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E_1934_Zeitung_Nr.091

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N° 91 - <strong>1934</strong><br />

von Gesellschaftswagen von Bedeutung, denn<br />

gerade im Karosseriebau finden sehr viele<br />

Berufsarten Beschäftigung. Aus den Reisen<br />

selbst aber fliessen bedeutende Einnahmequellen,<br />

die wiederum nur unserem Lande<br />

zueute kommen.<br />

Das Roh- und Baumaterial<br />

im Gesellschaftswagenbau.<br />

Dr. Ing. M. König, Zürich.<br />

Der heutige Gesellschaftswagen stellt in<br />

seinein Aufbau eine Kompilation der Arbeit<br />

der verschiedensten Firmen und der verschiedensten<br />

Industrien dar. Die sich auch dem<br />

Nichtfachmann aufdrängende, bekannte Aufteilung<br />

eines Motorfahrzeuges in<br />

Fahrgestell (Chassis) und Räder,<br />

Motor, Getriebe, Steuerung,<br />

Kastenaufbau (Karosserie)<br />

weist noch lange nicht auf alle am Wagen<br />

in fertigen Teilen vertretenen Industrien hin.<br />

Neben Fahrgestell- und Motorfabrikant, der<br />

das Chassis gewöhnlich von einem mit den<br />

notwendigen Pressen ausgerüsteten Spezialisten<br />

bezieht und neben dem eigentlichen Karossier,<br />

der das Kastengerippe, den Kastenausbau<br />

und die Ausstattung übernimmt, gehen<br />

die Wagen unter Umständen in weitere<br />

Werkstätten zur Verblcchung oder zum Gesamtanstrich<br />

usw. Schon der engere Begriff<br />

des Karosseriebaues utnfasst Berechnung und<br />

Konstruktion, Schmiede und Schlosserei,<br />

Schreinerei, Sattlerei usw. Diese Arbeitsteilung<br />

hat insofern ihre gute Seite, als sie eine<br />

wirtschaftlichere Ausnützung von Spezialwerkzeugen<br />

und Selbständigkeit im kleineren<br />

Rahmen ermöglicht.<br />

Nur in sehr seltenen Fällen, in unserem<br />

Lande überhaupt nicht, werden der Zusammenbau<br />

eines Gesellschaftswagens und die<br />

Herstellung aller seiner Teile als Fertigprodukte<br />

von einem einzigen Werk oder auch<br />

nur von einer einzigen Firma vorgenommen.<br />

Mitbegründet sind diese Verhältnisse durch<br />

das fast vollständige Fehlen der Möglichkeit<br />

der serienmässigen Herstellung. Die Regel<br />

bei uns ist die Einzelausführung für Spezialanforderungen,<br />

wie sie sich etwa ergeben aus<br />

der Art und Grosse der Fahrstrecke, der<br />

Fahrgeschwindigkeit und Fahrdauer, dem<br />

notwendigen Nutzraum etc. Diese Faktoren<br />

wirken sich nicht nur im Aufbau und in der<br />

Organisation der Karosserieindustrie aus, sie<br />

beeinflussen auch das Produkt selbst, resp.<br />

die zur Verwendung gelangenden Rohstoffe.<br />

Aus dem Zusammensetzspfel der Fertigprodukte<br />

verschiedener Firmen zum Gesellschaftswagen<br />

erklärt sich auch sein zum Teil<br />

unharmonischer Aufbau. Diese Einzelteile des<br />

Fahrzeuges sind nicht restlos aufeinander abgestimmt,<br />

weil ihre Formgebung eben nicht<br />

nur durch die Forderungen des Gesamtproduktes<br />

geleitet ist, sondern vielfach ebensosehr<br />

durch die Verhältnisse im Herstellungswerk,<br />

durch Rücksicht auf das Zusammenpassen,<br />

auf den Transport etc. Wenn Gesellschaftswagen<br />

in allen ihren Teilen und in<br />

ihrem Gesamtaufbau an einer einzigen Zentralstelle<br />

entworfen und gebaut würden, verschwände<br />

z. B. sicherlich bald die Anomalie<br />

des unabhängigen, sich selbst tragenden Kastens<br />

auf einem besonderen Fahrrahmen<br />

(Chassis), der mit Rücksicht auf alternative<br />

Anforderungen gebaut wurde. Es würde sich<br />

der chassislose Gesellschaftswagen entweder<br />

mit Gerippefachwerk oder als gerippefreier<br />

Rohrträger rascher durchsetzen. In der Form<br />

von Nutzfahrzeugen besitzen auch wir schon<br />

eine Reihe solcher Konstruktionen; im Gesellschaftswagen,<br />

