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E_1935_Zeitung_Nr.080

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den kann. Folgen die Heeressäulen den Landstrassen,<br />

so bleibt in der Umgebung dieser<br />

Einbruchstrecken ein Gebiet, welches nur<br />

schwer von den nachrückenden Truppen gesichert<br />

werden kann. Mit der Taktik des Guerillakrieges<br />

lässt sich alsdann dem Etappenverkehr<br />

schwer zusetzen, ja ihn vielleicht<br />

sogar lahmlegen. Eine allgemeine<br />

Besetzung der Zwischengebiete<br />

ist wegen der Grosse des Raumes aber unmöglich.<br />

Daher wird man auch hinter der Front(<br />

den Motorverkehr in Kolonnenform unter militärischem<br />

Schutz führen müssen, was sich<br />

natürlich in einer Reduktion der Geschwindigkeit<br />

der Bewegung auswirken wird. Die<br />

Marschleistung einer normalen Kolonne von<br />

60 t Zuladefähigkeit dürfte nicht über 150 km<br />

pro Tag einzusetzen sein.<br />

Damit stellt sich die Frage nach den zu<br />

befördernden Mengen. Der heutige Krieg ist<br />

ein Materialkrieg. Zweifellos ist die Eisenbahn<br />

besser geeignet, in bestimmter Zeit auf grössere<br />

Entfernungen grösste Mengen zu verfrachten<br />

als das Automobil, eine Möglichkeit,<br />

die durch das Fehlen von Bahnen im Kriegsgebiet<br />

sowieso illusorisch ist, so dass diese<br />

Arbeit einzig und allein vom Motorfahrzeug<br />

geleistet werden muss. Seine Leistung ist das<br />

Ergebnis der Zahl der Fahrzeuge, ihrer Zuladefähigkeit<br />

und der vorhandenen Brennstoffe.<br />

Die Zahl der von Italien eingesetzten Kraftfahrzeuge<br />

beläuft sich nach vorsichtigen<br />

Schätzungen auf etwa 13 000 an allen Fronten,<br />

eine Schätzung, die höchstwahrscheinlich zu<br />

tief gegriffen ist. Jedes Transportschiff bringt<br />

grosse Mengen von Automobilen und Ersatzteilen<br />

herüber, deren grösster Teil der Armee<br />

gehören. Die anderen Fahrzeuge standen im<br />

Eigentum privater Verkehrstreibender. Die<br />

Fahrzeuge für die Front<br />

sind meist Zwei- oder Dreiachser. Daneben<br />

verfügt Italien aber auch über zahlreiche<br />

Fahrzeuge für den Motorzug der Batterien,<br />

die sehr grosse Bodenfreiheit haben und mit<br />

Räder von 1,50 m •©• ausgerüstet sind. Raupenfahrzeuge<br />

sollen nur in sehr beschränktem<br />

Umfang vorhanden sein. Für den Etappenverkehr<br />

erwachsen Schwierigkeiten, wegen<br />

der während den langen Ein- und Ausladezeiten<br />

stilliegenden teueren motorischen Kraft,<br />

deshalb hat Italien sehr kleine Zugmaschinen<br />

in grosser Anzahl eingesetzt, deren Kraft jedoch<br />

erstaunlich gross ist. Der Brennstoffverbrauch<br />

dieser Maschinen beträgt aber nur<br />

7 1 bei einer Stundenleistung von 20 km. Die<br />

üblichen Lastautos sind meist Fahrzeuge mit<br />

3 bis 6 t Ladefähgkeit; selten mit Anhängern<br />

versehen.<br />

Aethiopien besitzt nur rund 200 Lastautos,<br />

meist amerikanischer Herkunft. Diese Lieferwagen<br />

haben eine Nutzlast von 1—3 t und<br />

sind für den heutigen Strassenzustand vorgesehen.<br />

Die Transportmengen der Karawanen<br />

sind sehr klein. Eine Karre kann mit<br />

rund 600 kg ausgelastet werden, ein Kamel<br />

trägt nur 200 kg, ein Lastmaultier 80 kg und<br />

ein Kopf träger nicht über 15—18 kg. Die<br />

Marschleistungen betragen pro Tag von 50<br />

bis 60 km bei grösster Anspannung.<br />

Den schwächsten Punkt des italienischen<br />

Verkehrsplans stellt<br />

die Brennstoffversorgung<br />

dar. Italien selbst verfügt über nur geringe<br />

