E_1934_Zeitung_Nr.012
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Bern, Dienstag, 13. Februar <strong>1934</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 12<br />
Dem im Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig, erschienenen<br />
« Heldenbuch der Arktis », des kiirzfängers<br />
«Bratvaag» im Sommer 1930 Andrees<br />
hüllt, bis Gunnar Hörn an Bord des Robbenlioh<br />
verstorbenen grönländischen Polarforschers<br />
Knud Rasmussen, entnehmen wir das folgende letztes Lager auf Vitö, nordöstlich von Spitzbergen,<br />
entdeckte.<br />
interessante Kapitel :<br />
Richard E. Byrd, der erfahrene Arktisflieger,<br />
schreibt über die Polarforschung aus<br />
Die aufgefundenen Tagebücher machen es<br />
möglich, den Flug des «Adler» zu verfolgen.<br />
der Luft:<br />
Andree musste schon am ersten Tag Ballast<br />
«Ein Schauer schüttelt den fliegenden Entdecker,<br />
wenn er mit einer Geschwindigkeit<br />
abwerfen, weil die Gondel immer wieder aufs<br />
Eis schlug. Am nächsten Tag schickte er<br />
von 2Y* bis 3 km/St, in der Minute über die<br />
vier Taubenposten ab, von denen eine aufgefangen<br />
wurde. Die Gondel schleifte wieder<br />
Arktis braust. Der Hundeschlitten braucht<br />
da unten auf dem verschneiten Land und<br />
über das Staueis. Sie hob sich zwar noch<br />
Eis einen Monat, um dieselbe Strecke zurückzulegen,<br />
über die der Flieger in einem Tage<br />
einmal, aber nur für eine kurze Galgenfrist.<br />
Am 14. Juli landete Andree bei fast 83 Grad<br />
hinjagt. Der Wanderer duldet Mühe und Entnördlicher<br />
Breite auf dem Eis nördlich von<br />
- behrurtgen, der Flieger sitzt bequem in sei-<br />
Spitzbergen, 300 km vom nächsten Land ent-<br />
nem Flugzeug. Aber auch er hat viel gewagt.<br />
Wenn er zur Notlandung gezwungen<br />
wird, mag er körperlich unversehrt bleiben,<br />
er weiss doch niemals, ob er seinen Stützpunkt<br />
gesund erreichen wird. Diese Gefahr<br />
schwindet indes mehr und mehr, je. zuverlässiger<br />
unsere Flugzeuge werden; diese sind<br />
allerdings nur zu gewissen Zeiten in der<br />
Arktis verwendbar. Der Flug ist auch unter<br />
den besten Bedingungen weniger sicher als<br />
der Marsch. Die Hauptaufgabe des Fliegers<br />
liegt beim heutigen Stande der Flugtechnik<br />
darin, festzustellen, welche Gegenden wissenschaftlich<br />
genauer zu untersuchen sind.<br />
Diese feinere Kleinarbeit muss die Schlitten-<br />
Expedition leisten, denn die Möglichkeiten<br />
"genauer Beobachtung aus der Luft sind begrenzt.»<br />
S. A. Andree.<br />
So weit sind wir heute auf dem Gebiet<br />
des Polarfluges. Den ersten Schritt auf diesem<br />
Wege tat der schwedische Ingenieur<br />
S. A. Andree vor 35 Jahren. Er hatte sich<br />
mit der Technik der Ballonfahrt beschäftigt<br />
und fasste den kühnen Gedanken eines Polarfluges.<br />
Zu jener Zeit gab es weder lenkbare<br />
Luftschiffe noch Flugzeuge. Andree suchte<br />
und fand Geldgeber und Hess sich einen Ballon,<br />
den «Adler», von 4300 Kubikmeter Inhalt<br />
