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E_1931_Zeitung_Nr.022

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nneoffizier auf die Idee, Seelöwen in gleicher<br />

Weise zum Aufspüren von Unterseeboooten<br />

zu dressieren, wie man Hunde auf<br />

Wild dressiert.<br />

Die englischen Zerstörer schienen der Gefahr<br />

nicht gewachsen zu sein, da ein untertauchendes<br />

Unterseeboot schwer zu finden<br />

und zu treffen war. Deshalb beschloss man,<br />

sich die Intelligenz und den besonders entwickelten<br />

Gehörsinn des Seelöwen dienstbar<br />

zu machen, um deutsche U-Boote aufzuspüren<br />

wir entnehmen der originellen c Autofibel<br />

> von Otto Willi Gail (Bensstadtverlag<br />

Wilh. Gottl. Korn in Breslau), da* nachstellende,<br />

auszugsweise widergegebene Kapitel.<br />

(Siehe Bücbertiscb.)<br />

Mit dem Autofähren geht es wie mit dem<br />

Kochen: es gibt gute Köche, ausgezeichnete,<br />

meisterhafte — aber keinen, der mit Sicherheit<br />

von sich behaupten könnte, er kenne alle<br />

Gerichte des Erdballs, ihm könne nie mehr<br />

eine Tunke missraten, und für ihn gäbe es<br />

nichts mehr zu lernen."<br />

Auch der Autofahrer lernt nie aus. Und<br />

mag er eine halbe Million Kilometer am<br />

Steuer des Autos abgeklappert und all die<br />

tausend Situationen und Situatiönchen, von<br />

denen das Chauffeur-Latein berichtet, selbst<br />

erlebt und meistern gelernt haben — der<br />

1001. Vorfall wird ihm beweisen, dass es immer<br />

noch Möglichkeiten gibt, mit denen er<br />

nicht gerechnet hat. Und sei es, dass das Tachometer<br />

sich loslöst und an seiner biegsamen<br />

Welle toTkelnd dem Wagenführer ins<br />

Gesicht springt! Das Ist nämlich dem in<br />

Autodingen wahrhaftig abgebrühten Kraftwagenfabrikanten<br />

und Rennfahrer Fritz von<br />

Opel zu seinem grenzenlosen Erstaunen mal<br />

passiert, und seine Erfahrungsliste, die er<br />

längst abgeschlossen geglaubt hatte, war um<br />

einen eigenartigen Punkt reicher geworden.<br />

In der Theorie ist alles fest umgrenzt;<br />

theoretisch kann ein Fahrer so gründlich ausgebildet<br />

und versiert sein, dass er sich nach<br />

menschlichem Ermessen in jeder Lage zu<br />

helfen we.ss. Die Praxis aber ist ungeheuer<br />

phantasiereich im Erfinden jener kleinen Bosheiten<br />

und Schikanen, denen der beste Theoretiker<br />

machtlos gegenüberstehen kann. Drum<br />

sei jedem Anfänger geraten, sich recht oft<br />

mit erfahrenen Chauffeuren an den Biertisch<br />

zu setzen. Zwar wird da nicht weniger gefaselt<br />

und aufgeschnitten als am Stammtisch<br />

der Jäger, und jeder will das Allertollste erlebt<br />

haben; aber man kann doch aus den<br />

Erzählungen und Geschichten dieser Benzin-<br />

Ratten ungemein viel lernen. Nicht als ob<br />

und den verfolgenden englischen Schiffen<br />

einen Anhaltspunkt' zu geben, wo sich das<br />

U-Boot befand.<br />

Das sollte in folgender Weise geschehen:<br />

Am Körper des Seelöwen sollte eine auf der<br />

Wasseroberfläche schwimmende Boje befestigt<br />

werden. Dann wollte man das Tier loslassen.<br />

Man rechnete damit, dass der Instinkt<br />

den Seelöwen auf das U-Boot zutreiben würde,<br />

sobald er das Geräusch der Motoren des unter<br />

Wasser fahrenden U-Bootes vernahm. Dadurch,<br />

dass dann d.er Seelöwe das U-Boot<br />

