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E_1935_Zeitung_Nr.098

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Wiederinbetriebnahme älterer Fahrzeuge<br />

— zur Krisenbekämpfung.<br />

Fortsetzung von Seite 1.<br />

Auch die uns benachbarten Länder haben Zeiten<br />

bitterer Not in der Automobilbranche gekannt. Dort<br />

hat sich der Staat der Sache angenommen und Abhilfe<br />

geschaffen. Das Mittel hiezu fand man in der<br />

Forcierung des Absatzes neuer Wagen, indem man<br />

dem fabrikneuen Wagen inländischer Produktion<br />

grosse Steuererleichterungen gewährte. Dieser Weg<br />

ist für Länder mit einer bedeutenden, und entwikkelten<br />

Automobilfabrikation der gegebene.<br />

Für die Schweiz treffen die Ueberlegungen, die<br />

in den angrenzenden Ländern zur Bevorzugung des<br />

neuen Automobils geführt haben, nur in sehr geringem<br />

Masse zu, nämlich nur insoweit, als auch<br />

die Schweiz eine eigene Automobilindustrie besitzt.<br />

Dies trifft zu für den Lastwagenbau, und es ist die<br />

Pflicht aller einsichtigen Kreise, die ausserordentlich<br />

leistungsfähige und qualitativ hochstehende<br />

schweizerische Lastwagenindustrie durch Förderung<br />

des Absatzes ihrer Produktion wo immer möglich<br />

zu unterstützen. Der Lastwagen bestreitet aber nur<br />

einen wenn auch beachtlichen Teil unseres Automobilverkehrs,<br />

und eine Begünstigung des fabrikneuen<br />

Wagens inländischer Herkunft, wie sie z. B.<br />

das neue Verkehrsgesetz des Kantons Schaffhausen<br />

vorsieht, wird daher dem schweizerischen Autogewerbe<br />

und den damit im Zusammenhang stehenden<br />

Erwerbsgruppen keine genügende Hilfe bringen.<br />

Es gibt nun aber in der Schweiz eine Unmenge<br />

älterer, gefahrener Personenautomobile, insbesondere<br />

solche mit verhältnismässig hoher Pferdekraft<br />

und hohem Benzinverbrauch, die aus dem Verkehr<br />

gezogen sind, trotzdem sie weder in technischer Hinsicht<br />

veraltet noch in irgendeiner Weise ungenügend<br />

leistungsfähig sind. Das Stilliegen dieser Fahrzeuge<br />

ist einzig darauf zurückzuführen, dass es sich<br />

für den Halter angesichts der übermässigen für alle<br />

Fahrzeuge aller Alter gleichmässigen fiskalischen<br />

Belastung einfach nicht lohnt, die notwendigen Instandhaltungsarbeiten<br />

vornehmen zu lassen und den<br />

verhältnismässig hohen Benzinkonsum zu bestreiten.<br />

Die Zahl der hier in Frage kommenden Wagen<br />

nimmt ständig zu im Zusammenhang mit der<br />

weiter oben geschilderten rückläufigen Tendenz des<br />

Automohilverkehrs und im Gefolge des Vordringens<br />

des kleinen Wagens.<br />

Volkswirtschaftlich betrachtet ist dieser Zustand<br />

nicht nur höchst unbefriedigend, er bedeutet<br />

sogar einen dauernden grossen<br />

Schaden am Volksvermögen.<br />

Das gesamte in der Schweiz in Motorfahrzeugen<br />

investierte Kapital beläuft sich nach der Zusammenstellung<br />

der Schweizerischen Strassenverkehrsliga<br />

auf 1130 Millionen Franken, wovon ein ganz<br />

erheblicher Teil durch die in der geschilderten Weise<br />

stilliegenden Automobile repräsentiert wird. Das<br />

ist Volksvermögen, das brachliegt, Tag für Tag an<br />

Wert verliert und dem gänzlichen Verderb geweiht<br />

ist. In der Tatsache, dass in der Schweiz kein Wagen<br />

