E_1933_Zeitung_Nr.015
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N° 15 AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sportnachrichten<br />
Um die Genfer Sternfahrt.<br />
Die Frage der offiziellen Zeit.<br />
Wir haben in unseren beiden letzten Nummern<br />
die Grundzüge der diesjährigen Sternfahrt<br />
nach Genf veröffentlicht. Wie sich daraus<br />
ersehen lässt, gehen die Organisatoren<br />
in diesem Jahre erstmals ganz neue Wege,<br />
um dieser interessanten Veranstaltung auch<br />
weiterhin ein besonderes Interesse zu sichern.<br />
Der Sektion Genf des A. C. S. wird man Dank<br />
dafür wissen, dass sie aufs neue um ein gutes<br />
Gelingen der spannenden Konkurrenz besorgt<br />
ist Wenn alle Voraussicht nicht trügt, dann<br />
wird sich die diesjährige Sternfahrt eines<br />
schönen Erfolges erfreuen können.<br />
Gerade weil der diesjährige Rallye, dank<br />
des neuartigen Reglementes, zu einer besonders<br />
interessanten und gut besetzten Veranstaltung<br />
zu werden verspricht, können wir<br />
nicht umhin, auf eine Bestimmung hinzuweisen,<br />
mit der wir nicht ganz einverstanden<br />
sind. Wir schicken gleich voraus, dass wir<br />
hier mit unserer Auffassung nicht allein<br />
stehen, im Gegenteil, in den letzten Tagen<br />
sind uns von mehreren an der Konkurrenz<br />
interessierten Automobilisten Anfragen über<br />
die gleiche Angelegenheit zugekommen. Es<br />
handelt sich um die Bestimmung des Reglementes,<br />
nach der als offizielle Zeiten die<br />
Bahnhofszeiten in den verschiedenen Startund<br />
Kontrollorten gelten. In dieser Verordnung<br />
scheint uns eine Quelle für allfällig entstehende<br />
zeitliche Differenzen zu liegen, die<br />
sich für die Sternfahrt nur ungünstig auswirken<br />
könnten. Rein theoretisch braucht man<br />
in dieser Bestimmung gewiss keine Gefahr<br />
wegen entstehenden Unrichtigkeiten zu sehen,<br />
denn es ist schliesslich nicht einzusehen, weshalb<br />
nicht alle Bahnhofsuhren, die jeden Morgen<br />
die genaue Zeit erhalten, ganz richtig<br />
gehen sollten. Ob sich aber praktisch alles<br />
so abwickeln wird, wie man in der Theorie<br />
hofft und wünscht, ist eine grosse Frage.<br />
Man braucht bloss die Erfahrungen zu zitieren,<br />
die man mit dieser Bestimmung früher<br />
machte. Im Jahre 1930 galten für die Sternfahrt<br />
auch die offiziellen Bahnhofszeiten. Damals<br />
musste der Berichterstatter unseres<br />
Blattes in seiner Fahrtschilderung voll Erstaunen<br />
und Unwillen konstatieren, dass die<br />
Zeiten der Wagenbesatzung, mit der er mitfuhr,<br />
sich von denen einer Kantrolle um Minuten<br />
unterschied! Verschiedene zeitliche<br />
Differenzen mussten zu Ende der Sternfahrt<br />
festgestellt werden, so dass in Fahrerkreisen<br />
der Wunsch nach einer radikalen Aenderung<br />
dieser Bestimmung laut wurde. Man hat es<br />
bekanntlich im letzten Jahre mit Chronometern<br />
versucht, die alle in Genf richtig eingestellt<br />
und dann an die Kontrollen versandt<br />
wurden. Das Resultat war sehr gut. Die Vorschrift<br />
wegen der Bahnhofszeiten galt auch<br />
bei der Sternfahrt des T. C. S. nach Basel im<br />
letzten September. Auch damals wurden<br />
Minutendifferenzen festgestellt, und Unstimmigkeiten<br />
bei den Fahrern blieben ebenfalls<br />
nicht aus. Bei einer Sternfahrt kommt es<br />
wirklich oft auf Minuten an, so dass also hier<br />
strengste Genauigkeit am Platze ist.<br />
Allfällig entstehende Schwierigkeiten dieser<br />
Art wären bei der diesjährigen Genfer<br />
Sternfahrt um so mehr zu bedauern, als die<br />
