E_1938_Zeitung_Nr.071
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l*Ai N»71<br />
Das Privatleben des Kaisers Hirohito<br />
Kaiser Hirohito.<br />
Abgesehen von den Diktatoren ist ohne Zweifel<br />
Kaiser Hirohito von Japan der geheimnisvollste<br />
Regent unserer Zeit. Von seinem Privatleben weiss<br />
die Welt nahezu nichts. Nur sehr wenige Untertanen<br />
erfreuen sich des Vorzuges, den Kaiser von<br />
Angesicht zu Angesicht gesehen zu haben, und<br />
die einhundertfünfundzwanzig Millionen Japaner,<br />
über die er herrscht, betrachten ihn als ein Geschöpf<br />
göttlicher Herkunft. Für Fremde ist es unmöglich,<br />
den Kaiser von Angesicht zu Angesicht<br />
zu sehen, und daher ist es keine geringe Sensation,<br />
dass ein amerikanischer Arzt, Dr. Wheley<br />
Groves, einige Zeit lang im kaiserlichen Palast in<br />
Tokio verbrachte, der in der Lage ist, nun persönliche<br />
Dinge über das Privatleben des japanischen<br />
Kaisers zu berichten:<br />
Man sollte denken, dass ein Herrscher, der<br />
durch Mystik, Tradition, eine geheimnisvolle Person,<br />
turmhoch Ober den anderen Sterblichen steht,<br />
innerhalb seines Palastes ebenfalls unter strenger,<br />
formaler Hofetikette lebt. Kaiser Hirohito jedoch<br />
hat in seinem Heim im Tokioter Palast die Etikette<br />
vollkommen durchbrochen. Europas Regenten können<br />
nicht leben, wie sie es gerne möchten, denn<br />
Reporter sind hinter ihnen her, und versuchen, in<br />
die Einzelheiten ihrer täglichen Gewohnheiten einzudringen.<br />
In den japanischen <strong>Zeitung</strong>en jedoch<br />
findet man niemals Nachrichten über das Privatleben<br />
des Kaisers; in seinem Heim ist er Privatmann,<br />
ohne Gefahr zu laufen, dass die Oeffenflichkeit<br />
sich um ihn kümmert.<br />
Sein Tag beginnt um sechs Uhr. Im Gegensatz<br />
Prinzessin Yorino.<br />
Prinzessin Teruko.<br />
zu den Märchenfürsten des Morgenlandes, deren<br />
«lever» mit ungeheurem Pomp vonstatten geht,<br />
liebt es Kaiser Hirohito nicht, von einer Horde Diener<br />
umgeben zu sein. Er zieht sich selbst an, er<br />
rasiert sich selbst," und um sieben Uhr morgens<br />
frühstückt er allein mit der Kaiserin: niemals sind<br />
Gäste zum Frühstück anwesend.<br />
Nach dem Frühstück kommen nach alter japanischer<br />
Tradition die kleinen Prinzessinnen, die<br />
elf und sieben Jahre alt sind, und begrüssen ihre<br />
Eltern. Diese Zeremonie dauert nach dem alten<br />
japanischen Ritus elf Minuten; sie soll das Symbol<br />
sein der Ehrfurcht der Kinder vor den Eltern.<br />
'*' Wenn die Prinzessinnen das Kaiserpaar verlassen<br />
haben, gehen sie zur Schule. Sie erhalten keinen<br />
Privatunterricht, sondern besuchen eine gewöhnliche,<br />
öffentliche Schule in Tokio, denn der<br />
Kaiser hält es für notwendig, dass sie schon in<br />
frühen Jahren mit dem Volk und mit Altersgenossen<br />
in Kontakt kommen.<br />
Während die Prinzessinnen in der Schule sind,<br />
wird der zweijährige Sohn, der Anwärter auf den<br />
Thron, zum Kaiser gebracht, der sich einige Minuten<br />
mit seinem Nachfolger beschäftigt, und dann<br />
sein Arbeitszimmer aufsucht.<br />
Punkt acht Uhr betritt er sein Kabinet. In den<br />
nächsten zwei Stunden liest er <strong>Zeitung</strong>en aus allen<br />
Teilen der Welt, englische, französische und<br />
deutsche, alle in der Originalsprache. Er erlaubt<br />
es nicht, dass irgendwelche Ausschnitte aus den<br />
<strong>Zeitung</strong>en gemacht werden, oder ihm Artikel verheimlicht<br />
werden. Er will genau die Meinung der<br />
