E_1931_Zeitung_Nr.049
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49 — <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE 17<br />
Unser Aussenhandel<br />
im Mai <strong>1931</strong>.<br />
Der Aussenhandel der Schweiz in Motorfahrzeugen<br />
zeitigt für den Monat Mai <strong>1931</strong><br />
einen Umsatz von 9,9 Millionen Franken gegenüber<br />
10,2 Millionen Franken im Mai 1930.<br />
Die Einfuhr stellt sich auf 1695 Einheiten<br />
(1589 im Mai 1930), im Stückgewicht von 1,7<br />
Millionen kg (1,5 Mill.) und im Wert von 8,2<br />
Millionen Franken (7,6). Dje Mehreinfuhr beläuft<br />
sich auf 106 Einheiten, 0,25 Millionen kg<br />
und 552,000 Franken im Vergleich zum Mai<br />
1930.<br />
Die Ausfuhr totalisierte mit 169 Einheiten<br />
(132 im Mai 1930), mit einem Gewicht von<br />
0,21 Millionen kg (0,25 Millionen) und im<br />
Werte von 1,6 Millionen Franken (2,5 Mill.).<br />
Trotz einer Zunahme von 37 Einheiten" ist aus<br />
dem Ergebnis ein Mindergewicht von 0,04<br />
Millionen kg und ein Minderwert von 0,85<br />
Millionen Franken gegenüber dem Mai 1930<br />
zu konstatieren.<br />
Die Herkunft der eingeführten Automobile<br />
und. Chassis, total 1312 (1061) Stück, ist folgende:<br />
623 (680) auf den U. S. A., 286 (70)<br />
aus Deutschland, 194 (148) aus Frankreich,<br />
177 (165) aus Italien, 20 (3) aus Grossbritannien,<br />
6 (6) aus Oesterreich, 6 (9) aus Belgien.<br />
Wir werden in einer der nächsten Nummern<br />
auf die genauen Ergebnisse der Aussenhandelsstatistik<br />
der Oberzolldirektion zu sprechen<br />
kommen.<br />
lt.<br />
s»<br />
«•ftlfrhos<br />
Das Ende<br />
der 10 000-Kilometerfahrt.<br />
Die Schweizer Stuber und Probst erringen<br />
erste Preise. — 60 erste Preise!<br />
Der grösste touristische Wettbewerb, der<br />
bisher auf europäischen Strassen ausgetragen<br />
wurde, die 10,000-Kilometerfahrt des<br />
Automobilclubs von Deutschland, hat mit einem<br />
über alle Erwartung grossen Erfolg abgeschlossen.<br />
Trotz dem Pessimismus,* der<br />
sich der dreijährigen schwierigen Vorarbeit<br />
unter der Leitung von Georg Zettritz entgegenstemmte,<br />
gestaltete sich die gewaltige<br />
Veranstaltung zu einer ausgesprochenen Manifestation<br />
für den Autotourismus. Sowohl<br />
die Zuverlässigkeit der Fahrer wie der Wagen<br />
bewährte sich in geradezu hervorragender<br />
Weise. Selbst die erfahrensten Fachleute<br />
und die Teilnehmer an der grossen Prüfung<br />
wagten beim Beginn der Fährt nicht<br />
an das nun bekanntgewordene ausgezeichnete<br />
Ergebnis zu denken, man erwartete vielmehr<br />
von den schlechten Strassen und den meis.t<br />
unbekannten Gegenden ausserordentliche Reduktionen<br />
in der Zahl der Fahrer. Trotzdem<br />
die an die Fahrer gestellten Anforderungen<br />
gewaltig gross waren, vermochte sich<br />
der grösste Teil der Konkurrenten sicher zu<br />
behaupten. Man darf deshalb wohl die 10,000-<br />
KilometerfahTt als einen der grössten Triumphe<br />
des Automobils bezeichnen; durch mehrere<br />
Länder Europas, auf unbekannten Wegen<br />
führten die Wagen die Teilnehmer über<br />
10,000 Kilometer, ohne dass sich auch nur ein<br />
ernstlicher Versager ergeben hätte. Fürwahr,<br />
ein blendender Beweis für die Leistungsfähigkeit<br />
des neuen Verkehrsmittels! Maschinenschäden<br />
kamen fast keine vor; ergaben<br />
