E_1935_Zeitung_Nr.064
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europäischen Politik eine militärische Bedeutung<br />
erster Ordnung zukommt, die sich<br />
wohl drastischer kaum als in der Anwesenheit<br />
eines Sonderdelegierten Mussolinis und<br />
des deutschen Gesandten von Papens bei<br />
den grossartigen Eröffnungsfeierlichkeiten<br />
dokumentieren konnte, stellt diese doch die<br />
kürzeste Verbindung zwischen München (Autostrasse<br />
München-Salzburg) und Venedig<br />
(Strassensystem in den Dolomiten) dar, so<br />
liegt dennoch das Hauptgewicht der Strasse<br />
auf verkehrspolitischem Gebiete. Besonders<br />
wir Schweizer hätten aus der österreichischen<br />
Initiative, sowohl in verkehrswerbender, wie<br />
auch verkehrstechnischer Hinsicht ungemein<br />
viel zu lernen.' Diesem neuen Weg über die<br />
Alpen haben wir bis heute jedenfalls nichts<br />
Gleichwertiges zur Seite zu stellen; denn sowohl<br />
betreffs Linienführung, wie auch hinsichtlich<br />
der gesamten technischen Ausführung<br />
des 58,9 km langen Strassenstückes,<br />
steht diese nach den modernsten Grundsätzen<br />
des Hochgebirgsstrassenbaues errichtete<br />
Nord-Südverbindung mit ihren einzelnen<br />
Abzweigungen^ unerreicht da. Will unser mit<br />
dem Fremdenverkehr so eng verbundenes<br />
Land nicht auf der ganzen Linie ins Hintertreffen<br />
geraten, so kann es aus dem initiativen<br />
Schaffen der um die Glocknerstrasse<br />
verdienten Männer lernen, wie grösster Hindernisse<br />
zum Trotze ein kleines und dazu<br />
noch armes Land Tausende von Arbeitslosen<br />
•während 25 Monaten beschäftigt und mit<br />
einer relativ bescheidenen Bausumme von ca.<br />
26 Millionen Schilling, d. h, mit rund 5 Millionen<br />
Schilling Jährlich ein Werk erstellt hat,<br />
das in der Geschichte des Alpenstrassenbaues<br />
eine neue Aera einleiten wird.<br />
Anlässlich<br />
der Eröffnungsfeierlichkeiten<br />
wurde auf dem 2428 m hoch gelegenen Fuscher<br />
Törl das Denkmal für den verstorbenen Bundeskanzler<br />
Dr. Dollfuss enthüllt. Das bescheidene Bauwerk,<br />
hoch über dem Fuschertal droben, umgeben<br />
von schneebedeckten SOOOern, erinnert aber nicht nur<br />
an die grosaen Verdienste des ehemaligen Bundeskanzlers<br />
um diesen Strassenbau, sondern gleichzeitig<br />
an alle im Verlaufe der Bauperioden verstorbenen<br />
Helden der Arbeit, und erwähnt dankend und<br />
ehrend die Namen der beiden Hauptinitianten der<br />
Glocknerstrasse: des salzburgischen Landeshauptmanns<br />
Dr. Rehrl und des Oberbaurat Ziv -Ing. Franz<br />
Wallack. Die Hauptfeierlichkeiten fanden am Südportal<br />
des 2506 m hoch gelegenen Hochtortunnels<br />
statt Eine besondere Note erhielt die Veranstaltung<br />
durch die von Erzbjschof von Salzburg zelebrierte<br />
Festmesse und Weihung der Strasse.<br />
Mit folgender markanter Ansprache eröffnete<br />
Oberbaurat Wallack den Reigen der verschiedenen<br />
Beden:<br />
« Als Projektant und Bauleiter der Grossglockner-Hochalpenstrasse<br />
erlaube ich mär, Sie alle, die<br />
SieHfon nah und fern herbeigeeilt sind, um die Eröffnung<br />
der Strasse für den Durchsugsverkehr von<br />
Nord nach Süd und von Süd nach Nord mitzuerleben,<br />
auf das allertierzlichste zu begrüssen.<br />
