E_1938_Zeitung_Nr.031
E_1938_Zeitung_Nr.031
E_1938_Zeitung_Nr.031
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
K° 91 — 1?TEtfSTAG, 12. 1PRIL 1038<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sport am letzten Wochenende<br />
Dreyfus auf Delahaye siegt in Pau<br />
Zahlreiche Weekend-Sensatiönchen. - Nuvolaris Alfa im Training verbrannt -<br />
der Fahrer leicht verletzt. - Alfa-Corse, Bugatti und Talbot erklären Forfait.<br />
Caracciola/Lang auf Mercedes-Benz im 2. Rang. - Caratsch fährt schnellste<br />
Runde. - Von 16 gemeldeten Konkurrenten 8 am Start und 6 am Ziel.<br />
Das automobilsportliche Wochenende im<br />
Pyrenäenstädtchen Pau, nördlich der spanisch-französischen<br />
Grenze, stand ganz im<br />
Zeichen der Ueberraschungen. Wohlverstanden,<br />
Ueberraschungen, wie sie an einem<br />
Rennen ä Ia Grand Prix von Pau. der zum<br />
Ren6 Dreyfus, der französische Automobilmeister<br />
1937, hat in Pau einen der schönsten Erfolge<br />
seiner bisherigen Karriere erkämpft.<br />
erstenmal nach der neuen Formel erbaute<br />
Rennwagen am Starte sah, sozusagen unvermeidlich<br />
sind. Angefangen hat < es > mit<br />
der Forfaiterklärung der Molsheimerwerke,<br />
deren neuer 3-Liter-Kompressor-Bugatti am<br />
Vorabend zum Training noch nicht fertiggestellt<br />
und Wimille somit nicht startbereit<br />
war.<br />
Nuvolaris Alfa in Brand!<br />
Das« der Rundenrekord Nuvolaris — im<br />
Jahre 1935 mit 1:52,0 = 89,23 km/St, aufgestellt —<br />
im Verlauf der Probefahrten und des Rennens<br />
selbst über den Haufen gerannt würde, das konnte<br />
man — ohne allzusehr in Optimismus zu machen —<br />
im voraus ohne weiteres annehmen Der Mantuaner<br />
ging denn auch schon am Freitag — anlässlich<br />
der ersten Trainings6itzung — aufs Ganze und<br />
drehte mit 1:48,0 = 92,320 km/St, auf der ausserordentlich<br />
kurvenreichen Strecke die schnellste<br />
Runde, worauf er seinen knallroten Alfa an die<br />
Boxen fuhr, um den Wagen seines Stallkollegen<br />
• Villoresi zu übernehmen. Nachdem Nuvolari abermals<br />
einige rasche Runden hinter sich gebracht<br />
hatte, konstatierte er plötzlich einen bedeutenden<br />
Brennetoffverlust und noch ehe er sich über die<br />
Ursachen des Defektes ein Bild machen konnte,<br />
stand sein Wagen in hellen Flammen. Geistesgegenwärtig,<br />
wie der italienische Altmeister des<br />
Volants von jeher war, sprang er bei einer Geschwindigkeit<br />
von 50 bis 60 km/St mit einem<br />
mächtigen Satz aus dem brennenden Wagen auf<br />
die Strasse und entging so einem sichern Flammentod,<br />
während das Fahrzeug allein das Weite<br />
suchte und in einem Gebüsch des Beaumont-Parkes<br />
vollkommen ausbrannte. Nuvolari selbst kam mit<br />
einigen Brandwunden an Üen Beinen und Vorderarmen<br />
Bowie mit einigen Schürfungen im Gesicht<br />
davon, wurde jedoch sofort in eine Klinik überführt,<br />
wo indessen die absolute Gefahrlosiskeit dieser<br />
Verletzungen festgestellt werden konnte. Am<br />
Tank des völlig zerstörten Rennwagens war nachträglich<br />
ein Riss sichtbar, durch den das Benzin<br />
hatte entweichen können Ein solcher Schaden war<br />
schon bei den Versuchsfahrten in Monza aufgetreten;<br />
