E_1931_Zeitung_Nr.079
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14 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> — 79<br />
|MM»t. S>t>B»«S«§»<br />
Anfrage 1C84. Streitfragen Ober die Postkonzess!on<br />
B. Kann die Postverwaltung wegen Verletzung<br />
des Postregales Wagen des das Regal Verletzenden<br />
beschlagnahmen lassen?<br />
B. B (A.)<br />
Antwort- Nach Ihrer Darstellung konnten<br />
Sie sich mit der Schweiz. Oberpostdirektion über<br />
die Höhe der zu bezahlenden Konzessionsgebühr<br />
nicht einigen. Aus den uns von Ihnen übermittelten<br />
Akten geht nicht klar hervor, in welchem Stadium<br />
die Verhandlungen mit der Oberpostdirektion<br />
eich befanden, als Sie im Juni 1930 mit Ihren<br />
Fahrten begannen. Nach dem Schreiben der Oberpostdirektion<br />
vom 6. September 1930 hatten Sie in<br />
diesem Augenblick überhaupt keine Konzession,<br />
weshalb die Verfällung einer Busse von Fr. 200.—<br />
erfolgte.<br />
Unabgeklärt ist für uns nach den uns übermittelten<br />
Aktrn, ob die Oberpostdirektion Ihnen die<br />
Konzess'on rundweg abschlug, oder aber Sie die<br />
Verhandlungen abgebrochen haben. Wir erwähnen<br />
diesen Punkt nur deshalb, um zu bemerken, dass<br />
die Oberpoßtdirektion nach dem Wortlaute des Gesetzes<br />
nicht unbedingt verpflichtet ist. jedem Bewerber<br />
die Konzession zu erteilen; den der § j 1.<br />
Ziff. 1 des Bundesratsbeschlusses vom 19. März<br />
1929 lautet: «Für die Beförderung von. Reisenden<br />
mit regelmässigen Fahrten können Konzessionen<br />
.erteilt werden .><br />
Immerhin bemerken wir, dass grosse Rechts-<br />
Jehrer der Auffassung sind, eine Konzession dürfte<br />
dem Bewprber nicht verweigert werden, wenn er<br />
die gesetzlichen Voraussetzungen erfülle und kein<br />
triftiger, dem Gesetze zu entnehmender Grund zur<br />
Ablehnung gegen ihn vorliege, oder Momente des<br />
öffentlichen Interesses dagegen spreche.<br />
Hätte nun die Postverwaltung Ihr Konzessionegesuch<br />
ohne triftigen Grund abgelehnt, hingegen<br />
andern Unternehmungen diese gewährt, so wäre<br />
Ihnen gegen diesen Entscheid der staatsrechtliche<br />
Rekurs wegen Willkür (Art. 4, Bundesverfassung)<br />
an das Bundesgericht offengestanden. Gleichzeitig<br />
hätten Sie eine Beschwerde an das eidgen.<br />
Eisenbahn- und Postdepartement erheben können.<br />
Wurden Sie über die Höhe der Konzession nicht<br />
einig, oder glaubten Sie gar. Ihre Fahrten seien<br />
überhaupt nicht konzessionspflichtig. so hätten Sie<br />
den Betrag, welchen die Oberpostdirektion verlangte,<br />
unter Vorbehalt erlegen sollen. Gleichzeitig<br />
wäre aber beim eidgen. Eisenbahn- und Postdepartement<br />
Beschwerde zu führen gewesen, und beim<br />
Bundesgerichte hätte eine Verwaltungsgerichtsbeschwerde<br />
gemäss Art. 4. 5, 8. 9, u. ff. gegen die<br />
Verfügung der Schweiz. Oberpostdirektion gemäss<br />
dem Bundpssresetz vom 11. Juni 1928 binnen 30<br />
Tagen seit Eröffnung der Verfügung der Oberpostdirektion<br />
eingelegt werden können, worin Sie die<br />
Rückgabe der Konzession mit der Begründung verlangt<br />
hätten. Ihre Unternehmung sei nach den bestehenden<br />
Vorschriften nicht konzessionspflichtig.<br />
Es wäre dann Sache des Bundesgerichtes gewesen,<br />
zu entscheiden, ob Sie konzessionspflichtig<br />
seien oder nicht. Wäre die Konzessionspflicht verneint<br />
worden, so wäre die Oberpostdirektion im<br />