Am 30. August 1930 fiel der erste Sprengschuss<br />
für diesen 58 Kilometer langen Strassenzug, heute,<br />
nach 25 Baumonaten und fast 2 Millionen geleisteten<br />
Arbeitsschichten, kann ich Ihnen, hochverehrter<br />
Herr Bundespräsident, seine Vollendung<br />
melden. Wenn ich heute die stolzen Worte aussprechen<br />
darf: «Wir sind am Ziel», so verbinde<br />
ich mit diesen Worten den Dank der Bauleitung<br />
an alle jene, die sich um den Bau dieser Strasse<br />
unvergängliche Verdienste erworben haben. In erster<br />
Linie danke ich Herrn Landeshauptmann Dr.<br />
Rehrl von Salzburg, dem nimmermüden Kämpfer<br />
und Förderer dieses Werkes, dessen Tatkraft und<br />
nie erlahmender Arbeitswille uns allen, vom ersten<br />
Ingenieur bis zum letzten Arbeiter, immer ein<br />
leuchtendes Beispiel war. Ich danke in Ergriffenheit<br />
unserem verewigten Bundeskanzler Dr. Dollfuss,<br />
der in Zeiten schwerster Bedrängnis ein aufopfernder<br />
Kämpfer für diesen Strassenbau war,<br />
seinen Weiterbau ermöglichte und dadurch vielen<br />
Tausenden Arbeitern Arbeit und Brot gab. Ich<br />
danke den Mitgliedern der Bundesregierung und<br />
der Landeshauptmannschaften von Kämten und<br />
Salzburg, die den Bau verständnisvoll unterstützten<br />
and «eine Vollendung ermöglichten. Ich danke den<br />
Vertretern der Bundesministerien für Handel und<br />
Verkehr, für Finanzen, für Land- und Forstwirtschaft<br />
und für soziale Verwaltung, den Mitgliedern<br />
des Verwaltungsrates und des Technischen<br />
und die, durch die Notizen in den Blättern<br />
angelockt, aus leerer Neugier hergekommen<br />
waren.<br />
Fühlte nur wieder: was — was wollen die<br />
nur hier — bei ihr — bei mir — ?<br />
'Qual dann die endlos jange Zeit vor denen,<br />
die nun zu ihm traten, die ihm die Hand<br />
drückten und irgendwelche Worte ihres Beileids<br />
sprachen.<br />
Er hörte kaum — er nickte nur — er<br />
brachte nicht die Lippen auseinander. In seinem<br />
Ohr, in seiner Brust war immer noch<br />
der Ton der raschelnd hinrieselnden Erde,<br />
der dumpf, aufkollernd anpochenden Schollen.<br />
—<br />
Es wurde leerer um ihn her.<br />
Zwei Arbeiter standen mit einem Male da<br />
— und hoben Bretter fort und stiessen ihre<br />
Schaufeln in das tiefe Braun der aufgeworfenen<br />
Erde.<br />
Da ging auch er.<br />
Auf einen Seitenweg, der still und unbefangen<br />
lag, zweigte er ab. Sah dann an einer<br />
Wegbiegung doch jemand vor sich gehen: die<br />
spinnenbeinige, armselig verdrückte Gestalt<br />
Simon Maranes. Und musste denken: Auch<br />
einer, der hier ein Stück seines trüben Lebens<br />
lässt.<br />
Und da war er auch schon neben dem kleinen<br />
verwachsenen Doktor, fühlte sekundenlang<br />
den dunklen Tierblick dieser in Schmerz<br />
Komitees der Aktiengesellschaft, die einmütig das<br />
Gelingen des Werkes förderten.<br />
Mein Dank gilt aber auch meinen engeren Mitarbeitern,<br />
ganz besonders aber der Arbeiterschaft<br />
des Glocknerstraseenbaues, vom ersten Vorarbeiter<br />
big zum letzten Hilfsarbeiter, jenen wettererprobten,<br />
nimmermüden und nie versagenden Männern,<br />
die körperlich den schwersten Teil der Arbeit zu<br />
leisten hatten.<br />
Sie waren es, die mit Krampen, Schaufel,<br />
