E_1936_Zeitung_Nr.042
E_1936_Zeitung_Nr.042
E_1936_Zeitung_Nr.042
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
N° 42 — FREITAG, 22. MAI <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Ist Luftschutz notwendig?<br />
Der Schweiz. Luftschutzverband schreibt:<br />
Wenn wir diese Frage beantworten wollen, so<br />
gibt es darauf nur ein vorbehaltloses Ja. Es soll<br />
hier vorurteilslos untersucht werden, weshalb wir<br />
heute, d. h. kaum 20 Jahre nach dem grossen Weltkrieg,<br />
den Luftschutz als notwendig erachten.<br />
Erinnern wir nur an unsere ' Grenzbesetzung in<br />
den Jahren 1914—1918, während deren unsere<br />
Grenze und damit unsere Neutralität nicht weniger<br />
als in 1004 Fällen verletzt wurde. Wichtig ist nun<br />
aber zu wissen, dass davon nicht weniger als 808<br />
Flieger-Grenzverletzungen waren; also rund 8O°/o<br />
aller Grenzverletzungen durch Flugzeuge, und das<br />
in einer Zeit, als die Kriegsfliegerei, am heutigen<br />
Maßstabe gemessen, noch in den Kinderschuhen<br />
steckte.<br />
Seither aber hat die Militärfliegerei bei allen<br />
unseren Nachbargroßstaaten eine Entwicklung<br />
durchgemacht, die niemand vorauszusehen wagte.<br />
Bomberverbände mit 1000—1500 kg Nutzlast sind<br />
imstande, auf Höhen von 6000 m und mehr mit Geschwindigkeiten<br />
von 250—300 km in der Stünde zu<br />
exerzieren. Der praktische Aktionsradius reicht um<br />
das Zwei- bis Dreifache über unser Land in seiner<br />
grössten Ausdehnung hinaus.<br />
Zweifelsohne steht fest, dass die Ueberraschungsmöglichkeiten<br />
und' die Gefährdung von kleinen neutralen<br />
Staaten durch das Auftreten der Luftwaffe<br />
als Kriegsmittel mit der Lage, wie sie 1914 vorlag,<br />
nicht verglichen werden darf. Es ist deshalb eine<br />
nationale Pflicht, den Luftschutz nicht nur in militärischer,<br />
sondern auch in ziviler Hinsicht vorzubereiten<br />
und auszubauen.<br />
Im weitern erhebt sich die Frage: Wäre für den<br />
Fall, dass es in Europa jemals zu einer gewaltsamen<br />
Auseinandersetzung kommen sollte, die chemische<br />
Waffe, d. h. die Verwendung von giftigen<br />
Gasen und Kampfstoffen, ausgeschlossen, weil sie<br />
völkerrechtlich verboten ist? Auch hier muss leider<br />
in negativem Sinne geantwortet werden.<br />
Die gegenwärtige Rechtslage bietet uns keine ahsolute<br />
Gewähr dafür, dass das Gas, dass aber auch<br />
die Brisanz- und Brandbomben in einem künftigen<br />
Kriege nicht als Kampfmittel zur Anwendung gelangen.<br />
Diese Feststellung hat es unserer Regierung<br />
zur Pflicht.gemacht, den Luftschutz auf breiter Basis<br />
vorzubereiten. Wollen wir jedoch das Ziel unserer<br />
Luftschutzbestrebungen erreichen, so müssen<br />
wir alle tatkräftig mithelfen. Tun wir dies, so haben<br />
wir die grösste Gewähr dafür, auch in einem<br />
künftigen Krieg neutral bleiben zu können.<br />
Luftschutz heisst heute nichts anderes als Stärkung<br />
unserer Neutralität und damit Erhaltung -unserer<br />
Freiheit.<br />
Ausland<br />
• Der amerikanische Automarkt im April. Der<br />
Geschäftsgang auf dem amerikanischen Automobilmarkt<br />
hat auch während des Monats April <strong>1936</strong><br />
die Note «ausgezeichnet» verdient, und so wie<br />
nicht bei sich tragen, gestattet ihnen doch die<br />
A.C.S.-Mitgliedkarte, sich trotzdem in Frankreich<br />
die Aussichten heute liegen, glaubt man in den<br />
frei und ungehindert bewegen zu können.<br />
Kreisen von Handel und Industrie, die schon bisher<br />
