E_1934_Zeitung_Nr.100
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14<br />
zu dem Fenster hinauf, durch das die Gesichter der<br />
Kinder sahen. « Berti, Elli,» schluchzte sie auf.<br />
Die Kinder konnten es nicht hören. Aber ihr<br />
Vater vernahm den Ruf, als er unter das Dach vor<br />
der Haustüre trat, um nach dem Briefkasten zu<br />
schauen. « Ist jemand da? > fragte er.<br />
Die Frau drückte sich in ein Gebüsch, das sie<br />
mit Schnee überschüttete. € Wer ist da? » fragte der<br />
Mann ungläubig und erschrocken.<br />
Da trat sie zögernd vor.<br />
Er wich zurück und tastete nach der Türe, als<br />
ob er sie vor ihr zuziehen wollte.<br />
c Martin! » flüsterte sie und sah ihn flehend an.<br />
Da nahm er seine ganze Festigkeit zusammen:<br />
c Was willst du? » fragte er.<br />
c Bei euch sein! *<br />
« Und er? Hat er dich verlassen? »<br />
« Nein, » sagte sie tonlos. < Wir haben uns getrennt,<br />
als wir sahen, dass unsere Liebe eine Täuschung<br />
war. Bald nachdem ich von euch fortgingl »<br />
« Und jetzt meinst du. dass du nur wiederzukommen<br />
brauchst, damit alles ungeschehen ist? ><br />
schrie er. « Mit welchem Recht kannst du erwarten,<br />
wieder aufgenommen zu werden. »<br />
« Mit keinem Recht, Martin, nur mit aller Hoffnung<br />
und 'Sehnsucht, die mich zu euch trieb. Ich<br />
•weiss, ich tat unrecht. Aiber auch du hast unrecht<br />
getan, Martin. Du hättest mich nicht gleich aufgeben<br />
dürfen. ><br />
« Wie hätte ich dich halten sollen? » wehrte er<br />
sich erbittert, c Eine Frau, die einen Abenteurer<br />
für einen Halbgott hielt. ... Hätte ich auch noch<br />
Schande in den Kauf nehmen sollen? ><br />
«Martin,» bat sie und streckte ihre zitternde<br />
F E U I L L E T O N<br />
Die Magd des Jürgen Doskocil.<br />
Roman von Ernst Wiechert.<br />
(Fortsetzung aus dem. Hauptblatt.)<br />
Jürgen sagte nichts. Er drückte nur die<br />
Finger der linken Hand zur Faust zusammen,<br />
und da er vergessen hatte, dass er Südekums<br />
Arm stützend zwischen diesen Fingern<br />
hielt, erschrak er, als der Schneider<br />
aufschrie. «Nein, nicht du», sagte er verwirrt,<br />
«ich hatte vergessen... ja, komm nun<br />
gut nach Hause... und geh nicht an meinen<br />
Ziegenstall, da liegt die Otterstange... der<br />
Wolf war da.»<br />
Mathias humpelt© lächelnd davon. «Wenn<br />
du ihn kriegst, den Wolf, Simson, dann in<br />
di« Wuhne mit ihm, unters Eis, mit dem<br />
Wolf... Sehr still da unten und sehr dunkel,<br />
für den Wolf...»<br />
Am nächsten Tage nach der Mittagspause,<br />
als Jürgen an die grosse Fichte ging, an der<br />
sie schlugen, blieb das Eisen der Axt im<br />
Stamm stecken und er behielt den Stiel in<br />
den Händen. Als er ihn vor die Augen hob,<br />
Hand nach ihm aus. « Ich halbe dein Haus in Ehren<br />
gehalten. Seit sieben Monaten irre ich ruhelos<br />
in der Welt herum. Jetzt bin ich am Ende. Ich<br />
kann nicht länger ohne euch leben. Nimm mich<br />
zurück, Martin. ><br />
Er reckte sich, als wenn er einen Gegner abwehren<br />
müsste, vor dessen Kraft er zitterte. Die<br />
Frau sah es und wandte sich schon zum Gehen, da<br />
fiel ein Leuchten über sie, dass sie geblendet stehen<br />
bleiben musste.<br />
« Was ist? > fragte sie erschrocken.<br />
< Luise zündet den Weihnachtsbaum an, » sagte<br />
der Mann. Sie blickte mit gefalteten Händen hinauf.<br />
Gleich darauf erklangen jubelnde Stimmen.<br />