mit ganz seltenen Ausnahmen,<br />

sind dagegen erst Führerkabine und Passagierraum<br />

ineinander verschmolzen.<br />

Die Vielheit der an der Gestaltung eines Gesellschaftswagcns<br />

beteiligten Kräfte spiegelt<br />

sich, wie schon angedeutet, auch in der Mannigfaltigkeit<br />

der zur Verwendung gelangenden<br />

Baustoffe. Um über dieselben einigermassen<br />

übersichtlich referieren zu können, ist es nötig,<br />

methodisch vorzugehen, zu ordnen und<br />

zusammenzufassen. Ein Aufzählen der tausend<br />

verschiedenen Fahrzeugteile und ihrer<br />

Baustoffe geht nicht.<br />

N'ach Art und Sammelbegriff sind im Gesellschaftswagenbau<br />

die folgenden wichtigeren<br />

Rohstoffe vertreten und zu nennen:<br />

Metalle, Holz, Leder, Gummi, Farben und<br />

Lacke, Glas, Papier und Stoff, Kunstharze.<br />

Unter Rohstoff ist das Baumaterial in der<br />

Form zu verstehen, wie es z. B. der Chassisbauer,<br />

der Motorfabrikant etc. bezieht, also in<br />

den meisten Fällen (eine Ausnahme macht<br />

der Guss) als sogenanntes Halbfabrikat. Die<br />

Lieferformen der Halbfabrikate durchlaufen<br />

zur Zeit eine Periode ausgesprochener Wandlung,<br />

die sich aus immer engerer Zusammenarbeit<br />

zwischen Konstrukteur und Lieferwerk<br />

erklärt. Während vor nicht langer Zeit der<br />

Materialeinkauf einer Konstruktionsfirma fast<br />

wahllos genügend Profile, Bleche und sonstiges<br />

Rohmaterial auf Lager hielt und die<br />

Werkstätte nach Bedarf davon bezog und abschnitt,<br />

wird heute fast durchwegs von Fall<br />

zu Fall konstruiert, hcrausgezeichnet und das<br />

Material den effektiven Bedürfnissen angepasst<br />

bestellt; Bleche kommen im Zuschnitt,<br />

Profile auf Länge und unter Umständen auf<br />

Gehrung geschnitten und gebogen. Schon im<br />

Walzwerk erhalten die Halbfabrikate indi<br />

viduelle Form.<br />

Eine nähere Fixierung und Präzislerun;<br />

gibt die Klassifizierung der Baustoffe aus dem<br />

Gesichtspunkte des Konstrukteurs; sie reduzieren<br />

sich für den letzteren auf zwei<br />

pen, und zwar in<br />

a) Konstruktionsbaustoffe;<br />

b) Zubehör- und Hilfsstoffe (Innenausbau<br />

Ausstattung, Armaturen).<br />

Die Konstruktionsbaustoffe müssen in ih<br />

ren physikalischen und mechanischen Kennwerten,<br />

wie spezifisches Gewicht, Dehnung,<br />

Bruchfestigkeit-etc., gewisse Werte einhalten,<br />

aber auch für die meisten der Zubehörstoff<br />

bestehen Qualitätsvorschriften. Es erscheint<br />

zweckmässiger, die Konstruktionsmaterialien<br />

in den einzelnen Hauptteilen des- Fahrzeuge<br />

für sich zu betrachten; für die Zubehörstoff<br />

dagegen, die in ihrer Bedeutung doch zu<br />

rücktreten, ist es übersichtlicher, unter dei<br />

Stoffbezeichnung die betreffenden Teile de<br />

Gesamtkonstruktion herauszunehmen. Von<br />

den Konstruktionsstoffen sollen nur einige<br />

wichtigere etwas näher spezifiziert werden<br />

eine tabellarische Gesamtzusammenstellung<br />

hätte geringes Interesse, da mit dem ständi<br />

gen Fluss der eigentlichen Gesellschaftswa<br />

genkonstruktion, wie sie sich aus ändernde<br />

Form, Grosse, Geschwindigkeit usw. ergibt,<br />

auch die Baustoffe in ihren Kennwerten stän<br />

dig wechseln.<br />

Das Fahrgestell<br />

(Chassis) besteht im wesentlichen aus zwei<br />

Längsträgern mit versteifenden Querverbin<br />

düngen. Vorn ist die Plattform für den Moto<br />

ausgebildet, hinten und seitlich sind die An<br />

Schlüsse für die Federböcke zur Aufnahme<br />

der Federn, Achsen und Räder. Diese Längs<br />

träger, gewöhnlich als hochstehendes U-Pro<br />

fil ausgebildet, werden im allgemeinen wegen<br />

unregelmässiger Form, welche sich meistens<br />

von der Mitte nach beiden Enden verjüngt,<br />