aus bester Seide herstellen. Eine geschlossene<br />
Gondel diente als Schlafraum, ihr Dach<br />
als Beobachtungsstand. Andree hatte sogar<br />
die Möglichkeit entdeckt, den Ballon mit<br />
Hilfe von Schleppseilen bis zu einem gewissen<br />
Grade lenkbar zu machen. Für den Notfall<br />
war er mit einem Segeltuchboot und<br />
Reichten Handschlitten ausgerüstet. In Knud<br />
Fränkel und Niels Strindberg fand er z.wei<br />
mutige Begleiter.<br />
Der Flug sollte 1896 von der Däneninsel<br />
bei Spitzbergen aus angetreten werden, aber<br />
der Aufstieg gelang erst am 11. Juli 1897.<br />
Dabei geschah das Unglück, dass die beiden<br />
unteren Dritteile der Schleppleinen liegenblieben.<br />
Der «Adler» flog ohne sie über das<br />
Meer.<br />
Am 15. Juli schoss ein norwegischer Robbenfänger<br />
eine Brieftaube, die zwei Tage<br />
vorher von Andree abgelassen war. 1899 und<br />
1900 wurden zwei Flaschenposten gefunden,<br />
die beide am Tag des Aufstiegs abgeworfen<br />
waren. Alle später aufgefischten Bojen waren<br />
leer. Andrees Schicksal blieb in Dunkel ge-<br />
Die ewige Wahrheit.<br />
Roman von Oskar Sonnlechner.<br />
Verlag von Philipp Reclam jun., Leipzig.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)<br />
Als sie in dunkler Nacht durch die Waldwege<br />
des Mönchsberges heimwärts wanderten,<br />
da wusste Jul so manches über die beiden<br />
geheimnisvollen Fremden.<br />
Sie leben in Batavia und schwärmten von<br />
ihrem Bungalowhaus in Parapatan, dem eleganten<br />
Wohnviertel der meisten Europäer.<br />
Sie erzählten von der sinnberückenden<br />
Schönheit des Parkes um ihr Haus, mit seinen<br />
Palmen, Orchideen und Riesenfarnen,<br />
von dem Zauberreiz der Tropennähe unter<br />
dem Leuchten des südlichen Kreuzes, wie<br />
das Leben so ganz anders: wie hier, berauschend,<br />
bezaubernd, aber auch lähmend und.<br />
erschlaffend.<br />
Als Arzt wirke er dort, sich vor allem dem<br />
Studium der Tropenkrankheiten widmend,<br />
und nach seinen nur bescheiden angedeuteten<br />
Worten war e. in den Diensten der Regierung<br />
der führende Mann seines Berufes,<br />
vor allem durch seine Tätigkeit am Militärhospital<br />
in Weltevreden. Nun aber, nach ununterbrochenem-<br />
siebenjährigem Aufenthalt<br />
Arktische Flüge<br />
fernt. Er machte sich auf den Weg zum<br />
grossen Vorratslager auf Franz-Joseph-Land.<br />
Der Weg war unendlich mühselig. Das<br />
Eis war von grossen Pfützen bedeckt, von<br />
unübersteiglichen Stauwällen und grossen<br />
Rinnen offenen Wassers durchzogen. Dazu<br />
brachte die Eisdrift die Wanderer immer<br />
wieder in falsche Richtung. Andree gibt nach<br />
zwölf Tagen, in denen sie zum Teil von erlegten<br />
Bären gelebt haben, Franz-Joseph-<br />
Land als Ziel auf und strebt den Siebeninseln<br />
vor der Nordküste Spitzbergens zu.<br />
Auch das misslang, die Drift entführte ihn<br />
südwärts. Endlich richteten sich die drei<br />
Männer zur Ueberwinterung auf einer Eisscholle<br />
ein. Am 15. September kommt Vitö<br />