Welt wissen, wie sie die Blätter des Erdballs verkünden.<br />
Sind die zwei Lesestunden um zehn Uhr<br />
vorbei, nimmt der Kaiser einen leichten Imbiss<br />
ein, dann verlässt er seinen Palast und spielt Polo<br />
auf den Wiesen, die ihn umgeben, oder reitet in<br />
den weitläufigen Wäldern des Palastes. Um elf<br />
Uhr kehrt er zurück und der offizielle Teil seiner<br />
Tagesarbeit beginnt. Kabinetsminister werden<br />
empfangen, persönliche Ratgeber, die Gesandten<br />
der fremden Mächte erscheinen zur Visite, und jeden<br />
hört der Kaiser an, ohne den Bericht zu unterbrechen.<br />
Dr. Groves erklärt, dass Kaiser Hirohito<br />
keine langen und ausschweifenden Berichte liebt,<br />
sondern klar und kurz wissen will, was passiert,<br />
und dass er nicht wünscht, auch unangenehme<br />
Nachrichten von ihm fernzuhalten.<br />
Die offizielle Arbeitszeit des Kaisers dauert<br />
durchgehend bis sechs Uhr abends. Von sechs bis<br />
neun Uhr verbringt der Kaiser seine Zeit mit seiner<br />
Familie, und um neun Uhr abends isst er mit der<br />
Kaiserin das Diner; niemals werden zu diesem<br />
Essen Gäste eingeladen.<br />
Nach dem Essen zieht sich der Kaiser zu seiner<br />
Lieblingsbeschäftigung zurück: Dem Radiohören.<br />
Seitdem es bekannt geworden ist, dass er sich für<br />
wissenschaftliche Vorträge interessiert, schalten die<br />
japanischen Radiogesellschaften in ihr Abendprogramm<br />
Vorträge über wissenschaftliche Dinge ein.<br />
Den Palast verlässt der Kaiser nur an den grossen<br />
nationalen Festtagen, oder bei offiziellen Anlässen,<br />
bei denen er in der Oeffentlichkeit zu erscheinen<br />
hat. Niemals hält der Kaiser Reden, er<br />
vollzieht nur die traditionelle Zeremonie, und auch<br />
niemals werden an seinem Hofe grosse Empfänge<br />
abgehalten.<br />
Gelegentlich kommen fremde Diplomaten,<br />
aber kaum geht ein Gespräch mit ihnen über die<br />
politischen Formalitäten hinaus. Des Kaisers Stekkenpferd<br />
ist die Geologie, und sein Lieblingszeitvertreib<br />
ist das mykroskopische Studium des Baues<br />
der verschiedenen Bodenschichten.<br />
Das ist der Kaiser eines kriegerischen Landes,<br />
Kaiser Hirohito von Japan, dessen Leben man sich<br />
nach den Ereignissen eigentlich ganz anders hätte<br />
vorstellen sollen.<br />
Das A.=Jl. sammeü<br />
Gesucht: ein Floh, der nicht beisst, »<br />
sondern nur so tut<br />
Für die Aufführung des Films benötigte<br />
die Paramount einen ganz eigenartigen Filmstar.<br />
Der Flohtheaterbesitzer Roy Heckler erhielt ein<br />
Telegramm, in dem er angefragt wurde, ob er imstande<br />
wäre, einen Floh leihweise zur Verfügung<br />
zu stellen, der unter Garantie nicht beisse. Man<br />
könne von der Schauspielerin (Glaudette Colbert)<br />
nicht verlangen, dass sie sich der Handlung zuliebe<br />
wirklich von einem Floh beissen lasse, und<br />
müsse im Fall eines echte Flohbisses damit rechnen,<br />
dass sie eine Zeitlang arbeitsunfähig sein<br />
werde. Da dies nun gewaltige Kosten verursachen<br />
würde, wäre man gerne bereit, für einen garantiert<br />
vegetarischen Floh ein hübsches Honorar zu<br />
bezahlen... Roy Heckler sandte nicht nur einen,<br />
sondern der Sicherheit halber zwei Flöhe per<br />
Luftpost von New York nach Los Angeles. Die Beförderung<br />
kostete 85 Cents; das Honorar betrug<br />
100 Dollars pro Woche.<br />
Die Flöhe bereiteten ihrem Theaterdirektor<br />
keine Schande: Clandette Colbert konnte ihre<br />
Rolle ungestört zu Ende spielen.<br />
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Die Rothaarigen — am wehleidigsten<br />