Brecheisen und Bohrhammer der Strasse ihren<br />
Weg bahnten und damit dem Gedanken des Ingenieurs<br />
Gestalt verliehen. Sie waren es, die, bei jeder<br />
Witterung ausharrton, nie verzagten und im<br />
Dienst der Allgemeinheit die allerschwerste Arbeit<br />
verrichteten. In engster kameradschaftlicher Mitarbeit<br />
mit den Ingenieuren haben sie alle Entbehrungen,<br />
die dieser Hochgebirgestrassenbau mit<br />
sich brachte, freudig ertragen.<br />
Und wenn wir aus dem schweren Kampf mit<br />
den Naturgewalten siegreich hervorgegangen sind,<br />
so verdanken wir es in erster Linie dieser Elitetruppe<br />
österreichischer Arbeiterschaft, auf die nicht<br />
nur wir Ingenieur stolz sind, auf die ganz Oesterreich<br />
stolz sein kann. Ich bitte Sie, hochverehrter<br />
Herr Bundespräsident, dieser Arbeiter und Ingenieure<br />
nicht zu vergessen und ihnen auch in naher<br />
Zukunft Gelegenheit zu geben, ihre erprobte<br />
Tüchtigkeit bei weiteren Bauten des Arbeitsbeschaffungsprogramraes<br />
der Bundesregierung wieder in<br />
den Dienst des Vaterlandes zu stellen. Ehrend gedenke<br />
ich in dieser Stunde auch jener Arbeiter und<br />
Ingenieure, die bei diesem Strassenbau auf dem<br />
Felde der Arbeit gefallen sind.<br />
Dasa unser Weg zum Ziel kein leichter war,<br />
dass wir piit Sorgen, Schwierigkeiten, Hindernissen<br />
und Anfeindungen zu kämpfen hatten, das<br />
sind Tatsachen, die keinem grossen Bauwerk erspart<br />
bleiben. Dass uns Gott die Kraft gab, den<br />
Mut und die Ausdauer, das Werk zum glücklichen<br />
Ende zu führen, das danken wir seiner Vorsehung.<br />
Möge Gott den Menschen, die diese Strasse nun<br />
fortan befahren werden, gleich gnädig sein, wie<br />
uns, die wir die Strasse in dieser herrlichen Gottesnatur<br />
erbauen durften. Wenn Sie heute wieder<br />
zu Tal fahren, dann mögen Sie sich nicht nur an<br />
ler einzigartigen Bergwelt erfreuen, die Sie hier<br />
•umgibt. Gedenken Sie auch ein klein wenig jener,<br />
die mit Anspannung all ihres Könnens und aller<br />
ihrer Kräfte diese Strasse für Sie gebaut haben.<br />
Ich wünsche jedem, der diese Strasse befährt, daas<br />
er die Schönheit der ihn umgebenden erhabenen<br />
Gottesnatur wahrhaft in seinem Innersten erlebe.<br />
Möge jeder Fremde, der hier über 'die Hohen<br />
Tauern fährt, die Schönheit der österreichischen<br />
Alpenwelt preisen und joder Oesterreicher, der<br />
über diese Strasse fährt, stolz darauf sein, ein<br />
Oesterreicher zu sein. »<br />
Als zweiter Redner behandelte Landeshauptmann<br />
Dr. Rehrl die Bedeutung des neuen Strassenzuges,<br />
für die beiden Bundesländer Salzbure und Kämten<br />
im speziellen, für Oesterreich und den europäischen<br />
Verkehr im allgemeinen. Das hohe Lied der Technik,<br />
das sich an diesem Bauwerk voll Kurven, Stützmauern,<br />
Gewölben, Tunnels, Unterführungen, Wasserableitungen<br />
etc. beinahe von Meter zu Meter dokumentiert,<br />
schwang als Grundidee durch die Ausführungen<br />
des Referenten.<br />
Dass in diesem Zusammenhange auch die Technische<br />
Hochschule Wiens ihre Gratulation darbracht©,<br />
war gegeben. Durch Verleihung des Titels<br />
eines Akademischen Ehrenbürgers der Technischen<br />
Hochschule Wien an die beiden Hauptförderer<br />
