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E_1936_Zeitung_Nr.068

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ttom Htert tot Ro b<br />

Unser Körper bedarf zu seiner Ernährung einer<br />

gewissen Anzahl von Nährstoffen, unter denen die<br />

Eiweisse, Fette, Kohlehydrate, Mineralsalze und<br />

Vitamine ausser dem Wasser die wichtigsten sind.<br />

Diese Stoffe müssen dem Organismus in bestimmtem<br />

Mengenverhältnis, das von der geleisteten Arbeit<br />

und den Umweltbedingungen abhängig ist,<br />

zugeführt werden. Das Fleisch dient uns in erster<br />

Uni© zur Deckung des Eiweiss- und Fettbedarfes.<br />

Man kann sich diese lebensnotwendigen Nährstoffe<br />

aber genau ebenso gut in Form von pflanzlichen<br />

Produkten zuführen, denn die Vegetabilien<br />

enthalten alle Stoffe in verschiedenem Masse, die<br />

wir zu unserer Ernährung brauchen. Das Fleisch<br />

hat im allgemeinen einen grossen Sättigungswert,<br />

und das führte mit der Zeit zu einer schädlichen<br />

Hintansetzung der vegetabilischen Ernährung, mit<br />

mit der wir uns bestimmte lebensnotwendige Stoffe<br />

in genügender Menge zuführen sollten, die im<br />

Fleisch nicht enthalten sind.<br />

Durch das Kochen verändern wir unsere<br />

Nahrungsmittel meistens so, dass von ihnen nur<br />

noch die drei Hauptklassen von Nährstoffen verwertet<br />

werden können: Nämlich die Eiweisse, Fette<br />

und Kohlehydrate. Die meisten der sowohl in den<br />

animalischen wie auch in den pflanzlichen Nahrungsmitteln<br />

enthaltenen Vitamine werden durch<br />

das lange Sieden zerstört, und gleichzeitig werden<br />

insbesondere den Vegetabilien die wertvollen Salze<br />

entzogen, derer unser Körper für alle seine Funk-^<br />

tionen bedarf. Frühes Altern, schlechtes Aussehen"<br />

und andauernde Verdauungsstörungen neben vielen<br />

anderen Krankheiten sind oft die unvermeidlichen<br />

Folgen eines solchen verfehlten Kochverfahrens.<br />

Dazu kommt die schwerere Verdaulichkeit<br />

vieler Nahrungsmittel in gekochtem Zustand. Es ist<br />

daher nicht verwunderlich, dass viele Einsichtige<br />

gegen die allgemein übliche Ernährungsweise Stellung<br />

nehmen und einer ausschliesslichen vegetabilischen<br />

Rohkost das Wort reden.<br />

Die reine Rohkost besteht nur aus Gemüsen<br />

(also Pflanzenblättern, Blüten, Stengeln und<br />

Wurzeln) und aus Früchten. _<br />

Eine nahmhafte Theorie, die zwar umstritten ist,<br />

schreibt den rohen Gemüsen überhaupt den höchsten<br />

Nährwert zu. Mehrfache Erprobungen dieser<br />

Rohkost führten aber zu Blutarmut und ununterbrochenem<br />

Gewichtsverlust, weil darin die genügen-'<br />

den Mengen von Kohlehydraten und Fetten fehlen.<br />

Das BIrchermüsli gleicht diesen Mangel aus durch<br />

die Zugabe von Hafer und Nüssen. Mit diesen Ergänzungen<br />

haben wir dann eine ganz vollwertige,<br />

den gesamten Nährstoffbedarf deckende Rohkost<br />

vor uns, mit der wir uns bei genügender Reichhaltigkeit<br />

der einzelnen Gemüse und Früchte auch<br />

sämtliche Ergänzungsnährstoffe zuführen. Mit Nüssen<br />

können wir unseren ganzen Fett- und Eiweissbedarf<br />

vollkommen decken. Dieselben sind ein<br />

hochwertiger Fleischersatz.<br />

Es gibt gewisse Gegenden, in denen sich sehr<br />

viele Familien nicht etwa nur rein vegetarisch, sondern<br />

sogar rein «fruktuarisch» ernähren, das heisst<br />

dass sie sich ausschliesslich nur von Früchten und<br />

Nüssen nähren, wobei sie sich eines ganz ausgezeichneten<br />

