E_1938_Zeitung_Nr.031
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II AuTomoMl-'Revne — N° 31<br />
Gine \Stunde hei den Chinesen<br />
Chlnemcher Handelsunterricht.<br />
Claude Farrere erzählt in seinem Roman «Ein<br />
junges Mädchen auf Reisen» von einem drolligen<br />
Scherze, den das junge Mädchen einem reichen<br />
chinesischen Kaufmann machen wollte, der alle nur<br />
verkäuflichen Lebensmittel verkaufte und damit einen<br />
grossen Reichtum erwarb.<br />
«Ich möchte für zehn Rappen Salz haben.»<br />
«Jawohl.»<br />
«Aber ich muss es nach Hause geschickt bekommen.»<br />
«Gut.»<br />
«Ich wohne aber ziemlich weit von hier —<br />
5 Kilometer entfernt.»<br />
«Das macht nichts I»<br />
«Du wirst einen deiner Angestellten damit beauftragen?»<br />
«Nein, ich werde selber gehen.»<br />
«Du! ein so reicher Mann! Du wirst dich um<br />
10 Rappen selber bemühen ? F»<br />
Und der alte Chinese antwortete mit einem<br />
feinen Lächeln, das die ganze Philosophie des Confucius<br />
ausdrückte:<br />
«Ich bin reich geworden, weil ich mich viel<br />
habe stören lassen. Ich fahre fort, es zu tun, um<br />
nicht arm zu werden. (Uebersetzt von R. B.)<br />
Chinesische Höflichkeit.<br />
Aus Tschon-King, dem derzeitigen Sitz der chinesischen<br />
Regierung, berichtet der «Temps> die<br />
folgende nette Geschichte: Einer der ausländischen<br />
Konsuln, die sich dort installiert haben,<br />
musste feststellen, dass seine Wohnung sich in<br />
nächster Nähe einer Kaserne befand, und ferner,<br />
dass das Trompetercorps des in dieser Kaserne<br />
untergebrachten Regimentes seine weniger klangschönen<br />
als lauten Uebungen prinzipiell früh um<br />
3 Uhr abhielt. Also warf sich der Konsul in grosse<br />
Diplomatenuniform und begab sich zu dem das<br />
Regiment befehlenden General: «Eure Exzellenz»,<br />
begann er auf chinesisch, denn er beherrscht<br />
diese Sprache, «die Helden, die die hohe Ehre<br />
haben, unter Ihrem Befehl zu stehen, erheitern<br />
regelmässig die Nächte durch den harmonischen<br />
Klang ihrer Instrumente und bemühen sich so um<br />
die Wette mit den Fröschen des benachbarten<br />
Teiches, mich und meine unwürdige Familie in den<br />
Schlaf zu wiegen. Trotz des Reizes, den diese<br />
nächtlichen Weisen für unsere Barbarenohren besitzen,<br />
fühlen wir uns so unwürdig dieses erhabenen<br />
Genusses, dass ich es wage, Eurer Exzellenz<br />
den, Vorschlag zu unterbreiten, dem Trompeterkorps<br />
den Befehl zu erteilen, die Uebungen zu<br />
etwas späterer Stunde vorzunehmen, auf dass wir<br />
nicht unrechtmässig von diesem unschätzbaren<br />
Vorrecht profitieren.»<br />
Darauf verbeugte sich der Konsul tief und wartete<br />
die Antwort ab.<br />
Der General seinerseits verbeugte sich noch<br />
tiefer und erwiderte: «Exzellenz, noch nie hat mich<br />
ein Lob mehr begeistert, als das von Ihnen meinen<br />
«Tigern» gespendete. Die hohe Einschätzung<br />
ihres Talentes, das Sie liebenswürdigerweise auf<br />
eine Stufe mit der Naturbegabung der Frösche<br />
zu stellen belieben, ist mir so schmeichelhaft, dass<br />
ich nicht anstehe, damit Ihre eigene Stimme zu<br />
vergleichen. Nun wissen Eure Exzellenz doch<br />
wohl, dass die Reinheit der Luft um 3 Uhr morgens<br />
stark dazu beiträgt, die Klänge unserer Trompeten<br />
noch angenehmer zu machen; ich werde mich<br />
also hüten, die Uebungsstunde zu ändern und damit<br />
einerseits Eurer Exzellenz Vergnügen zu mindern,<br />
anderseits mich der Möglichkeit des Vergnügens<br />