er ist darauf zurückzuführen, dass der Tank<br />
nicht genügend fix montiert war und durch die<br />
ungeheuren Vibrationen während des Trainings<br />
stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. In der<br />
Annahme, dass dieser Defekt auch beim andern<br />
Wagen auftreten könnte und anderseits die Zeit<br />
für eine Abänderung der Konstruktion zu knapp<br />
war, erklärte die Mailänder Renn-Organisation<br />
für den zweiten Alfa forfait. Die Saison hat somit<br />
für Nuvolari. wie 1937, wo er im Training zum<br />
Turiner Rundrennen am 15. April verunglückte<br />
und sich dabei einige Rippen brach, nicht sehr gut<br />
begonnen. Hoffen wir, dass er rasch genese und<br />
in fünf Wochen am Grossen Preis von Tripolis ein<br />
um so gewichtigeres Wort mitreden werdel<br />
50 Prozent Forfaits!<br />
War so die italienische Konkurren« im Kampf<br />
um den Sieg bereits am Freitag eliminiert, so blieben<br />
weitere Ueberraschungen auch am Samstag,<br />
dein zweiten und letzten Trainingstage, nicht aus.<br />
Die Organisatoren — der A. C. Basco-Bearnais —<br />
mussten ForfaifKErklärungen am laufenden Band<br />
entgegennehmen: Bayards Bugatti war nicht<br />
kampffähig, der Start für die 4-Liter-6-Zylinder-<br />
Talbot-Rennwagen ohne Kompressor von Lebegue<br />
und «Maris» wurde ebenfalls abgeblasen, Danniell<br />
auf Delahaye verzichtete auf die Teilnahme am<br />
Rennen und last but not least war am Ende des<br />
Samstag-Trainings auch der Mercedes-Benz-Fahrer<br />
Hermann Lang ausser Gefecht Bei der Untersuchung<br />
einer zutagegetretenen Störung stiessen die<br />
Mechaniker auf einen Schaden in der Oelzufuhr,<br />
der nicht mehr behoben werden konnte, so dass am<br />
Sonntag nur einer der beiden Mercedee-Benz-Rennwagen<br />
am Starte war.<br />
Französischer<br />
Ueberraschungssieg!<br />
Das Mass der Ueberraschungen für Organisatoren,<br />
wie teilweise auch für die Rennställe und<br />
alle jene, -welche diesem ersten Formel-Grand-Prix<br />
enormes Interesse entgegenbrachten, war damit zum<br />
Ueberlaufen voll. Die grösste Ueberraschunsr aber<br />
setzte es ohne Zweifel am Rennen selber ab, wo<br />
es dem Delahaye-Fahrer Dreyfus auf einem kompressorlosen<br />
4,5-Liter-Rennwagen gelang, den Mercedes-Benz-Piloten<br />
Rudolf Caracciola. der den<br />
zweiten Rennwagen des Untertürkheimer Stalles<br />
abwechslungsweise mit Lang steuerte, nach einem<br />
äusserst harten, aber sportlichen Kampfe auf den<br />
zweiten Platz zu verweisen und damit seit Jahren<br />
zum erstenmal wieder in einem internationalen<br />
Rennen einen französischen Sieg zu landen. Dreyfus<br />
war es schon am Samstag geglückt, zusammen<br />
Der im Grossen Preis von Pau von Dreyfus gesteuerte Siegerwagen,<br />
Delahaye ohne Kompressor.<br />
ren Stadt-Kurs im Training einmal richtig vertraut<br />
machen mussten. Mercedes-Benz war im Vergleich<br />
mit Delahaye ferner darin handicapiert, als<br />
Dreyfus die 100 Runden = 277 Kilometer ohne<br />
Tanken durchstand, während Caracciola nach der<br />
50 Runde die Reservoirs auffüllen liess und den<br />
Wagen an Lang abtrat. In der Folge zeigte es sich<br />
