E_1933_Zeitung_Nr.078
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so gross, dass man erst allmählich, wieder<br />
normal denken konnte. Die Tribünen waren<br />
ein einziges wildes Durcheinander, viele rotteten<br />
sich zu kleinen Haufen zusammen und<br />
flüsterten entsetzt, andere sassen schweigend<br />
da und warteten. Ein junger Bursche war<br />
der erste, der schweisstriefend gerannt kam<br />
und nur schluckend von dem erzählte, was<br />
er gesehen hatte.<br />
Unruhe zog ein, Nervosität bemächtigte<br />
sich der Zuschauer, und alles, was die aufgeregte<br />
Organisation anordnete, wurde auszepfiffen<br />
und beschimpft. Stundenlang hiess<br />
es warten. Wieder zogen sich Wolken am<br />
Horizonte zusammen; es schien, als wollten<br />
sich trauernde Nebel über die Bahn senken.<br />
Als die Fahrer des letzten Vorlaufes antraten,<br />
zitterte man insgeheim. Doch wie sie<br />
dann ziemlich zahm ihre Runden vollendeten<br />
und sich nichts ereignete, legte sich eine gewisse<br />
Beruhigung über die Massen. Dennoch,<br />
man war immer noch gleich entsetzt: Campari<br />
und Borzacchini tot! Graf Czaikowsky<br />
kam federnden Schrittes gegangen, im weissen<br />
Dress. Bald lag sein blauer Bugatti vorn,<br />
eine unheimlich schnelle, schöne Maschine.<br />
Doch, wie plötzlich Lehoux allein an der<br />
mitten hat, dass die Deutschen ein ,Alpenkorps'<br />
aufstellten.»<br />
Der Oberst hob zum erstenmal, seit er<br />
Eberhard gegenüber sass, die müden Augen<br />
zu ihm auf. «Ich könnte Ihnen auf das, was<br />
Sie mir gesagt haben, verschiedenes entgegnen.<br />
Aber — es ist nicht der Mühe wert.<br />
Sie sagen, ich könnte mich Ihnen nicht entziehen<br />
— das ist ein Irrtum. Was aber die<br />
Frage anbelangt, die Sie mir vorgelegt haben,<br />
so kann ich mit ruhigem Gewissen sagen:<br />
ich weiss darüber nichts. Gar nichts. Ich<br />
habe keine Kenntnis vom Nachrichtendienst<br />
der Regierung oder der Obersten Heeresleitung,<br />
und ich kann mir auch keine verschaffen.<br />
Uebrigens sagen Sie, dass es keine<br />
militärische Frage ist, die Sie mir vorlegen.<br />
Das ist natürlich nicht richtig. Aber — es<br />
ist ja gleichgültig. Ich kann Ihnen jedenfalls,<br />
auch wenn ich wollte, keine Antwort geben,<br />
weil ich keine weiss, keine wissen kann.»<br />
Eberhard stand auf. «Herr Oberst — Sie<br />
wissen, was für Sie auf dem Spiele steht!»<br />
«Ach Gott — ja!» Der Oberst blieb müde<br />
Spitze vorbeiraste und kein Czaikowsky<br />
mehr zu sehen war, fiel die ganze künstliche<br />
Ruhe vom Publikum wieder ab. Unfasslich<br />
schnell war diesmal die Kunde da: Czaikowsky<br />
ist verbrannt. Ein Grauen lief einem<br />
über den Rücken, wie man den dicken<br />
Rauch sich im abendlichen Himmel kräuseln<br />
sah. Plötzlich verlor die erste Maschine, die<br />
wieder vorbeiraste, ihr Heulen, bremste ab<br />
und legte bei den Boxen an, die zweite, dritte<br />
folgte, und so wurde das Rennen abgebrochen.<br />
Das Publikum stürmte wild durcheinander,<br />
alles rettete sich zu den Wagen, und bald<br />
zog sich eine unendliche Wagenschlange aus<br />
