E_1935_Zeitung_Nr.001
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N°l<br />
II. Blatt<br />
BERN, 4. Januar <strong>1935</strong><br />
II. Blatt<br />
BERN, 4. Januar <strong>1935</strong><br />
F«.h a<br />
Giftgasgefahr in der Garage.<br />
Jeder Automobilist weiss, dass sein Motor<br />
ein Benzin-Luft-Gemisch für die Arbeitsleistung<br />
benötigt, das durch den hochgespannten<br />
elektrischen Zündkerzenfunken zur Explosion<br />
gebracht wird; er weiss auch, dass<br />
die Abgase, die Produkte der Gasverbrennung,<br />
durch den Auspuff ausgestossen werden.<br />
Diese Abgase, die auch harmlosen<br />
Wasserdampf enthalten, bestehen hauptsächlich<br />
aus zwei giftigen Gasen, aus der weniger<br />
giftigen sogenannten Kohlensäure, wissenschaftlich<br />
richtig gesagt dem Kohlendioxyd<br />
(CO 2 ), und dem sehr giftigen und heimtückischen<br />
Kohlenmonoxyd (CO).<br />
Beide Gase sind farblos und geruchlos und<br />
sagen sich der Wahrnehmungsfähigkeit des<br />
Menschen nicht an. Ohne dass der in der geschlossenen<br />
Garage der Vergiftung Ausgesetzte<br />
das geringste merkt, sättigt sich sein<br />
Blut hauptsächlich mit Kohlenmonoxyd, da<br />
die Affinität desselben zum Hämoglobin, dem<br />
roten Blutfarbstoff, hundertdreissigmal grösser<br />
ist als die des Sauerstoffes, den wir für<br />
die Abwicklung unserer Lebensfunktionen<br />
mit jedem Atemzug in uns aufnehmen und<br />
dem Blut durch die Lunge zuführen müssen.<br />
Das Kohlenmonoxyd, bei erheblicherer Konzentration<br />
auch das Kohlendioxyd, unterbindet<br />
nun die lebenswichtige Sauerstoffaufnahme.<br />
Ausserdem tritt noch eine spezifische<br />
Giftwirkung auf das Nervensystem<br />
hinzu. Und wenn nun der im Stadium der<br />
Vergiftung Befindliche beginnende Schwäche<br />
in den Gliedern verspürt, ist es meistens<br />
schon zu spät. Er fällt um und entschläft<br />
schmerzlos.<br />
Der auf freier Strecke oder vor der Garage<br />
laufende Motor entwickelt natürlich die<br />
beiden giftigen Gase in gleicher Menge wie<br />
zu Beginn des Leerlaufes in der Garage; es<br />
findet aber im Freien ständig eine so starke<br />
Verdünnung mit der atmosphärischen Luft<br />
statt, dass die Auspuffgase hier nicht gefährlich<br />
werden können. In der geschlossenen<br />
Garage aber steigt die Konzentration<br />
der Giftgase mit andauerndem Leerlauf nicht<br />
etwa proportional zu der Zeit, sondern progressiv<br />
an, weil der Motor nach kurzer<br />
Laufzeit nicht mehr reine Luft ansaugen<br />
kann, sondern bereits ein Gemisch von Luft<br />
mit Auspuffgasen erhält. Dadurch wird die<br />
Verbrennung im Motor immer unvollständiger,<br />
und die Folge davon ist eine vermehrte<br />
Erzeugung an Kohlenmonoxyd. Die Gefahr<br />
wächst also .mit längerem Leerlauf sehr<br />
rasch.<br />
CO 2 ist l,529mal so schwer wie Luft, CO<br />
nur O,967mal so schwer, also leichter als<br />
Luft. Beide Gase, die mit einer Temperatur<br />
von etwa 500 Grad Celsius durch den Auspufftopf<br />
fliessen, strömen wirbelnd in der<br />
Atmosphäre und kühlen sich rasch ab. CO 2<br />
fällt langsam zu Boden, CO steigt langsam<br />
in die Höhe. Es findet aber gleichzeitig auch<br />
eine langsame Vermischung der Gase mit<br />
der Luft statt (Diffusion). Damit wird der<br />
ganze Garageraum vergiftet.<br />
Bei einem Konzentrationsgehalt von nur<br />
0,3 Prozent CO tritt der Tod nach 15 Minuten<br />
ein, wogegen wohl erst 25 Prozent CO 2<br />
in ungefähr gleicher Zeit zur Katastrophe<br />