Rehrl und Wallaclt wurde auch von wissenschaftlicher<br />
Seite die kühne Tat dieser Männer gewürdigt.<br />
Eine mehr politische Note trug der Vizekanzler,<br />
Fürst von Starhemberg, in die Feierlichkeiten, der<br />
in temperamentvoller Weise die Strasse in den innen-<br />
wie aussenpolitischen Rahmen Oesterreichs<br />
hineinstellte. War es Zufall, war es Fügung, dass<br />
nicht nur Regierung und Ehrengäste, sondern alle<br />
Teilnehmer aufmerksam hinhörend und oft mit Begeisterung<br />
zustimmend, hoch in den Lüften mit den<br />
Blicken ein Adlerpaar verfolgten, das in diesem<br />
Augenblicke über dem Festplatze seine Kreise zog?<br />
Der Bundesminister für Handel und Verkehr,<br />
Fritz Stockinger, kam ebenfalls auf die Bedeutung<br />
der Strasse für die österreischische Wirtschaft zu:<br />
sprechen, während Bundespräsident Wilhelm Miklas<br />
in einer wohl erwogenen glänzenden Ansprache auf'<br />
dieses grosse Werk der Technik als den Ausdruck,<br />
des unerschütterlichen Willens zu österreichischer<br />
Unabhängigkeit hinwies.<br />
Im Wirrwarr des Abzuges der vielen Teilnehmer<br />
entging den meisten eine kleine Feier vor dem Südportal<br />
des Hochtortunnels, wo in kernigen Worten<br />
des Volkes die beiden Gefeierten des Tages, Rehrl<br />
und Wallack, zu Ehrenbürgern der Gemeinde Fusch<br />
ernannt wurden, letzterer wegen seiner Verdienste<br />
um den eigentlichen Glocknerstrassen-Bau, ersterer<br />
aus Dank dafür, dass er die ehemalige Ortsstrasse,<br />
das Sorgenkind der Gemeinde, zur Bundesetrasse<br />
machen half!<br />
Nach den Feierlichkeiten begaben sich die offiziellen<br />
Gäste über die reich geschmückte Südrampe<br />
erfahrenen Wüstenaugen, den kühl und wesenlos<br />
gleitenden Druck der flachen, langfingerigen<br />
Hand — schritt schweigend ihm<br />
zur Seite her.<br />
Das leise Aufknirschen des Kieses unter<br />
ihren Schritten hörte er und hörte Vogelgezwitscher<br />
aus den Fliedersträuchern beiderseits<br />
des Weges und fortgewehten Hall von<br />
Menschenstimmen.<br />
Sprechen — nein — sprechen konnte er<br />
jetzt nicht — und dieser da, der still dahinschlich<br />
neben ihm, der wartete auch nicht auf<br />
Worte.<br />
Durch das Gittertor des Friedhofes schritten<br />
sie jetzt. Prall, blendend lag die Sonne<br />
auf der kahlen Strasse.<br />
Auf den wartenden Wagen wies Joos Utenhoven<br />
hin, und seine Stimme klang beinahe<br />
bittend, als er sagte: « —kommen Sie — mit<br />
mir —»<br />
Ein Nicken nur als Antwort, und das hiess:<br />
Wenn Sie mich brauchen — ich bin da —<br />
Sie stiegen ein, sie fuhren.<br />
Um sie draussen Lärm, helles Leben, Umtrieb<br />
der Menschen so wie sonst. Nichts war<br />
für diese Welt hier rings geschehen und verändert<br />
— das alles blieb, ging weiter, war<br />
wie stets zuvor. Nur eine war nicht mehr,<br />
lag jetzt still in der dunklen Erde —<br />
In die Nürnberger Strasse bog der Wagen<br />
ein.<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - NT» 64<br />
nach Heiligenblut und von dort auf die Franz-<br />
Josefshöhe, wo Landeshauptmann Dr. Rehrl eine<br />
kurze Radioansprache hielt<br />
Damit fand die Eröffnungsfeier ihren Abschluss<br />
und wurde die Strasse endgültig in den Dienst des<br />
