E_1935_Zeitung_Nr.056
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N° 56 — 1!L ÄUTOMOBIL-REVUE<br />
Zur Lage der französischen Automobil-<br />
Industrie. Der Tod Andre Citroens, des genialen<br />
französischen Automobilkonstrukteurs,<br />
hat "wieder einmal mehr die Oeffentlichkeit<br />
mit der Sanierungsaktion des grossen französischen<br />
Automobilwerkes beschäftigt. In<br />
letzter Zeit sind heftige Angriffe auf die jetzigen<br />
Inhaber der Citroen-Werke erfolgt;<br />
diese hätten auf Kosten der Gläubiger die<br />
Werke zu einem den tatsächlichen Wert<br />
stark unterschreitenden Preis an sich gebracht.<br />
Wohl mag der äussere Anschein diesen<br />
Angriff als berechtigt erscheinen lassen,<br />
wobei aber nicht vergessen werden darf,<br />
dass z.B. Michelin als Hauptgläubiger und<br />
heutiger Hauptaktionär die stärksten Abschreibungen<br />
an seinen Forderungen über<br />
sich ergehen lassen musste uud überdies<br />
noch gezwungen war, eigene Kapitalien in<br />
der Höhe von 150 Millionen Fr. zur Verfügung<br />
zu stellen, damit die Automobilproduktion<br />
wieder aufgenommen werden konnte.<br />
Bei dieser Transaktion war zweifellos der<br />
französische Automobilreifen-Konzern in eine<br />
Zwangslage versetzt, da die Citroenkonkurrenz<br />
gegen Michelin opponierte, -was seinen,<br />
Niederschlag hauptsächlich im Erstbereifungsgeschäft<br />
fand. Diese mehr sekundären<br />
Fragen haben allerdings vor der lebenswichtigen<br />
Tatsache zurückzutreten, ob die Werke<br />
in Zukunft wieder zu einem rentablen Unternehmen<br />
gemacht werden können, wobei das<br />
Gewicht der gewaltigen Kapitalien, welche<br />
auf dem Spiel 'standen, in die Wagschale fielen,<br />
hätten doch im Konkursfalle die mit 1042<br />
Millionen Fr. in der letzten Bilanz stehenden<br />
Immobilien nur zu etwa 200 Millionen Fr.<br />
veräussert werden können.<br />
Selbstverständlich wird für die zukünftige<br />
Rentabilität des reorganisierten Werkes die<br />
Absatzmöglichkeit entscheidend sein. Auf<br />
Grund der jetzigen Zinslasten und der reduzierten<br />
Anteile der fixen Kosten vertritt man<br />
in Kreisen der Hauptaktionäre die Auffassung,<br />
mit einer Monatsproduktion von 4000<br />
Wagen sein Auskommen finden können, während<br />
produktionstechnisch das Werk wohl in<br />
der Lage ist, etwas über 6000 Einheiten pro<br />
Monat herauszubringen, beträgt doch die<br />
Jahreskapazität ungefähr 75,000 Wagen.<br />
Innerhalb der französischen Automobilindustrie<br />
haben sich aber in den,letzten Jahren<br />
ebenfalls gewisse Verschiebungen geltend<br />
gemacht, wobei die Verhältnisse bei<br />
Citroen nicht ohne Einfluss waren. Vielfach<br />
hoffte die Konkurrenz, die Sanierungsverhandlungen<br />
bei Citroen würden scheitern<br />
und hat unter diesem Gesichtspunkt ihre<br />
eigenen Produktionsanlagen weiter ausgebaut;<br />
so erheben Renault und Peugeot einen<br />
Marktanspruch auf je etwa 50,000 Wagen<br />
jährlich, wobei beide Werke tatsächlich darauf<br />
hinweisen können, für diese Produktionskapazität<br />
entsprechende Anlagen zu besitzen.<br />
Daneben macht Ford, welcher sich bekanntlich<br />
an einer Strassburger Automobilfabrik<br />
beteiligt hat, grosse Anstrengungen,<br />
um stärker ins französische Autogeschäft<br />
hineinzukommen. Als vierter Interessent hat<br />
sich in letzter Zeit auch Fiat intensiv mit<br />
dem französischen Absatzgebiet beschäftigt,<br />
vor allem durch Uebernahme einer inländischen<br />
Fabrikationsgesellschaft. Infolge der<br />
wirtschaftlichen Depressionserscheinungen ist<br />
aber auch der französische Automarkt nicht<br />
mehr derart aufnahmefähig, wie bis anhin.<br />
Optimisten rechnen mit einem Höchstabsatz<br />
von 170,000 Einheiten, eine Zahl, die auch bei<br />
der gegenwärtigen Normalbeschäftigung als<br />
zu hoch betrachtet werden muss, so dass<br />
nach der Reorganisation der Citroenwerke<br />
innerhalb der französischen. Automobilindustrie<br />
