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E_1935_Zeitung_Nr.089

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JCastspietig&t StoassenAau<br />

Fortsetzung von Seite 1.<br />

Nach Kenntnisnahme dieser zur Ueberschreitung<br />

der Bausumme beitragenden Faktoren<br />

haben beide Kommissionen die ganze,<br />

11,9 km lange Passstrasse begangen; um sich<br />

an Ort und Stelle ein klares Bild von den Bauverhältnissen<br />

und Schwierigkeiten zu machen.<br />

Im Anschluss an den Augenschein wurde seitens<br />

der ständerätlichen Kommission einstimmig<br />

beschlossen, dem bundesrätlichen<br />

Beschluss zuzustimmen, was zweifellos auch<br />

die nationalrätliche Kommission tun wird.<br />

Damit war die Angelegenheit vom parlamentarischen<br />

Gesichtspunkt aus erledigt, so dass<br />

man zur Tagesordnung übergehen konnte.<br />

Wir sind von jeher für den Bau der Passwangstrasse,<br />

sowohl aus verkehrspolitischen,<br />

wirtschaftlichen wie auch aus militärischen<br />

Gründen eingetreten. Allein schon aus strategischen<br />

Erwägungen heraus drängte sich der<br />

Bau dieser Jurastrasse auf, um so mehr, als<br />

dieser neben der einzigen leistungsfähigen<br />

Verbindung zwischen Aare- und Birstal über<br />

die Herre Pertuis den schon längst notwendigen<br />

weitern Uebergang schuf. Viel bedeutungsvoller<br />

noch erscheint uns aber der wirtschaftliche<br />

Nutzen der neuen Strasse, dient<br />

sie doch vornehmlich der engern Zusammenfassung<br />

bis anhin getrennter Kantonsteile.<br />

Allein schon diese wenigen Gründe sprechen,<br />

sowohl vom kantonalen wie vom eidgenössischen<br />

Gesichtspunkte aus betrachtet, für eine<br />

gute Anlage der in diesem Strassenbau investierten<br />

öffentlichen Gelder; die gewaltige<br />

Kreditüberschreitung allerdings ist weniger<br />

erfreulich.<br />

Setzen wir die entsprechenden Baubeträge der<br />

in ausgesprochen hochalpinen Regionen, und zwar<br />

bis zu 2571 m, ansteigenden 57,6 km langen<br />

Grossglocknerstrasse<br />

gegenüber, dann kommt uns erst recht der teure<br />

inländische Strassenbau zum Bewusstsein. In<br />

Schweizerfranken zum heutigen Kurs umgerechnet,<br />

stellte sich der Laufmeter der Grossglocknerstrasse<br />

auf nur 256 Fr., trotz den grossen Schwierigkeiten,<br />

die sich der Baudurchführung entgegenstellten<br />

und die einerseits durch die klimatischen<br />

und geologsichen Verhältnisse und anderseits durch<br />

die Tatsache bedingt waren, dass der grösste Teil<br />

der Baustrecke in vollständig unbesiedeltes hochalpines<br />

Gebiet führt, in dem die Vorbedingungen<br />

für die Baudurchführung erst geschaffen werden<br />

mussten. Alle Baumaschinen waren, teils in zerlegtem<br />

Zustande, auf die hochgelegenen Baustellen<br />

zu transportieren. Zwei Güterseilbahnen von<br />

mehr als 4 km Länge, mehrere Schrägaufrüge und<br />

Dieselzentralen sowie rund 20 km Hochspannungsleitungen<br />

standen im Betrieb; die an den Baustellen<br />

zeitweise bereitgestellte Energie betrug bis zu<br />

2800 PS.<br />

Der Zuweisungsdienst der Arbeitslosen, die<br />

mehr als 80% der Belegschaft ausmachten, der<br />

Nachschubdienst für Verpflegung und Materialien<br />

aller Art usw musste organisiert werden. Daas<br />

die ganze Baustelleneinriohtuag und -Organisation<br />

eine gute war, wird durch die Bauzeit der Grossglockner-Hochalpenstras.se<br />

bewiesen, die insgesamt<br />

nur 25 Baumonate betrug.<br />

In dieser Zeit wurden 870,000 m* Materialbewegung<br />

und Felssprengungen durch- und 116,000 m 3<br />

Mauerwerk aufgeführt, 590 Rohrdurchlässe' mit einer<br />

Gesamtlänge von mehr als 6 km Zementrohren<br />