in Sicht. Sie bauen sich auf ihrer Eisscholle,<br />
mit der sie östlich an der Küste entlang treiben,<br />
eine Schneehütte. Am 2. Oktober scheitert<br />
die Eisscholle nahe der Südküste von<br />
Vitö. Andree und seine Begleiter gewinnen<br />
das Land. Andrees Tagebuch schliesst mit<br />
der ersten Oktoberwoche ab. Strindbergs<br />
Kalender enthält noch eine Eintragung vom<br />
17. Oktober. Von da an ist Schweigen. Strindberg<br />
muss der erste Tote gewesen sein, denn<br />
seine Leiche war ordentlich bestattet. Später<br />
starben Andree und Fränkel fast gleichzeitig<br />
in ihrem Zelt. Sie sind nicht verhungert,<br />
sondern wahrscheinlich in ihrer mangelhaften<br />
Bekleidung erfroren.<br />
Zum Nordpol.<br />
Der amerikanische <strong>Zeitung</strong>smann W. Wellmann<br />
versuchte in den Jahren 1906 und 1909<br />
zweimal vergeblich von Spitzbergen zum<br />
Nordpol zu fliegen. 1910 kam eine deutsche<br />
Kommission nach Spitzbergen, um die Möglichkeiten<br />
des Zeppelinfluges über die Arktis<br />
zu prüfen. Der erste Polarflug war dem russischen<br />
Leutnant Nagurski vorbehalten. Er<br />
startete 1914 mit einem Farman-Wasserflugzeug<br />
zu mehreren Flügen von der Kreuzbucht<br />
an der Nowaja Semlja. Er überflog sowohl<br />
die westlichen Küstenstrecken der Insel als<br />
auch Teile des Barrentsmeeres.<br />
Amundsen erwarb im Jahre 1922 ein Junkersflugzeug<br />
und nahm es an Bord der<br />
«Maud» von Seattle nach Norden mit. Er<br />
wollte damals die «Maud» an der Wrangelinsel<br />
ins Eis setzen und die Polardrift versuchen,<br />
änderte aber diesen Plan und landete<br />
statt dessen mit dem Piloten Omdahl bei<br />
Point Hope, um von da über den Nordpol<br />
im Lande, entnervt und zerrüttet, wie jeder<br />
Europäer nach so langer Zeit, seien sie nach<br />
Europa geflüchtet. Zwei Jahre gedächten sie<br />
sich hier aufzuhalten. Aber nicht nur der<br />
Erholung, der sie sehr bedürfen, sollen sie<br />
gewidmet sein, auch seiner Wissenschaft,<br />
dem Studium. Die ersten zwei Monate ihres<br />
Urlaubes hätten sie in Leyden verbracht, allein,<br />
dort sei er eigentlich mehr Lehrmeister<br />
wie Lernender gewesen und habe nicht nur<br />
der Jugend, sondern auch seinen gelehrten<br />
Kollegen an der dortigen Hochschule über<br />
Tropenkrankheiten gelesen. Da wurde selbst<br />
er, der sonst so Schweigsame, gesprächig,<br />
und seine Augen wurden warm, als er begeistert<br />
von seinen Freunden, den Bazillen<br />
erzählte, die er mit zahllosen gelehrten Namen<br />
aufmarschieren Hess, wie wenn er von<br />
den Heerscharen des Himmels spräche.<br />
Nun aber gälte neben der Erholung sein<br />
Aufenthalt auch den medizinischen Hochburgen<br />
in Europa, denn, abgesehen von seinem<br />
Fach, sei doch hier einzig und allein die<br />
Möglichkeit gegeben, sich zu vervollkommnen.<br />
Morgen sei er für einen Tag bei Professor<br />
Obergehtmann in München, wohl einem<br />
der bedeutendsten Bakteriologen Europas.<br />
Er freue sich schon.<br />
«Denken Sie bei Ihren Plänen nicht auch<br />