zu berauben, die so angenehme Stimme<br />
Eurer Exzellenz bald wieder zu hören.»<br />
Und dabei blieb es.<br />
Der galante Chinese.<br />
Ein Chinese war bei einer jungen Wiener Dame<br />
zum Tee eingeladen. «Seltsam», sagte sie, «wir<br />
Europäer können niemals sehen, wie alt ein Chinese<br />
ist. Vielleicht geht es Ihnen bei uns Europäern aber<br />
genau so. Ich bin dreissig Jahre alt - für wie alt<br />
hätten Sie mich gehalten?» Der Chinese schaute sie<br />
erstaunt an. «Aber Sie brauchen nicht so ein erstauntes<br />
Gesicht zu machen», rief die Dame geschmeichelt,<br />
«Sie wollen doch nicht behaupten, dass<br />
Sie mich für 18 Jahre gehalten hätten? Oder ...» -<br />
«Aber gnädige Frau», sagte der Chinese entzückt,<br />
«ich hätte Sie mindestens für 60 Jahre gehalten, so<br />
weise, so belesen, so erfahren sind Sie!»<br />
Bei Sempach, der kleinen Stadt...<br />
Das mit historischen Malereien verzierte Stadttor.<br />
(Photo Gallas.)<br />
Hoforgel und Pasiionsspiele in Luzern <strong>1938</strong>.<br />
Die weitberühmte Orgel der Luzerner Hofkirche,<br />
die durch ihre Saisonkonzerte vielen Luzerner<br />
Gästen aus aller Welt in Erinnerung ist, wird<br />
im kommenden Sommer (9. Juli bis 11. September<br />
<strong>1938</strong>) in den Dienst der seit dem Mittelalter bekannten<br />
Passionsspiele gestellt. Das herrliche Instrument,<br />
ein Werk des Salzburger Orgelbauers Nikolaus<br />
Geissler, wird das Passionsspiel mit seinen<br />
Klängen begleiten: denn die Aufführungen finden im<br />
grandiosen Rahmen des Vorhofs der altehrwürdigen<br />
Stiftskirche, im Schatten der beiden mächtigen<br />
Türme, statt. Die Luzerner Passionsspiele gehen bis<br />
in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurück - sie sind<br />
also 160 Jahre älter als die Spiele zu Oberammergau<br />
- und werden noch heute, nach 450 Jahren, von<br />
der gleichen Spielgemeinschaft wie damals, von der<br />
Bekrönungsbruderschaft, in Szene gesetzt. Als Leiter<br />
der Luzerner Passionsspiele wurde Dr. Oskar<br />
Eberle, der Regisseur der «Welttheater-Festspiele»<br />
in Einsiedeln, gewonnen, indes Stiftskapellmeister<br />
J. B. Hüber die Musik schreibt. So versprechen die<br />
Luzerner Passionsspiele im Sommer <strong>1938</strong> ein einzigartiges<br />
Erlebnis zu werden für die Schweizer und<br />
die vielen fremden Gäste, die Luzern erwartet. E.<br />
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Verhängnisvolle Erbschaft<br />
Mr. Godfrey Basil Mundy war 25 Jahre alt<br />
und Clerk in dem Büro eines Londoner Geschäftshauses.<br />
Was er vom Leben erhoffte, war<br />
big business und Geld und nochmals Geld, um<br />
die mannigfachen Freuden dieses Daseins<br />
recht ausgiebig geniessen zu können. Aber<br />
reich zu werden war gar nicht so einfach, und<br />
so blieb es vorderhand bei den Wunschträumen<br />
von Villa, Auto und ähnlichen schönen<br />
Dingen. Doch Mr. Mundy war ein Glückspilz.<br />
Eines Tages überbrachte ihm der Briefträger<br />
einen versiegelten Brief. Erwartungsvoll<br />
öffnete er ihn und las, dass ihm von einem<br />
entfernten Verwandten, der kürzlich verstorben<br />
sei, die riesige Summe von 250 000 Pfund<br />
Sterling in Papieren und Bargeld zugefallen<br />
sei. Der gerichtliche Nachlassverwalter, der<br />
ihm dies brieflich mitteilte, ersuchte ihn, in<br />
den nächsten Tagen in seinem Büro vorzusprechen,<br />
um die zur Uebernahme der Erbschaft<br />
nötigen Schriftstücke zu unterfertigen.<br />