Organisatoren sich die grosse Mühe genommen<br />
haben, einmal etwas völlig Neues und<br />
Besonderes zu schaffen. Wir legen deshalb<br />
im Einverständnis mit verschiedenen Sternfahrtinteressenten<br />
der Organisation in Genf<br />
diese Frage wegen der offiziellen Zeit vor,<br />
und hoffen, dass diese alle sonst noch in Betracht<br />
kommenden Arten der Zeitbestimmung<br />
genau prüft. Ein Festhalten an der Jetzigen<br />
reglementarischen Bestimmung müsste sich<br />
unter Umständen am ungünstigsten für die<br />
Durchführenden selbst auswirken, da es sich<br />
leicht denken lässt, dass sich einzelne Fahrer<br />
wegen dieser Vorschrift, mit der man bis<br />
jetzt schlechte Erfahrungen machte, von der<br />
Teilnahme abhalten lassen. bo.<br />
Grosser Preis von Pau<br />
Im Schnee.<br />
Sieg ron Lehoux auf Bugatti.<br />
Der Grosse Preis von Pau, der am letzten<br />
Sonntag als erstes Rennen dieser Saison zum<br />
Austrag kam, wurde nicht ungestraft schon<br />
•im Monat Februar durchgeführt. Die zuversichtliche<br />
Erwartung von Sonnenschein und<br />
Wärme wurde durch einen gewaltigen<br />
Schneefall zunichte gemacht, der während<br />
des ganzen Sonntags die Pyrenäenstadt Pau<br />
in den tiefsten Winter zurück verwandelte.<br />
Das südfranzösische Rennen konnte somit<br />
wohl die Originalität eines pittoresken winterlichen<br />
Rahmens für sich beanspruchen; daneben<br />
wirkte sich allerdings die scheussliche<br />
Witterung für die Veranstaltung selbst katastrophal<br />
genug aus.<br />
Schon am Vormittag wirbelte es unaufhörlich<br />
vom Himmel, und als sich die Fahrer am<br />
Nachmittag zum Starte stellten, fiel der<br />
Schnee noch viel dichter. Der Franzose Wimille<br />
trat nicht zum Rennen an; die Zahl der<br />
Konkurrenten verringerte sich somit auf 16.<br />
Die Organisatoren hatten sich verzweifelte<br />
Mühe gegeben, die Strecke so befahrbar als<br />
nur möglich zu halten, dennoch wirkte sich<br />
der Schnee für die Maschinen sehr hemmend<br />
aus. Das zeigte sich alsobald auch in den<br />
Stundenmitteln, die nur sehr zahm blieben,<br />
und die dem Rennen vieles an Reiz und Spannung<br />
nahmen. Die ersten Runden wurden von<br />
dem jungen algerischen Fahrer Moll auf Bugatti<br />
angeführt, der schon beim Grossen Preis<br />
von Marseille durch seine Leistungen die allgemeine<br />
Aufmerksamkeit auf sich gezogen<br />
hatte. Graf Czaykowski auf Bugatti folgte<br />
längere Zeit an zweiter Stelle. Die Favoriten<br />
Dreyfus auf Bugatti und Etancelin auf Alfa<br />
Romeo mussten schon nach den ersten Runden<br />
mehrmals anhalten. Nach den ersten 20<br />
Runden auf der 2649 m langen Stadtrundstrecke<br />
lag Moll noch immer an der Spitze.<br />
Als Zweiter folgte ihm Graf Czaykowski, und<br />
als Dritter Lehoux auf Bugatti. Die entscheidende<br />
Aenderung brachte die 30. Runde. Moll<br />
musste anhalten, und Lehoux ging in diesem<br />
Momente zum Angriff über. Er überholte<br />
Czaykowski und lag nun an der Spitze. Der<br />
wieder in den Kampf eingreifende Moll wurde<br />
Dritter, hinter ihm folgte als Vierter Gaupillat<br />
auf Bugatti und als Fünfter Bouriat auf Bugatti.<br />
Ständig wurde das Feld der Fahrer<br />
durch Ausfälle dezimiert.<br />
Moll arbeitete sich wieder an Czaykowski<br />
vorbei an die dritte Stelle hervor; gegen den<br />
Schluss des Rennens hin fiel dann der letztere<br />
noch aus. Etancelin und Dreyfus kamen wieder<br />
langsam nach vorne und beendeten das<br />
Rennen auf mittleren Plätzen. Lehoux, konnte<br />
die Spitze nicht mehr entrissen werden, so<br />
dass er als Sieger proklamiert werden konnte.<br />