dann, dass Lang den Zeitverlust nicht mehr aufholen<br />
konnte, um so mehr, als er durch Getriebeschaden<br />
ziemlich stark behindert war. Immerhin<br />
gelang es ihm, Dreyfus, der ihn überrundet hatte,<br />
wieder zu schnappen, aber zum Ausgleich der Zeitdifferenz<br />
von 2 Minuten reichten die restlichen<br />
40 Runden nicht mehr aus.<br />
Aus dem ursprünglich erwarteten Dreikampf<br />
Deutschland-Frankreich-Italien in der südfranzösischen<br />
Badestadt ist also schliesslich ein<br />
12-Zylinder-4,5-Literdeutsch'französisches<br />
Duell<br />
geworden, ein Duell zwischen 2 einzigen Konkurrenten<br />
auf 2 Konstruktionen, das von jenem "Boliden<br />
gewonnen wurde, der bereits die Million des franz.<br />
Rennwagenfonds zugesprochen erhalten und im italienischen<br />
Tausendmeilen-Rennen vom 3. April<br />
Auf Grund der gefahrenen Trainingszeiten stellen<br />
sich Sonntagmittag kurz nach 1% Uhr 8 Konkurrenten<br />
wie folgt am Start auf:<br />
Dreyfus (Delahaye) Caracciola (M.-Benz)<br />
Comotti (Delahaye)<br />
Lanza (Maserati) Trintignant (Bugatti)<br />
1<br />
Maträ (Bugatti)<br />
Raph (Maserati) Negro (Maserati)<br />
Punkt 14.00 Uhr senkt der Starter die Fahne.<br />
Caracciola übernimmt die Führung und wird von<br />
Dreyfus mehrere Runden lang Rad an Rad verfolgt,<br />
während Comotti auf seinem wesentlich langsameren<br />
Delahaye den dritten Platz ohne besondere Anstrengungen<br />
verteidigt. In der 7. Runde «eht Dreyfus<br />
an Caracciola vorbei — das Katz- und Mausspiel<br />
beginnt «Rudi» bereitet seinem stärksten<br />
Gegner während 10 Minuten nicht den geringsten<br />
Widerstand, nimmt ihn aber in der 11. Runde aufs<br />
Korn und hängt ihn ab. Von Kampf ist einstweilen<br />
noch nicht die Rede. Caracciola vergrössert seinen<br />
Vorsprung um die 20. Runde auf 10 Sekunden und<br />
stellt mit 1 .47,4 einen neuen Rundenrekord auf.<br />
Bis zur 30 Runde ist nichts von Belang zu registrieren:<br />
Comotti hält nach wie vor den 3. Platz<br />
inne, und die übrigen Fahrer sind teilweise schon<br />
mehrfach überrundet, wie nachstehendes Zwischen-<br />
Wassement zeigt:<br />
Stand des Rennens nach der 30, Runde:<br />
1. Caracciola, 55 • 20: 2. Dreyfus, 55 . 31; 3. Comotti,<br />
1 R. zurück; 4. Raph, 1 R. zurück; 5. Matra,<br />
4 R. zurück; 8. Lanza, 6 R. zurück etc.<br />
Nun geht Dreyfus zum Generalangriff über. In<br />
der 31. Runde verringert sich Caracciolas Vorsprung<br />
um 5 Sekunden, um bis zur 40. Runde auf<br />
3 Sekunden zusammenzuschmelzen.<br />
Dreyfus an der Spitze!<br />
Genau bei Halbzeit — in der 50. Runde — fährt<br />
Europameister Caracciola an die Boxen, die Mechaniker<br />
tanken, und Lang übernimmt den Wagen,<br />
eine ausgezeichnete Figur gemacht hat Aber auch<br />
Mercedes-Benz wird mit dem ersten Start in Pau<br />
zufrieden sein, hat doch die Stuttgarter Firma ihre<br />
Ansicht, wonach kein so scharfes Training mit dem<br />
restlosen Einsatz in einem Rennen verglichen werden<br />
kann, vollauf bestätigt gefunden. Sie wird<br />
alle Hebel in Bewegung setzen, um die in Pau anlässlich<br />
des Trainings und im Rennen selbst aufgetauchten<br />
Defekte zu beheben und am Millionenrennen<br />
