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E_1936_Zeitung_Nr.029

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N ö 29 — FREITAG, 3. APRIL <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />

Sportnachrichten<br />

Uebermorgen Mille Miglia zum 10. Male!<br />

Keine 48 Stunden mehr trennen uns vom<br />

Beginn des grössten Strassenrennens aller<br />

Länder, der italienischen Tausend Meilen, die<br />

am Palmsonntagsmorgen von Brescia aus<br />

ihren Anfang nehmen. Der diesjährigen Auflage<br />

kommt insofern eine gewisse festliche<br />

Bedeutung zu, als es sich um ein Jubiläumsrennen<br />

handelt: die Mille Miglia wird zum<br />

Die zurückzulegende 1600 km lange Strecke.<br />

zehnten Mal ausgetragen. Es ist nicht unsere<br />

Absicht, heute ausführlich auf die<br />

Geschichte<br />

dieses einzigartigen Langstreckenwettbewerbes<br />

zurückzukommen. Dies geschah in einem<br />

einlässlichen Artikel in Nr. 26/27 der «A.-R.»<br />

vom 24. und 27. März. Zu Vergleichszwecken<br />

seien lediglich nochmals einige Zahlen wiederholt,<br />

welche die 9 vorangegangenen Rennen<br />

kennzeichneten :<br />

1927: 101 Nennungen, 77 Startende, Sieger: Minoia/Morandi<br />

auf 0. M. mit 77,383 km/St.<br />

(21 Std. 4' 48Vs").<br />

1928: 100 Nennungen, 84 Startende, Sieger: Campari/Ramponi<br />

auf Alfa Romeo mit 84,128<br />

km/St. (19 Std. 14' 5 3 /s").<br />

929: 106 Nennungen, 82 Startende, Sieger: Campari/Ramponi<br />

auf Alfa Romeo mit 89,688<br />

km/St. (18 Std. 4' 25").<br />

1930: 127 Nennungen, Sieger: Nuvolari/Guidotti<br />

auf Alfa Romeo mit 100,450 km/St. (16 Std.<br />

18 Min. 59V5").<br />

1931: 151 Nennungen, 134 Startende, Sieger: Caraeciola/Sebastian<br />

auf Mercedes-Benz mit<br />

101,147 km/St. (16 Std. 16' 10").<br />

1932: 116 Nennungen, 88 Startende, Sieger: Borzacchini/Bignami<br />

auf Alfa Romeo mit 109,602<br />

km/St. (14 Std. 55' 19%").<br />

1933: 98 Nennungen, 86 Startende, Sieger: Nuvolari/Compagnoni<br />

auf Alfa Romeo mit 108,500<br />

km/St. (15 Std. 11' 50").<br />

1934: 63 Nennungen, Sieger: Varzi/Bignami auf<br />

Alfa Romeo mit 114,307 km/St. (14 Std. 8'<br />

5").<br />

1935: 106 Nennungen, 86 Startende, Sieger: Pintacuda/Della<br />

die bevorstehende Stufa auf Alfa Mille Romeo Miglia mit 114,753 sind<br />

Für<br />

bei den km/St. Organisatoren (14 Std. 4' 47"). nur<br />

85 Anmeldungen<br />

eingegangen. Die internationale politische<br />

Lage beginnt sich damit erstmals auf ein<br />

grosses Ereignis im europäischen Rennsport<br />

auszuwirken. Wenn wir die obige Tabelle<br />

zum Vergleich heranziehen, so können wir<br />

feststellen, dass dieser ziffernmässige Tiefstand<br />

in Bezug auf die Anmeldezahl nur einmal<br />

noch unterboten worden ist, nämlich im<br />

Jahre 1934, wo die Mille Miglia durch die<br />

über 6000 km führende Italien-Rundfahrt etwas<br />

bedroht war. Letztes Jahr bewegte sich<br />

die Zahl der Startenden wieder im üblichen<br />

Rahmen, während sie diesmal aus begreiflichen<br />

Gründen erneut zurückgegangen ist<br />

Ein Blick auf die Nennliste zeigt, dass es sich<br />

heuer fast restlos um eine nationale Angelegenheit<br />