von 40—"60 cm Durchmesser, 67 Brücken von 2—32 m<br />

Spannweite, 2 Tunnels mit zusammen 428 m Länge,<br />

16,000 Wehrateine, 7,6 km Strasseng'eländer und<br />

370,000 m* Strassenfahrbahn, einschliesslich Spitzgraben,<br />

hergestellt. Fünfzehn Parkplätze, drei Mauthäuser,<br />

zwei Tunnelwärterhäuser, eine kleine<br />

Wasserkraftanlage, Notunterstandshütten, eine gekabelte<br />

Strassentelephonanlage entlang der ganzen<br />

Strasse mit 23 Sprechstellen und viele Nebenbauten<br />

wurden errichtet, Wildbachverbauungen durchgeführt<br />

und insgesamt an den Baustellen selbst<br />

1,200,000 Arbeitsachichten, mit den für Lieferungen<br />

für den Glocknerstrassenbau beschäftigten Arbeitern<br />

zusammen run,d 1,800,000 Arbeitsschichten geleistet.<br />

Die gesamte Anlage, einschliesslich aller<br />

Kunstbauten, Tunnels, Nebenanlagen, Grunderwerb.<br />

Bauaufsicht hat 25,8 MM. Schilling gekostet,<br />

was einem Durchschnittspreis von 450 Schilling<br />

per Laufmeter entspricht, einen in bezug auf<br />

die Höhenlage der Strasse und die zu bewältigenden<br />

Bauschwierigkeiten zweifellos bescheidenen<br />

Durchschnittsbetrag.<br />

AUTOMOBIL-REVUE 1035 - N" 89<br />

Vergleichen wir die Passwang- mit der<br />

Grossglocknerstrasse, so kann.erstere auch<br />

vom technischen Gesichtspunkt aus nur beschränkt<br />

mit dem österreichischen, hochalpinen<br />

Uebergang konkurrieren. Im Gegensatz<br />

zum 150 m langen Zingelentunnel sind die beiden<br />

Durchstiche an der Grossglocknerstrasse<br />

mit streng geteilten Sens unique-Betonfahrbahnen<br />

versehen und beidseitig vom Fussgängerstreifen<br />

durch Drahtgeflechtgitter abgetrennt.<br />

Der nur 5,25 m breite Jura-Durchstich<br />

verfügt wohl über einen jn der Nordsüdrichtung<br />

rechtseitig verlaufenden Fussgängerstreifen,<br />

der sich jedoch nur durch den<br />

erhöhten Bodenbelag von der Fährbahn abhebt,<br />

so dass es nicht verwunderlich ist, wenn<br />

die Fussgänger und vor allem die Velofahrer<br />

grösstenteils den ganzen Tunnel in Anspruch<br />

nehmen. Für den Automobilisten bedeutet diese<br />

Lösung auch deswegen einen Nachteil, als<br />

er nie sicher ist, wann vom Trottolrstreifen<br />

Personen willkürlich in die Fahrbahn hinaustreten.<br />

Im weitern fehlen an der Passwangstrasse<br />

genügend grosse Parkplätze, was nicht<br />

selten am Nord- wie Südportal zur Aufstellung<br />

längerer Automobilkolonnen führt, die<br />

eine besondere Vorsicht als geboten erscheinen<br />

lassen. Bedenkt man, dass beim Bau der<br />

Grossglocknerstrasse, die, wie bereits erwähnt,<br />

ebenfalls von Arbeitslosen, worunter<br />

sich ein starkes Kontingent rein städtischer<br />

Industriearbeiter befand, erstellt wurde, noch<br />

viel grössere technische Schwierigkeiten überwunden<br />

werden mussten, als am Passwang<br />

und dass der Österreichische Alpenübergang<br />

weitaus besser ausgebaut und deswegen leistungsfähiger<br />

ist, so ergibt sich schon aus diesen<br />

wenigen Gegenüberstellungen, dass der<br />

Ausbau unseres Alpenstrassennetzes bedeutend<br />

rationeller in Angriff genommen werden<br />

muss, was, wie das österreichische Beispiel<br />

beweist, recht wohl möglich ist, selbst unter<br />

Berücksichtigung der besondern Verhältnisse<br />

unseres Landes.<br />

Nicht nur im Norden, sondern auch in der<br />

Zentralschweiz sind Strassenbauten mit ähnlichen<br />

Kreditüberschreitungen vorgekommen.<br />

In Engelberg wurde seinerzeit der Bau der<br />

Strasse nach der Schwand mit einem Kostenaufwand<br />

von 240 000 Fr. beschlossen, wobei<br />

dem Volke sogar eine Bausumme von nur<br />

200 000 Fr. vorgegaukelt wurde. Die Schlussrechnung<br />

