E_1936_Zeitung_Nr.068
E_1936_Zeitung_Nr.068
E_1936_Zeitung_Nr.068
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Grossen Preise von Monaco und Tunis erfolgreich<br />
und<br />
DIE SCUDERIA FERRARI<br />
als Vertreterin des Mailänder Hauses Alfa<br />
Romeo holte sich in den Grand Prix von<br />
Barcelona und von Ungarn Lorbeeren.<br />
Ausserdem haben sich in der Coppa Ciano<br />
und in der Coppa Acerbo die Mannschaften<br />
der Auto-Union und der Scuderia Ferrari<br />
im Kampfe gemessen, wobei es in Livorno zu<br />
einem dreifachen Alfa-Romeo-Sieg und in<br />
Pescara zu einem ebenso zahlenmässigen<br />
Erfolg der Auto-Union kam. — Mercedes-<br />
Benz nahm an diesen beiden italienischen<br />
Rennen nicht teil, weil sie nach ihrem unerhörten<br />
Pech im Grossen Preis von Deutschland<br />
ihre Wagen im Hinblick auf den Grossen<br />
Preis der Schweiz gründlich überholte<br />
und anschliessend auf dem Nürburgring<br />
einem längeren Training oblag.<br />
Wenn wir die 7 Rennen berücksichtigen,<br />
an denen alle drei europäischen 'Rennställe<br />
an den Start gegangen sind, so steht das<br />
Verhältnis heute auf 3:2:2, wobei also die<br />
Auto-Union auf die übrigen beiden Marken-<br />
Equipen im Vorsprung ist Diese Tatsache<br />
allein zeigt, dass über den<br />
Ausgang des Grossen Preises der Schweiz<br />
völlige Ungewissheit<br />
herrscht, was natürlich dazu angetan ist, die<br />
Spannung ins Unerrnessliche zu steigern.<br />
Dass wir vor kaum je erlebten Grosskämpfen<br />
stehen, geht aus dem Umstand hervor,<br />
dass sowohl die Auto-Union als auch<br />
Mercedes-Benz und die Scuderia Ferrari ihre<br />
vier besten Piloten nach Bern senden. Für<br />
die Auto-Union stürzen sich Stuck, der Grand-<br />
Prix-Sieger von 1934, ferner Rosemeyer, Varzi<br />
und von Delius in die Schlacht; die Stuttgarter<br />
Werke haben Rudolf Caracciola, den<br />
Sieger von 1935, sowie von Brauchitsch, Fagioli<br />
und Lang im Feuer und die Scuderia<br />
Ferrari stellt der riesigen deutschen Uebermacht<br />
Nuvolari, Farina und Dreyfus und,<br />
wie nun definitiv feststeht, auch Graf Brivio<br />
gegenüber.<br />
Was diesem III. Grossen Preis der Schweiz<br />
zudem eine besondere Note verleiht, das ist<br />
der noch völlig vom Geheimnis umwobene<br />
Bugatti-Grand-Prix-Rennwagen <strong>1936</strong>, der im<br />
«Bremer» draussen sein Debüt. absolvieren<br />
wird. Darüber hinaus finden wir eine Reihe<br />
von alljährlich wiederkehrenden Privatfahrern<br />
im Treffen, die naturgemäss gegenüber<br />
den Fabrikmannschaften einen schweren<br />
Stand haben, aber meist im Verhältnis zu dem<br />
ihnen zur Verfügung stehenden Material<br />
glänzende Leistungen zeigen.<br />
Die 7 km 280 lange Rundstrecke<br />
befindet sich in einem tadellosen Zustand.<br />
Es besteht kein Zweifel mehr darüber, dass<br />
die diesjährigen Spitzengeschwindigkeiten<br />
um etliches höher als diejenigen des Vorjahres<br />
stehen werden, haben doch die Start- und<br />
die Bethlehem-Kurve eine Ueberhöhung erfahren,<br />