neugierig umschwamm, sollte genau die Stelle<br />

bezeichnet werden, an der sich der gefährliche<br />

Gegner befand und die Boje sollte gleichsam<br />

als Zielscheibe dienen.<br />

Man experimentierte mit den Seelöwen<br />

mit Hilfe einer Art künstlichen U-Bootes:<br />

An einer Boje in dem Bala-See wurde eine<br />

Metallkiste befestigt, in dem ein lauttönender<br />

Motor lief. Dann wurde ein Seelöwe ins<br />

Wasser gelassen und tatsächlich schwamm<br />

er meistens auf die Kiste zu, die sich etwa<br />

in siebenhundert Meter Entfernung befand.<br />

Um die Seelöwen noch beonders anzureizen<br />

und für ihren Eifer zu belohnen, brachte man<br />

an der Kiste einen Behälter frisch gefangener<br />

Fische an. Nach und nach wurde die<br />

Metallkiste mit dem Motor immer weiter<br />

entfernt, bis man herausfand, dass ein gut<br />

trainierter Seelöwe das Motorgeräusch auf<br />

drei Meilen Entfernung hörte und auch<br />

sofort dem Geräusch nachging.<br />

Wie weit diese Experimente in die Praxfs<br />

umgesetzt worden sind, darüber schweigen<br />

sich die britischen Marinebehörden allerdings<br />

aus, so dass man nicht sagen kann, ob tatsächlich<br />

während des Krieges auf englischer<br />

Seite auch Seelöwen mitgekämpft haben.<br />

Abenteuer der Landstrasse<br />

jeder Selbstfahrer sich eine möglichst umfassende<br />

Werkstatt-Praxis aneignen sollte!<br />

Das wäre überflüssig, denn bei ernsthaften<br />

Störungen muss ja doch ein Fachmann zu<br />

Hilfe geholt werden. Aber es gibt eine Reihe<br />

kleiner und höchst einfacher Kniffe, deren<br />

Kenntnis viel Aerger und Geld sparen und<br />

aus mancher recht uneemütlichen Landstrassen-Situation<br />

heraushelfen kann.<br />

Deshalb will ich zum Schluss dieses Buches<br />

einige solcheT Chauffeurabenteuer erzählen.<br />

Zum Teil habe ich sie selber erlebt;<br />

und wenn ich dabei eine nicht gerade rühmliche<br />

Rolle spiele, so bitte ich Sie, zu bedenken,<br />

dass ich auch nicht mit dem Führerschein<br />

auf die Welt gekommen bin.<br />

Die verbissenen Zähne.<br />

An einem unwahrscheinlich schönen Ostersonntag<br />

also surrte mein kleiner Sechzehnpferdiger<br />

über den Brennerpass. Der Wagen<br />

war noch ganz neu, mein Führerschein auch<br />

nicht viel älter, es ging alles tadellos, sogar<br />

das Linksfahren durch Tirol hindurch hatten<br />

meine Kotflügel makellos überstanden und<br />

das letzte steile Stück der Brennerstrasse<br />

war trotz vereister Schneereste im zweiten<br />

Gang glatt genommen worden. Und ich ver*<br />

gass auch nicht, meiner mitreisenden Familie<br />

ab und zu ein wenig Bewunderung meiner<br />

Fahrkunst abzunötigen.<br />

••*•<br />

Seelenvergnügt rollten wir so in den blauen<br />

Himmel Italiens hinein — vorüber an den<br />

heiteren, sonnenüberglänzten Weinbergen,<br />

auf denen der Terlaner reift, und an den<br />

stolzen Burgruinen, die so düster und dräuend<br />

in das Eisacktal hinabschauten, als ärgerten<br />

sie sich über so viel Frühlingslust,<br />

Aber insgeheim, glaube ich, aalten sich die<br />

alten, grauen, verwitterten Herren da oben<br />

selber ausgiebig in Licht und Sonne und<br />

Wärme.<br />

Nur mein Töchferchen war leicht verr<br />

stimmt. Der italienische GTenzbeamte' hatte<br />

nämlich gewagt, bei der Passkontrolle das<br />