Sein Stundenmittel von 73 km spricht deutlich<br />
für die Schwierigkeit des anstrengenden<br />
Autorennens im Schnee.<br />
mb.<br />
Die Resultate:<br />
1. Lehoux (Bagatti), 211,920 km In 2:54:05,8 (Stundenmittel<br />
73,035 km).<br />
2. Guillaume Moll (Bugatti), 2:55:06,6 (72,682 km).<br />
3. Etancelin (Alfa Romeo), 2:55:25.4.<br />
4. Dreyfus (Bugatti), 2:55:46 (72,348 km).<br />
5 Bouriat (Bugatti), 2:56:50 (71,912 km).<br />
6. Trintignant (Bugatti).<br />
7. De Maleplane (Maserati).<br />
8. Jacob (Bugatti).<br />
9. Delorme (Bugatti).<br />
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Vorschriften des<br />
neuen Verkehrsgesetzes.<br />
Grosser Preis von Frankreich<br />
<strong>1933</strong>.<br />
Der Automobil-Club von Frankreich veröffentlicht<br />
soeben das Reglement des 27. Grossen<br />
Preises von Frankreich, der bekanntlich<br />
am 11. Juni <strong>1933</strong> auf der durch den Strassencircuit<br />
erweiterten 12,5 km langen Rundstrecke<br />
von Montlhery ausgefahren wird. Die<br />
Rennformel ist — in diesem Jahr zum letzten<br />
Male — frei; es sind somit alle Fahrzeuge<br />
der Rennwagen-Kategorie ohne Begrenzung<br />
der Gewichte und des Zylinderinhaltes zugelassen.<br />
Das Rennen wird über eine Gesamtstrecke<br />
von 500 km, demnach über 40 Runden<br />
ausgetragen. Die bedeutsamsten Neuerungen<br />
des Reglementes für den Grossen Preis von<br />
Frankreich betreffen die Bestimmungen über<br />
die Anmeldungsgebühren und die ausgeschriebenen<br />
Preise. Hier geht der Automobil-Club<br />
von Frankreich ganz neue Wege, die zu einer<br />
Belebung des Automobilsportes viel beitragen<br />
können. Die Meldegebühr für einen Wagen,<br />
in die die Versicherung zudem noch inbegriffen<br />
ist, beträgt blosse 100 franz. Franken!<br />
Bis jetzt verlangte der A. C. F. stets 2000 bis<br />
3000 franz. Fr. Anmeldegeld. Mit dieser bescheidenen<br />
Forderung kommt man den Rennfahrern<br />
finanziell ausserordentlich stark entgegen.<br />
Dennoch sind für das Rennen sehr<br />
schöne Preise ausgeschrieben. Total gelangen<br />
170 000 franz. Fr. zur Verteilung, von<br />
denen der Sieger 100 000 franz. Fr. erhält,<br />
der Zweite 50 000, der Dritte 20 000 franz. Fr.<br />
usw. Ein besonderes Prämiensystem kommt<br />
auch denjenigen Fahrern entgegen, die mit<br />
keinem Preise ausgezeichnet werden. Ein<br />
Fahrer, der die ersten zehn Runden mit einer<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit von 125 km<br />
zurücklegte, erhält eine Prämie von 3000<br />
franz. Fr., bei einer Geschwindigkeit von<br />
115 km eine solche von 2000 franz. Fr. und<br />
bei einem Durchschnitt von 105 km 1000 franz.<br />
Franken. Für 20 Runden, die mit einem<br />
Stundenmittel von 125 km erledigt werden,<br />
sind 4000 franz. Fr. bereitgestellt, bei 115 km<br />
Durchschnitt 3000 und bei 105 km Durchschnitt<br />
2000 franz. Fr. Konkurrenten, die 30<br />
Runden mit der Stundengeschwindigkeit von<br />
125 km fahren, werden mit einer Prämie von<br />
5000 franz. Fr., bei 115 km mit 4000 und bei<br />
105 km mit 3000 franz. Fr. belohnt. Ein Fahrer<br />
kann indessen nur eine Prämie beziehen.<br />
Dieses Prämiensystem trägt ebenfalls dazu<br />
bei, den Rennfahrern zu helfen und ihnen für<br />
ihre grossen Auslagen eine gewisse Entschädigung<br />
zu bieten.<br />
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Das soeben erschienene Plakat für den Genfer<br />
Salon <strong>1933</strong>.<br />
Um die internationale Alpenfahrt <strong>1933</strong>.<br />
Wir haben schon vor einiger Zeit den Beschluss<br />
