stammes von qualifizierten Spezialarbeitern<br />
betrieb, für welche jedem einzelnen nur noch<br />
ein Teilprozess in der Gesamtproduktion zugewiesen<br />
wurde. Diese rechtzeitige Rekrutierung eines erstklassigen<br />
Arbeiterstammes hatte es der Unternehmung<br />
von jeher ermöglicht, bezüglich Qualität und<br />
Sorgfalt bei der Produktion den Wettbewerb mit<br />
Erfolg nicht nur im eigenen Lande, sondern auch<br />
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