28.02.2018 Aufrufe

E_1938_Zeitung_Nr.031

E_1938_Zeitung_Nr.031

E_1938_Zeitung_Nr.031

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BERN, Dienstag, 12. April <strong>1938</strong><br />

Automobil-Revue - II. Blatt, Nr. 31<br />

Oflern<br />

3)u 9Bunbermär in Ofterfagen,<br />

Slünge Innern ins ärmffe %eil borf 5tfogett,<br />

Unb lenk btn ©lauben ffernentDärfS...<br />

Gfcrifl fitynfe unfer irbifd) 3rren,<br />

(Srlöffc unS üom SlbamShleib,<br />

2rug ffifl baS Äreu3 in unfer<br />

3eig! uns ben ^Keg 3ur (EnngfeeH<br />

tDoKen ©eine Jünger werben,<br />

"Jlun ba 3)u auferjf anben bijl:<br />

2>u bradtfefi triebe auf bie (Erben,<br />

©efalbfer 2)u unb &of)er grifft<br />

SBtttecttl Senner.<br />

W*>* /^V**£AM ^/J"»«« »#•*•«* i% t*+m*+ J>V««A f<br />

Osterirende<br />

Ganz im Gegensatz zur trauervollen Gedächtnisfeier<br />

des Karfreitages, wo der Schatten eines<br />

grossen Kreuzes auf der Erde zu liegen scheint,<br />

bringt uns das Osterfest eine frohe Gedächtnisfeier,<br />

und ganz gewiss empfinden wir den heiteren<br />

Charakter des Osterfestes um so stärker, als<br />

ihm eben noch der düstere Karfreitag vorausgegangen<br />

ist. Die Dichter und Denker aller Zeiten<br />

sagen es uns ja: Wer wahre, tief innere Freude<br />

•rieben will, der darf nicht am Leid vorübergehen<br />

wollen. Und so ist es auch mit der Osterfreudet<br />

Wtr die erlösende Macht des Osterglaubens,<br />

des Auferstehungsgedankens an sich erfahren will,<br />

der muss zuerst auch die ganze Tragik des Karfreitags<br />

zu erfassen suchen. Post tenebras luxl<br />

Nach der Finsternis das Licht, und noch immer erscheint<br />

uns das lebenerweckende Licht um so herrlicher,<br />

je länger und dunkler zuvor die Nacht und<br />

die Finsternis war. So soll uns auch die helle<br />

Osterfreude Erlösung von der düsteren Karfreitagstrauer<br />

bringen, weshalb denn Ostern auch<br />

Von Emil Hügli<br />

von jeher so recht als ein fröhliches Fest gefeiert<br />

wurde; und dass die schöne Jahreszeit des Frühlings<br />

das ihre dazu beiträgt, Frohmut und zuversichtliches<br />

Hoffen zu wecken, das kann jeder an<br />

sich selbst erfahren.<br />

Was ist „Ostergelächter?"<br />

In früheren Zeiten ging man noch weit mehr<br />

als heute darauf aus, den. fröhlichen Charakter<br />

dieses christlichen Festes zu betonen, wobei man<br />

auch noch einer gewissen Ausgelassenheit Spielraum<br />

Hess. So wurden im Mittelalter mitten in der<br />

Kirche österliche Possenspiele aufgeführt, um die<br />

Kirchgänger in eine übermütige Laune zu versetzen,<br />

und sobald später diese Possenspiele aus<br />

den Gotteshäusern verbannt wurden, suchten die<br />

Geistlichen für dieselben einigermassen Ersatz zu<br />

schaffen, indem sie von der Kanzel herab allerhand<br />

lustige Schnurren erzählten, wodurch einzig<br />

der Zweck verfolgt wurde, das zur Osterzeit die<br />

Kirche besuchende Publikum in eine möglichst heitere<br />

Laune zu versetzen. Die Zuhörer lohnten den<br />

Redner alsdann je nach deren Talent für das Komische<br />

und Amüsante mit lautem Gelächter. Das<br />

war das sogenannte «Ostergelächter», das man,<br />

weil es ja mit dem fröhlichen Fest in Beziehung<br />

stand, selbst am heiligen Orte nicht als störend<br />

empfand, was auch psychologisch begreiflich ist,<br />

da ein herzliches Lachen durch seine Entspannung<br />

auch eine gewisse psychische Erlösung mit sich<br />

bringt.<br />

Allerdings war diese Erregung des Ostergelächters<br />

eine etwas naive Art, den frohmütigen<br />

Charakter des Auferstehungsfestes hervorzuheben.<br />