Mengen. Die Hoffnung, in Aethiopien Oel zu<br />

finden, ist nicht allzu gross. Man wird daher<br />

weitgehend auch zu Ersatzbrennstoffen greifen,<br />

die heute noch nicht restlos erprobt sind.<br />

Erschütternd, als ein Schreck, der ihm jede<br />

Bewegung lähmte, ihn festbannte und unter<br />

wilden Schlägen seines Herzens horchen Hess,<br />

war die Erwartung einer Erlösung über ihn<br />

gefallen: Ob sie ihm doch noch etwas sagen<br />

wollte? Ob es sie doch nicht hatte ruhen<br />

lassen — und sie hier, wie er drüben gekämpft,<br />

gerungen hatte — und jetzt, da sie<br />

ihn nahe wusste, nach ihm rief: Joos, komm<br />

— und höre mich jetzt-an: nichts mehr will<br />

ich vor dir verbergen —. Und hilf mir — hilf<br />

mir — dass ich mich aus dieser Wirrnis löse<br />

und wieder zu dir finde —!<br />

Vorgeneigt gegen dieses Dunkel drüben<br />

hatte er gestanden, die vorgehobenen Hände<br />

hatten ihm verlangend gezittert, als müssten<br />

sie im nächsten Augenblick schon verzeihend<br />

um sie greifen —: oh — alles — alles konnte<br />

sich jetzt noch zum Guten wenden —<br />

— und keinen Vorwurf sollte sie jetzt von<br />

ihm hören — kein bitteres Wort —. Sie kam<br />

— sie war gekommen — noch im letzten Augenblick<br />

war sie gekommen —. Was sie für<br />

ihn empfand, war stärker als jene Versuchung<br />

— und ihm fühlte sie sich gehörig — ihm —<br />

so wie er ihr —<br />

Minutenlang hatte er so unbewegt gleichwie<br />

auf halbem Sprung zu ihr gehalten und<br />

erstarrt gestanden und in schmerzhafter Gespanntheit<br />

in die Stille gelauscht —<br />

Aber nichts hatte sich gerührt — kein<br />

Laut war gekommen, kein Wort.<br />

Und wie ihm dann die Arme an den Leib<br />

gesunken waren und er auf Zehenspitzen die<br />

Nur das Automobil kann also Italien die<br />

Mittel zum Krieg liefern. Noch ist der Krieg<br />

nicht offiziell entbrannt. Aber auch Aethiopien<br />

muss .erkennen, welch überragende Bedeutung<br />

dem Automobil in einem Verteidigungskrieg<br />

zukommt. Trotz der grossen Entfernungen<br />

könnte nur mit Hilfe des Autos in dem<br />

Land in kurzer Zeit ein Verkehrssystem geschaffen<br />

werden, welches der strategischen<br />

Sicherheit, der politischen Macht und Einheit<br />

und dem wirtschaftlichen Ausbau in gleicher<br />

Weise als Basis dient. e. r.<br />

Schweizerische Rundschau<br />

Der Appetit kommt mit dem<br />

Essen!<br />

Seit dem 1. Oktober .<strong>1935</strong> lächelt die Zahl 43<br />

von Hunderten von Tanksäulen herunter,<br />

23,5 Rp. beträgt der Zoll und 19,5 Rp. der<br />

Handelspreis-pro Liter Benzin. Wir wundern<br />

uns über das weitere Anziehen der Benzinpreisschraube<br />

keineswegs, sondern höchstens<br />

darüber, dass der Ansatz nicht noch viel höher<br />

heraufgeschraubt wird. Was den neuen Tankstellenpreis<br />

von 43 Rp. anbetrifft, so lag dieser<br />

mehr oder weniger in der Luft, da in der<br />

offiziellen Mitteilung des Bundesrates anlässlich<br />

der Erhöhung der Zölle auf Zucker und<br />

Benzin vom 25. Juni a. c. bereits schon dieser<br />

Preis in Aussicht gestellt wurde, indem<br />

schwarz auf weiss geschrieben steht, dass<br />

durch die neue Belastung von 8 Fr. für 100 kg<br />

Bruttogewicht der bisherige Detailpreis pro<br />

Liter von 36 auf 42, höchstens 43 Rp., steigen<br />

dürfe. Als im Anschluss an die jüngste Zollerhöhung<br />

die Cosutna den Detail-Literpreis<br />

auf 43 Rp. heraufsetzen wollte, bekam man es<br />

auf dem Volkswirtschaftsdepartement mit der<br />