dem Park, über dem an diesem Tage ein<br />
grauenhaftes Unheil hing. Im Pressewagen<br />
herrschte allgemeine Bestürzung. Während<br />
draussen die Autos surrten und sich einen<br />
Weg durch den Park zu bahnen versuchten,<br />
erhob sich in unserem Wagen der älteste<br />
aller Journalisten, ein Franzose mit schönem<br />
Kopf, beugte sich im Halbdunkel nach hinten,<br />
wie um die Gesichtszüge der Insassen genauer<br />
sehen zu können, und forderte mit leiser<br />
Stimme seine Kollegen auf, im Namen<br />
der Toten zu protestieren, dass je wieder ein<br />
Rennen über die unausgebauten Kurven von<br />
und in sich zusammengesunken sitzen. «Nun<br />
fangen Sie wieder von vorn an. Es hat gar<br />
keinen Sinn, mir die Daumenschrauben anzusetzen.<br />
Was nicht ip mir ist, das können<br />
Sie mit keiner Brutalität der Welt aus mir<br />
herauspressen. Und vom Nachrichtendienst<br />
weiss ich wirklich nichts. Kann ich auch<br />
nichts erfahren, ohne mich — verdächtig zu<br />
machen!»<br />
«Und wenn ich Ihnen für eine genaue und<br />
erschöpfende Auskunft — sagen wir: fünftausend<br />
Lire biete?»<br />
Nun sprang der Oberst doch auf. «So —<br />
unverschämt hat nicht einmal " jener Herr<br />
Stöckner mit mir zu sprechen gewagt!»<br />
«Keine unnötige Aufregung, Herr Oberst.<br />
Was verlange ich denn von Ihnen? Eine<br />
Adresse, die nicht auf künftige, sondern auf<br />
bereits eingetretene Ereignisse Bezug hat.<br />
Und dass ich Ihnen Geld anbiete — Sie nahmen<br />
meines Wissens früher ohne besondere<br />
Skrupel! Ich verlange von Ihnen nicht einmal<br />
eine Quittung!»<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N» 78<br />
Monza führe. « Wir dürfen es nicht verantworten,<br />
meine Herren, wir haben die<br />
Pflicht, wir reden zur Oeffentlichkeit! Die<br />
Fahrer dürfen ihr Leben nicht aufs Spiel<br />
setzen!» Ein paar Italiener wagten einiges<br />
dagegen einzuwenden, und wäh'rend die Diskussion<br />
über die drei Todesstürze noch<br />
immer alle beherrschte, bahnte sich unser<br />
Wagen einen Weg durch die von unzähligen<br />
Scheinwerfern erhellte und dem Surren von<br />
tausend Autos erfüllte Nacht nach Mailand.<br />
_<br />
b0#<br />
Prozess um einen — Bubikopf.<br />
Ein Prozess, der um einen verunstalteten<br />
Bubikopf ging, wurde in Wien in zwei Instanzen<br />
entschieden. Eine 22jährige Medizinerin<br />
hatte gegen einen Friseur eine<br />
Schadenersatzklage wegen verminderter<br />
Heiratsfähigkeit eingebracht.<br />
Eines Tages betrat die junge Dame das<br />
Friseurgeschäft des Beklagten und fragte,<br />
ob es möglich sei, ihr mit Wasserstoffsuperoxyd<br />
gebleichtes Haar dauerweilen zu<br />
lassen. Als ihre Frage bejaht wurde, Hess<br />
sie die Arbeit an sich vornehmen. Bald<br />
aber bemerkte sie mit Schrecken, dass ihr<br />
Der Oberst wollte sichtlich heftig entgegnen,<br />
aber er riss sich zusammen. Er<br />
stand jetzt in strammer Haltung vor Hatzberg.<br />
«Ich kann Ihnen die verlangt© Auskunft<br />
nicht geben und auch nicht verschaffen. Es<br />
hat keinen Sinn, die Unterredung fortzusetzen.<br />