« Wer singt? » stammelte die Frau.<br />
c Das Grammophon, » sagte der Mann.<br />
« Sonst haben die Kinder das Weihnachtslied<br />
gesungen! > *<br />
« Ja, aber jetzt ist niemand da, der sie auf dem<br />
« Hannibal Nummer Zwei » !<br />
Vor kurzer Zeit ist in Paris der amerikanische<br />
Abenteurer und Schriftsteller Richard Halliburton<br />
eingetroffen, der der Welt nun von seiner neuesten,<br />
phantastischen Absicht Kenntnis gibt. Halliburton<br />
will nämlich, ganz wie einst Hannibal, über die<br />
Alpen ziehen — und zwar mit einem Elefanten. Er<br />
will dabei genau den gleichen Weg benutzen, den<br />
damals Hannibal zog. Freilich muss man dabei<br />
sah er, dass er zur Hälfte durchgesägt war,<br />
dicht am Eisenblatt. Er sah sich langsam<br />
nach den beiden Kameraden seiner Rotte<br />
um, aber sie verwahrten gerade ihre Kaffeeflaschen,<br />
und sie hatten lange damit zu tun,<br />
denn ihre Finger schienen steif zu sein bei<br />
dem harten Frost. Es waren Kätner, Männer<br />
in seinem Alter, ruhige und schwerfällige<br />
Leute aus dem grünen Dorf. Er hatte<br />
niemals Streit mit ihnen gehabt. Er dachte<br />
nach und erinnerte sich, dass Jonas, der ältere<br />
von beiden, nicht zu sehen gewesen war,<br />
als er mit dem andern die Säge durch den<br />
Fichtenstamm gezogen hatte.<br />
Er riss die Axt aus dem Holz, nahm Säge<br />
und Rucksack und ging zum Holzmeister.<br />
«In eine andere Rotte möcht' ich, bitte»,<br />
sagte er und hielt den Stiel der Axt etwas<br />
in die Höhe. Der Holzmeister fluchte und<br />
wollte, dass es sofort untersucht würde,<br />
aber Jürgen bat ihn, das nicht zu tun. «Der<br />
Frost hat es alles ein bisschen verwirrt»,<br />
sagte er, «und sie haben nicht viel zu essen<br />
zu Hause, da kommen sie schon auf komische<br />
Gedanken.»<br />
So kam Jürgen in eine andere Rotte,<br />
AUTOMOBIL-REVUE 1984 - N" 100<br />
Spiegel der Zeit<br />
Klavier begleiten könnte. Es ist überhaupt niemand<br />
mehr für sie da als Luise.»<br />
« Verzeih mir, > stammelte sie, « verzeih mir »<br />
und setzte dann mit zuckenden Lippen hinzu: « Frieden<br />
allen Menschen auf Erden, die eines guten Willens<br />
sind.»<br />
« Ja, » sagte er leise. « Komm, wir dürfen die<br />
Kinder nicht so lange warten lassen. »<br />
Wie Berthold und Elli in den Salon stürmten,<br />
fanden sie unter dem Baum eine weinende Frau.<br />
Erst zögerten sie erschrocken, dann zogen sie der<br />
sanft Widerstrebenden jubelnd die Hände vom Gesicht<br />
weg und bedeckten sie mit Küssen.<br />
« Mutter, Mutter, nun hat dich der liebe Gott<br />
doch wieder zu uns geschickt. ><br />
« Ja,» nahm der Vater an ihrer Stelle das Wort.<br />
«Er hat eingesehen, dass wir ohne Mutter nicht<br />
Weihnachten feiern können. ><br />
bedenken, dass Hannibal mit 200 Elefanten in Spanien<br />
< startete» und mit einem einzigen in Rom<br />
ankam.<br />
Halliburton sucht nun also einen Elefanten für<br />
den genannten Zweck zu pachten. Einen indischen<br />
Mahout, einen vorzüglichen Elefantenkenner, hat er<br />
schon in Paris ermittelt und engagiert.<br />
In Anbetracht der Empfindlichkeit der Elefanten<br />
gegen Kälte will er besondere Decken besorgen und<br />
Fremde aus weit gelegenen Dörfern, die froh<br />
waren, dass der Riese zu ihnen kam. Denn<br />
sie arbeiteten im Akkord. Aber abends, als<br />
die Bäume blaue Schatten vor dem gelben<br />