welche den Piloten erlaubt, mit wesentlich<br />
mehr «Sachen» über die Piste zu<br />
flitzen.<br />
Aber nicht nur der eigentliche Grosse<br />
Preis der Schweiz mit seiner hervorragenden<br />
Klasse an europäischen Rennfahrern, sondern<br />
auch das<br />
Kleinwagenrennen um den Preis von Bern<br />
wird allseits grösstem Interesse begegnen<br />
und dürfte unter Umständen ebenso spannend<br />
verlaufen wie der Kampf der Boliden.<br />
Diesen kleinen Geschützen, deren Zylinderinhalt<br />
1500 ccm nicht übersteigen darf, wohnt<br />
ebenfalls eine phantastische Kraft, ein höllisches<br />
Tempo inne und es ist sehr wohl möglich,<br />
dass das am nächsten Sonntag bei den<br />
Kleinwagen in der schnellsten Kunde erreichte<br />
Stundenmittel an die 1935 vom Grand-Prix-<br />
Sieger Caracciola erzielte Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
nahe herankommen wird.<br />
Im Preis von Bern werden wir vorab ein<br />
hitziges anglo-italienisches Duell zwischen<br />
den Marken E.R.A. und Maserati erleben. Indessen<br />
ist es ganz und gar nicht ausgeschlossen,<br />
dass als. lachender Dritte der Engländer<br />
Seaman auf dem zehn Jahre alten Delage<br />
triumphiert, den er vor acht Tagen in der<br />
Coppa Acerbo und in dem am 28. Mai erstmals<br />
auf der Insel Man durchgeführten Kleinwagen-Rennen<br />
zum Sieg geführt hat. Eine<br />
Prognose aufzustellen wäre auch hier ein<br />
müssiges Unterfangen, denn erstens kommt<br />
es anders und zweitens, als man denkt, ein<br />
Motto, das wir übrigens über den Ausgang<br />
aller Berner Rennen vom Samstag und Sonntag<br />
setzen möchten.<br />
Eine gute Besetzung hat wiederum auch<br />
das nationale Rennen vom Samstag um den<br />
Preis von Bremgarten<br />
gefunden, das den schweizerischen Rennund<br />
Sportwagenfahrern Gelegenheit geben<br />
will, sich mit der Technik der Rundstrecken-<br />
Rennen im eigenen Land vertraut zu machen,<br />
wodurch ihnen der Weg zur Teilnähme an<br />
den ausländischen Konkurrenzen geebnet<br />
werden solL<br />
8.00 Uhr:<br />
9.00 Uhr:<br />
10.00 Uhr:<br />
13.30 bis 14.30 Uhr<br />
1430 bis 15.45 Uhr<br />
16.00 Uhr:<br />
16.15 Uhr:<br />
17.15 Uhr ca.:<br />
21.00 Uhr:<br />
20.30 bis 21.30 Uhr<br />
5.00 Uhr:<br />
9.45 Uhr :<br />
10.00 Uhr:<br />
11.30 Uhr ca.:<br />
13.15 Uhr:<br />
13.30 Uhr:<br />
17.00 Uhr ca.:<br />
21.00 Uhr:<br />
SAMSTAG, 22. AUGUST:<br />
Wagenabnahme «Preis von Bremgarten» bei den Boxen an der<br />
Murtenstrasse.<br />
Wagenabnahme «Preis von Bern» bei den Boxen an der Murtenstrasse.<br />
Wagenabnahme « Gros ser Preis der Schweiz» au! der Zollrampe<br />
des Güterbahnhofs W eyermannshaus.<br />
: Training der « Grand-Prix »-Wagen.<br />
: Training der Konkurrenten am « Preis von Bern ».<br />
Aufstellen der am «Preis von Bremgarten» teilnehmenden Rennund<br />
Sportwagen.<br />
Start zum « Preis von Bremgarten» über 101,920 km.<br />
Schluss des Rennens.<br />
Rendez-vous der Fahrer, Konkurrenten, Ehrengäste und Pressevertreter<br />
Im Kursaal Schänzli.<br />