Ansgt zu tun und verlangte eine Reduktion<br />

auf A2 Rp. Im Hinblick auf die sowieso durch<br />

die neue Preiserhöhung erregten Gemüter wie<br />

auch in Berücksichtigung der Touristiksäison<br />

hat die Cosuma dem Begehren von Bundesrat<br />

Obrecht entsprochen und den Betrag von 0,67<br />

Rp. pro Liter auf ihr Kompensationskonto genommen,<br />

weil der Säulenpreis nach der Zollerhöhung<br />

auf 42,67 Rp. zu stehen gekommen<br />

wäre.<br />

Nachdem sich der schweizerische Motorfahrzeugverkehr<br />

an die neue Belastung von<br />

42 Rp. « gewöhnt» hat und die auf markttechnische<br />

Voraussetzungen sich gründende Preiserhöhung<br />

auf 43 Rp. in Kraft tritt, wird vom<br />

Bundeshaus gegen diese Heraufsetzung kaum<br />

opponiert werden, in der Annahme, dass die<br />

Sturmwellen gegen die bundesrätliche Zollpolitik<br />

doch im Verebben begriffen seien. In<br />

den verschiedenen Eingaben betr. Benzinzollerhöhung<br />

ist immer und immer wieder darauf<br />

hingewiesen worden, dass den Erdölmärkten<br />

steigende Preistendenzen innewohnen und<br />

dass sich eine weitere Zollerhöhung kaum auf<br />

42 Rp. pro Liter beschränken lasse. Der 1. Oktober<br />

hat bereits diese Behauptung bestätigt,<br />

der 1. Januar 1936 wird weiter bestätigen,<br />

dass sowohl Kantone wie Bund mit ihren<br />

neuesten Finanzmassnahmen niemals auf ihre<br />

Rechnung kommen werden. Ein deutliches<br />

Zeichen hierfür sind die Bestrebungen in der<br />

Nordwestecke unseres Landes, die auf eine<br />

Aenderung der baselstädtischen Motorfahrzeugbesteuerung<br />

hintendieren. Der mehrheitlich<br />

kommerziell und industriell orientierte<br />

Kanton Baselstadt ahnt bereits heute schon<br />

die Gefahren, die seiner Staatskasse durch die<br />

bundesrätliche Zollpolitik erwachsen. Auch<br />

die andern Kantone wissen davon zu erzählen,<br />

welche Ausmasse die Ausserbetriebsetzung<br />

wenigen Schritte zu der Tür hin getan hatte,<br />

dass er so durch den offenen Spalt hinüberblicken<br />

konnte, da hatte er erkannt: sie<br />

schlief — schlief mit gelösten, weichen Zügen<br />

— und gleichmässig und ruhig ging ihr<br />

Atem, als ob es für sie nichts Verborgenes,<br />

nichts Böses gäbe —<br />

Und er — in seinem jähen Absturz aus<br />

einem noch einmal zur letzten Gläubigkeit<br />

gespannten Hoffen in ausweglose Leere — er<br />

hatte wirr und qualvoll auf ihre schmalen,<br />

ungezählt liebkosten Hände hingesehen, die<br />

auf der Seidendecke ruhten — und auf den<br />

süss geschwungenen heiss geliebten Mund —<br />

und auf das hell; im Dämmerdunkel beinahe<br />

leuchtend um das Oval ihres Gesichts gewellte<br />

Haar —.<br />

— träumt vielleicht hinter dieser Stirne<br />

eben jetzt von dem, der morgen, wenn loh<br />

fort bin, kommen will —!<br />

Geschüttelt von schamvoller Ohnmacht,<br />

hatte er sich abgewandt — und war schon<br />

im Begriff gewesen, 'nach der Türklinke zu<br />

fassen, di^ Tür leise zuzudrücken, als aus<br />

dem Fieber seiner Qual ein Eindruck — die<br />

Erinnerung an etwas, das er vorhin da gesehen<br />

und gar nicht aufgenommen hatte —<br />

sich ihm in das Bewusstsein schob —;<br />

— da hatte doch — da hatte doch das<br />

Täschchen, in dem er den ersten Brief gefunden<br />

hatte, wiederum griffweit von ihm auf<br />

ihrem kleinen Tisch gelegen —<br />

— ob sie auch diesen zweiten Brief — ?<br />

AUTOMOBIL-REVUK 1035 - N° 80<br />

von Motorrädern annahm, als das neue Automobilgesetz<br />