handelt. Die führenden ausländischen<br />

Produkte, welche namentlich 1931 stark vertreten<br />

waren, wo es sogar zu einem Sieg<br />

Caracciolas auf Mercedes-Benz kam, bleiben<br />

vollkommen aus und wir bemerken unter den<br />

'85 eingeschriebenen Fahrern eine einzige<br />

ausländische Equipe, die Engländer Falkner<br />

und Clarke auf Aston-Martin, welche das<br />

Rennen über 1600 km schon letztes Jahr<br />

fuhren.<br />

Rein zahlenmässig betrachtet, stellt Fiat<br />

das grösste Kontingent der ins Treffen ziehenden<br />

Wagen : 43, wovon 4 mit Holzgasgeneratoren;<br />

ferner sind 29 Alfa Romeo (2<br />

mit Holzgasgeneratoren), 6 Maserati und 1<br />

Bugatti gemeldet, .während die übrigen Konkurrenten<br />

ihre Wagen noch nicht bezeichnet<br />

haben.<br />

Unter den Fahrern<br />

nehmen naturgemäss die Vertreter der Scuderia<br />

Ferrari eine hervorragende Stellung<br />

ein. Zwar ist der zweimalige Sieger Nuvolari<br />

nicht mit von der Partie; dagegen entsendet<br />

Enzo Ferrari die Team-Kollegen Brivio,<br />

Pintacuda (den Sieger des Vorjahres)<br />

und Farina an den Start. Wenn diesen drei<br />

bewährten Kämpen alles «wie am Schnürchen<br />

» geht, was wir hoffen, so geht man bestimmt<br />

nicht fehl, wenn man in ihnen die<br />

Was die<br />

Wagen<br />

anbetrifft, so sind sie, wie gesagt, fast ausnahmslos<br />

italienischer Provenienz. Die drei<br />

von der Scuderia Ferrari vorbereiteten 8-<br />

Zylinder-AIfa-Romeo der 3000-ccm-K'lasse<br />

mit Kompressor weisen die unabhängige Federung<br />

aller vier Räder auf. Dieser Konstruktion,<br />

welche eine Abart der Rennwagen des<br />

Mailänder Hauses darstellt, wird eine ausgezeichnete<br />

Stabilität nachgerühmt. Auch soll<br />

es möglich sein, aus ihnen spielend mehr als<br />

200 Stundenkilometer herauszuholen. Mehr als<br />

die absolute Geschwindigkeit wird im bevorstehenden<br />

Rennen ihre ausserordentlich<br />

leichte Manövrierfähigkeit und die gute<br />

Strassenhaltung zutage treten. Der Motor dieses<br />

Modells, der ebenfalls in Anlehnung an<br />

den Monoposto-Motor konstruiert wurde,<br />

weist 68 mm Bohrung und 100 mm Hub auf.<br />

Er macht 5400 U/Min, und entwickelt ca.<br />

220 PS. Biondetti wird den Alfa-Romeo-a-<br />

Liter-Wagen steuern, den letztes Jahr Pintacuda<br />

zum Sieg führte, während Cortese über<br />

einen 2600-ccm-Typ der gleichen Marke verfügt,<br />

der bei Probeläufen seine 185 PS hergegeben<br />

hat und auch über 200 km/St, erreichen<br />

dürfte. Eine weitere Neuheit ist der<br />

6-Zylinder-Maserati mit 1,5 Liter Zylinderinhalt,<br />

der Tenni anvertraut wird. In einer<br />

Spezialkategorie starten diesmal 18 Wagen,<br />

die.zum Teil mit Holzgasgenerator ausgerüstet<br />

sind und mit italienischem Ersatzbrermstoff<br />

gespiesen werden. In grosser Zahl<br />

macht auch der Fiat-Balilla das Rennen mit.<br />

Favoriten des heissumstrittenen Kampfes<br />

sieht.<br />

Von den weitern Konkurrenten erwähnen<br />

wir noch Barbieri und Cortese auf Alfa Romeo,<br />

sowie Balestrero, der ebenfalls kein<br />

Die Streckenführung<br />

Unbekannter ist und zusammen mit demist mit wenigen Ausnahmen gleich geblieben<br />