: Festkonzert der Stadt musik Bern auf dem Bundesplatz (bei<br />
schlechtem Wetter im Kornhauskeller)<br />
SONNTAG, 23. AUGUST :<br />
Das Publikum, das wiederum in regelrechten<br />
Heerscharen die einzigartige Rennstrecke<br />
umsäumen wird — wenn auch die<br />
Wetterregisseure ihren Teil beizutragen geruhen,<br />
was wir sehr hoffen — wohnt am<br />
22.123. August zweifellos<br />
ganz grossen, nervenkitzelnden Kämpfen<br />
bei. Mit Startliste, Stoppuhren, Opernglas<br />
und gezücktem Blei wird es alle Phasen der<br />
mörderischen Motorenschlacht miterleben,<br />
wird mit wahrer Gier die Meldungen des<br />
Lautsprechers verdauen 3 und mit Spannung<br />
den Blick auf die Rundentafeln richten, wo<br />
sich jeweilen, ehe drei Minuten vergangen<br />
sind, die verschiedenen schwarzen Bänder in<br />
die Höhe schieben; mit gesteigertem Püjsschlag<br />
und verzerrten Gesichtern wird es die<br />
in wahnwitzigem Tempo dahinjagenden<br />
Rennwagen verfolgen und es wird all den<br />
Enthusiasten beinahe den Atem verschlagen,<br />
wenn aus der Ferne unter Kompressoreng^<br />
heul statt des erwarteten Caracciola ein<br />
Stuck oder gar ein Nuvolari — oder umgekehrt<br />
— einherdonnert.<br />
Bern ist gerüstet. Schon zu Beginn dieser<br />
Woche sind die ersten «Expeditionen» in der<br />
Bundesstadt eingetroffen und dieser und jener<br />
Kämpe des Volants hat sich sofort in<br />
einer Rekognoszierungsfahrt die Strecke besehen<br />
und sich begeistert geäussert über<br />
deren Zustand, der sie zu einer der grossartigsten<br />
Pisten ganz Europas stempelt. Die am<br />
kommenden Sonntag startenden Rennfahrer<br />
haben sich in Bern von jeher besonders wohl<br />
gefühlt; möge ihnen, die ja im Geheimen<br />
samt und sonders auf Sieg hoffen, das so<br />
notwendige Rennglück hold sein, welches bei<br />
Das<br />
Sperrung der Rennstrecke und Oeffnung der Kassen.<br />
Aufstellen der am «Preis von Bern» teilnehmenden Wagen bis 1500<br />
ccm Zylinderinhalt<br />
Start zum « Preis von Bern» über 203,840 km.<br />
Schluss des Rennens.<br />
Mittagspause.<br />
Aufstellen der am «Grossen Preis der Schweiz» teilnehmenden<br />
Wagen.<br />
Start zum «Grossen Preis der Schweiz» über 509,600 km.<br />
Schluss des Rennens.<br />
Schlussakt, Verkündigung der Resultate und Ball im Hotel Bellevue-<br />
Palace.<br />
Bern, 20. August <strong>1936</strong>.<br />
Ging noch in der letzten Nacht und heute vormittag<br />
ein ausgiebiger Bindfadenregen über die<br />
Bundesstadt nieder, so trat prompt auf die frühen<br />
Nachmittagsstunden die ersehnte atmosphärische<br />
Klärung ein, und als Rennleiter Huber um 13.30<br />
Uhr den Konkurrenten am<br />
Preis von Bremgarten<br />
die Strecke zum Training freigab, da herrschte ein<br />
Rennwetter, wie man es sich günstiger nicht wünschen<br />
konnte. Ueblicherweise hat man am ersten<br />
Tage nicht mit einem Hochbetrieb zu rechnen. Der<br />
Aufmarsch der Teilnehmer am nationalen Rundrennen<br />
liess jedoch verraten, dass die Angelegenheit in<br />
allen Lagern hochernst genommen wird. So haben<br />