wahrscheinlich grösste Absatzschwierigkeiten<br />
auftreten werden, sofern es nicht<br />
gelingt, eventuell durch steuerpolitische<br />
Massnahmen die Absatzmöglichkeit um mindestens<br />
20,000 Automobile zu heben. Nach<br />
der gegenwärtigen Lage ist voraussichtlich<br />
schon in nächster Zeit mit interessanten Entwicklungen<br />
auf dem französischen Autogeschäft<br />
zu rechnen, und wenn eine französische<br />
Fachzeitung bemerkt, dass der bisherige<br />
Brandherd unter dem Citroen-Unternehmen<br />
durch die Sanierung wohl von der französischen<br />
Wirtschaft weggenommen sei, dafür<br />
aber eine Verlagerung unter die andern<br />
Autofirmen stattgefunden habe, so hat diese<br />
Ansicht schon eine gewisse Berechtigung, a<br />
Wir und d!e andern. Während man in der<br />
Schweiz die Auffassung vertritt, den einheimischen<br />
Automobilisten im Interesse des<br />
Fiskus so stark als möglich auszunützen, hat<br />
bekanntlich nicht nur das benachbarte Ausland,<br />
sondern auch mancher bis anhin autofeindliche<br />
Staat eingesehen, mit einem allzustarken<br />
Anziehen der Steuerschraube sich<br />
endallerletzt ins eigene Fleisch zu schneiden.<br />
Nachdem Jugoslawien und Oesterreich dem<br />
Beispiel Deutschlands und Italiens in steuerpolitischer<br />
Hinsicht weitgehend Folgschaft.<br />
geleistet haben, ist neuerdings auch die<br />
Tschechoslowakei in die Reihe der automobilfreundlicheren<br />
Länder eingerückt. Bis anhin<br />
war bekanntlich die Verkehrspolitik dieses<br />
Landes hinsichtlich des motorisierten<br />
Strassenverkehrs mehr oder weniger auf<br />
eine Drosselungstaktik eingestellt. Insbesondere<br />
war die Besteuerung der Motorfahrzeuge<br />
sehr hoch und infolgedessen hatte dieses<br />
Land zusammen mit dem österreichischen<br />
Nachbar am allgemeinen Aufschwung<br />
des Absatzes und der Motorisierung in den<br />
beiden letzten Jahren recht bescheiden oder<br />
gar nicht teilgenommen. Der Absatz von<br />
neuen Kraftwagen erreichte z.B. 1933 nur<br />
72%, und 1934 nur 78% der 1932er Nachfrage.<br />
Nicht nur war die Produktion der Personenfahrzeuge,<br />
insbesondere diejenige der<br />
Lastwagen stark zurückgegangen, während<br />
infolge der Steuerpolitik die Motorradindustrie<br />
einen gewissen Aufschwung zu verzeichnen<br />
hatte.<br />
Am 1. Juli <strong>1935</strong> hat aber die tschechische<br />
Regierung mit dieser autofeindlichen Politik<br />
gebrochen und auf Grund des Gesetzes vom<br />
12. April <strong>1935</strong> einen neuen Steuertarif mit<br />
stark herabgesetzten Steueransätzen in Kraft<br />
gesetzt. Nachstehende Zusammenstellung vermittelt<br />
einen Ueberblick über die geltenden<br />
Steueransätze, wobei noch darauf hinzuweisen<br />
ist, dass der tschechische Benzinpreis in<br />
Schweizer Währung umgerechnet 34,5 Rp.<br />
beträgt gegenüber 42 Rp. bei uns. Während<br />
die Motorräder einen Einheitsansatz von 130<br />
Kronen oder 16,60 Fr. an Steuern zu entrichten<br />
haben, die Lastwagen pro 200 Kg. mit<br />
je 65 Kronen oder 8,30 Fr. besteuert werden,<br />
betragen die Ansätze bei den Personenwagen<br />
für 1 Liter 250 Kronen oder 32 Fr.,<br />
für 1,5 Liter 400 Kronen oder rund 51 Fr.,<br />
2 Liter 600 Kronen oder 77 Fr., 2,5 Liter 900<br />
Kronen oder 115 Fr., 3 Liter 1100 Kronen<br />
oder 141 Fr., 4 Liter 1600 Kronen oder 205<br />
Fr. und für 7 Liter 4000 Kronen oder 512 Fr.<br />
Die Steuer kann zudem in Halbjahresraten<br />
ohne Zinszuschlag entrichtet werden.<br />
Bekanntlich ist das Signal, den motorisierten<br />
Strassenverkehr unter neuem Gesichtspunkt<br />
zu besteuern, von Deutschland<br />
und Italien ausgegangen und von Danzig,<br />
Oesterreich und Jugoslawien übernommen<br />
worden, während wir in der Schweiz uns<br />
rühmen können, auf der ganzen Linie die<br />
Erfahrungen des Auslandes in den Wind zu<br />
schlagen und glauben, damit die. finanzpolitisch<br />
weitsichtigste Massnahrne ergriffen zu<br />
haben.. Die günstige Wirkung jeder Steuerermässigung<br />
