E_1934_Zeitung_Nr.011
E_1934_Zeitung_Nr.011
E_1934_Zeitung_Nr.011
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
6 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> - N° 11<br />
Neuestens wird nun mit den Kontingenten<br />
operiert, indem findige Gesellen erklären,<br />
spiel geben werden. ' Heute ist es aber noch<br />
nicht so weit. Geben wir das Vortrittsrecht<br />
auf der Hauptstrasse auch innerorts, so wird<br />
das zweifellos zur Folge haben, dass durch<br />
die Ortschaften zu schnell gefahren wird. Wir<br />
müssen aber jedes vernünftige Mittel anwenden,<br />
das hier korrigierend wirken kann.. Das<br />
Vortrittsrecht von rechts da, wo es noch bestehen<br />
bleiben soll, enthebt übrigens den von<br />
rechts kommenden Fahrer nicht etwa jeder<br />
Vorsicht. Der von rechts Kommende darf<br />
selbstverständlich nicht ohne jede Rücksichtnahme<br />
auf von links kommende Fahrzeuge<br />
in eine Strasse hineinfahren und so sein Vortrittsrecht<br />
«erzwingen» wollen. Der Richter,<br />
der gegebenenfalls Recht zu sprechen hat,<br />
wird sich nicht an den toten Buchstaben halten,<br />
sondern nach allen Verumständungen<br />
entscheiden.<br />
Unter gleichmässigem mittlerem Tempo<br />
verstehe ich selbstverständlich nicht ein<br />
gleich rasches Fahren auf offener Strecke<br />
und in Ortschaften oder an sonstigen unübersichtlichen<br />
Stellen. Das würde ja dem Art. 25<br />
des Gesetzes widersprechen. Ich sprach davon<br />
im Gegensatz zum stossweisen Fahren<br />
des ungeübten Fahrers, einmal viel zu rasch,<br />
einmal, viel zu langsam. Darüber mögen sich<br />
aber die Automobilfahrer aussprechen, die<br />
mehr davon verstehen als ich. Auch über die<br />
Frage der zweckmässigen, wirtschaftlichen<br />
Verwendung der Pneus. Dazu eine allgemeine<br />
Bemerkung: Selbstverständlich haben sozusagen<br />
alle Vorschriften von Gesetz und<br />
Verordnung nur relativen Wert. Sie können<br />
sich nicht allen Verhältnissen anpassen. So<br />
auch die Bestimmung über den Gleitschutz.<br />
Wir erwarten nun das Ergebnis der Prüfung<br />
der verschiedenen Verfahren zur Neuerstellung<br />
des abgefahrenen Gleitschutzes durch<br />
die Experten. — Den Experten scheint der<br />
Herr Einsender wenig Kredit zu geben. Vergessen<br />
Sie nicht, dass es diese Leute sind,<br />
die die undankbare Aufgabe haben, Vorschriften,<br />
die nicht einmal bis in alle Details hinein<br />
ganz klar sein können, dem einzelnen Automobilisten<br />
gegenüber durchzusetzen. Mag<br />
der eine oder andere vielleicht auch etwas<br />
Bureaukrat sein, im grossen ganzen sind es<br />
doch tüchtige Beamte, die, wie wir alle und<br />
auch die Automobilisten, nur das eine Ziel<br />
vor Augen haben: Ordnung auf die Strasse<br />
zu bringen. Auch sie brauchen übrigens Zeit,<br />
um Erfahrungen zu sammeln. Ich bitte also<br />
um Geduld auch diesen wertvollen Mitarbeitern<br />
gegenüber im Streit um die Ordnung auf<br />
der Strasse. Wenn geschimpft werden will<br />
oder muss, so schimpfe man auf uns als die<br />
Urheber der Grundregeln, für deren Durchführung<br />
die Experten zu sorgen haben.<br />
Schweizerische Rundschau<br />
Noch gibt es gerechte Richter. Ueberall<br />
dürfte der freche Raubüberfall in der Nacht<br />
vom 16. zum 17. November 1933 in der Hardt,<br />
zwischen Birsfelden und Schweizerhalle, auf<br />
einen Rheinfelder Arzt noch in Erinnerung<br />
stehen. In Nr. 96 der « Automobil-Revue »<br />
haben wir unter dem Titel: «Banditen der<br />
Landstrasse» im Anschluss an diesen Vorfall<br />
dem Wunsch Ausdruck gegeben, dass<br />
dem Strassenpiratentum energisch der Riegel<br />
gestossen werden müsse, wenn wir nicht<br />
bedenklichen Zuständen entgegen gehen wollen.<br />
Der Behörde haben wir empfohlen, dass<br />
ein Vorbeugen in dieser Sache bedeutend<br />
leichter sei, als dieses an amerikanische Verhältnisse<br />
mutende Gangstertum wieder auszurotten,<br />
wenn es einmal Schule gemacht<br />
habe.<br />
Unter Berücksichtigung der auf dem Spiele<br />
stehenden Interessen und in Uebereinstimmung<br />