von 22 eingeschriebenen Piloten 17 mehr oder weniger<br />
intensiv dem Training obgelegen, wobei zum<br />
Teil ganz beachtenswerte Zeiten herausgefahren<br />
wurden. Die meisten Fahrer zeigten sich der keineswegs<br />
einfach zu bewältigenden Strecke durchwegs<br />
gewachsen. Natürlich gingen nur die wenigsten<br />
auf tutti; mehrere Piloten, u. a. auch Kautz,<br />
dessen Maserati erst kürzlich frisch überholt wurde,<br />
mussten ihre Maschine zuerst vorsichtig einfahren<br />
und brachten längere Zeit an den Boxen zu. Am<br />
schnellsten war Rampinelli (Schaffhausen) auf<br />
Alfa Romeo mit 3:20,8 = 131 km/St, vor Stuber<br />
(Bern) auf Alfa Romeo mit 3:21,0.<br />
Nach einem einstündigen Unterbruch wurde das<br />
Trainine der<br />
Grand-Prix-Wagen<br />
AUTOMOBIL-REVUE FREITAG, 21. AUGUST <strong>1936</strong> — N° 68<br />
l>B*«»^B*«amm<br />
ei»*4e<br />
der bis aufs Maximum gesteigerten Beanspruchung<br />
des Materials eine nicht zu unterschätzende<br />
'Rolle spielt. Jedem einzelnen<br />
unter ihnen wünschen wir «Gute Fahrt» und<br />
«Hals- und Beinbruch»!<br />
Fy.<br />
Aus dem Goldenen Buch<br />
der Berner Automobil-Rennen.<br />
I. Grosser Preis der Schweiz 1934.<br />
1. Stuck (Auto-Union) 3:37:51,6 = 140,350 km/St.<br />
2. Momberger (Auto-U.) 3:37:54,4 (69 Runden)<br />
(Schnellste Runde:<br />
Momberger in 2'53" = 151,494 km/St.)<br />
II. Grosser Preis der Schweiz 1935.<br />
1. Caracciola (Merc-B.) 3:31:12,2 = 144,722 kmfSt.<br />
2. Fagioli (Merc.-B.) 3:31:48,1<br />
(Schnellste Runde:<br />
Caracciola in 2'44,4" = 159,416 km/St.)<br />
I. Preis von Bern 1934.<br />
1. Seaman (M. G.-Magn.) 50:53,4 = 120,559 km/St.<br />
2. Veyron (Bugatti) 51:05,6<br />
(Schnellste Runde:<br />
Graf Castelbarco in 3'23,2" = 128,976 km/St.<br />
II. Preis von Bern 1935.<br />
1. Seaman (E. R. A.) 1:05:21,0 = 133,664 km/St.<br />
2. «Bira» (E. R. A.) 1:06:15,7<br />
(Schnellste Runde:<br />
Seaman in 310,7" = 137,431 km/St.)<br />
Rekord-Runden en masse !<br />
I. Preis von Bremgarten 1935.<br />
Sportwagen bis 1500 ccm:<br />
1. Becker (M. G.) 52:54,9 (12 Rd.) 99,057 km/St.<br />
Sportwagen über 1500 ccm:<br />
1. Fischer (Alfa R.) 51:49,8 (14 Rd.) 117,985 km/St<br />
Rennwagen bis 1500 ccm:<br />
l.Dr.Avondet (Bug.) 52:33,7 (14 Rd.) 116,343 km/St.<br />
Rennwagen üher 1500 ccm:<br />
1. Christen (Mas.) 50:28,7 (U Rd.) 121,145 km/St.<br />
Training<br />
gestartet, die in der Folge Tempi vorlegten, welche<br />
im Vergleich zu denjenigen der am Preis von Bremgarten<br />
konkurrierenden Fahrer geradezu märchenhaft<br />
erschienen. Mercedes-Benz mit seinen in der Sonne<br />
glitzernden Silberfischen ist bereits mit seiner ganzen<br />
gemeldeten Mannschaft auf den Plan getreten,<br />
inbegriffen Ersatzfahrer Louis Chiron, der sich von<br />
seinem Unfall am Grossen Preis von Deutschland<br />
prächtig erholt hat und seine 18 Runden — er war<br />
der Aktivste am heutigen Training — mit Eleganz<br />
und Schneid absolvierte. Dass Caracciola ebenfalls<br />
nicht mit sich «passen lässt, zeigt die von ihm mit<br />