Mr. Mundy war mit einem Schlage ein reicher<br />
Mann geworden und sah sich jetzt in die<br />
glückliche Lage versetzt, sich jeden Wunsch<br />
erfüllen zu können, soweit dies eben mit Geld<br />
möglich war. Er bezog in einem der ersten<br />
Londoner Hotels ein elegantes Appartement<br />
und wurde Mitglied eines vornehmen Clubs.<br />
Dies sollte ihm jedoch zum Verhängnis werden.<br />
Denn in diesem Club lernte er «gute<br />
Freunde » kennen, die alsbald mit äusserstem<br />
Raffinement darangingen, ihm durch alle möglichen<br />
Kniffe und Tricks das Geld aus den<br />
Taschen zu ziehen. Zu diesem Zweck schlössen<br />
sie sich sogar zu einer Art Arbeitsgemeinschaft<br />
zusammen und umgaben ihr Opfer wie<br />
eine unübersteigbare Mauer und Hessen niemand<br />
an ihn herankommen, der nicht zu ihnen<br />
gehörte. Sie gingen gründlich zu Werke.<br />
Der eine* überliess ihm seine Villa zu einer<br />
Jahresmiete, die höher war als ihr eigentlicher<br />
Wert. Ein anderer sorgte für ihre Inneneinrichtung<br />
und kaufte antike Möbel, Gemälde<br />
und Teppiche zusammen, die alles andere als<br />
echt waren und Hess ihn ungeheure Summen<br />
dafür bezahlen. Ein Dritter drehte ihm einen<br />
berühmten Rennwagen für den Preis von 5000<br />
Pfund Sterling an und dann kurz darauf zwei<br />
andere noch berühmtere Wagen, die in Wirklichkeit<br />
nichts anderes waren als sein eigener<br />
abgenutzter Wagen, dem jeweils eine neue<br />
Karosserie aufgesetzt wurde. Ein Vierter gab<br />
ihm Renntips und Hess ihn riesige Beträge auf<br />
elende Klepper setzen, während die sichere««<br />
Einsätze seinen Freunden mühelos in den<br />
Schoss fielen. Schliesslich zapfte man ihm Unsummen<br />
im Falschspiel ab und die weiblichen<br />
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft gaben ihm<br />
mit ihren Wünschen flach Juwelen und Kleidern<br />
den Rest. Als seine Taschen gänzlich geleert<br />
waren, wurden Wucherer herbeigeschafft,<br />
die dem vermeintlichen Millionär mit Freuden<br />
jede Summe liehen. Auch diese Summen<br />
sammelten sich in den Taschen der guten<br />
Freunde an und so kam es, dass Mr. Mundy<br />
bereits nach Ablauf eines halben Jahres nicht<br />
einen Penny mehr besass, sondern nur noch<br />
Schulden. Als er seine verzweifelte Lage erkannte,<br />
fühlte er nicht mehr die Kraft in sich,<br />
sein früheres Dasein als einfacher Clerk von<br />
neuem zu beginnen. Der Traum vom Millionärsdasein<br />
war zu schön gewesen und das Erwachen<br />
zur Wirklichkeit des grauen Alltags<br />
war zu grausam. Von allen Freunden verlassen<br />
und gemieden, sass er in dem Hotelzimmer<br />
eines französischen Badeortes und hatte nicht<br />
mehr soviel Geld, um seine Rechnung begleichen<br />
zu können. Da wusste er nichts Besseres,<br />
als sich eine Kugel in den Kopf zu schiessen.<br />
Französisch<br />
Schnellkurs, auch für Korrespond. und Dolmetsch-,<br />
konzentr. und abgeschlossen, event.<br />
mit Diplom. Schulvorkenntnisse erwünscht.<br />
Ueber 30 wöchentl. Stunden nach erfolgreicher<br />
Methode. Jede Stunde Lehrerwechsel.<br />
Nur diplom. Lehrer. Gewissenhaft geführt.<br />
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3. Mai bis 15. Juli <strong>1938</strong> (Unterkunft, gute<br />
Verpflegung, Unterricht, alles inbegriffen)<br />
Pr. 350.—, in 2 Raten zahlbar. Sport. Schönste<br />
Lage. Eigenes Strandbad. Auskunft bereitwill.<br />
durch Töchterpenslonai «LA R0-<br />
MANDE» in VEVEY (Waadt). (Dependenz<br />
Des Alpes.)