Italienscheweizer De Rham auch ein Mailänder<br />

Produkt steuern wird. Auch Alfieri dürfte werden die Konkurrenten von morgens 5 Uhr<br />

wie 1935. In %- bis lminütigem Abstande<br />

Aussichten auf ein gutes Resultat haben, bis 8^ Uhr auf die 1600 Kilometer lange<br />

wenn er und sein Alfa nur recht im Strumpf Strassenpiste entsandt, die sie über Cremonasind,<br />

während Tenni Omobono, der bis anhin<br />

ein berühmter Motorrad-Rennfahrer war, nach Bologna führt, von wo aus der Apennin<br />

Piacenza-Parma-Reggio Emilia und Modena<br />

im Autorennsport noch ein ziemlich unbeschriebenes<br />

Blatt ist. Er fährt diesen Som-<br />

wird. Von Florenz geht es über Siena-Viterbo,<br />

in Richtung Florenz in Angriff genommen<br />

mer bekanntlich für Maserati, welche Firma nach Rom. Der in der römischen Kapitale<br />

er auch an den Tausend Meilen vertritt. Auf zuerst eintreffende Konkurrent kann den Sonderpreis<br />

des italienischen Regierungschefs in<br />

seine Leistung darf man also mit Recht sehr<br />

gespannt sein. Endlich sei noch festgehalten, Empfang nehmen, worauf nach Norden abgedreht<br />

und via Spoleto Perugia erreicht wird.<br />

dass auch Archimeda Rosa, der immerjunge,<br />

wieder in den Kampf zieht. Er ist der einzige Ueber Tolentino geht es dem Adriatischen<br />

der an der 10. Mille Miglia teilnehmenden Meer entgegen und von Ancona via Rimini-<br />

Fahrer, welcher von 1927 weg alle Auflagen Forli zurück nach Bologna und weiter über<br />

dieses Rennens mitgemacht hat und somit als Padua-Mestre nach Vicenza und via Verona<br />