von Tripolis in jeder Hinsicht fit zu sein.<br />
Zum Schluss seien noch die<br />
Trainingszeiten<br />
ein<br />
mit Caracciola den am Vortag von Nuvolari aufgestellten<br />
neuen Rundenrekord von 1:48,0 zu egalisieren.<br />
Er wies den deutschen Fahrern gegenüber<br />
insofern ein grosses Plus auf, als diese zum erstenmal<br />
in Pau starteten und sich mit dem schwe-<br />
vom Freitag und Samstag wiedergegeben:<br />
Freitag Samstag<br />
Nuvolari (Alfa Romeo) 1:48 —<br />
Dreyfus (Delahaye) 1:50 1:48<br />
Caracciola (Mercedes-Benz) 1:53 1:48<br />
Lang (Mercedes-Benz) 1:53 1:49<br />
Villoresi (Alfa Romeo) 1:55 —<br />
Lanza (Maserati) 2:00 2:00<br />
Comotti (Delahaye) 2:02 1:59<br />
Matra (Bugatti) 2:12 2:05<br />
Trintignant (Bugatti) 2:17 2:04<br />
Der Film des Rennens.<br />
wobei alles in allem nicht weniger als 1 Min. 27<br />
Sekunden verlorengegangen sind. Inzwischen —<br />
Caracciala spürte Dreyfus bei seinem Tankhalt<br />
dicht auf den Fersen — ist der Delahaye-Fahrer in<br />
Front gegangen, weist einen gewaltigen Vorsprung<br />
auf und setzt das Rennen mit dem angenehmen Gefühl<br />
fort, nicht tanken zu müssen, da der Brennstoffvorrat<br />
für die 277 Kilometer genügt. Hier übrigens<br />
noch der<br />
Stand des Rennens nach der 50. Runde:<br />
1. Caracciola, 1:32:26; 2. Dreyfus, 1:32:32; 3.<br />
Comotti, 4. Raph.<br />
Mit dem Getriebe an Längs Mercedes - Benz<br />
stimmt was nicht. Ergo gibts kurz vor der 70. Runde<br />
nochmals einen Boxenhalt, wobei sich der Rückstand<br />
gegenüber Dreyfus, der ihn bereits überrundet<br />
hat, auf 3 Min. 5 Sek. vergrössert. Doch Lang<br />
ist ein echter Kämpfer, der die Schlacht nicht so<br />
rasch verloren gibt Nach der am Ersatzteillager<br />
vorgenommenen Reparatur fährt er wie der Teufel<br />
wieder los und holt Runde um Runde einige Sekunden<br />
auf. Aber das Endresultat steht fest und<br />
ist durch nichts mehr zu ändern. Dreyfus spult<br />
seine Runden mit der Regelmässigkeit einer Uhr<br />
herunter und sieht sich sogar in die angenehme<br />
Lage versetzt, sein Tempo etwas massigen und damit<br />
auf Nummer sicher fahren zu können. Lang<br />
zeigt ein bravouröses Rennen und vermag gegen<br />
Schluss noch an Dreyfus vorbeizugehen und sich<br />
in der gleichen Runde wie er zu klassieren.<br />
Klassement:<br />
1. DREYFUS AUF DELAHAYE 4,5 LITER 0. K„<br />
3:08:59 = 88,087 KM/ST.<br />
2. Caracciola/Lang auf Mercedes-Benz 3 Liter mit<br />
Kompressor, 3:10:50.<br />
3. Comotti auf Delahaye, 94 Runden.<br />
4. Raph auf Maserati 1,5 Liter, 84 Runden.<br />
5. Trintignant auf Bugatti, 83 Runden.<br />
6. Lanza auf Maserati, 81 Runden.<br />
Sport siehe auch Seite 5.<br />
Weltbestleistungen mit BOSCH-KERZEN<br />
Fahren auch Sie mit<br />
Bosch-Kerzen<br />
den Kerzen,<br />
Am 28. November 1937 stellte E. Henne auf B.M.W. 600 cem,<br />
einen absoluten Weltrekord mit 279,603 km/St, auf. Die B.M.W,<br />
ist ausgerDstet mit B OSCH-Zündung und BOSCH -Kerzen<br />
die sich überall bewähren.<br />
Caracciolas Rekordwagen, der die schnellste jemals auf einer Strasse<br />
gefahrene Geschwindigkeit mit 432,692 km/St, erreichte, ausgerastet<br />
mit BOSCH-Zündung, B O S C H - Kerzen, BOSCH -Zentraler