ÄUTOM rmiL-!?r!VlTr! <strong>1931</strong><br />

Wort « Bambino» zu gebrauchen. Einer jungen<br />

Dame von fast zehn Jahren gegenüber !<br />

Unerhört!' Und nun studierte der «Bambino»<br />

emsig im Sprachführer. Oh, dem würde man<br />

es bei der Rückfahrt schon beibringen! «Bambino?<br />

No! Signorina, prego! » Jawohl!<br />

Vor einer einsamen Wegschenke vierzig<br />

Kilometer vor Bozen machten wir halt. Der<br />

Wirt stand unter der Türe und sah so aus,<br />

als ob er an einen guten Tropfen gewöhnt<br />

wäre. Wir täuschten uns auch nicht, denn<br />

alle Wirte in Südtirol sind an gute Tropfen<br />

gewöhnt. Der echte hellgelbe Burgunder von<br />

Terla floss wie Oel — duftig, schwer, herrlich!<br />

Für anderthalb Lire den Schoppen und<br />

die Lira zu zweiundzwanzig Pfennigen! Das<br />

machte ja — der « Bambino» rechnete es<br />

schnell aus — wirklich kaum dreissig Pfennige<br />

aus. Ist's denn möglich? Halloh, noch einen,<br />

Herr Wirt! So etwas hat man nicht alle<br />

Tage.<br />

Als wir weiterfahren wollten, ging es nicht.<br />

Ich drückte auf den Anlasserknopf — zweimal<br />

— dreimal — nichts rührte sich. Nanu,<br />

dachte ich, die Batterie kann doch nicht so<br />

ausgepumpt sein? Zumal nach dieser langen<br />

fahrt, wo sie doch fortwährend aufgeladen<br />

worden ist? Ich schaltete die Scheinwerfer<br />

ein. Sie leuchteten einwandfrei. Ich drückte<br />

nochmals auf den Anlassschalter; die Lichter<br />

brannten sofort ganz schwach, erloschen<br />

fast. Aha, stellte ich fest, Strom kriegt der<br />

Anlasser schon und an den Kabeln kann da<br />

nichts weiter fehlen. Aber weshalb dreht er<br />

sich nicht? Innerer Kurzschluss oder sonst so<br />

etwas Kniffliges?<br />

«Ach was, wenn der Anlasser nicht will,<br />

soll er es bleiben lassen», sagte ich dann<br />

sehr laut, holte die Handku-rbel und schob<br />

sie. unter dem Kühler durch. «Wir sind nicht<br />

auf ihn angewiesen.»<br />

, Aber da stellte sich zu meiner Ueberraschung<br />

heraus, dass der Motor sich gar<br />

nicht andrehen Hess. Ich konnte drücken<br />

wie ich wollte, er tat keinen Mukser.<br />

Meine Familie sah besorgt drein und das<br />

Thermometer der guten Osterstimmung sank<br />

um einige Teilstriche.<br />

Vor allen Dingen musste nun scharf überlegt<br />

werden: Der Anlasser dreht sich nicht<br />

und der Motor sitzt auch fest. Für beide Störungen<br />

ist eine gemeinsame Ursache anzunehmen.<br />

Diese gemeinsame Ursache muss<br />

logischerweise dort gesucht werden, wo Motor<br />

und Anlasser etwas miteinander zu tun<br />

haben. Also am Eingriff des Anlasser-Ritzels<br />

in den Zahnkranz des Schwungrades. Heureka»<br />

hab"s-schon! Dje Zähne haben sich<br />

verj^ssen. Beim ersten Anlassversuch vorhin<br />

ist zufällig ein Zahn des Ritzels nicht in<br />

eine Lücke, sondern auf einen anderen Zahn<br />

des Schwungrades geraten und hat sich so<br />

verklemmt. Aber was nun tun? Den Motor<br />

ein bisschen rückwärtsdrehen, damit di«<br />

Zähne wieder auseinander kommen!<br />

Der Versuch mit der Handkurbel misslang<br />

— musste misslhigen, weil ja die Kurbel nur<br />

im rechtsläufigen Ginne überhaupt angreift.<br />

Wie kann man nun den Motor etwas zurückdrehen?<br />

Hm, sehr einfach: dritten Gang<br />

einlegen und

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