E_1934_Zeitung_Nr.008
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N» 8 - <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sportnachrichten<br />
Ausklang in Monte-Carlo<br />
Die XIII. internationale Sternfahrt nach<br />
Monte Carlo ist am letzten Sonntag mit dem<br />
Defile der Wagen und der offiziellen Preisverteilung<br />
zu Ende gegangen. Die letzten<br />
Tage hatten noch die traditionellen, mehr<br />
gesellschaftlichen Schluss - Veranstaltungen<br />
gebracht, welche die Fahrer für ihre grossen<br />
Anstrengungen entschädigen sollten. Der<br />
Donnerstag galt als offizieller Ruhetag, da<br />
die stark ermüdeten Teilnehmer vorerst einmal<br />
das Bedürfnis nach Schlaf empfanden.<br />
Der Freitag sah eine neuartige Tourenwagenprühmg<br />
auf dem Quai Albert ler und<br />
auf den Samstag war die Schönheitskonkurrenz<br />
der Wagen angesetzt<br />
Die X1IH. Wiederholung der grössten<br />
Sternfahrt Europas wird in der Geschichte<br />
dieses Anlasses eine besondere Stellung einnehmen.<br />
Sie hat in jeder Beziehung alle<br />
früheren gleichen Konkurrenzen überboten<br />
und bildete einzig hinsichtlich der Witterungsverhältnisse<br />
keine Ueberraschung.<br />
Insgesamt sind, wie schon in unserer letzten<br />
Nummer erwähnt, in Monte Carlo 115<br />
Wagen von 143 gestarteten eingetroffen. Da<br />
die Zahlen erst jetzt richtig bekannt sind', hat<br />
sich der von uns in der letzten Nummer gemeldete<br />
Prozentsatz von 86 Prozent eingelaufener<br />
Wagen auf 80 Prozent vermindert.<br />
Doch auch so bleibt dieses Ergebnis noch<br />
unerreicht, und es wird in Zukunft schwer<br />
halten, wieder zu ähnlichen Resultaten zu<br />
kommen. Wie schon erwähnt, haben die günstigen<br />
Witterungsverhältnisse einen Teil dieses<br />
Erfolges bewirkt. Anderseits ist er ein<br />
deutliches Zeichen für die von Jahr zu Jahr<br />
zunehmende Verbesserung der Wagen und<br />
der minutiösen Vorbereitungen für die<br />
schwierige Prüfung. Auch die stets besser<br />
.ausgebauten Strassen der europäischen<br />
Ein in Tallinn gestarteter<br />
routinierter Sternfahrer erklärte : «Die<br />
Strassen waren m gutem Zustande, das Wetter<br />
war schön und die Reise zeigte nichts<br />
Unvorhergesehenes.» Eine in Stavanger aufgebrochene<br />
Damenequipe berichtete dafür:<br />
< Die Reise war sehr schwer und die Strassen<br />
waren bedeckt von Schnee und Eis.»<br />
Ein aus Umea kommender Teilnehmer äusserte<br />
sich: « Die Fahrt kann mit der des letzten<br />
Jahres nicht verglichen werden. In Schweden<br />
waren die vereisten Strassen gesandet.<br />
Ich konnte oft mit 90 km/St. Geschwindigkeit<br />
fahren.» Eine weitere bekannte Equipe<br />
ans Athen urteilte: € Wir trafen keinen<br />
Die Ankunft der Sternfahrer in Monte Carlo.<br />
Schnee und die dortigen Strassen waren gefroren:<br />
Dies ist das ganze Geheimnis unserer<br />
Fahrt. Wir sindi in Saloniki 3 Stunden vor<br />
Oeffnung der Kontrolle eingetroffen. Die<br />
Strassen sind gegenüber früher stark verbessert<br />
worden.» Die Gewinnerinnen des<br />
Damenpreises, die Damen Hustinx und Des<br />