sie sich ausnahmsweise, so trugen Unvorsichtigkeiten<br />
oder Unkenntnisse des Fahrers<br />
die Schuld.<br />
Einundvierzig Wagen der kleinen Gruppe<br />
und 47 Fahrzeuge der grossen Gruppe gingen<br />
auf die grosse Reise, und 32 kleine Wagen<br />
und 35 grosse beendeten den Wettbewerb!<br />
Das Automobil hat sich so bei dieser<br />
Fahrt wiederum als hundertprozentig zuverlässig<br />
erwiesen. Die vorgekommenen Ausscheidungen,<br />
total 21 Ausfälle, mussten ausnahmslos<br />
den Zufälligkeiten der Landstrasse,<br />
unvorsichtigem Fahren oder physischen Unzulänglichkeiten<br />
zugesprochen werden. Auch<br />
der sportliche Erfolg der Veranstaltung ist<br />
hoch einzuschätzen, wenn man bedenkt, wieviel<br />
körperliche und geistige Konzentration<br />
die Teilnehmer aufwenden mussten, um das<br />
Endziel wieder errreichen zu können.<br />
Es wäre falsch, der 10,000-Kilometerfahrt<br />
nur sportliche und technische Bedeutung unterschieben<br />
zu wollen. Der ethische Wert der<br />
Veranstaltung darf von dem Momente an<br />
nicht mehr übersehen werden, wo die völkerverbindende<br />
10,000-Kilometerfahrt wertvolle<br />
Beziehungen zwischen den einzelnen Ländern<br />
schafft, auch wenn sie nur ein bestimmtes<br />
Gebiet betreffen. Der Begriff der Grenze<br />
wurde bei dieser Veranstaltung seiner gewohnten<br />
Wichtigkeit enthoben, die Automobilclubs<br />
aller der durchfahrenen Länder stellten<br />
sich in uneigennützigem Sinne den Orsaniisatoren<br />
zur Verfügung und dienten so<br />
auf kleinem Gebiete als Muster einer toleranten,<br />
positiven politischen Einstellung.<br />
Der Schlussakt der 10,000-KIIometerfahrt in<br />
Berlin.<br />
Nachdem die 67 am letzten 1 Samstag<br />
Nachmittag auf der Avus angekommenen<br />
Teilnehmer, 4er 10,000-Kilometerfahrt von<br />
den Spitzen des A.V.D., der Presse und einem<br />
grossen Publikum freudig empfangen<br />
wurden, mussten die Wagen zum Autohotel<br />
chefs des Automobilcluibs von Deutschland, mit einem andern Bergrenroen, so unangenehm<br />
sie auch sein mag, wird deshalb wohl<br />
Ingenieur Jonasz, erfreuten sich unsere<br />
beiden Landsleute bei allen Konkurrenten unausbleiblich sein. Es ist schon heute dringend<br />
zu hoffen, dass der 23. August für das<br />
ausgesprochener Sympathien. Die Kameradschaftlichkeit<br />
und Hilfsbereitschaft, die be-Bernina-Bergrennewährten Vorzüge des Schweizervolkes, die da eine Doppelspurigkeit von zwei gleich-<br />
allein reserviert bleibt,<br />
die beiden Schweizer Konkurrenten ausgezeichnet<br />
hätten, sei überall freudig empfunmeisterschaft<br />
dem einzelnen Anlass viel an<br />
zeitigen Rennen um die europäische Bergden<br />
worden. Ingenieur Jonasz zitiert den Bedeutung rauben müsste. bo.<br />
Brief einer konkurrierenden. Dame, die<br />
schreibt: « Von allen Konkurrenten wurden Sivassenverkeh»<br />
Probst und Stuber restlos als fairste Fahrer<br />
anerkannt und es war eine wahre Freude<br />
Unverantwortliche Prahlerei.<br />
für uns alle, diese jungen, bei Tag und Nacht<br />
frischen, vergnügten Schweizer bei allen<br />
Start- und Tankstellen wieder begrüssen zu<br />
können.»<br />
Die grosse Prüfungsfahrt fand am letzten<br />
Sonntagabend ihre offizielle Beendigung mit<br />
dem Schlussbankett im Hotel Kaiserhof in<br />
Berlin. Ausser den Konkurrenten und den<br />