2:41,7 = 161,082 km/St gefahrene Runden-Rekordzeit,<br />
ein Resultat, an das Rosemeyer, der grosse Favorit<br />
der Auto-Union, mit 2:43,1 am nächsten herankam.<br />
Beide haben somit den letztes Jahr im Hauptrennen<br />
von Caracciola aufgestellten Rundenrekord<br />
weiter zu drücken vermocht, was bestimmt nicht zuletzt<br />
auf Konto der verschiedenen neu ausgebauten<br />
Kurven zu setzen ist. Von der Auto-Union fehlte<br />
einzig von Delius, während die Scuderia Ferrari nur<br />
mit einem Trainingswagen aufrückte, der fast durchwegs<br />
von Farina, in einigen Runden aber auch von<br />
Nuvolari und Graf Brivio gesteuert wurde. Der<br />
neue Grand-Prix-Bugatti ist aus Molsheim noch<br />
nicht eingetroffen und von den Einzelfahrern sind<br />
einzig Etancelin auf Maserati und Earl Howe mit<br />
seinem Bugatti auf der Piste erschienen. Am eifrigsten<br />
trainierte Mercedes-Benz. Caracciola drehte 15,<br />
Ghiron 18, Lang 8, Fagioli 8, von Brauchitsch 6<br />
Runden. Bei der Auto-Union fegte Rosemeyer lOmal<br />
ausserordentlich verwegen über die Strecke, Varzi<br />
fuhr 10, Hans von Stuck 8 Runden, und der Trainingswagen<br />
der Scuderia Ferrari wurde von den<br />
drei verschiedenen Piloten insgesamt 16mal über die<br />
Piste gejagt. — Ueberflüssig zu sagen, dass die wenigsten<br />
der genannten Asse alles aus ihren Motoren<br />
herausgeholt haben, so dass bei völliger Inanspruchnahme<br />
der Kraftreserven mit weitern Rekordfahrten<br />
gerechnet werden kann.<br />
Rundenbesfzeiten:<br />
Caracciola, Mercedes-Benz 2:41,7<br />
= 161,082 km/St.<br />
Rosemeyer, Auto-Union 2:43,1<br />
Lang, Mercedes-Benz 2:46,3<br />
Chiron, Mercedes-Benz 2:48,6<br />
Farina, Alfa-Romeo 2:52,1 —<br />
Fagioli, Mercedes-Benz<br />
2:54,0^<br />
Varzi, Auto-Union 2:56,2<br />
Stuck, Auto-Union 3:00,0<br />
v. Brauchitsch, Mercedes-Benz 3:05,6<br />
Earl Howe, Bugatti 3:16,0<br />
Etancelin, Maserati 3:22,6<br />
Von 17—18 Uhr blieb das Circuit den am<br />
Preis von Bern<br />
startenden Kleinwagen bis zu 1500 ccm Hubvolumen<br />
reserviert. Auch hier ist mit dem bestehenden<br />
Rundenrekord gründlich aufgeräumt worden, haben<br />
doch nicht weniger als 5 Piloten die von Seaman<br />
auf ERA letztes Jahr mit 3:10,7 aufgestellte Beetzeit<br />
in Grund und Boden gefahren. Und an der<br />
Spitze dieser 5 Rekordbrecher finden wir wiederum<br />
Seaman, der den Preis von Bern 1934 auf M.G.<br />
und 1935 auf ERA gewonnen hat. Diesmal eehen<br />
wir ihn, wie wir an anderer Stelle berichten, am<br />
Steuer des zehn Jahre alten Delage, mit dem Earl<br />
Howe im letzten Preis von Bern den 3. Platz belegte.<br />
Wir haben Seaman auf der Geraden und in<br />
den Kurven beobachtet, die er mit wahrer Souveränität<br />
und Ueberlegenheit meistert. Punkto Geschwindigkeit<br />
folgen ihm, wie die untenstehende Tabelle,<br />
zeigt, die, ERA-Konkurrenten Fairfield, Earl Howe><br />
— der immer junge, Raymond Mays und der<br />
Grieche Emhiricos. Maseratis Vertreter Tenni und<br />