an Wien, Herr Doktor?» Das leise Zittern<br />
seiner Stimme fühlte Jul bei der scheinbar<br />
nach Spitzbergen zu fliegen. Im Mai 1923<br />
war alles klar, da ging das Flugzeug bei<br />
einem Probeflug entzwei. In jenem Frühjahr<br />
1923 hielt sich der Schweizer Walter Mittelholzer<br />
auf Spitzbergen auf, um Amundsen<br />
nötigenfalls zu Hilfe zu kommen. Er hat sich<br />
durch seine vortrefflichen Flugaufnahmen von<br />
Spitzbergen einen Namen gemacht.<br />
1924 sandte die Universität Oxford ihre<br />
dritte arktische Expedition unter George Binney<br />
aus. Spitzbergen war der Stützpunkt für<br />
einige Flüge mit dem Wasserflugzeug zum<br />
Zweck der Vermessung durch Aufnahmen.<br />
Der berühmte Nordpolflug von Amundsen<br />
und Ellsworth leitet im Jahre 1925 einen<br />
neuen Abschnitt der Polarfliegerei ein;<br />
Amundsen und Ellsworth starteten mit zwei<br />
Dornierwalen am 21. Mai 1925 von der<br />
Königsbucht auf Spitzbergen. Sie hatten in<br />
Riiser Larsen, Omdahl und Dietrichsen hervorragende<br />
Piloten gewonnen.<br />
Nach achtstündigem Flug, als eigentlich<br />
ihrer Berechnung nach der Nordpol erreicht<br />
sein sollte, mussten sie in der ersten offenen<br />
Wake wassern, die kaum gross genug war,<br />
die beiden Flugzeuge aufzunehmen. Die Hälfte<br />
des Treibstoffes war verbraucht. Der Misserfolg<br />
war der Abdrift durch heftigen Wind<br />
zuzuschreiben. Die Landungsstelle lag bei<br />
87 ° 44' nördlicher Breite. Ehe die Flugzeuge<br />
wieder aufsteigen konnten, war die Wake zugefroren.<br />
Es kostete 25 Tage harter Arbeit,<br />
den Platz notdürftig für den Start zu ebnen.<br />
Das eine Flugzeug wurde zurückgelassen, das<br />
andere stieg mit sechs Mann an Bord nach<br />
fünf lebensgefährlichen Startversuchen endlich<br />
auf. Wäre das Flugzeug nicht hochgekommen,<br />
so hätten Amundsen und Ellsworth<br />
nach dem 700 km entfernten Grönland<br />
wandern müssen. Es ist sehr zweifelhaft, ob<br />
ihnen das gelungen wäre. Das Flugzeug landete<br />
wohlbehalten in der Königsbucht. Es<br />
hatte 100 000 Quadratkilometer unbekannte<br />
Erdoberfläche überflogen, ohne Land zu sichten.<br />
Zwei Echolotungen am Landungsplatz<br />
hatten eine Tiefe von 3750 m ergeben, bestätigten<br />
also Nansens Annahme eines tiefen<br />
Polarbeckens.<br />
Richard Byrd unternahm als Mitglied der<br />
Mc Millan-Expedition im Jahre 1925 seine ersten<br />
Arktisflüge von Etah über Ellesmereland<br />
zum Heurekasund und beschloss seine Versuche<br />
mit dem ersten Flug über das Inlandeis<br />
Grönlands. Er benutzte ein sogenanntes<br />
Amphibium, das sowohl landen als wassern<br />
kann. Seine Flüge führten zum grössten Teil<br />
über bekanntes Gebiet, hatten also nur fliegerische,<br />
aber keine geographische Bedeutung.<br />
Byrd flog aber dann am 9. Mai 1926 mit<br />
dem Piloten Boyd Benett von der Königsbucht<br />
auf Spitzbergen zum Nordpol. Er legte<br />
die Entfernung von 1400 km in acht Stunden<br />
zurück. Damit wurde zum erstenmal ein Erdpol<br />