ziemlich hochgeschraubten Erwartungen für Frankreich auch die Fahrbewilligung als persön-<br />
Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, dass<br />
den Mai einer Revision nach oben unterziehen zu lichen Ausweis gelten lässt, ebenso wie abgelaufene<br />
dürfen. Einzelne der führenden Gesellschaften Schweizer-Pässe, doch anerkennt es diese Dokumente<br />
seit einiger Zeit nur noch dann, wenn es<br />
hatten bereits zu Anfang dieses Monats ihre gesamte<br />
Mai-Produktion ausverkauft, so jäass die sich um das neue Passheft (mit gelbem Umschlag)<br />
jetzt hereinkommenden Aufträge erst im Juni erfüllt<br />
werden können. Noch immer hält die Nach-<br />
Bereits hat die Staatskanzlei des Kantons Genf<br />
handelt, nicht aber die alten, grünen Pässe.<br />
frage mächtig an, und das trotzdem im April nahezu<br />
eine halbe Million neuer Wagen ihren Ab-<br />
Mitgliedkarte als Personalausweis im oben ange-<br />
die Formalitäten für die Legalisierung der A.C.S.-<br />
nehmer gefunden haben, ein Umsatz, hinter dem deuteten Sinn festgelegt. Man wird nun mit Interesse<br />
vernehmen, was die übrigen Kantone in dieser<br />
auch der Mai kaum zurückbleiben wird. Schät-<br />
Angelegenheit vorkehren.<br />
zungsweise erreichten die Verkäufe auf dem Binnenmarkt<br />
im April 400,000 Einheiten bei den Personenwagen<br />
und 60,000 bei den Lastfahrzeugen;<br />
Gegenüber dem selben Monat des Vorjahres bedeuten<br />
diese Ziffern eine Vermehrung um 19 %.<br />
Wesentlich anders geajrtet liegen dagegen die<br />
Dinge auf dem Altwagenmarkt, der nach dem Frühlingsgeschäft<br />
wieder ins Abflauen geraten ist. Schon<br />
im März verzeichneten die Altwagenstocke eine Zunahme<br />
um 8%, und wenn- auch für den April<br />
genaue Zahlen noch nicht erhältlich sind, so steht<br />
es doch ausser Zweifel, dass von einem Abbau der<br />
Lagerbestände nicht nur keine Rede sein kann,<br />
sondern dass sie noch weiter angewachsen sind.<br />
Man hofft indessen in den Verkäuferkreisen, die<br />
Auszahlung des «veterans bonus » werde, im Altwagengeschäft<br />
etwalche Erleichterung schaffen.<br />
Jkus dem L«<br />
Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.<br />
Der Schweizerzoll ist schnell und höflich. Von<br />
einem auslandischen Abonnenten erhalten wir folgende<br />
Zuschrift:<br />
In Nr. 38 Ihrer geschätzten Zeitschrift lese ich<br />
unter dem Titel t Lob der Schweiz > den Aufsatz<br />
eines ausländischen- Automobilisten und möchte hiezu<br />
folgendes bemerken:<br />
Ich hin gerade vorige Woche von einer längeren<br />
Autotour zurückgekehrt und habe innerhalb von<br />
14 Tagen nicht weniger als 25 verschiedene Grenzen<br />
passiert. Da ich längere Zeit in Lugano ständig<br />
Aufenthalt genommen habe und von da aus des<br />
öftern über die Schweizergrenze gefahren bin, habe<br />
ich in dieser Richtung Erfahrungen gesammelt, die<br />
mir gestatten, ein Urteil über die verschiedenen<br />
Grenzabfertigungen zu geben.<br />
Ich kann ehrlich feststellen, dass es an keiner<br />
Grenze eine derartig schnelle und in höflichster<br />
Weise vor sich gehende Abfertigung sibt wie bei<br />
den Schweizern.<br />
Recht deutlich tritt dies an der Grenze in Chiasso<br />
in Erscheinung. Die Strecke Lugano—Milano kann<br />
dank der ausgezeichneten Strassen trotz der 70 km<br />
spielend in einer Stunde absolviert werden, dosh<br />
leider wird man in Chiasso unnötig lange aufgehalten.<br />