die Versicherungsprämien steigen<br />

Hess.<br />

Wenn kürzlich in einem öffentlichen Vortrag<br />

behauptet wurde, der Bundesrat huldige<br />

heute der Kaufkrafttheorie, so erhärtet u. a.<br />

sich diese Behauptung auch an seiner Benzinpolitik.<br />

Es sind vornehmlich die von der Eisenbahner-Gewerkschaft<br />

vertretenen Gesichtspunkte,<br />

die der Bundesrat seinen Zollmassnahmen<br />

grossenteils zugrunde legt. Unlängst<br />

schrieb z. B. der « Eisenbahner »: « Die<br />

Belastung des Benzins war schon längst gegeben,<br />

im Hinblick auf die weit höheren Preise<br />

des Betriebsstoffes im Ausland. Der erhobene<br />

Einwand, dass im Ausland keine Automobilsteuer<br />

bestehe, ist kaum stichhaltig, da der<br />

wenig höhere Benzinpreis die schweizerische<br />

Automobilsteuer auch heute noch mehr als<br />

wett macht.» Die der Begründung der Zollerhöhung<br />

zugrunde liegenden Gedankengänge<br />

bewegen sich vollkommen auf dieser Linie,<br />

wie auch die aufgestellten Preisvergleiche.<br />

Die nämlichen Töne vernahm man auch anlässlich<br />

der ständerätlichen Finanzdebatte,<br />

und wenn der «Eisenbahner» wegen dem<br />

Zuckerzoll ausrief: «Es gibt gerechtere Lösungen,<br />

um dem Staat die notwendigen finanziellen<br />

Mittel zur Verfügung zu stellen », so<br />

gehen auch wir mit diesem Vorschlag restlos<br />

einig, namentlich unter Berücksichtigung der<br />

heute noch ausbezahlten Eisenbahner-Löhne.<br />

Es ist so leicht und billig, einem grossen Teil<br />

der Steuerzahler immer neue Lasten aufzulegen,<br />

sich selbst aber auch von dieser Gruppe<br />

erhalten zu lassen!<br />

Wir wissen ganz genau, dass gegen den eingeschlagenen<br />

Weg auf dem Gebiete der Benzinzollpolitik<br />

vorläufig nicht aufzukommen<br />

ist; erst der Ruin der ganzen Automobilwirtschaft<br />

und Tausender damit zusammenhängender<br />

Familien wird in Zukunft vielleicht den<br />

verantwortlichen Stellen die Augen über ihre<br />

unverantwortlichen Massnahmen öffnen, denn<br />

man dient der Schaffung neuer Arbeitsgelegenheiten<br />

nicht mit Massnahmen, deren<br />

Auswirkungen der Beschäftigungslosigkeit<br />

Vorschub leisten.<br />

-my-<br />

Und dann'— dann hatte er das Täschchen<br />

auch schon in Händen gehalten — und war<br />

wieder in seinem Schlafzimmer gewesen —<br />

hatte da auf dem Rand des Bettes gesessen, {<br />

weil ihn die Knie kaum noch hatten tragen<br />

wollen — hatte mit flatternden Findern den<br />

Bügel geöffnet —:<br />

— nein — nichts — kein Brief —. Nur<br />

wieder Puderbüchschen, der kleine goldene<br />

Crayon, Kalender, Geldbörse, ein Spitzentüchlein<br />

—<br />

— und dieser aufsteigende Duft ihres Parfüms<br />

—•<br />

— und da, der kleine Schlüssel —. Der<br />

kleine Schlüssel mit dem zierlichen gegossenen<br />

Bronzegriff — das war der von dem.<br />

Schreibtischchen aus Rosenholz —<br />

Ob sie den Brief dort drüben — ? Und ob<br />

sie vielleicht mehr noch dort verwahrte ?<br />

Briefe, die er noch gar nicht kannte ?<br />

Was wusste er denn noch von ihr?! Was<br />

denn? War jetzt nicht alles Lug und Trug?<br />

Hemmungen? Hatte sie denn Hemmungen<br />

gehabt? Sie — oder gar der Schuft — ?!<br />

Ein Narr nur wäre man, wenn man da<br />

weiter noch den Rücksichtsvollen spielte —!<br />

Licht aus —. Dunkel musste es sein, wenn<br />

sie etwa erwachte —<br />

Nach der Taschenlampe in seiner Nachttischlade<br />

hatte er gegriffen, war draussen auf<br />

dem Flur gewesen und hatte leise Schritt vor<br />