führen. Das Kohlenmonoxyd, CO, wirkt also<br />
rund achtzigmal giftiger als das Kohlendioxyd,<br />
CO 2 . Aber beide Gase lauern auf<br />
den Menschen.<br />
Wie kann man sich vor einer Vergiftung in<br />
der Garage schützen?<br />
Man halte sich an folgende zwei Regeln,<br />
die um so strenger zu beachten sind, je<br />
kleiner der Garageraum ist:<br />
1. Unter allen Umständen bei laufendem<br />
Motor, auch bei grösster Kälte, das Garagetor<br />
vollständig öffnen. Dadurch streichen die<br />
warmen Gase ab und frische Luft strömt<br />
nach.<br />
2. Will man aus irgendwelchen Gründen<br />
den Motor durch längere Zeit in der geöffneten<br />
Garage laufen lassen, so darf man auch<br />
bei geöffnetem Tor nicht in der Garage verbleiben,<br />
sondern hat dieselbe zu verlassen;<br />
man darf auch nicht unter dem Tor stehenbleiben,<br />
sondern muss sich mindestens fünf<br />
Meter von ihm entfernt aufstellen. Um den<br />
Motor nach längerem Leerlauf schliesslich<br />
wieder abzustellen, kann man sich, ohne Folgen<br />
befürchten zu müssen, auf die Zeitdauer<br />
von etwa zehn Sekunden in die vergiftete<br />
Luft begeben, muss dann aber den Raum sofort<br />
wieder verlassen! Erst ungefähr fünfzehn<br />
Minuten nach dem Abstellen des Motors<br />
hat unter der Voraussetzung normaler Garageverhaltnis.se<br />
bei immer offenem Tor der<br />
natürliche Gaswechsel stattgefunden; die<br />
Luft ist wieder rein geworden und der Garageraum<br />
darf dann wieder endgültig betreten<br />
werden.<br />
Wer sich an diese beiden Regeln hält, wird<br />
keiner «Gasvergiftung» erliegen. Es wäre nur<br />
zu wünschen, dass dies allgemein geschähe<br />
und dass die Erfahrenen die Neulinge aufklärten,<br />
damit weitere Unglücksfälle vermieden<br />
würden. Jeder, der ganz gesund die<br />
Garage betrat, den Motor laufen Hess und<br />
nach einiger Zeit den Raum mit starken<br />
Kopfschmerzen, vielleicht dabei sogar etwas<br />
taumelnd, verliess, kann sich sagen, dass er<br />
nur gerade noch im letzten Moment dem Tod<br />
entwischte. +<br />
Eine Belade- und Entladevorrichtung für<br />
Lastwagen. Das Beladen und Entladen von<br />
Lastwagen, namentlich mit schweren Stückgütern,<br />
macht in der Praxis grosse Schwierigkeiten<br />
und bedingt neben erheblichem<br />
Verschiedene Anwenlungsarteii der neuen<br />
Ladevonichtung.<br />
Zeitverlust ziemliche Anstrengungen des Personals.<br />
Diese Uebelstände beseitigt die hier bildlich<br />
wiedergegebene neue Ladevorrichtung.<br />
Am Wagenende ist ein Teil der Brücke als<br />
Ladeplattförm ausgebildet, die mittels Hebel,<br />
die als Parallelführung dienen, und am Fahrgestel'lrahmen<br />
angelenkt sind, gehoben und<br />
gesenkt werden kann. Der Antrieb erfolgt<br />
am vorteilhaftesten hydraulisch vom Fahrzeugmotor<br />
aus. Ueber einen Nebenantrieb<br />
wird eine Oelpumpe angetrieben, welche auf<br />
den Hubzylinder drückt, wodurch die Hebund<br />
Senkarbeit geleistet wird. Je nach Bedarf<br />
kann die Ladeplattform in jeder beliebigen<br />
Höhe angehalten werden. Für die gesamte<br />
Betätigung ist lediglich das Steuerventil zu<br />
bedienen.<br />
Sollen grössere Güter oder Behälter zur<br />
Verladung kommen, so muss ein Anhänger<br />
oder Hubkarren mit der gleichen Ladeeinrichtung<br />
zu Hilfe genommen werden. Verschiedene<br />
Lademöglichkeiten zeigen wir in.<br />
Vergaser u. Zündung<br />
sind oft wie ein launisches Ehepaar:<br />
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