Man freut sich, von Lugano kommend, wie<br />
man an der Schweizergrenze innerhalb von wenigen<br />
Sekunden in höflichster Weise abgefertigt wird,<br />
trotzdem das Triptyk ordnungsgemäss abgestempelt<br />
werden muss.<br />
Etwas anders verhält es sich zehn Schritte weiter<br />
an der italienischen Grenze.<br />
Auch bei der Einreise in die Schweiz fällt einem<br />
die überaus freundliche Behandlung auf. Man wird<br />
gleich darauf aufmerksam gemacht, dass man als<br />
Ausländer einen Teil der Benzinsteuer zurückerhält.<br />
Man freut sich, in ein Land zu kommen, wo<br />
die Fremden als Gäste behandelt werden, ganz egal,<br />
in welcher Sprache sie sprechen oder welcher Konfession<br />
sie angehören.<br />
Der Julierpass, über welchen jemand geschrieben<br />
hat, dass die Schönheit zweitklassig wäre, war<br />
für uns ein Erlebnis allerersten Ranges. Ich sende<br />
Ihnen in der Beilage eine Aufnahme, welche ich<br />
am 22. April um 5 Uhr nachmittags auf der Strecke<br />
St; Moritz—Ghur gemacht habe und kann ich nur<br />
wiederholen, dass diese Fahrt in über 2000 m Höhe<br />
das Schönste an unserer ganzen Reise war und<br />
möchte jedem Automobilisten diese Fahrt in den<br />
Wintermonaten auf das wärmste empfehlen.<br />
T. C. S.<br />
Am Zentralsitz des T. C. S. (Touring-Club der<br />
Schweiz), 9 rue Pierre Fatio, in Genf, ist von Pfingsten<br />
(31 Mai) und bis in den Herbst hinein ist ein<br />
Permanenz-Dienst für jeden Sonn- und Feiertag<br />
vorgesehen.<br />
Arbeitszeit: 7—12 und 14—17 Uhr.<br />
A. C. S.<br />
SEKTION BERN. Ausfahrt mit den Anstaltsinsassen<br />
« Gottesgnad », Ittigen. Nächsten Samstag,<br />
23. Mai <strong>1936</strong>, führt die Sektion Bern des A.C.S.<br />
zum 15. Male ihren traditionellen Ausflug mit den<br />
Pfleglingen vom Asyl « Gottesgnad », Ittigen, durch.<br />
Dem Wunsche der Anstaltsleitung entsprechend,<br />
führt die Reise diesmal nach Gunten am Thunersee,<br />
wo der übliche Zvieri der Fahrgäste harrt.<br />
Das Sektionssekretariat sucht noch 40 Patienten<br />
zu placieren, insgesamt sind rund 100 Personen<br />
ausser den Wagenlenkern zu befördern. Das Sekretariat<br />
nimmt Anmeldungen bis Freitagvormittag, 22.<br />
Mai, dankend entgegen.<br />
Die Besammlung der gemeldeten Wagen findet<br />
Samstag, 23. Mai, 13 Uhr, beim Asyl Ittigen statt.<br />
Nach Einlad der Pfleglinge erfolgt die Abfahrt in<br />
geschlossener Kolonne über Worb, Signa«, Eggiwü,<br />
Schallenberg, Steffisburg, Thun nach Gunten, wo<br />
man ca. 15.30 Uhr eintrifft. Nach etwa 2stündigem<br />
Aufenthalt am schönen Thunersee führt die Rückreise<br />
über Thun, Gürbetal, Kehrsatz, Bern nach<br />
Ittigen. Dadurch wird den Patienten Gelegenheit<br />
geboten, die Stadt Bern zu durchfahren, woran sie<br />
immer eine grosse Freude haben. h.<br />
Eine interessante Neuerung für die A.C.S.-Mitglieder.<br />
Dank einer durch die Sektion Genf des<br />
A.C.S. ergriffenen Initiative anerkennen die "französischen<br />
Behörden von jetzt an neben dem Pass<br />
und der Fahrbewilligung auch die Mitgliedkarte<br />
des A.C.S. als gültigen Personalausweis im Y er -<br />
kehr mit Frankreich. Tatsächlich gilt diese Karte<br />
als offizielle Legitimation, sobald sie von den Behörden<br />
des Woh'nsitzkantons des Automobilisten<br />
entsprechend legalisiert ist.<br />
Die Initiative def Sektion Genf wird sicher von<br />
allen jenen Automobilisten begrüsst, die keinen<br />
Pass besitzen oder die ihn aus irgend einem Grunde<br />