Himmel warfen und sie ihre Sachen zusammenpackten,<br />
hielt er Jonas am Arm zurück<br />
und wartete schweigend, bis der Kamerad<br />
nach scheuem Zurückblicken auf dem Steig<br />
in der Dickung verschwunden war.<br />
«Weshalb tust du das?» fragte er bekümmert.<br />
Zuerst leugnete er, mit vielen Beschwörungen<br />
und Flüchen, wie sie dort zu sprechen<br />
pflegten. Aber als Jürgen die Säge von<br />
der Schulter fallen Hess und die rechte Hand<br />
leise auf ihn legte, gestand er alles. Ja, der<br />
Heilige habe es gesagt. Nicht, dass er die<br />
Axt durchsägen solle, nein, aber dass er der<br />
Teufel sei, der auf dem Wege zur Goldenen<br />
Stadt liege und dass er Gott eine Seele entreisse,<br />
die Seele des Mädchens, die er zur<br />
Unzucht gezwungen habe, damit sie ihm<br />
nicht mehr entgehe. Und dass Gott denen<br />
danken werde, die den Teufel austreiben<br />
wurden aus diesem Lande.<br />
«So», sagte Jürgen nur und Hess die Hand<br />
Wärmeflaschen sichern lassen. Ueberhaupt wird<br />
die ganze Reise in Etappen zerlegt, wo jedesmal<br />
Ess- und (für den Elefanten!) Fress-Gelegenheit<br />
vorbereitet werden.<br />
Noch steht nicht fest, woher er den notwendigen<br />
Elefanten bekommt, aber schon hat sich eine Versicherung<br />
bereiterklärt, das Abenteuer regelrecht za<br />
versichern.<br />
Erstaunlich ist allerdings die Zeit, in der Halliburton<br />
den Weg zurücklegen will. Er hofft, in<br />
drei, höchstens vier Tagen die Alpen auf dem Rükken<br />
des Elefanten überstiegen zu haben. Zweck der<br />
ganzen Uebung ist, das Abenteuer Hannibals ein<br />
wenig später noch einmal nachzuerleben, obwohl es<br />
mit dem Auto und dem Motorrad sicher bequemer<br />
ginge.<br />
Paris ohne Cocktail.<br />
Die Inhaber der Pariser Boulevardkaffeehäuser<br />
und Bars sind in trüber Stimmung. Die Gäste verzichten<br />
auf die Aperitifs und Cocktails, ohne die<br />
früher ein animierter Nachmittag oder Abend in<br />
einem mondänen Lokal undenkbar gewesen wäre.<br />
Der Plakatkrieg, der in ganz Frankreich gegen den<br />
Alkohol geführt wird, hat mit einem vollen Sieg der<br />
Alkoholgegner geendet. Die originellsten französischen<br />
Zeichner und Karikaturisten sind aufgeboten<br />
worden, um die verheerenden Folgen des Alkohols<br />
möglichst krass zu veranschaulichen. Emile Zolas<br />
berühmter Roman < Der Totschläger », in dem die<br />
grauenhaften Folgen der Trunksucht an dem Schicksal<br />
eines Pariser Ehepaares in packender Weise<br />
dargestellt wurden, ist mit meisterhaften Illustrationen<br />
in einer billigen Massenauflage verbreitet<br />
worden. Aufklärungsschriften über die nachteiligen<br />
wieder fallen. «Meinen Vater habt ihr gekannt»,<br />
fuhr er nach einer Weile fort», und<br />
meines Vaters Vater, und habt gewusst.dass<br />
sie nie Böses taten. Und nun kommt der Heilige<br />
und sagt, dass ein Teufel unter euch<br />
lebt, und da sammelt ihr Holz, um ihn zu<br />
verbrennen... im Wasser kann man stehen<br />
sein Leben lang, aber da kommt einer und<br />
sagt, dass man nicht im Wasser steht, sondern<br />
im Feuer. Jawohl, ruft ihr, natürlich ist<br />
das Feuer, seht ihr nicht? Ein Hund ist klüger<br />
als ihr. Er hebt die Nase und weiss, dass<br />
Wasser nicht Feuer ist... und er weiss<br />
nichts von Gott und der Goldenen Stadt.»<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
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