durch 'Abkanten hergestellt. Für diese Opera<br />

tion einerseits und die harte Ermüdungsbean<br />

spruchung anderseits wird als Baustoff ein<br />

nicht besonders hoch legierter SM-Stahl be<br />

vorzugt, bei welchem mehr Gewicht auf Dehnung<br />

und Kerbzähigkeit als auf hohe Bruch<br />

festigkeit gelegt wird. Die Kennwerte einer<br />

typischen guten Qualität sind etwa:<br />

Bruchfestigkeit 46 kg/mm 2<br />

Streckgrenze 33 kg/mm 2<br />

Dehnung 27—31 %<br />

Die starke Wechselbeanspruchung aller<br />

Chassisteile ist der Grund, dass die meisten<br />

Verbindungen des Fahrgestells noch geniete<br />

sind, was wohl etwas umständlich ist, aber<br />

dafür eine elastische und ermüdungssichere<br />

Konstruktion ergibt.<br />

Dank ihren inherenten Eigenschaften des<br />

geringen spezifischen Gewichtes und der<br />

Rostsicherheit sind auch die vergütbaren Aluminiumlegierungen<br />

hoher Festigkeit für Fahrgestelle<br />

geeignet. Im Lastwagenbau (Anhänger)<br />

haben sich Leichtmetallchassis bereit<br />

eingeführt.<br />

Erprobte, wissenschaftlich definierte Leichtmetallegierungen<br />

sind z. B.:<br />

1. Warmhärtbare, kupferfreie Legierungen<br />

(Anticorodal) mit 32—36 kg/mm 2 Bruchfestigkeit<br />

bei 10—14 % Dehnung;<br />

2. natürlich alternde Legierungen (Avional)<br />

mit 42—50 kg/mm 2 Bruchfestigkeit bei<br />

10—16% Dehnung.<br />

Zum Fahrgestell gehören organisch die<br />

Achsen und Räder. Ueber die ersteren, die<br />

einen ganz allgemeinen Maschinenteil darstellen,<br />

ist nicht viel zu sagen, obschon auch für<br />

sie die Verwendung legierter Stähle, wie etwa<br />

3,5 % Nickel, 0,3 % Chrom, 0,5 % Mangan,<br />

notwendig ist. Die Räder dagegen sind wieder<br />

ein äusserst wichtiges Element der Gesamtkonstruktion,<br />

deren Form und deren Durchbildung<br />

noch nicht angenähert zum Abschluss<br />

gekommen sind. Nebeneinander bestehen noch<br />

immer die beiden Haupttypen der Speichenräder<br />

und der Scheibenräder. Die grosse,<br />

rechnerisch kaum erfassbare Beanspruchung<br />

der Räder ist heute gemildert durch bessere<br />

Strassen und vor allem durch den Superpneu,<br />

dessen Luftkissen sich schützend zwischen<br />

Rad und Strasse legt. Allererste Anforderung<br />

ist Betriebssicherheit, dann folgt Auswechselungsmöglichkeit<br />

und Gewicht; diese Faktoren<br />

sind vielfach ausschlaggebender als der<br />

Preis. Auch die Zukunftschancen der Leichtmetallräder,<br />

die nur halb so schwer sind wie<br />

in Stahl und von welchen bereits einige Konstruktionen,<br />

sowohl gegossen als geschmiedet,<br />

vorliegen und im Betrieb stehen, sind gute.<br />

Prominente Baustoffe für Radkörper sind:<br />

Festigkeit kg/mm 2 Dehnung °/„<br />

Stahlguss 40—5ü 18—22<br />

Spezial SM-Stahl ' 35—45 28—35<br />

Aluminiumlegierungcn<br />

a) Guss 18—22 6—8<br />

b) Geschmiedet 40—45 14—20<br />

Von den übrigen Teilen des Fahrgestells<br />

sind bezüglich Beanspruchung ebenfalls besonders<br />

exponiert die Blattfedern, für welche<br />

Silizium-Mangan-Stahl etwa folgender Zusammensetzung<br />

und Festigkeit nötig ist:<br />

0,5 C, 1.5 Si, 1,0 Mn; Bruchfestigkeit 150<br />

kg/mm 2 , Dehnung 8 %.<br />

Der Motor<br />

eines Gesellschaftswagens unterscheidet sich<br />

im Rahmen unserer Untersuchung nicht von<br />

AUTOMOBIL-REVUE 13<br />

Verkauf: Seehofstraße 16, Zürich 8, TeL 47.410.<br />

Lastwagen für<br />

Schnelltransporte<br />

Durch seine sparsame Betriebsweise<br />

sichert der PANHARD-<br />

Lastwagen seinem Besitzer zum<br />

vornherein einen gross. Vorteil.<br />

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Heuenburg: A. Donzelot<br />

Bern: Grand G3rage Wabern

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