Gesundheitszustandes erfreuen. Es ist<br />

dabei sehr wichtig, dass man sich mit einer solchen<br />

Kost bis zum restlosen Sättigungsgefühl ernähren<br />

kann, einen sehr guten Appetit behält und frei von<br />

Verdauungsstörungen und allen Emährungsschäden<br />

bleibt. Dass die Nüsse als schwer verdaulich gelten,<br />

beruht nur darauf, dass wir sie in unseren Gegenden<br />

immer nur als Nachtisch oder Zwischenspeise<br />

verzehren, wo der Magen meistens schon<br />

gesättigt ist. Ferner sind wir gar nicht mehr gewohnt,<br />

richtig zu kauen. Sozusagen niemand kaut<br />

die gekochten Teigwaren, weichgekochtes Fleisch<br />

und Gemüse in dem Ausmasse, wie es eigentlich<br />

erfolgen sollte und wie es die Rohkost von selbst<br />

mit sich bringt. Wir verlieren dadurch die so wichtige<br />

Selbstreinigung des Gebisses, die gehörige<br />

Ausnützung der Verdauungssekrete der Mundhöhle<br />

und eine genügende Aufschliessung der Nahrungsmittel<br />

durch die Zerkleinerungsarbeit des Kauaktes.<br />

Damit unterliegen wir in fortschreitendem Masse<br />

einer Verschlechterung unseres Gebisses.<br />

Die Durchführung der Rohkost mit Gemüsen,<br />

Früchten und Nüssen, allenfalls auch Milch und<br />

Ei ist nur eine Sache der Gewohnheit und des<br />

Willens. Die Nüsse, die berufen wären, in unserem<br />

Menü das Fleisch zu ersetzen, sind nicht teurer als<br />

animalische Lebensmittel, und die zur Verfügung<br />

stehenden Vegetabilien erlauben eine so reiche<br />

Abwechslung in der Speisefolge, dass die Befürchtung<br />

der Eintönigkeit dieser Ernährungsweise nur<br />

auf Unkenntnis zurückzuführen ist.<br />

Der grosse innere Wert einer rein vegetabilischen<br />

Rohkost geht schon daraus hervor, dass man<br />

heute mit ihr einer grossen Zahl von Krankheiten<br />

des Kindesalters und des Erwachsenen sicher<br />

entgegenwirken kann, denen man früher noch ratlos<br />

gegenüberstand. Es ist immer schwer, liebgewordene<br />

Gewohnheiten abzustreifen. Eine allmähliche<br />

Vermehrung des Genusses von rohen Gemüsen<br />

(Rüben, Salate etc.), Früchten und Nüssen<br />

wird aber für viele ein entscheidender Gewinn in<br />

bezug auf die Erreichung eines höheren Alters und<br />

einer vollen Gesundheit sein. Wer auf eine gemischte<br />

Kost nicht verzichten kann, der bevorzuge<br />

so weit als möglich den vegetabilischen Anteil seiner<br />

Mahlzeiten und schalte etwa Rohkosttage ein. Für<br />

den Uebergang zur ausschliesslichen Rohkost gibt<br />

es viele besondere Uebergangs- und Fleischersatzspeisen,<br />

die selbst einem erklärten Gegner der<br />

Rohkost aufs beste munden würden. Auch diejenige<br />

Hausfrau, der gegen die Einführung einer<br />

reinen Rohkostküche zu grosse Hindernisse im<br />

Wege stehen, kann ihren Tisch mit den vielen,<br />

heute bereits bestehenden und ausgezeichneten<br />

Rohkostrezepten sehr stark bereichern, ohne sich<br />

deshalb vollständig auf Rohkost umstellen zu müssen.<br />

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Sott mit dem $auä)<br />

• • •<br />

Bewegungsmangel ist eine der häufigsten Ursachen<br />

der Fettleibigkeit. Millionen von Menschen<br />

betätigen sich in Bureaus und Fabriken,-Millionen<br />

von Hausfrauen fehlt die ausgiebige Bewegung.<br />

«Der Haushalt bringt mir genug Arbeit und Bewegung<br />

den ganzen Tag,, jahraus, jahrein», hört<br />

man gerne erwidern. Wenn das genügend Bewegung<br />

in unserem Sinne wäre, müsste unbedingt die<br />