des Zentralkomitees des A.C.S. mitgeteilt,<br />
nach dem dieser aus wichtigen Gründen<br />
eine finanzielle Beteiligung der Schweiz<br />
an der Alpenfahrt <strong>1933</strong> ablehnen musste.<br />
Durch den Rückzug des A. C. S. entstehen<br />
nun für die noch übrigbleibenden vier nationalen<br />
A.C. von Deutschland. Frankreich. Italien<br />
und Oesterreich entsprechend grössere<br />
Lasten, wobei noch zu sagen ist. dass das<br />
wirtschaftlich schwer darniederJiegende<br />
Oesterreich schon seit zwei Jahren nur noch<br />
kleinere Summen zahlte.<br />
Der Gedanke lag deshalb nahe, an eine finanzielle<br />
Beteiligung Englands zu denken,<br />
das bekanntlich bei der Ahoenfahrt immer die<br />
weitaus meisten Fahrer stellt, und dem auch<br />
eine Unterstützung verhältnismässig leicht<br />
fallen müsste. Dieser in unserm Blatte seinerzeit<br />
gemachte Vorschlag ist nun von der<br />
englischen Fachpresse aufgenommen und in<br />
günstigem Sinne kommentiert worden. Die<br />
finanzielle Mitwirkung wird unter dem Hinweis<br />
auf die Bedeutung der Abenfahrt sowohl<br />
für den Autosport wie für die englische<br />
Automobilindustrie lebhaft angeregt, gleichzeitig<br />
denkt man in England auch an ein«<br />
Beteiligung der Tschechoslowakei, die ebenfalls<br />
bei den Alpenfahrten immer mit ihren<br />
neuesten Erzeugnissen vertreten ist. Dfe<br />
nächste Zeit wird zeigen, ob man in England<br />
in Wirklichkeit gesinnt ist, die sehr<br />
kostspielige Alpenfahrt zum Teil zu finanzieren,<br />
um dadurch die andern nationalen<br />
Clubs etwas zu entlasten. Sollte man sich<br />
jenseits des Kanals jedoch ablehnend verhalten,<br />
dann dürfte es um die Zukunft der Alpenfahrt<br />
höchst kritisch stehen. mb.<br />
Erster Probegaiopp Malcolm Campbeils.<br />
Schon seit vielen Tagen herrscht auf dem<br />
Strande von Daytona grosser Betrieb. Tausende<br />
von Schaulustigen bevölkern mit grosser<br />
Ausdauer die Strecke, auf der Malcolm<br />
Campbell seinen eigenen Weltrekord schlagen<br />
will. Die Witterungsverhältnisse sind<br />
auch weiterhin sehr ungünstig, so dass die<br />
Zuschauer vorerst noch nicht viel zu sehen<br />
bekamen. Bis jetzt hat der Engländer mit<br />
seinem «Blue Bird» einen einzigen Probegalopp<br />
unternommen, bei dem er lediglich den<br />
Wagen einer Prüfung unterziehen wollte. Bei<br />
der Hinfahrt erreichte Campbell, ohne dass<br />
er die volle Anlaufstrecke ausnützte, eine<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit von 342 km, bei<br />
der Rückfahrt erzielte er ein Mittel von<br />
365 Stdkm. Der Pilot erklärte nach seiner<br />
Probefahrt, durch die zahlreichen Ueberflutungen<br />
des Strandes in der letzten Zeit sei<br />
die Strecke sehr nass und schwierig geworden,<br />
und dass es sich noch ganz dicht an der<br />
Wasserlinie am besten habe fahren lassen.<br />
Sobald das Wetter sich ändert, wird Campbell<br />
mit seinen Angriffen auf den Weltrekord<br />
Ernst machen. > x.<br />
Neue englische Strassen-Rundstrecke. In<br />
England wird trotz der Krise der Automobilsport<br />
in immer noch steigendem Masse gepflegt.<br />
Im Donington-Park. 16 km von Derbx.<br />
rund 40 km von Birmingham entfernt, wird<br />
in diesen Tagen der Bau einer neuen<br />
Strassenrundstrecke vollendet. Schon am<br />
25. März d. J. soll auf der neuen Bahn<br />
ein erstes Rennen stattfinden. Die Strecke,<br />
die zu einem grossen Teil durch den Wald<br />
führt, ist rund 3,5 km lang. Sie ist nach den<br />
neuesten Gesichtspunkten erbaut. Für das<br />
Publikum wurden bequeme, grosse Tribünen<br />
geschaffen. - x.