Ausserdem sage ich Ihnen: es hat<br />
auch keinen Sinn, mich zur Verzweiflung zu<br />
treiben, von der ich gar nicht weit entfernt<br />
bin!»<br />
Eberhard empfand: dieser Ton war echt.<br />
Es hatte wirklich keinen Sinn, noch weiter<br />
in den Oberst zu dringen. Er sagte ruhig,<br />
fast freundlich: «Wenn es so ist, dann bitte<br />
ich, unsere Unterredung als ungeschehen zu<br />
betrachten. Es täte mir leid, wenn ich Sie<br />
verletzt haben sollte, mein Herr — die Dinge<br />
sind stärker als wir und lassen sich nicht<br />
immer im Rahmen der Courtoisie erledigen.<br />
Ich danke Ihnen für Ihren Besuch. Auf<br />
Wiedersehen, Herr Oberst!»<br />
Der Oberst murmelte etwas, was «addio!»<br />
heissen konnte, und verliess, ohne aufzusehen,<br />
das Zimmer. Eberhard hörte ihn die Treppe<br />
die Haare ausfielen. Der Bubikopf sah nun<br />
alles eher als reizend aus. Und nun behauptete<br />
die Klägerin, dass es zumindest<br />
zwei Jahre dauern werde, bis ihre Haare<br />
wieder nachgewachsen seien. Aus diesem<br />
Grunde werde es ihr unmöglich sein, ein<br />
Verlöbnis einzugehen. Durch das Verschulden<br />
des Friseurs, in dessen Geschäft<br />
sie unsachgemäss behandelt worden sei, sei<br />
ihre Heiratsfähigkeit herabgemindert worden.<br />
Der Verteidiger wendete für den Beklagten<br />
ein, dass die Frau des Friseurs die<br />
Frage der Medizinerin in puncto Dauerwellung<br />
zwar bejaht, jedoch hinzugefügt<br />
habe, dass die übergebleichten Haare abbrechen<br />
und abfallen würden. Die Medizinerin<br />
habe noch erwidert, dass ihr dies<br />
nichts mache, weil sie ohnehin genügend<br />
Haare besitze und das Haar rasch nachwachse.<br />
Nach Anhörung eines Sachverständigen<br />
wies das Zivillandesgericht die<br />
Klage ab mit der Begründung, dass auf<br />
Grund der Ergebnisse des Beweisverfahrens<br />
die Klägerin selbst schuld an ihrem<br />
Schaden sei. Der Beklagte und seine Angestellten<br />
hätten die Klägerin vollkommen<br />
sachgemäss behandelt.<br />
hinuntergehen, hörte, wie er die Haustür hinter<br />
sich zuschlug und sah ihn dann mit steifen<br />
Schritten über die Piazza Pergolese<br />
gehen, die jetzt vollständig menschenleer<br />
war. Die eine Lampe, die sich redlich bemühte,<br />
den kleinen Platz zu erhellen, warf<br />
den Schatten des Obersten lang auf das holperige<br />
Pflaster, dann an die gegenüberliegende<br />
Hauswand, bis er in einer kleinen Zufahrtsstrasse<br />
verschwand. Eberhard hatte<br />
fast Mitleid mit diesem Menschen, der offenbar<br />
unter seinem eigenen Verbrechen litt.<br />
Armer Teufel! Aber es war ihm nicht zu<br />
helfen, und die Pflicht gebot Eberhard, hart<br />
zu sein. Mit Mitleid konnte der Krieg nicht<br />
geführt werden!<br />
Als Eberhard zu Mercedes ins Zimmer<br />
trat, sah sie ihn erwartungsvoll an. «Nun?»<br />
«Nichts. Er behauptet, über den Nachrichtendienst<br />
seiner Regierung nicht unterrichtet<br />
zu sein und sich auch nicht unterrichten<br />
zu können.»<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
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