richtig ausgefahren, sondern nach 2—3 Jahren<br />

aus dem Verkehr gezogen wird, liegt, volkswirtschaftlich<br />

betrachtet, überdies ein ganz unerhörter<br />

Luxus, den unsere Volkswirtschaft heute nicht mehr<br />

erträgt. Keines der umliegenden Länder leistet sich<br />

einen solchen Luxus, obwohl sie mit Rücksicht auf<br />

ihre inländische Automobilindustrie allen Anlass<br />

hätten, die alten Fahrzeuge mit allen Mitteln verschwinden<br />

zu machen.<br />

Wenn in der Schweiz zu einer Belebung des Automobilverkehrs<br />

und des Automobilmarktes — hierauf<br />

allein kommt es an — und zu einer Erholung<br />

der damit im Zusammenhang stehenden Erwerbszweige<br />

gelangt werden soll, so muss vor allem hier<br />

angesetzt werden. Es muss alles getan werden, um<br />

die unzähligen unbenutzt in der Schweiz stehenden,<br />

noch verkehrstüchtigen Motorfahrzeuge wiederum in<br />

den Verkehr zu bringen. Gelingt dies, so wird als<br />

erstes sehr erstrebenswertes Ziel erreicht, dass<br />

grosse Beträge an VolksveTmögen unserer Volkswirtschaft<br />

als produktive Kapitalanlagen erhalten<br />

bleiben, was von um so grösserer Bedeutung ist, je<br />

grösser die brachliegenden Investitionen der übrigen<br />

Wirtschaft und die unproduktiven Aufwendungen<br />

von Bund, Kantonen und Gemeinden sind.<br />

Die •wesentliche Auswirkung der Wiedereinstellung<br />

älterer Motorfahrzeuge in den Verkehr -wird<br />

Naturalien als Zahlungsmittel für Automobile.<br />

Im vergangenen Jahr hat ein Automobilhändler<br />

in Franklin (USA) zum erstenmal<br />

nicht gegen Geldmittel Geschäfte gemacht,<br />

sondern im Austausch mit Waren, die er für<br />

neue Wagen an Zahlungsstatt entgegennahm.<br />

U. a. hat er 1000 Ochsen, 300 Schafe, 10<br />

Pferde, 75 Schweine, etliche Doppelzentner<br />

Wolle, Schinken und verschiedene landwirtschaftliche<br />

Geräte in Verrechnung genommen.<br />

Bobmannschaft aus Autofahrern.<br />

Einer der italienischen Bobs, die an den<br />

olympischen Bobkonkurrenzen teilnehmen<br />

werden, erhält eine sehr interessante Besetzung,<br />

indem sich die vier Autorennfahrer<br />

Varzi, Taruffi, Graf Trossi und Cortese zu<br />

einer Mannschaft zusammentun wollen.<br />

Autostrassen in Frankreich.<br />

Der «Technische Unterausschuss zur Bekämpfung<br />

der Arbeitslosigkeit durch öffentliche<br />

Arbeiten» hat kürzlich eine Tagung unter<br />

dem Vorsitz des französischen Arbeitsministers<br />

abgehalten und dabei ein Programm gutgeheissen,<br />

das den Bau einer Anzahl ausgesprochener<br />

Auto-Ausfallstrassen von Paris<br />

den. An die Stelle von Arbeitslosigkeit und Not<br />

werden Arbeit und Freude, an die Stelle der öffentlichen<br />

Unterstützung der ehrlich verdiente Lohn treten.<br />

Aber nicht nur das: zur Instandstellung eines<br />

einige Zeit stillgelegten Wagens bedarf es auch vielfältigen<br />

Materials, Kühler, Kabel, Ersatzteile, Batterien,<br />

übrige elektrische Ausrüstung und vieles andere<br />

mehr. Alle diese Artikel werden in der Schweiz<br />

hergestellt; die Belebung des Autogewerbes wird<br />

sich daher auch für die schweizerische Industrie<br />

günstig auswirken. Vielfach befindet sich das benötigte<br />

Material schon in den Lagern der Fabriken,<br />