völkerverbindenden Verkehrs gestellt. Möge sie in<br />
erster Linie friedlichen Zwecken dienen und zur<br />
Entspannung der an Oesterreichs Nord- und Südgrenzen<br />
herrschenden politischen Lage beitragen!<br />
Wy.<br />
Tourismus<br />
Unsere Gesellschaftsrelsen.<br />
Wie wir bereits in der letzten Nummer<br />
kurz berichtet haben, wurde unsere Dolomitenfahrt<br />
zu einem vollen Erfolg. Durch eine<br />
erfahrene Reiseleitung und durch eine erstklassige<br />
Organisation konnten alle Nachteile<br />
der üblichen Gesellschaftsreisen — Zeitverlust,<br />
Warten usw. — vollkommen vermieden<br />
werden, während anderseits die Teilnehmer<br />
den Vorzug einer gebietskundigen Reiseleitung<br />
und der bis in die letzten Kleinigkeiten<br />
erfolgten Vorbereitung der Reise hatten.<br />
Ueberall standen für die Teilnehmer erstklassige<br />
Zimmer und ein ausgezeichnetes,<br />
reichliches Essen bereit. Sämtliche Teilnehmer<br />
sprachen den Wunsch aus, auch Im<br />
nächsten Jahr wieder an einer von der<br />
« Automobil-Revue» veranstalteten Gesellschaftsfahrt<br />
teilnehmen zu können. In einer<br />
der nächsten Nummern werden wir über die<br />
Dolomitenfahrt aus der Feder eines Teilnehmers<br />
einen eingehenderen Bericht bringen.<br />
Unsere Oesterrelchfahrt.<br />
Diesen Samstag, den 10. August, beginnt<br />
unsere Gesellschaftsreise zur neuen Grossglockner-Hochalpenstrasse<br />
mit einer Zusammenkunft<br />
in Ragaz. Für diese Reise besteht<br />
die Möglichkeit, dass sich noch ein oder<br />
zwei Automobilisten anschllessen. DlesbezUgliche<br />
telephonische Anfragen an unser<br />
Touristikbüro, Tel. Bern 28.222. Kostenpauschale<br />
Fr. 150 für 8 Tage. Die Route führt<br />
durch Tirol und Salzburg, über die Grossglocknerstrasse<br />
nach Kernten, über den<br />
Katschberg und die Tauernhöhe in das herrliche<br />
Salzkammergut und über die Reichsautobahn<br />
und die bayerischen Könlgsschlös.<br />
ser zurück zum Bodensee.<br />
Eine zweite Dolomitenfahrt.<br />
Der hervorragende Erfolg unserer Dolomitenfahrt<br />
hat den Wunsch entstehen lassen,<br />
im heurigen Jahr nochmals eine solche Fahrt<br />
durchzuführen. Hiefür sind bereits Interessenten<br />
vorhanden. Es ergeht die Einladung,<br />
sich in dieser Angelegenheit mit unserem<br />
Touristikbüro in Verbindung zu setzen. Der<br />
Zeitpunkt der Reise wird im Einvernehmen<br />
mit den Teilnehmern festgelegt werden.<br />
Die Fahrt nach Brüssel und durch Holland.<br />
Für den Herbst ist eine Fahrt durch Frankreich<br />
nach Brüssel zur Weltausstellung mit<br />
Rundfahrten durch Belgien (Ostende) sowie<br />
mit einer Fahrt durch Holland zu den grossen<br />
Häfen und durch das hochinteressante<br />
Trockenlegungsgebiet der Zuidersee vorgesehen.<br />
Die Rückfahrt soll über Köln und das<br />
Rheinland, über die Reichsautobahn nach<br />
Heidelberg und durch den herbstlichen<br />
Schwarzwald erfolgen. Auch für diese Fahrt<br />
sind bereits Interessenten vorhanden. Weitere<br />
Interessenten werden eingeladen, sich<br />
mit unserem Touristikbüro in Verbindung zu<br />
setzen.<br />
Die Dauer dieser Fahrt wird 12—14 Tage<br />
betragen.<br />
Unsere Gesellschaftsfahrten bezwecken die<br />
Förderung des internationalen Automobiltourismus<br />