stellte sich aber auf 369 917 Fr.<br />

oder um 54 Prozent resp. 130 000 Fr. höher<br />

als vorgesehen war. Dass diese Kostenüberschreitung<br />

bei den Steuerzahlern böses Blut<br />

machte, dürfte verständlich sein. Unverständlich<br />

aber war die diese Ueberschreitung motivierende<br />

Begründung: Die ausführende Firma<br />

habe selten nach Projekt gearbeitet! Zudem<br />

habe die Erstellerin als Honorar 7,04 Prozent<br />

der Bausumme bezogen, was die Rechnung<br />

auch nicht ermässigt hätte! Man kann es<br />

kaum fassen, dass für das Mauerwerk der<br />

Schwandstrasse<br />

WORINGER<br />

22 000 Fr. budgetiert waren, während es dann<br />

in Wirklichkeit 104 911 Fr. oder 377 Prozent<br />

mehr kostete. Während des Baus der Strasse<br />

zeigten sich weitere Mängel, die dann behoben<br />

werden mussten, was die Ausführung<br />

naturgemäss kaum verbilligt hat. An die<br />

Mehrkosten der Schwandstrasse bewilligte<br />

der Obwaldner Kantonsrat einen Betrag von<br />

12000 Fr., während der Bund 68 000 Fr. zu<br />

leisten hatte, plus 25 Prozent des den Voranschlag<br />

überschreitenden Betrages von<br />

130 000 Fr. Damit fand auch dieser Strassenbau<br />

seinen «rühmlichen» Abschluss.<br />

Ein drittes Beispiel «kräftiger» Kostenüberschreitung<br />

liefert der Kanton Tessin mit<br />

dem Bau der neuen<br />

Gandriastrasse.<br />

Bei einem Voranschlag von 2,59 Mill. Fr.<br />

beträgt die Kreditüberschreitung 1,51 Mit!-<br />

Fr. oder 58 %. Diese Kostenerhöhung war,<br />

neben tektonischen Schwierigkeiten, die<br />

Folge der Ausführung verschiedener seinerzeit<br />

im bewilligten Projekt nicht vorgesehener<br />

Arbeiten, die entgegen den von kantonalen<br />

und eidgenössischen Behörden aufgestellten<br />

Richtlinien ausgeführt wurden, wie<br />

beispielsweise Anlage eines Trottoirs im Betrage<br />

von 573,000 Fr., während der Voranschlag<br />

dafür nur 69,000 Fr. vorgesehen hatte.<br />

Diese drei Beispiele aus der Nord-, Zentral-<br />

und Südschweiz illustrieren zur Genüge<br />

eine Praxis, die dem Ausbau unseres<br />

Alpenstrassennetzes kaum förderlich<br />

sein wird. Als unlängst in der « Neuen Glarner<br />

<strong>Zeitung</strong>» die glarnerischen Strassenkosten<br />

mit dem abessinischen Projekt, dessen<br />

Ausführung bekanntlich einer Schweizer<br />

Finanzgruppe übertragen worden ist,<br />

verglichen wurden, kommentiert der Korrespondent<br />

den Kostenunterschied mit<br />

dem lapidaren Satz: « Zunächst handelt es<br />

sich nur um einen Kostenvoranschlag, der<br />

voraussichtlich, wie allgemein üblich, gegebenenfalls<br />

auch überschritten wird.» Wer in<br />

diesem Sinne argumentiert, eine Auffassung,<br />

die auch in den drei erwähnten Beispielen<br />

zum Ausdruck kommt, der leistet sicherlich<br />

dem schweizerischen Strassenbau nicht den<br />

besten Dienst. Man hat in grossen Kreisen<br />

unseres Volkes und namentlich auch beim<br />

Staat verlernt, richtig zu kalkulieren und zu<br />

rechnen, vor allem, wenn der Steuerzahler<br />

die Zeche zu berappen hat und niemand für<br />

die Ueberschreitungen zur Verantwortung<br />

herangezogen werden kann. Ob die Ansetzunr<br />

möglichst niedriger Kostenvoranschläge, um<br />

wenigstens den Auftrag zu erhalten, dem<br />

weitern Ausbau unseres schweizerischen<br />

Strassennetzes dienlich sein wird, möchten<br />

wir sehr bezweifeln. Gewiss können unvorhergesehene<br />

Ereignisse einen Bau ungebührlich<br />

verteuern, — diese Regel aber als allgemein<br />

gültig zu erklären, heisst den im<br />

Landesinteresse notwendigen Ausbau unseres<br />

Alpenstrassennetzes zum vorneherein<br />

sabotieren.<br />

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