überflogen. Das Unternehmen war vom<br />
Wetter begünstigt, das Flugzeug kehrte ohne<br />
Abweichung von der Strecke zielsicher an<br />
den Startplatz in der Königsbucht zurück.<br />
Im gleichen Jahre flogen auch Amundsen<br />
und Ellsworth mit dem Luftschiff «Norge»<br />
über den Nordpol. Sie wählten den Flugweg<br />
über bisher unbekanntes Gebiet und bestätigten<br />
die Annahme eines tiefen Polarbeckens.<br />
unverfänglichen Frage, und seine Augen<br />
mieden die schöne Frau, die schweigend ihm<br />
gegenüber sass.<br />
«Ich denke vielleicht auch an Wien, aber<br />
nicht in der nächsten Zeit.»<br />
Mit gesenktem Kopf lauschte der junge<br />
Offizier, und tausend Gedanken wirbelten<br />
ihm durch das Hirn.<br />
Schweigend horchte sie den beiden Männern,<br />
nur hie und da ein Wort, einen Satz<br />
einwerfend, bis sie langsam von sich selbst<br />
zu erzählen begann.<br />
«Kennen Sie Canterbury? Oh, es ist auch<br />
sehr schön. Dort ist meine Heimat.»<br />
Und mit warmen Worten, fast schwärmend,<br />
erzählte sie von den endlosen Weiden<br />
und Wiesenflächen an den Ufern des klarrieselnden<br />
Stour, von den engen Strassen<br />
mit den hohen Giebeldächern und Spitzfenstern,<br />
an die sie gerade hier in Salzburg so<br />
sehr erinnert werde, und dass ihr diese ruhige<br />
Einfachheit mehr sage, wie aller Tropenzauber.<br />
Als junges Mädchen kam sie mit<br />
ihrem Vater nach Singapore, als sein Regi-<br />
Meine Berge<br />
Von Rudolf Faes.<br />
Dort seh' ich der Berge erhabenen Kranz,<br />
Getaucht in den abendlich purpurnen Glanz<br />
Der scheidenden Sonne, die sachte versinkt.»<br />
Und schon an dem Himmel, dem dunkelnden,<br />
blinkt<br />
Erwachender Sterne mildglänzendes Licht,<br />
Das golden in schimmernden Gletschern sich<br />
bricht.<br />
Auch hab' ich im Kampfe sie oftmals erblickt,<br />
Von grollenden, flammenden Blitzen umzuckt,<br />
Von Donner bedrängt und von Wolken<br />
bestürmt,<br />
Die finster sich um ihre Häupter getürmt.<br />
Doch, war dann vorüber die tosende Schlacht,<br />
Erstrahlten sie vor mir in einstiger Pracht.<br />
Und fragt ihr, warum auch das herbste<br />
Geschick<br />
Nicht trüben mir konnte den mutigen Blick,<br />
Dann schau' ich empor zu dem trotzigen Kreis<br />
Der Firne und geb' das Geheimnis euch preis:<br />
Ich trage das Bild meiner Berge so hehr,<br />
Im Leben durch all meine Tage einher!<br />
Die «Norge» war in Italien unter Leitung des<br />
Generals Umberto Nobile gebaut. Nobile<br />
selbst steuerte das Luftschiff während des<br />
Polarfluges. Die «Norge» war 120 m lang<br />
und hatte 20 Tonnen Luftverdrängung. Drei<br />
Motoren zu je 250 Pferdekräften gaben ihr<br />
einen Bewegungsbereich von 5600 km Halbmesser,<br />
70 Fahrtstunden je 80 km gerechnet<br />
Am 11. März 1926 war alles klar zum Aufstieg.<br />
Die Ausrüstung bestand aus Zelten,<br />
Schlafsäcken, Jagdgewehren mit Schiessbedarf,<br />
Schlitten und einem grossen Segeltuchboot,<br />
die Verpflegung aus Pemmikan,<br />