Urteü angehalten worden. Ihnen die unter Vorbehalt<br />
erlegte Gebühr wieder zurückzuerstatten.<br />
Wenn Sie aber ohne Konzession fuhren, so<br />
stand der Oberpostdirektion gemäss dem Bundesgeßetz<br />
vom 23. Juli 1849 über das Verfahren bei<br />
Uebartretiineron fiskalischer und polizeilicher Bundesgerichte<br />
das Recht zu, gemäss Art. 2 u. ff. Ihre<br />
Wagen, durch deren Fahrten Sie gegen das Postrcgal<br />
verstiessen. mit Beschlag zu belegen.<br />
Unabgeklärt ist nach den uns übermittelten Akten,<br />
wie Ihr Angebot für die Entrichtung einer<br />
Konzessionsgebühr lautete. Die Oberpostdirektion<br />
könnte natürlich den Standpunkt einnehmen, solange<br />
die Konzession nicht bezahlt sei, genügen Sie<br />
den gesetzlichen Bestimungen nicht und verletzen<br />
das Postregal.<br />
Wir müssen Ihnen auch mitteilen, dass gemäss<br />
§ 1, Ziff. 4 des Bundesratsbeschlusses vom<br />
19. März 1929 über eine Erteilung von Konzessionen<br />
für regelmässige Fahrten nach Bedarf (Poskonzession<br />
B.) die Postverwaltung Mindestfahrpreis, sowie<br />
Höchstprovisionen für die Werbung von Reisenden<br />
festsetzen kann. Laut § 12. Ziff. 1 des vorzitierten<br />
Bund'tsratsbeschlusses und Art. 62. al. 1<br />
des Bundesgesetzes betreffend den Postverkehr vom<br />
2. September 1924. werden konzessionierte Unternehmungen,<br />
die die auferlegten Vorschriften nicht<br />
befolgen, mit einer Busse von Fr. 3.— bis Fr. 1000.—<br />
bestraft.<br />
Da es sich bei der Nichtbeobacbtung der durch<br />
die Postverwaltung festgesetzten Mindestpreise um<br />
eine Verletzung des Postregals handelt, so kann die<br />
Postverwaltung die betreffenden Wagen, mit welchen<br />
solche Fahrten unter Mindestpreis ausgeführt<br />
werden, mit Beschlag belegen lassen, gemäss ÄA. 2<br />
des Bundesratsgesetzes vom 23. Juli 1849 betreffend<br />
das Verfahren bei Uebertretungen fiskalischer und<br />
polizeilicher Bundesgesetze.<br />
Ferner müssen wir Ihnen mitteilen, dass die<br />
Postverwaltung Ihre Wagen, nachdem Sie nach<br />
Ansicht der Postdirektion konzessionspflichtige<br />
Fahrten unternahmen, ohne eine Konzession zu beziehen,<br />
auch in Brunnen hätten beschlagnahmen<br />
können, es aber offenbar vorzog, dieselben während<br />
einer Uebertretung anzuhalten, d. h. wahrscheinlich<br />
werden die Kontrollen in Andermatt besorgt und<br />
die dortigen Organe sind beauftragt, Anzeige zu erstatten.<br />
Deshalb erfolgte Anzeige und Bsschlagnahmung<br />
der Wagen an jenem Orte. Da Sie nach<br />
Ansicht der Postverwaltung sich mit den Bestimmungen<br />
über die Konzessionspflicht nicht in Einklang<br />
befanden, durfte sie die Rundfahrt, Ihrer<br />
Unternehmung unterbrechen; denn wer den' gesetzlichen<br />
Bestimmungen nicht genügt, kann nach allgemeiner<br />
Auffassung nicht noch Schadenersatz verlangen,<br />
wenn die gesetzlichen Organe das Fortbestehen<br />
des gesetzwidrigen Zustandes verhindern.<br />
Wären Sie dagegen in einem Strafverfahren von<br />
Schuld und Strafe freigesprochen worden, so hätten<br />
Sie gemäss Art. 15 des Bundesgesetzes betreffend<br />
das Vorfahren bei Uebertretungen fiskalischer und<br />
polizeilicher Bundesgesetze vom 23. Juli die verantwortlichen<br />
Behörden wegen dieser Massnahmen auf<br />
Schadenersatz einklagen können, sofern die Massnahmen<br />
der Postverwaltung sich als unbegründet<br />
dargestellt hätten.<br />
In den «Erwägungen» des Briefes der Oberpostdirektion<br />