Händler und übrigen Zulieferer der Automobilbranche.<br />

Auch hier würde ohne Tributleistung ans<br />

Ausland eine Neuvalorisierung bestehender Warenvorräte<br />

eintreten, zum Nutzen der einheimischen<br />

Arbeitsbeschaffung und zur Stärkung gefährdeter<br />

Steuerpositionen. Nacht zuletzt wird auch der Automobilhändler,<br />

der ja vor allem unter dem Altwagenproblem<br />

leidet, bei einer Wiedergewinnung<br />

desselben für den Verkehr seinen Vorteil finden. Es<br />

bedarf keiner weiteren Erörterung, welche ungeheuren<br />

Werte in der Schweiz liegen und mit teurem<br />

Schweizer Geld bezahlt sind, die unverwendbar<br />

und verloren wären, wenn die alten Wagen nicht<br />

wieder in den Verkehr eingestellt würden.<br />

Die Wiedereinreihung in den Verkehr der vielen<br />

stilliegenden Wagen, die Voraussetzung dieser ganzen<br />

Belebung des Autogewerbes und der damit im<br />

Zusammenhang stehenden Erwerbszweige, kann nur<br />

dadurch erreicht werden, dass man dem Automobilhalter<br />

wirtschaftlich, ermöglicht, trotz seines durch<br />

die schlechte Wirtschaftslage reduzierten Einkommens<br />

seinen älteren, verhältnjsmässig hochpferdj^<br />

AUTOMOBIL-REVUE<br />

gen Leine, die um ihre rechten Fussknöchel<br />

läuft, zusammengebunden. Der finster blikkende<br />

Mestize, der mit dem Karabiner im<br />

Heck sass, marschiert hinter den stumm zu<br />

Boden starrenden Männern, deren flache Gesichter<br />

den Typus der Caripunhas tragen,<br />

den Caballos zu.<br />

« Sehen Sie, wie gut es die Kerle bei mir<br />

haben ? Zusammengeknüpft, damit sie sich<br />

nicht verirren im Walde, und bewacht, dass<br />

ihnen nichts geschehen kann von wilden<br />

Tieren ! » grinst Numez, während die beiden<br />

andern Curiarias anlegen. Wieder sind's<br />

je drei durch Schnüre verknüpfte Indianer.<br />

Vollständig nackte Männer mit abnorm langen<br />

Armen und vorstehenden Bäuchen. Ihre<br />

Gesichter sind urhässlich. Denn sie haben<br />

geschlitzte Unterlippen, eine riesige Holzscheibe<br />

ist hineingezwängt wie ein Rad in<br />

der Bereifung. Diese seltsame Zierde steht<br />

waagrecht aus dem Gesicht heraus, hält den<br />

Mund teilweise offen. In den Ohrläppchen,<br />

die zu gewaltigen « Lappen » wurden, bau-,<br />

melt derselbe groteske Schmuck.<br />

« Axaraindianer ! » murmelt Henderson,<br />

als die sonderbaren Menschen vor ihren<br />

Wächtern in die Caballos gehen. Coronel<br />

Numez führt uns in die Gebäude. Ein dumpfer,<br />

muffiger Geruch schlägt uns entgegen,<br />

und als meine Augen s'ch an das Zwielicht<br />

gewöhnt haben, sehe ich dicht neben mir an<br />

der Tür einen mit Gewehr und Machete bewaffneten<br />

Brasilianer stehen. Dann ist da<br />

eine grosse flache Grube, halb voll Fruchtschalen<br />

und Exkrementen. Dahinter sitzen<br />

in Gruppen und Reihen Indianer. Caripunhas,<br />

mit platten, traurigen Gesichtern vor<br />

sich hinstarrend, und Axaras mit ihren<br />

scheusslich veranstalteten Lippen, der ganzen<br />

Szene etwas Höllisches* Spukhaftes verleihend.<br />

Einige murmeln miteinander, aber<br />

die meisten sitzen stumm auf dem rnattenbelegten<br />

Fussboden und schauen weder<br />

nach links noch nach rechts. An der Bambuswand<br />

hängen an Pflöcken die aufgerollten<br />