Schokolade, Haferkeks und Milchpulver, alles<br />
für 16 Köpfe auf zwei Monate berechnet.<br />
Ellsworth schreibt: «Zwei Stunden nach<br />
dem Start von der Königsbucht waren wir<br />
über dem Packeis. Herrliches Wetter! Die<br />
Sonne schien grell, der walfischförmige<br />
Schatten der .Norge' glitt über die glitzernde<br />
Schneefläche. Nur- an einzelnen Stellen hatte<br />
der Wind das Eis in offenen Waken aufgestaut.<br />
Drei Weisswale wälzten sich unter<br />
dem schützenden Schild einer Eisscholle.<br />
Einige Eisbären schwammen in den Waken<br />
und Hessen beim Tauchen das Wasser in<br />
Säulen aufspritzen.<br />
Bei 83^ Grad nördlicher Breite verloren<br />
wir die Gipfel von Spitzbergen aus Sicht. Damit<br />
war das letzte Stück der lebendigen Welt<br />
verschwunden. Nebelbänke deckten stellenweise<br />
die Eissfläche und bauschten sich unter<br />
uns wie ein Meer flockiger Wolle. Beim<br />
88. Breitengrad gingen wir von 1800 auf 3000<br />
Meter Höhe, um über dem Nebel zu bleiben.<br />
Drei Stunden später näherten wir uns schon<br />
dem Pol. Der Nebel war verschwunden, die<br />
Sonne schien hell. Es war windstill. Der<br />
Navigationsoffizier hatte die letzten Stunden<br />
mit seinem Sextanten an einem der Steuerbordfenster<br />
zugebracht. Plötzlich rief er:<br />
,Wir sind da!' Wir stellten die Motoren ab<br />
und gingen auf 300 m herunter. Mit ent-<br />
ment dorthin versetzt wurde. Bis sie im<br />
Hafen von Batavia und im Hafen der Ehe<br />
landete.<br />
«Sie leben in Wien?» Wie aus einem Traum<br />
aufgestört hörte Jul die Frage ihres Mannes.<br />
«Man sagt, eine schöne Stadt.»<br />
Nun erzählte er. In schwärmerischen Worten<br />
überbot er sich, mit "leuchtenden Augen<br />
stieg vor seinen Zuhörern ein Paradies auf,<br />
an das nichts in dieser Welt heranreiche,<br />
und als er in begeisterter Beredsamkeit<br />
nichts mehr zu bieten vermochte, da fiel ihm<br />
zum Glück noch die medizinische Fakultät<br />
ein... die medizinische Fakultät... die Nährmutter<br />
alles Wissens, der Brunnen aller<br />
Weisheit, an der kein Arzt vorübergehen<br />
dürfe.<br />
Und wartete auf eine Antwort... die nicht<br />
kam.<br />
Aber Jul gab seine geheimen Hoffnungen<br />
nicht auf, und mit flammenden Worten fuhr<br />
er in seinen verführerischen Schilderungen<br />
fort, erinnerte sie an die Bedeutung von<br />
Wien als führende Musikstadt, der Stadt, in<br />
der Beethoven, Mozart, Haydn und Franz<br />
Schubert den Weg der Unsterblichkeit gegangen,<br />
der Stadt, die die Wiege eines Johann<br />
Strauss gewesen, und wer nicht den<br />
Klängen eines Walzers an den Hängen des<br />
Wiener Waldes gelauscht, der habe die berauschende<br />
Süssigkeit dieser Musik niemals<br />
wahrhaft empfunden... es sei doch unmöglich,<br />
das sie einstmals heimkehren, ohne in<br />
Wien gewesen zu sein... aber da waren es<br />
nur die Augen der schönen Frau, die bei seinen<br />
Erzählungen aufleuchteten.<br />
«Nur deshalb möchte ich in Wien gewesen<br />
sein.»<br />
(Fortsetzung folgt.)