auf den Absatz und die davon<br />
ausgehende Rückwirkung auf das gesamte<br />
Wirtschaftsleben des betreffenden Staates<br />
hat man im Ausland erkannt, während man<br />
sie bei uns neuerdings negiert. Ein weiterer<br />
Beweis dafür ist die-jüngste Entwicklung in<br />
Oesterreich, wo im unmittelbaren Anschluss<br />
an die kürzlich durchgeführte Neuordnung<br />
der Besteuerung ein merkbarer Aufschwung<br />
des Automobilabsatzes zu verzeichnen ist.<br />
Zweifellos wird auch in der Tchechoslovakei<br />
auf Grund des neuen Steuertarifs ein Aufschwung<br />
des Absatzes einsetzen. Die grosse<br />
steuerliche Bevorzugung des kleinen Wagenmodells,<br />
wie dies aus obiger Zusammenstellung<br />
ersichtlich ist, wird vor allem den<br />
Absatz dieser Einheit begünstigen, doch hat<br />
auch die Besteuerung der mittleren und<br />
grossen Wagen eine derartige Reduktion erfahren,<br />
dass deren Absatz darunter kaum<br />
leiden wird. Ohne Zweifel wird auch dieses<br />
Land, dessen Motorisierungsgrad mit 137<br />
Einwohner pro Motorfahrzeug noch sehr, bescheiden<br />
ist, in den nächsten Jahren einen<br />
merkbaren<br />
haben.<br />
Aufschwung zu verzeichnen<br />
-my-<br />
Der italienische Automobll-Aussenhandel<br />
verzeigte im Monat Februar bei einem Import<br />
von 18 Wagen im Werte von 233,400<br />
Lire eine Ausfuhr von 992 Fahrzeugen für<br />
6,56 Millionen Lire. Der Exportüberschuss<br />
für die beiden ersten Monate des Jahres hat<br />
demzufolge gegenüber der gleichen Zeit des<br />
Vorjahres wesentlich zugenommen. Es wurden<br />
insgesamt 114 Automobile im" Werte von<br />
1,15 Millionen Lire eingeführt (im Vorjahre :<br />
192 Einheiten im Betrage von 1,89 Millionen<br />
Lire). In der nämlichen Berichtsperiode<br />
konnten dagegen 1575 Autos zum Fakturenbetrag<br />
von 10,78 Millionen L. ins Ausland<br />
geliefert werden (im Vorjahr -. 824 Stück für<br />
9,6 Millionen Lire).<br />
Von den im Januar zur Ausfuhr gelangten<br />
583 Fahrzeugen übernahm Deutschland mit<br />
154 Stück die grösste Quote. An zweiter<br />
Stelle steht als Abnehmer Spanien mit 153.<br />
Dann folgen die Schweiz mit 45 und Britisch<br />
Indien mit 33 Wagen.<br />
Rfl&lclai «««&€«<br />
In der Industrie. Die belgische Fordgesellschaft<br />
hat während dem ersten Halbjahr <strong>1935</strong><br />
mehr V-8-Wagen verkauft als während dem<br />
ganzen Jahre 1934.<br />
Schlag auf Schlag!<br />
Um der plötzlichen Benzinpreis-Erhöhung - welche<br />
so manches sorgsam zusammengestellte Budget aus<br />
dem Gleichgewicht gebracht hat - wirksam zu<br />
begegnen, gibt es etwas sehr Einfaches:.<br />
weniger Brennstoff verbrauchen - aber ebensoviel<br />
fahren wie früher.<br />
Auf diese Weise erleidet Ihre Geschäftstätigkeit<br />
keinerlei Einschränkung; Sie können ruhig bessere<br />
Tage abwarten. - Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
müssen Sie Ihren jetzigen Vergaser durch einen<br />
Mit den bewährten Bernalastwagen<br />
können Sie laut Gesetz<br />
folgende Nutzlasten befördern:<br />
Nutzlast mit Berna-Kipper,<br />
§fff 6 t Nutzlast mit Berna-Lastwagen,<br />
10 t Nutzlast mit Bfirna-Lastrnn<br />
Motorwagenfabrik Berna A.-G., Ölten<br />
Vergaser mit Starter oder Thermostarter<br />
ersetzen.<br />
Er ist heute der beste und vollkommenste Apparat<br />
der Ihnen ermöglicht, den Benzinverbrauch auf<br />
ein Minimum zu reduzieren, die Leistungsfähigkeit<br />
des Motors aber gleichzeitig zu erhöhen, durch<br />
Sofortiges Anfahren bei jeder Witterung.<br />
Kräftigeres Anzugsvermögen.<br />
Gleichmässigeres Langsamfahren etc.<br />
Warten Sie nicht bis morgen, um Ihren Garagisten<br />
aufzusuchen.<br />
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Henri Bachmann<br />
12b, nieder<br />
Tel. 48.42<br />
48.43<br />
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Zürich<br />
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Tel. 25.641 Tel. 58.824<br />
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