und Graf Trossi sind noch nicht zum Training erschienen,<br />
wie auch eine Reihe von Privatfahrern,<br />
eo «Bira», Kohlrausch, Ruesch, Bianco, Beimond»<br />
usw., die die erste Trainingegelegenheit unbenutzt<br />
licssen.<br />
Rundenbestzeiten:<br />
Seaman, Delage<br />
Fairfield, E.R.A.<br />
Earl Howe, E.R.A.<br />
Mays, E.R.A.<br />
Embiricos, E.R.Ä.<br />
Kautz, Maserati<br />
Plate, Talbot<br />
Herkuleyns, M. G.<br />
3:02,6<br />
(143,533 km/St.)<br />
3:06,0<br />
3:07,4<br />
3:07,9<br />
3:08,5<br />
3:10,7<br />
3:14.9<br />
4:26,0<br />
Aue dem oben Gesagten geht echlaglichtartig?<br />
hervor, wie völlig offen der Ausgang der einzelnen*<br />
Rennen ist. Zudem ist es unmöglich, anhand deri<br />
heute vorliegenden Ergebnisse auf die Chancen derf<br />
einzelnen Fabriken und Privatfahrer sohliessen zu»<br />
können. Erst morgen Freitag und übermorgen<br />
Samstasr, wenn in der Hauptklasse auch die Scu*<br />
deria Ferrari und bei den Kleinwagen auch dia<br />
Officine Maserati vollständig kampfbereit sind,<br />
wird man sich einigermassen ein Bild über dia<br />
bevorstehenden Grosskämpfe zu machen in der»<br />
Lage sein. Jedenfalls hat der erste Trainingstajp<br />
die besten Eindrücke hinterlassen — man spürte) 1<br />
die mustergültige Organisation, die wie in den><br />
Vorjahren ausgezeichnet klappt und, dass bereits<br />
mehrere tausend Personen das interessante Training<br />
mit Spannung verfolgten, soll den Veranstaltern<br />
für den Besuch vom Samstag und Sonntag ein<br />
gutes Omen sein. 7-<br />
Rennwagen-Fahrgestelle<br />
mit Schwingachsen.<br />
Von Dipl.-Ing. E. Hundt.<br />
Alle modernen Rennwagen haben heute Fahrgestelle,<br />
welche Einzelfederung sämtlicher Räder<br />
aufweisen. Wie diese Einzelfederung durchgeführt<br />
ist, soll kurz beschrieben werden. Mercedes-Benz,<br />
Auto-Union und Alfa-Romeo haben eine Vorderrad-Aufhängung<br />
an zwei starren Lenkern, welche<br />
die Bremskräfte und Querkräfte aufnehmen und<br />
auf diese Weise der eigentlichen Federung lediglich<br />
die ihr zukommende Federungs-Arbeit überlassen.<br />
Bei den modernen Rennwagen ist das verwirklicht,<br />
was noch nicht alle einzelgefederten<br />
Gebrauchswagen aufweisen, nämlich die Teilung<br />
von-Radführung und Federung auf getrennte Konstruktionsteile.<br />
Bei Mercedes-Benz übernehmen swel*"<br />
innerhalb des Rahmens sitzende Schraubenfedern<br />
die Federarbeit. Bei der Auto-Union ist die Feder-'<br />
arbeit entsprechend den bekannten Porsche-Patenten<br />
zwei querliegenden Federsläben übertragen.<br />
Die Radführürigs-Lenker sitzen bei MercedeS-Benz<br />
quer zur Fahrtrichtung, bei Auto-Union und Alfa-<br />
Romeo in Fahrtrichtung. Man hat seither fälschlich<br />
angenommen, dass sich die von Alfa-Romeo übernommene<br />
Porsche-Konstruktion der Vorderradaufhängung<br />
auch auf die Federung beziehe. In Wirk*<br />
lichkeit folgt Alfa-Romeo dem Porsche-Patent nur<br />
hinsichtlich der in Fahrtrichtung liegenden Lenker,<br />
die ihre Bewegung aber nicht auf Federstäbe, sondern<br />