vom 6. September 1930 wird mitgeteilt,<br />
bei der Bemessung der Busse sei auch der Umstand<br />
zu berücksichtigen, dass der Postverwaltung aus<br />
der Beförderung von 25 Reisenden Ihrer Unternehmung<br />
von Andermatt nach Furka-Bellevedere und<br />
zurück anlässlifh der Beschlagnahmung vom 26.<br />
August 1930 zirka Fr. 150.— effektive Selbstkosten<br />
entstanden seien.<br />
Offenbar will sich die Post aus der Busse für<br />
diese Ausfälle bezahlt machen. Sollte sie später<br />
noch diese Kosten Ihnen gegenüher zur Geltring<br />
bringen, so wird es sich fragen, ob man nicht ans<br />
den Rechtssätzen der Geschäftsführung ohne Auf :<br />
trag die Uebernahme dieser Summe der Postverwaltung<br />
gegenüber ablehnen könnte.<br />
Weiterhin müssen wir bemerken, dass nach dem<br />
schon mehrfach erwähnten Bundesgesetz vom 23.<br />
Juli 1849, betreffend das Verfahren bei Uebertretungen<br />
fiskalischer und polizeilicher Bundesgesetze<br />
laut Art. 14 in Verbindung mit Art. 12 die Erklärung<br />
desjenigen, welcher sich den Strafverfügungen<br />
binnen 8 Tagen seit der Anzeige vorbehaltlos unterzieht,<br />
rechtskräftigen Urteilen gleichgestellt werden.<br />
Da Sie nach dem Berichte der Oberpostdirektion<br />
vom 6. September 1930 sich am 27. August 1930<br />
vorbehaltlos dem Entscheide der Generaldirektion<br />
der Post und Telegraphenverwaltung vom 16. Juli<br />
1930 unterzogen, und sich ferner dem Entscheide<br />
der Postverwaltung bezüglich der am 25. und<br />
26. August aufgenommenen Protokolle zu unterziehen<br />
erklärten, so sind die Verfügungen der Postverwaltung<br />
heute rechtskräftigen Urteilen gleichgestellt,<br />
und es bleibt Ihnen tatsächlich nichts<br />
anderes übrig, als die Busse sofort zu bezahlen,<br />
oder aber die Pastverwaltung hat das Recht, nach<br />
8 Tagen zum Verkauf der mit Beschlag belegten<br />
Gegenstände (Wagen) auf dem Wege der öffentlichen<br />
Steigerung zu schreiten. Es bleibt Ihnen somit<br />
nichts anderes ührig, als die Busse samt Kosten<br />
zu bezahlen, oder Ihre Wagen versteigern zu lassen.<br />
Ferner würde dem staatsrechtlichen Rekurse<br />
B'"li noch entgegenstehen, dass die kant. Instanzen<br />
nicht erschöpft worden sind.<br />
Wären diese Momente nicht vorhanden, so könnten<br />
wir Ihnen trotzdem nicht zur Einreichung eines<br />
staatsrechtlichen Rekurkes raten, da nach der Praxis<br />
ein Urteil nicht als willkürlich gilt, wenn es<br />
von der feststehenden Praxis einer höheren Instanz<br />
abweicht, oder wenn sich die Verfügung einer Verwaltungsbehörde<br />
(wie im vorliegenden Falle) nicht<br />
mit derjenigen der Gerichte deckt. (Siehe Burkhardt,<br />
Kommentar zur Bundesverfassung. II. Auflage,<br />
Seite 60)<br />
Wir glauben deshalb, dass das Bundesgericht<br />
eine Willkür im vorliegenden Falle 'trotz einem<br />
frühern gegenteilig lautenden Urteil nicht annehmen<br />
würde, und betrachten deshalb die Einreichung<br />
eines staastsrechtlichen Rekurses als aussichtslos.<br />
Was nun die Frage der Verfassungsmässigkeit<br />
des Bundesratsbeschlusees vom 29. März 1929 betrifft,<br />
so müssen wir feststellen, dass Art, 3 des<br />
Postverkehrsgesetzes vom 2. Oktober 1924 vorsieht:<br />
Für die gewerbsmässige Reisendenbeförderung mit<br />
regelmässigen Fahrten können Konzessionen erteilt<br />
werden.<br />
Es ist festzuhalten, dass das Posverkohrsgesetz<br />