und kommen, da wir wechselseitig<br />
auch den Verkehr In die Schweiz fördern,<br />
auch unserer heimischen Verkehrswirtschaft<br />
zugute. Die Veranstaltung dieser Fahrten ist<br />
]<br />
nicht auf Gewinn gerichtet.<br />
•sfischer<br />
Die Entwicklung der Weltrekorde.<br />
Der erste Automobil - Weltrekord wurde<br />
1898 von Chasseloup auf Jeantaud mit der<br />
damals ungeheuren Geschwindigkeit von fast<br />
73 Kilometer in der Stunde aufgestellt. 1899<br />
wurde von Jenatzy auf Jenatzy die Hundertkilometergrenze<br />
überschritten. Er erzielte<br />
105.3 km/St. 1909 fuhr Hemery auf Benz<br />
201.4 Kilometer, von 1911 bis 1918 wurden<br />
keine Rekorde gefahren. Dann jedoch begann<br />
ein rascher Aufstieg. 1927 erzielte Campbell<br />
auf Napier 279,18 Kilometer, ein Jahr später<br />
Segrave auf Sunbeam 326 kmlSt., was den<br />
grössten bisher erzielten Fortschritt darstellte.<br />
Trotzdem die grösseren Geschwindigkeiten<br />
unverhältnismässig grössere technische<br />
Anforderungen stellen, erzielte Campbell<br />
1932 auf Napier 406,3 Kilometer, 1933 auf<br />
Rolls-Royce 435,9 Kilometer und <strong>1935</strong> auf<br />
der gleichen Maschine 442,9 Kilometer in der<br />
Stunde. Seit 1922 wird die erreichte Geschwindgikeit<br />
als Durchschnitt aus zwei<br />
Fahrten in beiden Richtungen gerechnet, so<br />
dass der Einfluss des Windwiderstandes auf<br />
die Rekord geschwindig keit ausgeschaltet ist.<br />
Verkehrte Steuerpolitik.<br />
Um die grossen Defizitposten des eidgenössischen<br />
Staatsbudgets auszugleichen, ist unsere<br />
oberste Landesbehörde bekanntlich auf<br />
den «originellen-» Gedanken verfallen, die<br />
Steuerschraube für die Automobilisten um<br />
einige Gänge weiter anzuziehen. Dass diese<br />
Taktik zum vornehereln auf der ganzen Linie<br />
ein Fehlschlag sein wird, zeigen am besten<br />
die Erfahrungen des Auslandes und namentlich<br />
diejenige Oesterreichs, wo die automobil'<br />
feindliche mit einer automobilfreundlichen<br />
Steuerpolitik vertauscht wurde. Seit Aufhebung<br />
der Automobilabgaben wirkt sich in<br />
Oesterreich die Belebung des Automobilver*<br />
kehrs immer noch in starkem Masse aus. Die<br />
Preise für die Altwagen haben um nicht weniger<br />
als 50—80% angezogen, wobei der Automobilhandel<br />
auf der ganzen Linie eine wesentliche<br />
Erhöhung erfahren hat. Die Bestellungen<br />
neuer Wagen sind so zahlreich eingelaufen,<br />
dass die Automobilfabriken ihre Produktion<br />
im Vergleich zum Vorjahre um mehr<br />
als 70% erhöhen konnten. Gleichzeitig hat<br />
der Benzinverbrauch um 50% zugenommen.<br />
So sieht es also in der ausländischen Praxis<br />
aus, während die inländische Theorie die gesamte<br />
Autowirtschaft dem Ruin entgegenführt.<br />
Steigende Beschäftigung der Reparaturwerkstätten<br />
längs den neuen Autostrassen.<br />
Wie aus Deutschland gemeldet wird, sind<br />
die längs der nunmehr eröffneten beiden Teilstrecken<br />
der Reichsautobahnen gelegenen<br />
Reparaturwerkstätten sehr stark beschäftigt.<br />
Viele Benutzer, die erstmals auf einer solchen<br />
Autostrasse fahren, verfallen nämlich in den<br />
Fehler, in einem gewissen Geschwindigkeitskoller<br />
den Motor zu überdrehen. Sie vergessen,<br />