offiziellen Vertretern des A.V.D. waren Mitglieder<br />
der Reichs- und Staatsbehörden und<br />
diplomatische Persönlichkeiten der Länder<br />
erschienen, die die I0,000km-Fahrt berührt<br />
hatte. Im Verlaufe des Abends nahm der<br />
'Fahrtleiter, Geord Zeftritz die mit Spannung<br />
erwartete Preisverteilung vor, die folgende<br />
erste Preise ergab :<br />
Erste Preise:<br />
Gruppe I: H. Stuber (Schweiz) auf Peugeot;<br />
G. Wimmer (DKW), H. Rasmussen (DKW), G.<br />
Mächer (DKW), R. Hasse (Wanderer), F. Hückel<br />
(Tatra), Frau Montague-Johnstone (Riley), G. Salbach<br />
(BMW), M. Rudat (BMW), A. Kahle (Z. 9),<br />
L. v. Raffay (Hanomag), K. Matuschovsky (Praga),<br />
E. Sander (Adler), A. Gutknecht (Adler), M. Lippmann<br />
(Wanderer), W. Bau (Wanderer), E. Boche<br />
(Wanderer), G. E. Krickl-Rheinthal (Tatra), D.<br />
M. Healey (Riley), H. Hoffmann (Brennabor), G.<br />
Leonhard (Brennabor), Fr. Graf, Spiegel-Diesenberg<br />
(Praga), 0. Wolf (Wanderer), O. Skikanek<br />
(Aero), B. Wagener (Fiat), K. Wolf (Fiat), A.<br />
Klein jr. (Fiat), A. Boillot (Peugeot), B. Turek<br />
(Aero) H. Petit (Licorne).<br />
G r u p p e II: O. Probst (Schweiz) auf Horch,<br />
P. v. Guilleaume (Steyr), H. G. Langen (Mercedes-<br />
Benz), C. v. Schubert (Mercedes-Benz), H. J. Bernet<br />
(Wanderer), D. v. Bitzy (Austro-Daimlef), E.<br />
Bieber (Mercedes-Benz), Frau M. v. d. Heydt<br />
(Horch), T, Kumpera (Walter), J. Knapp (Walter),<br />
Dr. V. Kumpera (Walter), R. Otto (Mercedes-<br />
Funktionäre sofort die Untersuchung der<br />
Wagen auf ihren Zustand und auf das Vorhandensein<br />
der markierten Maschinen- und<br />
Wägenteile hin begannen. Die Zustandsprüfung<br />
ergab bei allen Wagen nur leichte Beschädigungen.<br />
Siebenmal mussten Kotflügel-,<br />
VerdeckbeschädigTingen oder Karosserie-Reparaturen<br />
konstatiert werden, so dass die<br />
Fahrer dieser Wagen für den ersten Preis<br />
nicht mehr in Betracht kamen. 60 Fahrern<br />
konnte denn auch ein erster Preis zugesprochen<br />
werden.<br />
Unter den ersten Preisträgern befinden<br />
sich auch die beiden Schweizer Teilnehmer<br />
Hans Stuber aus Bern, auf Peugeot, und der<br />
Zürcher Otto Probst, auf Horch; der letztere<br />
war in Begleitung des bekannten schweizerischen<br />
Automobilsportmannes Nieth, der<br />
seinerzeit das erste Klausenrennen gewann.<br />
Die Schweiz hat so bei der 10,000-Kilometerfahrt<br />
glänzend abgeschnitten, und den beiden<br />
Konkurrenten darf zu ihrem Erfolg gratuliert<br />
werden. Nach dem Urteil des Presse-<br />
TANK-ANLAGEN<br />
(EIGENER KESSELBAU)<br />
Charlottenburg geleitet werden, wo dieBen«), Frl. M. Pix (N.A.G.), Frau L. R. Rohrs<br />
(Adler), E. Kleyer (Adler), H. Lüttgau (Ford),<br />
G. Hentschel (Ford), A. Petzold (Ford). Frl. A. Minartz<br />
(Ford), E. H. Magnus (Ford), C. v. Guilleaume<br />
(Chevrolet), B. Hannemann (Ford), Frl.<br />
E. 'Mann (Ford), J. van der Meulen (Ford), A.<br />
Graumüller (Audi), G. Schrof (Audi), A. Baur (N.<br />
S.TL), Dri J. Löwengard (Fiat), Ch. Polis (Re-<br />
natflt).<br />
i-Im Team-Wettbewerb kamen von den gestarteten<br />
12--nur noch -4 für die Verteilung der Team-<br />
Preise in Frage* und zwar die Equipen von Wanderer<br />
(kleine Gruppe), Adler (zwei kleine und ein<br />
grosser Wagen), Ford I und Walter. bo.<br />
Bergrennen von Malchamps in Belgien<br />