Unser modernes, im Empfinden so differenziertes<br />

Publikum dürfte man mit ähnlichen Mitteln in der<br />

Kirche nicht mehr zu erheitern wagen. Nichtsdestoweniger<br />

soll Ostern auch für uns ein frohes,<br />

herzerfreuendes Fest bedeuten; denn es verkündet<br />

die freudige Botschaft vom Sieg des Lebens<br />

über den Tod, vom Triumph des Geistes über den<br />

Leib, von der Ueberwindung des irdisch Gebundenen<br />

durch die freie Seele.<br />

Glück ist Reichtum der Seele<br />

Das Osterfest verkündet ja die wahrhaft frohe<br />

Botschaft, dass selbst der Arme, dem keine irdischen<br />

Güter zuteil geworden sind, dass selbst<br />

noch der Unglückliche Anrecht auf etwas Freude<br />

hat. Mag einer auch nur ein bescheidenes Dasein<br />

fristen — das soll ihn nicht bedrücken, hat er<br />

doch eine Seele, die, wenn sie die Osterbotschaft<br />

recht zu erfassen vermag, durch das äussere<br />

Schicksal des Menschen nicht ihrer Kraft beraubt<br />

werden kann. Denn diese befreiende, erlösende<br />

Weisheit ist in der Osterbotschaft enthalten: Nicht<br />

das äussere Leben, nicht das, was Menschen so<br />

gemeinhin Glück nennen, auch nicht materieller<br />

Reichtum macht uns innerlich reich, sondern einzig<br />

der Reichtum der Seele, des Gemütes.<br />

Nichts steht den Menschen zur Osterzeit denn<br />

auch so wohl an, wie ein frohes Hoffen, das auch<br />

der religiösen Auffassung dieses Festes entspricht,<br />

und diese ist wohl nicht anders zu verstehen, als<br />

dass mit der «Auferstehung des Herrn» seiner die<br />

wahre Menschenliebe verkündenden Heilslehre<br />

ewige Geltung verschafft wird. Den Menschen<br />

aber bleibt es anheimgestellt, immer wieder mit<br />

erneuter Kraft und Hoffnung danach zu streben,<br />

dass diese hohe Lehre von der Menschenliebe in<br />

der Welt der brutalen Realitäten allen Widerständen<br />

zum Trotz ihrer Verwirklichung entgegengebracht<br />

werden könne. An solchem Hoffen gilt<br />

es festzuhalten, und aus ihm mag erst die rechte<br />

Osterfreude entspringen, jene Freude, auf die sich<br />

das schöne Wort bezieht: «Was kann der Schöpfer<br />

lieber sehen als ein fröhliches Geschöpf?»<br />

Osterei<br />

Ein uralter Brauch<br />

Ostern war immer ein grosses Fest für die kleinen<br />

— wie auch für die grossen Menschenkinder...<br />

Ostereierl... Man erwartet sie fast mit<br />

derselben Ungeduld, wie die Weihnachtsgeschenke.<br />

Der Brauch, zu Ostern Eier zu schenken,<br />

stammt nicht nur erst aus der christlichen Zeit. Man<br />

kannte ihn schon bei den Phöniziern, die den<br />

Schöpfer des Weltalls in der Gestalt eines Eies<br />

verehrten. Dieses Volk der Seefahrer glaubte<br />

nämlich, dass die Nacht, der Ursprung aller<br />

Dinge, ein Ei erzeugt hätte, aus dem die Liebe<br />

und das Menschengeschlecht erstanden sind. Sie<br />

glaubten auch, dass die Sonne zu Ostern über<br />

dem Aeqüator stände und dass die Erde die langen<br />

Nächte zu dieser Zeit verliess; dass das Urei<br />

zerbräche und das Menschengeschlecht würde<br />

neu erschaffen.<br />

Bei den Persern gab man Eier, die verschieden<br />

gefärbt und mit Goldstreifen verziert waren —<br />

eine Anspielung an das Dogma der Magier, die<br />

lehrten, dass die Welt aus einem Ei stammte, das<br />

durch Ausschlagen eines Stieres zerschlagen<br />

wurde. Der Schah verteilte Hunderte von Eiern<br />

unter seinen Höflingen.<br />

Fast alle Völker des Altertums betrachteten das<br />

Ei als den Ursprung aller Dinge. Es war für die<br />

Heiden ein mystisches Symbol.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!