Schnüre, mit denen diese unglücklichen<br />

Menschen gleich Tieren angebunden werden,<br />

wenn sie « arbeiten ». Grosse Kalebas-'<br />

sen voll Wasser stehen längs der einen<br />

Seite, und ein Haufen Paranüsse und andere<br />

Früchte füllen die leere Ecke aus, vor der<br />

die Wacht steht.<br />

Numez deutet auf die dreieckigen Nüsse<br />

und sagt: «Ich füttere die Kerle gut. Drei<br />

regelrechte Mahlzeiten am Tage, das sind<br />

sie noch nicht mal in der Freiheit gewohnt.<br />

Paranüsse sind ausserordentlich nahrhaft.<br />

Und oft genug bekommen sie auch Fleisch!»<br />

Ich schüttle mich: «Ist die Sterblichkeit<br />

gross ? » Der Alte zwinkert schlau mit den<br />

Augen : « Sie meinen Krankheit, Senhor ?<br />

Nein, richtig krank ist keiner. Manchmal<br />

wird einer von den Krokodilen geholt oder<br />

von einer Schlänge gebissen. Neulich haben<br />

sich drei in den Stromwirbel gestürzt, und<br />

die Dummköpfe sind ertrunken. Santa Maria<br />

'. Manchmal stirbt auch einer an Prügeln<br />

!»<br />

(<br />

istischer<br />

nach der Provinz vorsieht. Diese Strossen<br />

sollen nach dem Muster der deutschen Autobahnen<br />

gebaut werden und weder Niveauübergänge<br />

der Eisenbahn noch Kreuzungen mit anderen<br />

Strossen aufweisen. Grössere Ansiedelungen<br />

sollen umgangen und durch besondere<br />

Zufahrtsstrassen mit den Autobahnen verbunden<br />

werden. Man hofft mit der Verwirklichung<br />

dieses Planes rund 15.000 Arbeiter beschäftigen<br />

zu können. Es wurde ein Kreditbegehren<br />

für 500 Millionen Fr. als notwendig erachtet.<br />

Die Automobil-Weltproduktion.<br />

Nach dem Bericht des Völkerbundes betrug<br />

die Weltproduktion an Automobilen im Jahre<br />

1934 3,754 Millionen Stück gegen 1,979 Millionen<br />

im Jahre 1932 und 6J15 Millionen im<br />

Jahre 1929, als die Konjunktur ihren Höhepunkt<br />

erreicht hatte. 1934 ist es einzig der<br />

deutschen und englischen Automobilerzeugung<br />

möglich gewesen, ihre Produktion aus dem<br />

Jahre 1929 nicht nur zu egalisieren, sondern<br />

sogar noch zu überbieten. Alle übrigen Fabrikationsländer<br />

blieben zum Teil sehr beträchtlich<br />

hinter diesen Ergebnissen zurück.<br />

gen Wagen weiterzufahren. Hierfür gibt es nun<br />

einen Weg, nämlich den der Begünstigung des älteren<br />

Automobils bei der Besteuerung, etwa in der<br />

Weise, dass für einen Wagen, der fünf Jahre im<br />

Verkehr gestanden hat, keine Steuer mehr entrichtet<br />

werden muss, -wobei gleich darauf hingewiesen<br />

sei, dass damit eine Kategorie von Automobilen der<br />

Steuer enthoben würde, die heute zum grossen Teil<br />

überhaupt nicht mehr gefahren wird. Diese Entlastung<br />

des Automobilhalters nach der Steuerseite<br />

hin erst ermöglicht ihm, die mit dem Aelterwerden<br />

eines Wagens verbundenen notwendigen Instandsetzungsarbeiten<br />

vornehmen zu lassen und den Wagen<br />

im Betrieb zu behalten; dfese Steuererleichterung<br />

ermöglicht ihm auch, einen verhältnismässig<br />

hohen Benzinkonsum auf sich zu nehmen. Solange<br />

dagegen der Automobilist, unabhängig vom Alter<br />

seines Wagens, die volle Automobilsteuer bezahlen<br />

muss, wird er sieh nicht dazu entschliessen können,<br />

dazu noch die Auslagen für die nötige Instandhaltung<br />