Schritt gesetzt, die kleine schwanke Lichtscheibe,<br />

die durch das Dunkel torkelte, vor<br />

sich — ganz richtig wie ein Dieb —<br />

Gegen die Wiedereinführung von Höchstgeschwindigkeiten.<br />

Immer wieder hört man<br />

von Bestrebungen, die der Wiedereinführung<br />

von Höchstgeschwindigkeiten das Wort reden,<br />

um die Unfallgefahren zu verhindern. Wir erinnern<br />

an die Polizeidirektoren-Konferenz in<br />

Sitten, an die Motion Nietlisbach oder an ähnliche<br />

Vorstösse auf kantonalem Gebiet. Demgegenüber<br />

haben die seither in den verschiedenen<br />

in- und ausländischen Städten durchgeführten<br />

Verkehrswochen bewiesen, dass es<br />

keinesfalls die freigestellten Geschwindigkeiten<br />

der Motorfahrzeuge sind, die dem Konto<br />

der Unfallvermehrung belastet werden können,<br />

sondern zur Hauptsache dürfte das undisziplinierte<br />

Verhalten der übrigen Strassenbenützer<br />

an dieser unerfreulichen Entwicklung<br />

mitschuldig sein. Klipp und klar hat der<br />

kürzlich veröffentlichte Tätigkeitsbericht des<br />

Schweiz. Städteverbandes festgestellt, dass<br />

die Einführung einer neuen Geschwindigkeitsmaxima<br />

bestimmt keine Reduktion der Unfälle<br />

herbeiführen würde, weil auch die Radfahrer<br />

und Fussgänger in sehr erheblichem<br />

Masse an den Unfällen beteiligt sind.<br />

Ungeachtet dieser Tatsachen hat die basellandschaftliche<br />

Regierung innerhalb des Liestaler<br />

Stadtbezirks von der Gemeindestube<br />

bis zur Kaserne, d. h. auf einem besonders<br />

gefährdeten Strassenstück, mit Rücksicht auf<br />

die schwierigen Verkehrsverhältnisse die<br />

Höchstgeschwindigkeit für Motorfahrzeuge<br />

auf 30 km/h, beschränkt. Gegen diese Massnahme<br />

wurde seitens der Sektion Basel des<br />

A. C. S. Rekurs erhoben, mit der Begründung,<br />

dass laut Automobilgesetz die Kantone nicht<br />

befugt seien, solche Einschränkungen auf<br />

Hauptstrassen einzuführen.<br />

Der Bundesrat als Beschwerdeinstanz hat<br />

allerdings diesen Beschwerdepunkt nicht als<br />

stichhaltig anerkannt, weil unsere oberste<br />

Landesbehörde von ihrem Recht, ein Verzeichnis<br />

der Hauptstrassen aufzustellen, bis<br />

dato noch keinen Gebrauch gemacht habe.<br />

Solange dies nicht geschehen sei, gebe es<br />

auch keine Hauptstrassen im Sinne des Gesetzes,<br />

so dass die Kantone auf allen Strassen<br />

von dem Recht Gebrauch machen dürften,<br />

die auch für das andere Strassennetz vorgesehen<br />

sind. Dagegen bleibt aber das Rekursrecht<br />

gegen Einschränkungsverfügungen bestehen.<br />

In diesem Sinne ist denn auch die<br />

Beschwerde des A. G. S. aufgefasst und gutgeheissen<br />

worden. Der Bundesrat stellte sich<br />

auf den Standpunkt, dass die Massnahme der<br />

basellandschaftlichen Regierung zur Regelung<br />

des Verkehrs an einer unzweifelhaft schwierigen<br />

Stelle (Durchgangsverkehr Basel-Bern*<br />

Basel-Luzern) als gänzlich ungenügend bezeichnet<br />

werden müsse, hat doch der gesamte<br />

Durchgangsverkehr neben verschiedenen Kurven,<br />

z. B. bei der Kantonalbank, beim Regierungsgebäude<br />

und beim Hotel Engel, noch das<br />

« Obere Tor » zu passieren, wo sowieso die<br />

Motorfahrzeuge weder kreuzen noch einander<br />

vorfahren können. Die Beschränkung der<br />

Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h, würde,<br />

weil zu hoch bemessen, wegen diesen ungünstigen<br />

Verhältnissen ihren Zweck praktisch<br />

doch nicht erfüllen. Mit dem Erlass einer<br />