Mehrzahl der Hausfrauen schlanker sein. Als Bewegung<br />

kann man nur eine ausgiebige Betätigung<br />

aller Muskeln betrachten, nicht aber die sich immer<br />

wiederholenden, gewohnheitsmässigen, einseitigen<br />

Arbeitsbewegungen in der Küche, in der Wohnung<br />

oder im Beruf. Die wenigen kurzen Trippelschritte<br />

hin und her können uns nicht den erfrischenden<br />

grossen Wanderschritt in der Natur ersetzen. Auch<br />

der vermeintliche Abendbummel in der Stadt umher,<br />

zum Betrachten der Schaufenster, allenfalls<br />

noch durch die in der Nähe liegenden Anlagen,<br />

genügen für den Menschen nicht.<br />

Unsere vielen Muskeln, die wir haben, verlangen<br />

nach einer stärkeren Betätigung, sonst liegen<br />

sie brach und verkümmern. Der Organismus eines<br />

Menschen, der sich nicht ausgiebig bewegt, verschlammt<br />

und verschlackt im Laufe der Zeit. Die<br />

Nahrung wird nicht genügend verbrannt, und bald<br />

hat sich in den Muskelfasern Fett abgelagert.<br />

Wie macht man es mit Tieren, die man schnell<br />

fett haben möchte? Man sperrt sie bekanntlich in<br />

einen möglichst engen Raum, beraubt sie jeder Bewegungsmöglichkeit<br />

und gibt ihnen im Uebermass<br />

Futter.<br />

Wir können den Schluss selbst aus diesem Vergleich<br />

ziehen. Wer schlank bleiben will, braucht<br />

ausgiebige Bewegung in Form von Wandern, Marschieren<br />

und Laufen.<br />

Ein 140 Pfund schwerer Mensch verbrennt zum<br />

Beispiel bei einem Marsch von 6 Kilometer in der<br />

Ebene in einer Stunde 30 Gramm Fett; bei Steigungen<br />

ist die Wirkung noch grösser. Bei 3 Kilometer<br />

Weg mit 10 Prozent Steigung werden 376 Gramm<br />

Fett eingeschmolzen. Also bei der Hälfte Weg die<br />

zehnfache Wirkung!<br />

Der Lauf übertrifft in seiner Wirkung noch die<br />

Wanderung. Der Lauf steht mit Recht an der Spitze<br />

aller Leibesübungen. Bei der Rundfunkgymnastik,<br />

die ich seit sechs Jahren leite, beginne und<br />

schliesse ich grundsätzlich die Lektionen mit einer<br />

Laufübung. Der Mensch sollte jeden Tag einmal<br />

atemlos werden. Wir haben dann die Gewähr,<br />

dass die ganze Lunge durchgeatmet wird, dass das<br />

Herz gekräftigt wird, und dass Blutkreislauf und<br />

Stoffwechsel bestens angeregt werden. Zum täglichen<br />

kleinen Dauerlauf, den man vor dem offenen<br />

Fenster nach dem Aufstehen durchführen kann,<br />

muss aber dann noch der Langlauf kommen. Die<br />

schönste und idealste Form ist der Waldlauf.<br />

Leicht bekleidet, vielleicht nur einen Trainingsanzug<br />

am Körper und leichte Schuhe am Fuss, läuft man'<br />

durch Wälder und Felder, bergab, bergauf und<br />

in der Ebene. Das Tempo sei gleichmässig wie die<br />

Atemführung. Während man zuerst schon nach<br />

200—400 Meter aufgeben muss, wird man durch<br />

allmähliche Uebungen zuletzt verschiedene Kilometer<br />

spielend laufen. Ausdrücklich betone ich<br />

aber, dass jegliches gewaltsame Trainieren zu<br />

unterbleiben hat. Ich kenne zu viele Fälle, wo<br />

ältere Männer in falschem Ehrgeiz mit oft 10—20<br />

Jahre jüngeren gelaufen sind, auf der Hälfte der<br />

Strecke wohl empfanden, dass es jetzt genug wäre,<br />

aber nicht aufgeben wollten, sondern durchhielten<br />

und dann beinahe erschöpft das Ziel erst erreichten.<br />

Aus dem empfehlenswerten Büchlein «Schlank<br />

werden, schlank bleiben», von A. Glucker, Süddeutsches<br />

Verlagshaus G. m. b. H., Stuttgart.<br />

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