seines Wagens auf sich zu nehmen. Er wird<br />

auf den Gebrauch seines Fahrzeuges verzichten<br />

oder, wo dies nicht möglich' ist, zum neuen, billigen<br />

Kleinwagen greifen, zusammen mit äusserster Betriebseinschränkung.<br />

Mit andern Worten, die eingangs<br />

geschilderte Notlage im Automobilgewerbe<br />

dauert fort und wird über kurz oder lang zur Katastrophe<br />

führen.<br />

Wir halten dafür, dass der Staat, und zwar<br />

Bund und Kantone, die ja mit Krisenmassnahmen<br />

zugunsten anderer Erwerbszweige auch nicht gekargt<br />

haben, dieser Sachlage Rechnung tragen müssen<br />

und auch Rechnung tragen werden, um so<br />

mehr, als von der vorgeschlagenen Begünstigung<br />

des älteren Automobils eine wesentliche Verringerung<br />

der Einnahmen aus der fiskalischen Belastung<br />

des Automobilverkehrs — Automobil- und Benzinsteuer<br />

zusammen — nicht zu erwarten ist. Notwendig<br />

wird allerdings sein, dass sämtliche Erwerbsgruppen<br />

der Automobilbranche, wie auch die<br />

interessierte Industrie, zusammenstehen, um den<br />

Behörden die Notwendigkeit einer Neuordnung des<br />

Automobilsteuerwesens darzulegen.<br />

Schweizerische Rundschau<br />

Das Budget der S.B.B. In einer seiner<br />

letzten Sitzungen befasste sich der Nationalrat<br />

u.a. auch mit dem Sorgenkind der gesamten<br />

schweizerischen Volkswirtschaft, mit<br />

dem Bundesbahnproblem. Es war nicht uninteressant,<br />

festzustellen, wie die Frage der<br />

Bundesbahnsanierung je nach der politischen<br />

Einstellung der Redner verschiedenartig beurteilt<br />

wird. Der Freiburger Aebi machte<br />

auf allerlei Mißstände aufmerksam; so<br />

z.B. auf den ungenügenden Fahrplan, welcher<br />

der Entwicklung des Automobilverkehrs<br />

geradezu Vorschub geleistet hat, eine<br />

Ansicht, die wir in unsern Spalten des öftern<br />

vertreten haben, die aber immer und immer<br />

wieder bemängelt wurde. Joss (Bern) sieht<br />

im Umstand, dass keine wirklich positiven<br />

Sanierungsvorschläge gemacht werden, eine<br />

viel grössere Beunruhigung als die aus der<br />

misslichen Lage der S.B.B, resultierende. Mit<br />

Recht wies dieser Redner darauf hin, dass<br />

Er zuckt die Achseln, führt uns in das<br />

nächste Caballo. Das gleiche Bild! Nur eine<br />

Frau ist dabei, ein kleines schmutziggelbes<br />

Wesen mit einem rachitischen Knäblein neben<br />

sich.<br />

Das dritte Caballo nimmt uns auf. Es ist<br />

das grösste, wohl an die hundert Meter lang,<br />

ist zu drei Vierteln voller in Blätter gewikkelten<br />

Kautschuklumpen, Paranüsse und Kisten.<br />

Aber an der Tür ist ein viereckiger<br />

Platz freigelassen. Zwei Pfähle sind hier<br />

eingerammt und daran hängen, halb zusammengebrochen,<br />

nur durch die um das Holz<br />

laufenden Bastfesseln gehalten, zwei nackte<br />

braune Gestalten. Rücken und Oberarme sind<br />

mit dunklen Striemen bedeckt, stellenweise<br />

platzte die Haut, geronnenes Blut und frische<br />

rote Rinnsale bieten einen furchtbaren Anblick.<br />

«Warum zeigen Sie uns Dinge, die wir leider<br />

schon öfter sahen?» brüllte ich den Coronel<br />

an. «Still, still, Senhor! Die Burschen<br />

waren rebellisch, und Strafe muss sein. Mein<br />

Juan versteht die Sache sehr gut, und die<br />

