E_1931_Zeitung_Nr.103
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Zur Amateurfrage<br />
im Automobilsport.<br />
Die Situation in der Schweiz.<br />
Die Amateurfrage im Automobilsport wird<br />
m verschiedenen Ländern gegenwärtig eingehendem<br />
Studium unterzogen. Wir haben<br />
bereits in mehreren Artikeln auf die Lage im<br />
Ausland hingewiesen. Italien hat nun den<br />
Amateuren versuchsweise eine eigene Meisterschaft<br />
eingeräumt, die an besondern<br />
Amateur-Rennen ausgetragen werden soll.<br />
In Frankreich ist man noch nicht zu einem<br />
Ziel gelangt, vorläufig stossen noch die verschiedensten<br />
Meinungen aufeinander. In der<br />
Schweiz standen seit langem dem Amateur<br />
bessere Möglichkeiten offen, sich an Rennen<br />
zu beteiligen, als im Ausland. Man hat indessen<br />
auch bei uns eingesehen, dass der Zeitpunkt<br />
gekommen ist, da definitive Bestimmungen<br />
den Begriff des Amateurs deutlicher<br />
umschreiben müssen. Es machen sich<br />
bei den heutigen Bestrebungen, die Amateure<br />
in vermehrtem Masse dem Automobilsport<br />
zuzuführen, zwei Tendenzen geltend:<br />
die eine will dem Amateur ein oder mehrere<br />
Rennen besonders reservieren, bei dem er<br />
sicher ist, nicht mit Expertenfahrern konkurrieren<br />
zu müssen. Es scheint uns aber durchaus<br />
nicht notwendig zu sein, dass blosse<br />
Amateur-Rennen veranstaltet werden müssen,<br />
nur um diese vor den Experten zu schützen,<br />
denn es ist nicht sehr wahrscheinlich,<br />
dass sich das Publikum in SchaTen zu blossen<br />
Amateur-Anlässen einfindet. Die zweite<br />
Lösung wie sie beispielsweise in der Schweiz<br />
mit Erfolg angewendet wird — getrennte<br />
Klassements bei gemeinsamen Rennveranstaltungen<br />
— scheint uns mehr Erfolg zu versprechen.<br />
Vielleicht könnte man noch weiter<br />
gehen und auch getrennte Startlisten aufstellen.<br />
Ferner wäre auch die Möglichkeit der Einschaltung<br />
zweier verschiedener Starte zu<br />
prüfen: zuerst das Rennen der Amateure und<br />
nachher das der Experten. Auf diese Weise<br />
würden die für die Amateure ungünstigen<br />
Vergleiche mit den Experten ganz naturgemäss<br />
ausgeschaltet.<br />
Jedenfalls sollte man, wenn man in der<br />
Schweiz ebenfalls Rennen durchführen will,<br />
die nur für Amateure offen sind, darauf bedacht<br />
sein, jene Veranstaltungen zu erweitern,<br />
die heute schon in kleinem Rahmen<br />
bestehen. Wir denken dabei an die geschlossenen<br />
Rennen, wie sie die A. C. S.-Sektionen<br />
Thurgau und Schaffhausen in der deutschen,<br />
und La Chaux-de-Fonds und Freiburg in der<br />
französischen Schweiz kennen. Die Amateurfrage<br />
in der Schweiz ist zum grössten<br />
Teil schon gelöst, wenn in der Tourenwagen-<br />
Kategone eine gewisse Klärung eintritt. Die<br />
Herren Jules Decrauzat und Bernard Pierrehumbert<br />
von der Nationalen Sportkommission<br />
haben soeben das nationale Sportreglement<br />
des A.C.S. für 1932 in seinem Entwurf bereinigt,<br />
es wird sofort den Mitgliedern der<br />
zum Teil neu zusammengestellten N. S. K. zugestellt<br />
und unter Umständen nach erfolgter<br />
Bereinigung noch zu Ende dieses Jahres erscheinen<br />
können. Dieses modifizierte Reglement<br />
wird vor allem eine viel deutlichere<br />
Definition der Tburenwagen - Kategorie<br />
enthalten, damit in dieser Kategorie keine<br />
Wagen mehr teilnehmen können, die für das<br />
Rennen besonders hergerichtet wurden.<br />
Um von dem ungefähren Inhalt dieses<br />
neuen Reglements für Tourenwagen einen<br />
ersten Begriff vermitteln zu können, sei beispielsweise<br />
die Bestimmung zitiert, nach der<br />
die Kotflügel bei den Tourenwagen nach den<br />
einschlägigen Polizeivorschriften über die<br />
Radnaben hinausreichen müssen. Durch diese<br />
Vorschrift soll vermieden werden, dass sich<br />
die Räder ineinander verhängen können. Als<br />
weiteres Beispiel sei noch erwähnt: Die<br />
Tourenwagen verschiedener Marken, die an<br />
Rennen anzutreffen sind, weisen Türen auf,<br />
die von ungenügender Höhe sind, so dass der<br />
Konkurrent nicht mühelos einsteigen kann.<br />
Das neue Reglement verlangt Türen in der<br />
ganzen Höhe der Karosserie, so dass sie bis<br />
zum Boden reichen: den Bestimmungen darüber<br />
ist weiter beigefügt : alle Phantasie-<br />
Jösungen werden abgelehnt.<br />
Die andern Angaben des Reglements bleiben<br />
unverändert, so dass es also nicht unbedingt<br />
den Amateur von dem Expertenfahrer<br />
zu trennen vermag: jedenfalls sind aber die<br />
Nachteile, die der Amateur bisher in Kauf<br />
nehmen musste, bis auf den Faktor der Geschicklichkeit<br />
herabgemindert worden. rf»r<br />
beim Experten nicht immer so eross sein<br />
wird, wie m^n p«; viplW^M ^'nrau«:riii