Forest, die in Bukarest gestartet waren,<br />
scheinen schlechtere Verhältnisse angetroffen<br />
zu haben : «Die Strassen waren sehr<br />
schlecht, vor allem in Polen, wo der Schnee<br />
in hohen Massen lag. Wir mussten mehrmals<br />
zu Schaufel und Hacke greifen, um wieder<br />
loszukommen.» Schon aus diesen kurzen Zitaten<br />
geht hervor, dass die Fahrt im allgemeinen<br />
leichter als die der Vorjahre war,<br />
und nur einzelne Routen etwas mehr Anstrengungen<br />
erforderten.<br />
Die 28 ausgefallenen Fahrer mussten fast<br />
alle wegen Maschinendefekten aufgeben. Unfälle<br />
waren nur sehr wenige zu verzeichnen.<br />
Bei Toulouse verunglückte nsch der Engländer<br />
Porter und musste ins Spital transportiert<br />
werden. Wie erst nachträglich gemeldet wird,<br />
war der bekannte holländische Fahrer<br />
Dr. Sprenger van Eijk an einem schweren<br />
Zusammenstoss in Oesterreich beteiligt. Der<br />
Holländer sollte von der österreichischen<br />
Polizei in Haft genommen werden. Auf sofortige<br />
Intervention bei Bundeskanzler Dollfuss<br />
ordnete dieser persönlich die Freilassung<br />
des Fahrers an, so dass dieser ohne<br />
Zeitverlust in München eintraf.<br />
Der Empfang der Fahrer in den verschiedenen<br />
Ländern soll ganz ausserordentlich<br />
herzlich gewesen sein. Am meisten hat sich<br />
in dieser Hinsicht Deutschland hervorgetan,<br />
bei dem sich die unbestreitbare Disziplin des<br />
neuen Regimes im hellsten Lichte zeigte. Die<br />
Fahrer wurden in diesem Lande mit der<br />
grössten Liebenswürdigkeit empfangen, und<br />
es standen ihnen alle möglichen Hilfskräfte<br />
zur Verfügung. Am Eingang der grossen<br />
Städte erwarteten Motorwagenpatrouillen die<br />
Konkurrenten, um sie sicher durch die Strassen<br />
zu geleiten. Doch auch die übrigen nationalen<br />
Automobil-Clubs haben sich sehr<br />
lobenswert hervorgetan und eine schöne internationale<br />
Zusammenarbeit bewiesen. Sehr<br />
sportlich -waren auch die Bemühungen des<br />
Automobil-Clubs von Griechenland, der die<br />
ganze Route innerhalb der Landesgrenzen<br />
sorgfältig mit Pfeilen versah.<br />
Bei der Schlussprüfung hatten die Fahrer,<br />
wie früher, eine Strecke von 110 m mit möglichst<br />
hoher Beschleunigung zu befahren, um<br />
darauf sofort abzubremsen. Das Tempo vom<br />
lOOsten bis zum llOten Meter — wo die<br />
Bremsung begann — wurde verschärft bewertet.<br />
Aus der Beschleunigungsprüfung gingen<br />
ausschliesslich die Wagen mit Vierganggetriebe<br />
als Sieger hervor, trotzdem sie,<br />
auf die gleiche Motorleistung bezogen, durchwegs<br />
bedeutend schwerer waren als manche<br />
andere, denen man bei dieser Prüfung<br />
mehr Aussichten zuzuschreiben geneigt war.<br />
(Fortsitzung auf Seite 7.)<br />
Dia Slcotr von Monte Carl«.<br />
Rechts: die beste Eqoip« der<br />
diesjährigen Sternfahrt, Ga»—<br />
Trevoux, die mit ihrem Hotchkiss<br />
in Athen itartete. Links:<br />
Der in Athen aufrebroohene<br />
Kleinwagengieger Donald Healey<br />
auf Triumph. Man beachte die<br />
fanz anormal gross gewählten<br />
Reifen des Trmmüh-Wagens.