Haut dieser Indianer heilt schnell. Santa Maria!<br />

wissen Sie, dass ich gütig bin?» sprudelte<br />

der Alte.<br />

«Gütig?> entfährt mir, und er lacht: «Sie<br />

sagten vorhin, dass Sie schon verschiedene<br />

fliegende Plantagen im Sertao betreten haben.<br />

Wissen Sie, wie man da die Indianer<br />

bestraft? Man hängt sie an den Füssen auf,<br />

bis...» Henderson ergänzt: «...bis sie der<br />

Gehirnschlag tötet. Warum erzählen Sie das,<br />

FREITAG, 6. DEZEMBER <strong>1935</strong> — N° $»8<br />

aber die<br />

Belebung des Automobilmarktes<br />

sedn. Gelingt diese, so -werden die gähnende Leere<br />

und erschreckende Stille in den Reparaturwerkstätten<br />

vorüber sein; Reparaturwerkstätten, Karossiers,<br />

Spritzwerke. Spengler, Sattler usw. werden<br />

mit der Betriebsfertigmaehung der wieder zu Ehren<br />

gezogenen Wagen Beschäftigung und Verdienst findie<br />

eigentliche Reorganisation beim Bundesrat<br />

liege, wobei eine durchgreifende Neuordnung<br />

nur durch Neuregelung der einschlägigen<br />

Verkehrsgesetze möglich sei. Von gleicher<br />

Seite wurde die Einführung weiterer<br />

Leichtmotorwagen gefordert. Der Zürcher<br />

Wüthrich vertrat die Auffassung, man sei<br />

nicht mit der nötigen Energie hinter die Verwaltungs-<br />

und betriebstechnische Reorganisation<br />

gegangen, sondern habe Gutachten<br />

auf Gutachten ausarbeiten lassen, ohne diesen<br />

aber in der Tat und Wahrheit nachzuleben,<br />

eine Auffassung, die ebenfalls sehr<br />

viel Wahres für sich hat.<br />

In einem übersichtlichen Referat legte deC<br />

Chef des Eisenbahndepartementes den Standpunkt<br />

des Bundesrates betreffend dem S.B.B.-<br />

Problem dar. Danach sollen für das nächste<br />

Jahr Anträge in Aussicht gestellt sein, die<br />

einen grossen Schritt zur Sanierung und Reorganisation<br />

bilden dürften. Unter den Wiederaufrichtungsmassnahmen<br />

der Bundesbahnen<br />

befindet sich auch das Postulat der<br />

Gleichstellung von Schiene und Strasse, indem<br />

jedes der beiden neuzeitlichen Transportmittel<br />

sich der Aufgabe widmen soll, die<br />

es besser und billiger erfüllen kann, als das<br />

andere. Wir sind durchaus mit dieser Forderung<br />

einverstanden. Man mache aber einmal<br />

ernst damit und lasse nicht die Schulden<br />

der S.B.B, wöchentlich um rund eine Million<br />

Franken anwachsen. Zuviel kostbare Zeit ist<br />

seit Verwerfung des Verkehrsteilungsgesetzes<br />

verloren gegangen. Hoffentlich hat man<br />

im Bundeshaus nach dem 5. Mai <strong>1935</strong> eingesehen,<br />

dass eine weitere Ausdehnung monopolistischer<br />

Tendenzen auf den Strassenverkehr<br />

vom Volk zum vorneherein verworfen<br />

wird, mag sich die Eisenbahnergewerkschaft<br />

noch so stark für diese Lösung einsetzen, et.<br />

Sttanen<br />

Der Stand der Alpenstrassen. Wie der T. C. S.<br />

mitteilt, sind, ausgenommen der Brünig, sämtliche<br />

Alpenstrassen der deutschen Schweiz infolge Neuschnee<br />

gesperrt. An der Offenhaltung des Julier<br />

und Maloja wird gearbeitet und die beiden Paßstrassen<br />

werden bei Erscheinen dieser Zeilen wahrscheinlich<br />

wieder für den Verkehr geöffnet sein.<br />

In der Westschweiz sind nun neben den bisher<br />

schon gesperrten Strassen infolge der letzten Schneefälle<br />

