E_1931_Zeitung_Nr.069
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N°69<br />
II. Blatt<br />
BERN, 21. August 1Q31<br />
I. Blatt<br />
BERN. 21. August <strong>1931</strong><br />
Techn. Rundschau<br />
Verbesserungen<br />
Immer noch möglich.<br />
Es wird vielfach darüber gewitzelt, dass<br />
weibliche Kunden sich beim Kauf eines Wagen<br />
von nichtigen Details beeinflussen lassen,<br />
wogegen sie wichtigen maschinellen Dingen<br />
keinerlei Bedeutung beimessen. Sicherlich<br />
ist die Kühlerfigur oder die Blumenvase des<br />
Autos im Ernst bei niemandem ausschlaggebend<br />
für dessen Wahl; dies kommt eben<br />
nur in schlechten Witzen vor. Doch ist nicht<br />
zu leugnen, dass gewisse kleine Annehmlichkeiten<br />
des Automobils sich oft recht fühlbar<br />
machen.<br />
Da sind zunächst einmal die Türen. Der<br />
Grossteil der Wagen ist heutzutage geschlossen;<br />
die Türen spielen dabei eine weit<br />
grössere Rolle als bei den offenen Aufbauten.<br />
Vielfach bilden nun gerade die Türen eine<br />
etwas wunde Stelle, namentlich bei kleinen<br />
Wagentypen. Man weiss eigentlich als halbwegs<br />
normal gebauter Mensch nicht, wie man<br />
hinein, und sofern man glücklich drin gelandet<br />
ist, wie man wieder heraus soll. Zumeist<br />
fangen die Türen nach einigen Monaten zu<br />
quietschen an, so dass es für Leute mit empfindlicheren<br />
Nerven ein Problem ist, im Wagen<br />
auszuharren.<br />
Warum sind die Türen — Ausnahmen bestätigen<br />
die Regel — so angeordnet, dass das<br />
Ein- und Aussteigen für Nichtzwerge nur<br />
schwer möglich ist?<br />
Warum müssen die Türen nach relativ kurzer<br />
Benützungsdauer zu klappern anfangen?<br />
Warum sind die Verschlüsse vielfach zu<br />
stramm oder unverlässlich?<br />
Wie wäre es, wenn der Fahrer durch einen<br />
kleinen Hebel, der etwa unter seinem Sitz<br />
angebracht sein könnte, dem Gast oder seiner<br />
Dame beim Halten des Wagens zuvorkommenderweise<br />
die Tür öffnen könnte?<br />
Das Oeffnen der Tür vom Fahrersitz aus<br />
iwäre besonders bei Taxameter-Automobilen<br />
eine sehr angenehme Sache. Der Fahrgast<br />
kennt ja den Wagen nicht so gut wie der<br />
Herrenfahrer den seinigen. Man muss daher,<br />
iwenn man aussteigen will, herumprobieren,<br />
tob der Türgriff nach rechts, nach links, nach<br />
oben oder unten aufgeht, und kommt dann<br />
erst darauf, dass man überhaupt nicht den<br />
Türverschluss, sondern die Kurbel erwischt<br />
hat, die das Fenster hinauf- beziehungsweise<br />
hinunterbewegt. Freilich muss beim Oeffnen<br />
der Tür vom Fahrersitz aus dafür Sorge getragen<br />
werden, dass sie nicht etwa durch den<br />
Wind zugeschlagen wird und den Aussteigenden<br />
einklemmt. Auch muss der Fahrer<br />
natürlich achtgeben, dass die Tür entsprechend<br />
weit geöffnet wird und entsprechend<br />
lang geöffnet bleibt, so dass wirklich<br />
eine Erleichterung für das Ein- und Aussteigen<br />
des Passanten zu konstatieren ist.<br />
Wir werden vom Fachmann belehrt, dass<br />
die niedere Bauart der Wagen aus diesen und<br />
jenen Gründen notwendig sei. Zugegeben!<br />
Aber man muss dennoch darauf Rücksicht<br />
nehmen, dass das Besteigen oder Verlassen<br />
des Wagens ohne Qliederverrenkungen und<br />
eingestauchten Hüten erfolgen kann.<br />
Vielleicht kann durch besondere Rahmenbauarten<br />
oder ähnliche Vorkehrungen hier<br />
Abhilfe geschaffen werden. Die allzu niedrigen<br />
Karosserien bringen es auch mit sich,<br />
dass ein etwas grösser geratener Passagier<br />
beim Fahren auf Landstrassen zuweilen mit<br />
dem Kopf an die Deckenstreben anstösst,<br />
wenn das Tempo nicht ganz im Einklang mit<br />
den Schlaglöchern der Strasse steht.<br />
Durchlüftung und Wärme sind weitere Sorgenkinder<br />
des modernen Autobaues. Wie<br />
schon vorhin erwähnt, gibt es Ausnahmen.<br />
Aber zumeist strömen Hitze und Maschinendunst<br />
in den geschlossenen Wagen. Das gilt<br />
