E_1935_Zeitung_Nr.096
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JV°96 — FREITAG, 29. NOVEMBER <strong>1935</strong>. AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
sie einer um das Auspuffrohr herum gelegten<br />
Manschette entnimmt. Aehnliche Ziele, nämlich<br />
eine innige Durchmischung der Luft mit<br />
dem Brennstoff und Verhinderung von Brennstoffkondensatbildungen,<br />
verfolgen auch die in<br />
das Saugrohr selbst einzusetzenden Wirbelstromerzeuger.<br />
Obschon bei gut instand gehaltener Batterie,<br />
gut eingestelltem Vergaser, gepflegter<br />
Zündanlage und Anwendung eines geeigneten<br />
Oels ein moderner Motor selbst bei grösster<br />
Kälte ohne Schwierigkeiten anlaufen sollte,<br />
seien hier noch einige Massnahmen erwähnt,<br />
die gegebenenfalls von Nutzen sein können.<br />
Das sicherste Mittel, den bockenden Motor<br />
in Gang zu bringen, besteht immer noch im<br />
Anschleppen oder Anschieben des Wagens.<br />
Datrtft die Uebertragungsorgane dabei nicht<br />
iibermässig beansprucht werden, ist der zweitgrösste<br />
Gang einzuschalten. Selbstverständlich<br />
wird diese Gangstufe schon bei stillstehendem<br />
Wagen eingerückt und ein leichter<br />
Anlauf vorerst nur durch Auskuppeln sichergestellt.<br />
Auch ein « ersoffener » Motor, den<br />
zur Vernunft zu bringen man sich vielleicht<br />
sonst noch viertelstundenlang hätte abquälen<br />
können, wird auf diese Art meist nach wenigen<br />
Sekunden zum Leben erwachen. Wenn<br />
nicht, kann man ruhig annehmen, dass irgendeine<br />
tiefere organische Störung vorliegt, die<br />
es zuerst zu beheben .gilt.<br />
Von nicht geringer Bedeutung ist in jedem<br />
Fall im Winter für das mehr oder weniger<br />
leichte Anspringen des Motors die Einhaltung<br />
des korrekten Zündkerzenelektroden- und<br />
Unterbrecherabstandes. Der Elektrodenabstand<br />
soll 0,5 bis 0,7 mm, der Abstand dv".r<br />
Unterbrecherschrauben 0,4 mm betragen.<br />
Ausser den falschen Einstellungen können<br />
von Seiten der Zündung verrusste oder durch<br />
Feuchtigkeitsniederschlag nass gewordene<br />
Beträchtlichen Einfluss auf das Anlaufen des Motors<br />
hat auch der Elektrodenabstand.<br />
Zündkerzenisolatoren, Feuchtigkeit im Unterbrechergehäuse<br />
oder eine Verschmutzung des<br />
Verteilers Anlaßstörungen hervorrufen.<br />
In Fällen, in denen der Motor besonders<br />
grosse Renitenz zeigt, kann man versuchen,<br />
ob nicht das Eingiessen von etwas Benzin<br />
oder Einspritzen geringer Mengen von Aether<br />
in die Ansaugöffnungen des Vergasers oder<br />
in die Luftfilter hilft. In letzter Zeit ist auch<br />
ein leicht flüchtiges Präparat auf dem Markt<br />
erschienen, das sich bequem in einer Tube<br />
mitführen lässt und das bei Bedarf wie<br />
Zahnpasta in die Saugöffnung des Vergasers<br />
hineingedrückt wird.<br />
Ist der Motor einmal angesprungen,<br />
so ist er gewöhnlich noch nicht imstande,<br />
gleich die volle Leistung abzugeben. Bissich<br />
die Saugleitung einigermassen erwärmt hat<br />
und das Oel dünnflüssiger geworden ist, er-<br />
Einbauheispiel eines Widerstandsheizkörpers zur<br />
Warmhaltung des Kühlwassers in der Garage.<br />
halten die Zylinder nur ein schwer verdauliches<br />
Gemisch und das Oel wirkt vorläufig<br />
mehr als ein Klebmittel. Früher galt es als<br />
ausgemacht, dass man einen kalten Motor<br />
nur ganz langsam warmlaufen lassen dürfe,<br />
weil man sich sagte, dass die Schmierung<br />
doch anfänglich nicht imstande sei, die aufeinander<br />
gleitenden Metallflächen gegenseitig<br />
wirksam zu schützen. Neue Untersuchungen<br />
haben jedoch gezeigt, dass man diese<br />
Vorsicht auch nicht übertreiben darf. Solange<br />
die Zylinderwände nämlich eine bestimmte<br />
Mindesttemperatur noch nicht erreicht<br />
haben und die Verbrennungen noch<br />
unvollständig sind, bilden sich an ihnen Säuren,<br />
die unter Umständen eine viel raschere<br />
chemische Zylinderabnützung zur Folge haben<br />
als sie auf mechanischem Weg durcft<br />
etwelche Mängel der Schmierung zustande<br />
käme. Ist die Warmlauftourenzahl des Motors<br />
allzu niedrig, so unterbleibt auch noch<br />
jede Sprühschmierwirkung des Oels. Die Zylinder<br />
bleiben dann unter Umständen längere<br />
Zeit trocken, was natürlich ihre Abnützung<br />
nochmals begünstigt. Nach den heutigen wissenschaftlichen<br />
Begriffen geht man am<br />
zweckmässigsten vor, indem man den Motor<br />
gleich nach dem Anlaufen auf mittlere Tourenzahl<br />
bringt und, wenn nicht ein Thermostat<br />
vorhanden ist, den Kühler zudeckt, so<br />
dass sich der Motor möglichst rasch erwärmt.<br />
Auch durch Anwendung von Obenschmierölen<br />
und Kolloidgraphit-Präparaten<br />
dürften sich die Betriebsbedingungen vor allem<br />
in den ersten Momenten nach dem Start<br />
wesentlich verbessern lassen.<br />
Eine Motortemperatur von 70—85 Grad<br />
sollte, wenn möglich, ständig auch während<br />
der Fahrt eingehalten werden, da sonst sowohl<br />
die Betriebswirtschaftlichkeit wie auch<br />
die Leistungsfähigkeit der Maschine sofort<br />
abfallen. Bei modernen Wagen sorgen Thermostate,<br />
die entweder direkt auf den Kühlwasserumlauf,<br />
oder dann auf Jalousien einwirken,<br />
für die Konstanthaltung der Kühlwassertemperatur.<br />
Ausserdem kann man sich<br />
durch Kühlermuffe und zweckmässige Abdeckung<br />
der Ventilationsschlitze in den<br />
Seitenteilen der Motorhaube behelfen. Sehr<br />
empfehlenswert ist in allen Fällen der nachträgliche<br />
Einbau von Jalousien, die als ganzes<br />
Aggregat auch mit automatisch regulierendem<br />
Thermostat erhältlich sind, und der<br />
Einbau von