auch noch folgende Strassenzüge für den Automobilverkehr<br />

gesperrt: Vue des Alpes, Marchairuz,<br />

Mollendruz, St. Cergue, Jaun, Pillon, Mosses, Strass©<br />

nach Leysin, Forclaz, Morgins.<br />

Mit Ketten passierbar sind: Die Strasse im Val<br />

de Travers, die Strasse Fleurier - Ste. Croix, die<br />

Strassen im Greyerzerland, Col de la Faucille.<br />

Im übrigen empfiehlt sich, das Mitnehmen der<br />

Ketten im ganzen Gebiet der Schweiz.<br />

In Frankreich sind der Col de la Croix-Haute im<br />

Verlauf der Winter-Route und der Col des Bayard<br />

noch ohne Ketten fahrbar<br />

mit Ketten fahrbar.<br />

Der Mont Genevre ist<br />

Zum Autotunnel durch den Simplon, Der am<br />

30. November <strong>1935</strong> in Genf zu seiner ordentlichen<br />

Sitzung versammelte Verwaltungsrat des T.C.S., hat<br />

vom Plane der Umgestaltung einer Galerie des<br />

Simplon zu einem Autotunnel Kenntnis genommen.<br />

In Erwägung, dass der T.C.S. diesen wichtigen,<br />

Plan von Anfang an gefördert hat, dass dessen Verwirklichung<br />

für den nationalen und internationalen<br />

Tourismus von grösster Bedeutung sein würde,<br />

spricht der Verwaltunesrat den Wunsch aus, dass<br />

die zuständigen Behörden und die nationalen Verkehrsverbände<br />

die Studien betreffend den Ausbau<br />

einer Autostrasse durch den Simplon in weitestem<br />

Masse unterstützen möchten. (Mitg.)<br />

Eint Strasse nach Verbier im Wallis. Der aufstrebende<br />

Wintersportplatz Verbier im Wallis wird 1<br />

in der kommenden Saison bedeutend leichter zu<br />

erreichen und auch dem Automobilisten, der mit<br />

seinem Wagen ins Sportweekend oder zu den<br />

Wintersportferien fährt, zugänglich sein. Die<br />

Strasse, die kürzlich fertiggestellt wurde, bleibt den<br />

ganzen Winter über für den Verkehr offen. svz.<br />

Senhor?» Der Coronel lacht wie ein Irrer:<br />

«Weil ich... weil ich euch Gringos ärgern<br />

will, hihi!»<br />

Der Amerikaner zuckt die Achseln: «Wir<br />

werden jetzt unsere Curiaria besteigen. Und<br />

wenn Sie uns Hindernisse in den Weg legen,<br />

so schätze ich, dann schiesse ich Ihnen ein<br />

Loch in Ihren verehrten Bauch. Denke, dass<br />

dies'ne glorreich gute Absicht wäre, Senhor!»<br />

«Auch jetzt?» lacht der Brasilianer und deutet<br />

auf den Eingang, wo auf einmal fünf Männer<br />

mit Winchesterflinten in den Händen stehen.<br />

Voll seinen Triumph auskostend, kichert<br />

der Alte: «Noch etwas müssen Sie sehen,<br />

Senhores!»<br />

Er geht voran, hinter uns folgen die fünf.<br />

Wir sind im Freien nun, schreiten durch das<br />

glatte Gras, und plötzlich bleibe ich stehen,<br />

halte Henderson krampfhaft zurück. Denn<br />

vor mir ragen ein paar Schultern und ein<br />

Kopf mit einem Knebel im Mund aus dem<br />

Grase. Der übrige Körper ist unter losen<br />

Erdschichten verborgen. Uebelkeit wallt «n<br />

mir hoch, mein Magen will sich umdrehen,<br />

ich rülpse wie ein Betrunkener, und meine<br />

Augen schauen gebannt auf diesen armen<br />

Toten, der da in einem wimmelnden Ameisenhaufen<br />

sitzt. Und wie sieht er aus! Oh, das<br />

ist unbeschreiblich! Ein grotesker, furchtbarer<br />

Hohn auf Gottes Ebenbild!<br />

(Fortsetzung Seite 5.)

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