eigentlicher Veteran startet.<br />

zum Ausgangspunkt Brescia.<br />

gegen die Verteuerung des Benzins muss mit aller<br />

Kraft fortgesetzt werden, denn es geht um das<br />

Wohl und Weh des Äutomobilismus!<br />

Um den Kampf aber erfolgreich führen zu können,<br />

dürfen Sie ja nicht etwa den Wagen aufgebockt in<br />

der Garage stehen lassen, sondern müssen ihn fahren<br />

und den spezifischen Benzinverbrauch reduzieren.<br />

Dabei hilft Ihnen der<br />

-Vergaser mit seinem neuen „Dusensystem 20",<br />

welches Ihnen ermöglicht,<br />

den Brennstoffverbrauch bei gleichbleibender<br />

Leistung zu reduzieren,<br />

oder umgekehrt, die Leistung bei gleichbleibendem<br />

Brennstoffkonsum zu erhöhen.<br />

Das „Düsensystem 20" verschafft Ihrem Wagen ausserdem<br />

ein kräftigeres u. weicheres Anzugsvermögen.<br />

Leichte Montage des „Düsensystems 20" bei allen<br />

Vergasern Type BF.<br />

Generalagentur für die Schweiz:<br />

Henri Bachmann<br />

12b, nie del'<br />

TBI. 48.42<br />

48.43<br />

48.44<br />

Genf<br />

Zürich<br />

3, nie de Fribourg LBwenstrasse,31<br />

Tel. 26.343 Tel. 58.824<br />

58.825<br />

Es ist selbstverständlich, dass ein Rennen<br />

von derartigen Ausmassen einer umfangreichen<br />

Organisation bedarf. Allein schon das<br />

Freihalten der Strassen, die natürlich während<br />

der ganzen Dauer des Rennens vom üblichen<br />

Verkehr beansprucht werden, ist ein nicht zu<br />

unterschätzender Faktor. Wir können uns von<br />

den Arbeiten, die Wochen voraus anhand genommen<br />

werden mussten, nur schwer eine<br />

Vorstellung machen. Zu den Vorarbeiten der<br />

Veranstalter kommen noch diejenigen der<br />

Rennställe, die alles Interesse daran haben,<br />

dass ihre Fahrer unterwegs in jeder Hinsicht<br />

unterstützt werden, sei es in bezug auf die<br />

Brennstoffversorgung oder auf die Ersatzteilbelieferung<br />

im Falle von Pannen. Die Strekkenorganisation<br />

ist von grosser Bedeutung<br />

für die reibungslose Abwicklung dieser Riesenveranstaltung,<br />

ebenso wie die Witterungsverhältnisse,<br />

von denen es nicht zuletzt ab-r<br />

hängt, ob der von Pintacuda im vorigen<br />

Jahr aufgestellte Stundendurchschnitt von<br />

114,753 km/St, wieder erreicht oder gar überboten<br />

wird.<br />

Die letzten Vorbereitungen.<br />

Im Laufe des Dienstags haben die drei<br />

Scuderia-Ferrari-Fahrer Brivio, Pintacuda<br />

und Farina ihre eleganten Maschinen von<br />

den Alfa-Romeo-Werken übernommen und<br />

die letzten Weisungen der Ingenieure Jano<br />

und Gobbato erhalten. Sie starteten alsbald<br />

zu einem raschen Probelauf, der sie bis nach<br />

Florenz führte und kehrten- nächtlicherweile<br />

nach Modena zurück.<br />

Wie weiter oben erwähnt, gilt dieses Terzett<br />

in den Fachkreisen als unbedingter Favorit.<br />

Schon die Rivalität allein zwischen<br />

diesen drei Rennkanonen lässt spannende<br />

Kämpfe voraussagen. Indessen ist es gar<br />

nicht leicht und zudem gefährlich, eine Prognose<br />

zu stellen. Während Brivio die besten<br />

Fahrereigenschaften zugesprochen werden,<br />

gilt Pintacuda als ausgesprochener Kenner<br />

der Strecke.<br />

Besonders interessant ist die Tatsache,<br />

dass sich Mussolini persönlich an diesem<br />

Rennen vertreten lässt. Er hat seinen Privatwagen<br />

vom Typ Alfa Romeo Pescara den<br />

Landsleuten Boratto und Mancinelli anvertraut<br />

und bringt dadurch sein hohes Interesse<br />

der Veranstaltung gegenüber zum Ausdruck.<br />

Das Reglement zum VII. Grossen Preis von<br />

Tunis.<br />

17. Mai <strong>1936</strong>.<br />

Dem soeben vom A. C. von Tunis herausgegebenen<br />

Reglement zum 7. Grossen Preis von Tunis<br />

auf der Rundstrecke von Karthago entnehmen wir:<br />

Das Rennen geht über 30 Runden ä 12 km 714<br />

= total 381 km 420. Als Neuerung werden für dieses<br />

Jahr zwei Schikanen vorgesehen.<br />

Am Wettbewerb sind Rennwagen zugelassen,<br />

die folgenden Bedingungen entsprechen: Zylinderinhalt<br />

unbeschränkt; Maximalgewicht ohne Pneus<br />

und Ersatzräder, ohne Wasser, Brennstoff und<br />

Oel: 750 kg; Karosserie ein-oder zweiplätzig, mindestens<br />

85 cm breit und 25 cm hoch.<br />

Wie in den vergangenen Jahren werden die<br />

einzelnen Fahrer auch <strong>1936</strong> zum Rennen eingeladen.<br />

Als Preise gelangen 100,000 franz. Fr. in bar<br />

zur Verteilung, und zwar erhalten der Sieger<br />

40,000, der Zweite 25,000, der Dritte 15,000, der<br />

Vierte 10,000 und der Fünfte 8000 franz. Franken.<br />

Ausserdem erhält derjenige Konkurrent, welcher<br />

die schnellste Runde dreht, einen Speziaipreis<br />

von 2000 franz. Fr.<br />

Am Grossen Preis von Tunis können maximal<br />

12—15 Fahrer starten.<br />

Der Engländer ShuHleworth, der am 1. Januar<br />

beim Grossen Preis von Südafrika einen schweren<br />

Sturz tat, erholt sich langsam und wird binnen<br />

kurzem die Rückreise in seine Heimat antreten. Indessen<br />

hängt er den Rennsport an den Nagel, um<br />

sich vorwiegend seinem hobby zu widmen: dem<br />

Sammeln alter, sozusagen prähistorischer Wagen,<br />

worin er es bereits zu einer Art Berühmtheit gebracht<br />

hat, umfasst doch seine Kollektion so seltene<br />

Objekte wie einen Peugeot Jahrgang 1896, einen<br />

Daimler 18B7, einen Benz 1898, einen De Dion 1899<br />

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