ebenfalls wie Mercedes-Benz auf Schraubenfedern<br />
übertragen. Alle drei Rennwagen haben<br />
auch eine geteilte Hinterachse. Alfa-Romeo und<br />
Auto-Union haben eine Pendel-Achse, d. h. die<br />
Hinterräder weisen beim Durchfedern eine mehr<br />
oder weniger grosse Spurveränderung auf. Bei den<br />
neuen I936er-Modellen der Mercedes-Benz-Rennwagen<br />
wurde die Pendel-Hinterachse verlassen, die<br />
bei den 1934er- und 1935-Typen vorhanden war.<br />
Mercedes-Benz verwendet heute eine Art Doppelgelenk-Achse,<br />
wobei die Schubaufnahme nicht mehr<br />
im Differential-Gehäuse erfolgt, sondern aussen an<br />
den Halbachsen angebrachte Stützen sie auf den<br />
Rahmen übertragen. Dadurch waren Gelenke notr<br />
wendig, die unmittelbar neben den Bremstrommeln<br />
der Mercedes-Hinterräder sitzen, also ganz aussen.<br />
an den Halbachsen. Die Spurveränderung beim<br />
Durchfedern ist dadurch beinahe bis auf Null herabgedrückt.<br />
Den grossen Vorteilen dieser Achs©<br />
steht aber der Nachteil gegenüber, dass sie nicht<br />
wie die Pendelachse in hohem Masse durch Kreiselwirkung<br />
der schwingenden Räder selbst gedämpft<br />
wird. Bei der Doppelgelenk-Aphse muss<br />
vielmehr durch Übergrosse Stossdämpfer jenes<br />
Mass an Dämpfung künstlich aufgebracht werden,<br />
was man bei der Pendel-Achse sozusagen geschenkt<br />
bekommt. Daraus resultiert eine sehr hohe»<br />
Stossdämpfer-Beanspruehung, die sich sogar auf<br />
diejenigen Teile des Rahmens überträgt, an welchen<br />
die Stossdämpfer befestigt sind.<br />
Die Dämpfung der starken Impulse, die bei den<br />
hohen Geschwindigkeiten der, Rennwagen von der<br />
Strasse auf die Räder und Federn übertragen werden,<br />
bildet überhaupt ein Schwieriges Problem.<br />
Mercedes-Benz und Auto-Union verwenden mehrscheibige<br />
übergrosse Reibungs-Stossdämpfer. Beim<br />
«Grossen Preis von Deutschland» hat die Auto-<br />
Union erstmalig Versuche mit hydraulischen Stossdämpfern<br />
an der Vorderachse vorgenommen. Alfa-*<br />
Romeo verwendet eine Kombination von Reibungsund<br />
hydraulischen Stossdämpfern, wobei den Reibungs-Stossdämpfern<br />
der mittlere Federweg, dea<br />
hydraulischen Stossdämpfern die Endbegrenzung<br />
des Federwegs ohne hartes Abbremsen zugewiesen<br />
ist. . .<br />
Zu den Fahrgestell-Fragen im Rennwagenbau<br />
gehört auch die Gewichtsverteilung, die_ bei allen<br />
modernen Rennwagen eine ziemlich gleichförmige<br />
Belastung von Vorder- und Hinterrädern aufweist.<br />
Lediglich die Auto-Union-Rennwagen haben 46/»<br />
der Last vorn und 54% hinten. Sehr wesentlich ist<br />
das Problem der Veränderung der Gewichtsverteilung<br />
durch das Abnehmen des etwa 150—200 ig<br />
grossen Brennstoffvorrats während eines _ Rennens.<br />
Die schönste Lösung liegt beim Auto-Union-Rennwagen<br />
vor, hei welchem der Tank im Gesamtschwerpunkt<br />
des Fahrzeugs liegt, so dass die<br />
Gewichtsabnahme keine Verlagerung des Schwerpunkts<br />
und damit keine Veränderung der Gewichtsverteilung<br />
mit sich bringt.