nicht nur der in Automobilistenkreisen<br />
herrschenden Ansicht, sondern auch in Würdigung<br />
des allgemeinen Rechtsempfindens,<br />
forderte der basellandschaftliche Staatsanwalt,<br />
Herr Dr. Hasler, anlässlich einer<br />
der letzten Verhandlungen des Krimmalgerichtes<br />
eine exemplarische Bestrafung der<br />
drei Angeklagten. Ihre Tat wurde als « Raub<br />
in gemeinschaftlicher Ausführung» qualifiziert<br />
und musste demgemäss auch abgeurteilt<br />
werden. Das Kriminalgericht verurteilte gemäss<br />
Antrag den Hauptanstifter zu zwei Jahren<br />
und neun Monaten Zuchthaus, den zweiten<br />
Angeklagten zu zwei Jahren und drei Monaten<br />
Zuchthaus und den dritten Gehilfen zu<br />
zwei Jahren Zuchthaus. Alle drei Angeklagten<br />
wurden zudem noch auf die Dauer von<br />
fünf Jahren in ihren bürgerlichen Rechten<br />
eingestellt und haben gemeinsam die Kosten<br />
zu tragen. Die Untersuchungshaft<br />
ihnen angerechnet.<br />
wurde<br />
Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sich<br />
die drei Wegelagerer nach Verbüssung ihrer<br />
84 Monate dauernden Strafe das nächstemal<br />
etwas gründlicher überlegen, ob es sich lohnt,<br />
ahnungslose Automobilisten zu überfallen.<br />
Vom verkehrspolitischen Standpunkt aus<br />
kommt im Urteil des basellandschaftlichen<br />
Kriminalgerichtes die Auffassung zum Ausdruck,<br />
dass, abgesehen von den Motiven der<br />
Bedrohung und Beraubung, unter allen Umstände^<br />
die Sicherheit der Landstrasse geschützt<br />
und aufrechterhalten werden muss.<br />
Besonders die Schweiz als Touristen- und<br />
Reiseland hat alles Interesse daran, auch das<br />
Leben und Eigentum der Automobilisten zu<br />
schützen, ansonst wir leicht in den Verruf<br />
kommen könnten, dass Nachtfahrten bei uns<br />
mit gewissem Risiko verbunden seien.<br />
Wie dringend es aber auch nötig ist, unter<br />
diesem Gesindel aufzuräumen, geht aus einem<br />
kürzlich erfolgten neuen Diebstahl hervor. In<br />
einer der letzten Nächte stellten sich zwei<br />
Burschen in der Au zwischen Horgen und<br />
Wädenswil auf die vielbefahrene linksufrige<br />
Zürichseestrasse und veranlassten ein entgegenkommendes<br />
Auto zum Anhalten. Die<br />
beiden Strolche gaben sich als « Automobilkontrolle<br />
» aus, worauf der gutgläubige Automobilist<br />
hereinfiel, ohne die Legitimation zu<br />
verlangen. Dem Begehren auf Vorzeigen der<br />
Verkehrsbewilligung wurde seitens des Fahrers<br />
entsprochen, zu welchem Zweck er sein<br />
Portefeuille herauszog. Diesen Moment benützten<br />
die Burschen, um die Brieftasche dem<br />
Automobilisten zu entwenden und damit zu<br />
verschwinden.<br />
Einerseits beweist dieses neueste Vorkommnis<br />
eine Gutgläubigkeit und auch eine<br />
gewisse Naivität seitens eines Autofahrers,<br />
anderseits aber wird wiederum dokumentiert,<br />
dass der Automobilist nächtlichen Begegnungen<br />
äusserst reserviert entgegenzutreten hat.<br />
In Zukunft wird man sich eben aus derartigen<br />
Vorkommnissen die Lehren ziehen und nur<br />
noch dort anhalten, wo man durch uniformierte<br />
Polizei darum ersucht wird, oder wo<br />
ein sichtbarer Grund dafür vorliegt. Wir<br />
hoffen, dass es den Behörden gelingt, auf<br />
den kantonalen Strassennetzen auch zur<br />
Nachtzeit diejenige Sicherheit zu gewährleisten,<br />
die jeder Bürger beanspruchen kann.<br />
Die jüngsten Vorgänge in Basel dokumentieren<br />
mit aller Deutlichkeit, dass man bei<br />
Ueberfällen es vielfach mit einer Sorte von<br />
Gaunern zu tun hat, denen das menschliche<br />
Leben Nebensache, Geld hingegen Hauptsache<br />
ist. Irgendwelche Rücksichten würden<br />
nur das Gegenteil des Erwünschten nach sich<br />
ziehen. Nur drakonische Strafen und Versorgung<br />
derartiger Elemente für längere Zeit<br />
an Orte, wo sie der Menschheit keinen Schaden<br />
mehr zufügen können, vermögen dem<br />
Strassenverkehr die notwendige Sicherheit<br />
zurückzugeben.<br />
-my-<br />
Cva > enz'V4&a t l«^ha'<br />
Die Neuregelung der Motorfahrzeugbesteuerung<br />
in Frankreich belastet hauptsächlich<br />