ganz allgemein den Bundesbehörden die Möglichkeit<br />
von Konzessionen für die Reisendenbeförderung erteilt.<br />
Es ist nnn Sache der zuständigen Behörden,<br />
die Art und Weise und die Voraussetzungen, unter<br />
welchen die Konzession erteilt werden darf,<br />
festzusetzen. Dabei müssen wir berücksichtigen,<br />
dass das Recht. Personen und Gepäckstücke zu<br />
befördern, das sogenannte Postregal dem Staate<br />
ein Monopol verleiht, so dass er, theoretisch gesprochen,<br />
überhaupt alle anderen gewerbsmäßigen Bewderungsunternehmungen,<br />
die einen regelmässigen '<br />
Dienst zwischen bestimmten Ortschaften unterhalten,<br />
ausschlieseen könnte.<br />
Wenn er nun aber Ausnahmen von diesem Monopol<br />
gestattet, so kann er diese an bestimmte Bestimmungen<br />
knüpfen. Dabei glauben wir. dass er<br />
nicht auf die Handels- und Gewerbefreiheit Rücksicht<br />
zu nehmen braucht, da ihm das Monopol für<br />
diese gewerbsmässige und regelmässige Reisendenbeförderung<br />
zusteht. Man dürfte daher unseres Erachtens<br />
gegen die im Bundesratsheschlusse festgesetzten<br />
Mindestfahrpreiso kaum mit der staatsrechtlichen<br />
Beschwerde an das Bundesgericht, wegen<br />
Verletzung des verfassungsmässigen Rechtes der<br />
Handels- und Gewerbefreiheit durchdringen können.<br />
(Bundesgerichteentscheid Band 32, II, Seite<br />
572).<br />
Hingegen glauben wir, dass einmal mit der Verwaltungsgerichtbeschwerde<br />
beim Bundesgerichte der<br />
Versuch gemacht werden könnte, nachdem die<br />
nächstjährige Konzeesionsgebühr unter Vorbehalt<br />
erledigt wird, ab solche gewerbsmässige Rundfahrten<br />
unter die mehrfach genannten bundesrechtlichen<br />
Erlasse fallen.<br />
X<br />
Neugründunqen:<br />
Garage de L'Evole S. A.. Neuchätel. Unter dieser<br />
Firma wurde eine Aktiengesellschaft mit einem Ka-<br />
von Fr. 3500.— gegründet. Zweck der Unter-<br />
Ein staatsrechtlicher Rekurs gegen die nunpitel<br />
rechtskräftige Bussenverfügung dürfte schon deswegen<br />
keine Aussicht auf Erfolg ha.ben, weil Sie<br />
die Verfügungen der Oberpostdirektion anerkannt<br />
haben oder sich zu unterziehen erklärten.<br />
nehmung ist Betrieb einer Automohilgarage, Handel<br />
und Reparatur von Wagen und Motorrädern. Dem<br />
Verwaltnngsrat gehören an: L. Hummel. Vertreter,<br />
W. Morf, Mechaniker, E. Marchand. Mechaniker,<br />
alle drei in Neuenburg. Geschäftsdomizil: Evole.<br />
Garage d'Echallens S. A.. Echallens. Unter dieser<br />
Firma wurde eine Aktiengesellschaft mit einem<br />
Kapital von Fr. 10,000.— gegründet. Zweck der Unternehmung<br />
ist der Erwerb der Garage im Besitz<br />
von V Pittet, der Betrieb derselben, eventuell deren<br />
Verkauf. Dem Verwaltunesrat gehören an V. Pittet,<br />
GaTasist, E. Pittet. Chauffeur.<br />
Krieg & Co., Autogarage, St. Gallen. Frau B.<br />
Krieg und E. Hugentobler beide in St. Gallen, haben<br />
unter dieser Firma eine Kommanditgesellschaft<br />
eingegangen. Zweck der Unternehmung ist der Betrieb<br />
einer Autogarage. Unbeschränkt haftende Gesellschafterin<br />
ist Frau Krieg, Kommanditär mit<br />
einem Betrage von Fr. 1000.— ist E. Hugenfobler,<br />
an welchen Einzelprokura erteilt wird. Geschäftsdomizil:<br />
Thurnerstrasse.<br />
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Aktienkapital wird um Fr 50,000.— auf Franken<br />
100,000.— erhöht. Das neue Kapital ist eingeteilt in<br />
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