nicht nur von den Privatwagen, sondern auch<br />
Die Schiebetüre von Gangloff<br />
lässt sich in ihrer<br />
neuesten Ausführungsform<br />
sowohl nach vorn wie nach<br />
hinten aufschieben. Man<br />
kann deshalb mit gleicher<br />
Leichtigkeit zu den Vorder-<br />
wie zu den Hintersitzen<br />
gelangen, und die<br />
Schiebetüre ist auch den<br />
übrigen Strassenpassanten<br />
nie im Wege.<br />
von den Autobussen. Sowohl Wärme wie<br />
auch üble Gerüche des Motors machen den<br />
Aufenthalt für den Fahrer und für die in der<br />
Nähe des Motors befindlichen Passagiere zu<br />
einem sehr zweifelhaften Vergnügen.<br />
Es gibt Fahrer, die sich auch mit dem<br />
Kühlerverschluss nicht recht befreunden können.<br />
Wer vielleicht etwas ungeschickt ist,<br />
der bringt den Verschluss mit seinem Schraubengewinde<br />
nicht ohne mehrmalige fruchtlose<br />
Versuche auf seinen Platz. Wie wäre<br />
es mit einem Kühlerabschluss, der sich rasch<br />
öffnen und schliessen Hesse?<br />
Dass es nicht immer leicht ist, Schmierstoffe<br />
aus Getriebe oder Differentialgehäuse<br />
herauszubekommen, fällt weniger ins Gewicht,<br />
da die meisten Garagen diese Instandhaltungsarbeiten<br />
für geringes Entgelt, beziehungsweise<br />
im Rahmen der festen Tarifsätze<br />
ausführen.<br />
Wir stehen heute im Zeitalter des Schnellverkehres.<br />
Stadt- und Landstrassen werden<br />
nunmehr so ausgestaltet, dass höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
erzielt werden können.<br />
Naturgemäss muss daher ungeteilte<br />
Aufmerksamkeit der Strasse und dem Verkehr<br />
gezollt werden. Die einzelnen Messapparate<br />
an der Spritzwand sollen infolgedessen<br />
möglichst auffällig sein, so dass man<br />
sie mit einem Blick übersieht, beziehungsweise<br />
sich über den Stand der Zeiger an den<br />
Geräten Klarheit verschafft.<br />
Dass man den Zustand der Oelförderung<br />
durch das Vorspringen verschieden gefärbter<br />
Wenn man daraufkommt, dass man anstatt der<br />
Türklinke die Kurbel erwischt hat, mit der das Fenster<br />
herunter- oder hinaufbewegt wird.<br />
Signalscheiben bemerkbar macht, ist bekannt.<br />
Viel wichtiger aber wäre es gerade heute,<br />
im Zeitalter der Batteriezündung, wenn der<br />
Fahrer in jedem Augenblick über den Ladezustand<br />
der Batterie unterrichtet sein könnte.<br />
Unliebsamen Ueberraschungen, wie sie<br />
manchmal jede Batterie verursacht, könnte<br />
dadurch vorgebeugt sein. Freilich ist das<br />
Problem konstruktiv sicher nicht einfach.<br />
Aber was lässt sich heutzutage nicht alles<br />
mit Hilfe der Elektrizität erreichen? Weiter<br />
bietet auch die Anwendung kleiner roter<br />
Alarmlämpchen am Spritzbrett die Möglichkeit<br />
steter Kontrolle aller jener Detais, die,<br />
wie der schon erwähnte Oelstand, für den<br />
maschinellen Betrieb lebenswichtig sind.<br />
Der beste Platz für Bedienungsorgane, die<br />
von Hand aus betätigt werden, ist das Lenkrad.<br />
Es ist eine grosse Erleichterung, wenn<br />
man das Hörn, den Starter usw. betätigen<br />
kann, ohne die Hand vom Volant zu nehmen,<br />
was ja mitunter nicht rätlich ist.<br />
Mit dem Anwachsen der Schnelligkeit<br />
kommt auch dem Luftwiderstand der Karosserie<br />
erhöhte Bedeutung zu. Man muss nur<br />
einmal nachrechnen, welch grosser Prozentsatz<br />
der Motorleistung bei einem Tempo von<br />
50, 70 oder gar 100 km/Std. allein zur Ueberwindung<br />
des Luftwiderstandes aufgebraucht<br />
wird. Motorleistung kostet aber Brennstoff<br />
und dieser kostet Geld. Man hört öfter, dass<br />
die Fabrikanten fürchten, Wagen mit Stromlinienkarosserien<br />
anzubieten, da das kaufende<br />
Publikum diesen wenig Sympathie entgegenbringe.<br />
Es ist aber kaum anzunehmen, dass<br />
sich die Käufer wirklich Vernunftgründen<br />
verschliessen würden, wenn man sie durch<br />
entsprechende aufklärende Propaganda auf<br />
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