dass ununterbrochene Fahrt auf maximaler<br />
Tourenzahl den Motor ruinieren muss und<br />
bedenken nicht, dass selbst die auf besondere<br />
Hochleistungen gezüchteten Rennmotoren<br />
nicht einmal dauernd auf Vollgas gefahren<br />
werden.<br />
Festes Benzin, das nicht explodiert<br />
Prof. Dr. Adolf Prussin von der Guggen*<br />
heimer Schule für Aeoronautik an der Universität<br />
New York hat Benzin in Würfelform<br />
vorgeführt, das absolut sicher ist und nicht<br />
explodiert. Der neue Brennstoff ist eine rote,<br />
geleeartige Masse. Sein Erfinder nennt es<br />
« Solone ».<br />
«Wohin —?» Marane fragte leise.<br />
Und neben ihm die Stimme sagte: «Wohin<br />
— ? Ich weiss es nicht. Jetzt nicht in meine<br />
Wohnung. Still sitzen irgendwo — nicht an<br />
das alles denken —»<br />
Plötzlich, auf dem Wittenbergpla.tz, an der<br />
Bayreuther Strasse klopfte Joos Utenhoven<br />
ab, Hess halten.<br />
Wenige Schritte gingen sie, dann wies er<br />
mit dem Kopfe: «— hier. Ein Russenrestaurant.<br />
Um diese Zeit treffen wir sicher keinen<br />
Menschen —»<br />
Ein paar Stufen führten hinauf, dann ging<br />
es über eine schmale, jetzt verlassene Terrasse<br />
in das Halbdunkel eines tiefen Raumes.<br />
Es roch mild säuerlich nach Borschtsch und<br />
Kwass. Rechts längsseits ein Büfett, auf dem<br />
unter Glasscheiben allerlei buntfarbige Vorgerichte<br />
und Salate aus Fischen, harten Eiern,<br />
Gurken und Tomaten auf kleinen Tellern<br />
standen. Links ein schmaler Türbogen, durch<br />
den es in ein winziges Nebenzimmer ging —<br />
so klein, dass eben noch zwei Tische und die<br />
nötigen Sessel darin unterkamen.<br />
Dahin bog Utenhoven ein.<br />
Aus der Tiefe des von Nachmittagsruhe<br />
eingesponnenen Raumes, in den ein paar<br />
ferne Glühbirnen mühsam einen ßchein von<br />
Helle stachen, kam währenddessen jemand<br />
vor: ein grosser schlanker Mann von guter<br />
Haltung mit matt, gleichwie erstorben blikkenden<br />
Augen in dem zeitlosen, breitflächigen<br />
Gesicht.<br />
Jetzt sassen sie — sassen im Dämmerlicht<br />
• des kleinen Zimmers, dessen Fenster<br />
durch das über die Terrasse draussen hingespannte<br />
Sonnendach verdunkelt war.<br />
«Wodka — ich bitte —» sagte Utenhoven<br />
zu dem Grossen — «sonst nichts —»<br />
Und als der mit einem kaum merklich leisen<br />
Neigen des an den Schläfen angegrauten<br />
Kopfes wieder gegangen war: «— ein Fürst<br />
— Rittmeister bei der kaiserlichen Garde in<br />
Petersburg ist er früher gewesen — hat dann<br />
unter Koltschak und Wrangel noch gekämpft.<br />
Die Frau, die Kinder haben die Spitzel der<br />
Tscheka indessen aufgestöbert — man hat sie<br />
erschossen —»<br />
Am Fenster summte eine grosse Fliege —•<br />
stiess mit dem Kopfe pochend an die Scheibe<br />
— prallte zurück und summte wieder.<br />
Dann war der Grosse wieder da, stellte die<br />
eisgekühlte Flas'che auf den Tisch.<br />
Die beiden kleinen Gläser rückte er zurecht<br />
und schenkte wortlos ein. Jetzt trug er noch<br />
einen Teller mit Pirogen herbei — er wollte<br />
gehen —<br />
Joos Utenhoven hob den Blick zu ihm: «Erinnern<br />
Sie sich an die Dame, mit der ich<br />
öfter abends hier war — hier an diesem gleichen<br />
Tisch — meine Frau —?»<br />
(Fortsetzung folgt.)