maximalen Geschwindigkeitsvorschrift sei<br />

eine Verkehrsregelung ausgeschlossen. Nur<br />

die Regelung durch besonders geschultes Personal<br />

könne an solchen schwierigen Passagen<br />

die grösstmöglichste Garantie für eine<br />

störungsfreie Verkehrsabwicklung bieten. Gestützt<br />

auf diese Ueberlegung wurde der<br />

Rekurs der Sektion Basel gutgeheissen und<br />

der Beschluss des Regierungsrates des Kantons<br />

Baselland aufgehoben.<br />

Die eindeutige Stellungnahme des Bundesrates<br />

darf als eine den neuzeitlichen Strassenverkehrsverhältnissen<br />

entsprechende Massnahme<br />

bezeichnet werden, ansonst das Vorgehen<br />

der basellandschaftlichen Regierunz<br />

sicherlich auch andere Ortschaften veranlassen<br />

würde, die mühsam erkämpfte Freizügigkeit<br />

nach Möglichkeit wieder einzuschränken,<br />

wie dies z. B. in Aarau ebenfalls zutrifft. Vor<br />

ungefähr Monatsfrist wurde durch regierungsrätliche<br />

Verfügung die Geschwindigkeit auf*<br />

der Bahnhofstrasse auf 40 km/h", begrenzt<br />

Zweifellos liegen in Aarau, besonders in<br />

Berücksichtigung der engen Passage beim<br />

Regierungsgebäude (Durchgangsverkehr .01-<br />

ten-Zürich), ähnliche Verhältnisse wie in<br />

Liestal vor. Wenn auch die Begrenzung auf<br />

40 km/h, als äusserst large bezeichnet werden<br />

muss, so erhebt sich doch die prinzipielle<br />

Frage, ob nicht auch gegen diese Verfügung<br />

Einspruch erhoben werden soll, auferlegt doch<br />

Art. 25 des M. F. G. klipp und klar dem Füh-.<br />

rer eines Fahrzeuges die Pflicht, sein Fahrzeug<br />

ständig zu beherrschen und die Geschwindigkeit<br />

den gegebenen Strassen- und<br />

Verkehrsverhältnissen anzupassen. Wie im<br />

basellandschaftlichen Hauptort dürfte auch in<br />

der aargauischen Metropole ein Rekurs gegen<br />

die Extraerlasse von Erfolg begleitet sein;<br />

besser ist auch in diesem Fall, den Anfängen<br />

beizeiten zu wehren, ansonst jede Gemeinde<br />

glaubt, auch ihrerseits dem Motorfahrzeugverkehr<br />

alle möglichen Hindernisse in den<br />

Weg legen zu müssen.<br />

-my-<br />

— hatte dann in dem kleinen Zimmer mit<br />

den hellen blumigen Tapeten gestanden —vor<br />

dem zierlichen französischen Möbelchen, das<br />

er — er! — ihr geschenkt hatte, und das<br />

jetzt vielleicht —<br />

Das heisse Rauschen seines Blutes hatte<br />

er in der Brust gespürt — und diesen<br />

Krampf, die Enge in der Kehle —. Und hatte<br />

dann sein letztes Zögern überwunden und<br />

tastend in dem hinhuschenden Strahlenkranz<br />

der Linse den kleinen Schlüssel in den blinkenden<br />

Beschlag des Schlosses geschoben —•<br />

Da —: auf —! die Platte nieder —<br />

Als ob er das metallisch scharrende Spielen<br />

der Scharniere noch im Ohre trüge —<br />

Ueber die Brauenbogen, über die schmal<br />

gewordenen Schläfen tastete Joos Utenhoven<br />

hin, sah wirr und aufgestöbert durch den<br />

hellen, vollgestellten Raum —<br />

In seinem Arbeitszimmer sass er — ja.<br />

Sass er — und starrte auf die Scherben seines<br />

Lebens —<br />

Was — ? Wo war er gewesen ?<br />

Ja — damals diese letzte Nacht — ihr kleiner<br />

Schreibtisch drüben in dem Zimmerchen,<br />

das sie so liebte —<br />

— da hatte er gestanden und die beiden<br />

Reihen kleiner Laden und zwischen ihnen<br />

dieses überwölbte wie ein Tabernakel geformte<br />

Mittelfach offen vor sich gesehen —<br />

Briefpapier — eine Schreibmappe — ihr<br />

Petschaft —<br />

(Fortsetzung folgt)

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