verschoben. Wie erst jetzt bekannt wird,<br />
wurde das auf letzten Sonntag angesetzte<br />
Bengrennen von Malchamps bei Spa in Belgien,<br />
das für die europäische Bergmeisterschaft<br />
<strong>1931</strong> gilt, aus organisatorischen Gründen<br />
— wie es heisst -— auf « Ende August»<br />
verschoben. Ein Blick auf den internationalen<br />
Sportkalender zeigt indessen, dass die<br />
Sonntage des zweiten Teiles des Monats<br />
August mit Rennen für die europäische Bergmeisterschaft<br />
voll belegt sind; eine Kollision<br />
Wirklich<br />
einwandfreie<br />
gebrauchte<br />
om<br />
Jeder Art<br />
bei<br />
Baumberger<br />
In einer schweizerischen Fachzeitschrift<br />
erschien kürzlich ein Bericht über eine<br />
sportliche Veranstaltung, in welcher sich<br />
der betreffende Korrespondent noch bemüseigt<br />
fühlte, seine im Automobil und in unvernünftigem<br />
Tempo erfolgte Fahrt zu dem<br />
Anlass speziell zu erwähnen. Die «N. Z. Z.><br />
hat die unerfreuliche Tatsache, mit unanständiger<br />
Autoraserei noch zu prahlen, mit<br />
Recht an den Pranger gestellt. Wenn auch<br />
die «N. Z. Z.» in kollegialer Weise das Mäntelchen<br />
der .Diskretion um die in Frage stehende<br />
<strong>Zeitung</strong> wirft, so haben wir wohl<br />
kaum notwendig, unserm Leserkreis zu versichern,<br />
dass es sich dabei nicht um die<br />
«Automobil-Revue» handeln kann.<br />
Ein Berichterstatter, der seine Fahrt<br />
selbst als verrückt bezeichnet und «Dörfer,<br />
Weiler, Wiesen, Wälder, Brücken, alles im<br />
Sturm nimmt» und auf diese Weise derart<br />
gegen die Forderungen unserer Redaktion<br />
nach verantwortungsbewusstem Fahren und<br />
grösster Rücksichtnahme auf die Verkehrssicherheit<br />
verstösst, der hat bestimmt keinen<br />
Platz auf. unserer Mitarbeiter liste. Gerade<br />
im heutigen Zeitpunkt, wo die öffent-'<br />
liehe Diskussion zufolge der im Verkehrsgesetz<br />
vorgesehenen Neuregelung der Geschwindigkeitsvorschriften<br />
äusserst empfindlich<br />
reagiert, ist jede derartige Aeusserung<br />
wahres Gift und schädigt das Ansehen 1<br />
sowie das Vertrauen in die Automobilisten<br />
ganz gewaltig.<br />
Wir können aher diesen Fall ruhig tiefer<br />
hängen" und mit aller Energie gegen ein<br />
derartiges Grosshansentum Stellung nehmen,<br />
in der festen Ueberzeugung, dass es<br />
sich hier um eine Ausnahme handelt, die<br />
von der gesainten verantwortungsbewussten<br />
Automobilistengemeinde mit aller Schärfe<br />
verurteilt wird.<br />
Die Engländer haben für diese Art der<br />
Fahrer die Bezeichnung «road hog» (Strassenlümtnel)<br />
geprägt. In unserem Lexikon<br />
fehlt zwar noch der Fachausdruck für diese<br />
Kategorie von Fahrern. Er würde aber bei<br />
seiner Prägung bestimmt nicht gelinder<br />
ausfallen als der unserer englischen Kollegen,<br />
die uns bekanntlich punkto Verkehrsdisziplin<br />
als Vorbild dienen können und<br />
dennoch auch gegen solche Auswüchse zu<br />
kämpfen haben. Dem betreffenden Korrespondenten<br />
aber empfehlen wir dringend,<br />
wenn nicht seinen Journalismus und Automobilismus<br />
an den Nagel zu hängen, so<br />
doch beide ganz gründlich zu revidieren,<br />
um nicht durch seine läppische und unüberlegte<br />
Prahlerei den Automobilismus weiter<br />
zu misskreditieren.<br />
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