In Plymouth tagte kürzlich ein grosser medizinischer<br />
Kongress, der sich mit der Erforschung der<br />
Schmerzempfindlichkeit der Menschen beschäftigt.<br />
Auf diesem Kongress berichtete der bekannte englische<br />
Forscher Dr. C. J. Dawkins über Versuche,<br />
die_ er in den letzten Monaten an siebenhundert<br />
Patienten angestellt habe, die einen Zahnarzt auf-,<br />
suchen mussten. Dabei zeigte es sich, dass die<br />
Rothaarigen die schlechtesten Patienten seien.<br />
Ich habe immer Angst, wenn ein Rothaariger<br />
mein Operationszimmer betritt, meinte Dr. Dawkins,<br />
da gibt es stets Aufregungen. Als wir diese Erscheinung<br />
wissenschaftlich kontrollierten, konstatierten<br />
wir, dass von 700 Patienten 13 Prozent<br />
aller Rothaarigen beim blossen Anblick der Bohrmaschine<br />
zu revoltieren begannen, wogegen nur<br />
0,5 Prozent der Schwarzhaarigen und nur 0,4 Prozent<br />
der Blonden dem Arzt irgendwelchen Widerstand<br />
entgegensetzten.<br />
Als wir kontrollierten, wie lange es dauert, bis<br />
eine Zahninjektion wirke, stellten wir fest, dass die<br />
Wirkung bei Blonden in 52 Sekunden, bei Schwarzen<br />
in 62 Sekunden, bei Rothaarigen aber erst in<br />
68 Sekunden eintrat. Auf Temperaturschwankungen<br />
und auf Veränderungen des Luftdruckes waren die<br />
Leute von roter Haarfarbe besonders empfindlich.<br />
Da nach einer anthropologischen Untersuchung<br />
England den grössten Prozentsatz an Rothaarigen<br />
unter allen Völkern aufzuweisen hat, ist die wissenschaftliche<br />
Lösung aller Fragen, die diesen Menschentyp<br />
betreffen, von volkshygienischer Bedeutung.<br />
Der Kongress in Plymouth hat daher die Einberufung<br />
eines allgemeinen Weltkongresses der<br />
Rothaarigen beschlossen und alle Aerzte aufgefordert,<br />
Forschungen über Haarfarbe und Sensibilität<br />
anzustellen.<br />
Der 50. Geburtstag des Eiffelturmes<br />
soll gefeiert werden<br />
Das Pariser *Comit6 de l'Art des Fefes» hat soeben<br />
beschlossen, einen Wettbewerb auszuarbeiten,<br />
der eine besonders feierliche Begehung des<br />
50jährigen Jubiläums des Eiffelturms zum Ziel haben<br />
soll. Der Eiffelturm wurde bekanntlich im<br />
Jahre 1889 anlässlich der Pariser Weltausstellung<br />
errichtet, so dass er im kommenden Jahr seinen<br />
fünfzigsten Geburtstag feiern kann..<br />
Woher stammt der „Onkel Sam"?<br />
Jedermann weiss, dass die amerikanische Regierung,<br />
und im weiteren Sinne, ganz Amerika in<br />
der ganzen Welt bekannt ist unter dem volkstümlichen<br />
Namen «Onkel Sam».<br />
Die amerikanischen Behörden, die einen Führer<br />
durch die Vereinigten Staaten veröffentlichen, bestätigen<br />
die Legende, nach der die Benennung von<br />
«Onkel Sam» tatsächlich der Name eines Fleischbeschauers<br />
war, der in Troy im Staate New York<br />
lebte, im Jahre 1812.<br />
Es handelt sich um Samuel Wilson, den. man<br />
familiär nannte «uncle Sam». Er war Aufseher in<br />
den Schlachthäusern von Troy, die das Fleisch für<br />
die amerikanische Armee lieferten.<br />
Auf allen Kisten waren immer die Anfangsbuchstaben<br />
«U. S.» (United States, Vereinigte Staaten)<br />
vermerkt.<br />
Die Arbeiter, die immer zum Spassen aufgelegt<br />
sind, machten alle Menschen glauben, dass diese<br />
beiden Buchstaben die Abkürzung vom Beinamen<br />
des Aufsehers wären: «Uncle Sam.»<br />
Chain am Zugersee<br />
Diese Legende verbreitete sich im ganzen<br />
Lande und seit 1812 sind die Vereinigten Staaten<br />
bekannt unter dem Namen «Onkel Sam».<br />
BiJCHER<br />
Gustav Renker. Die Frau Im Eis. Geschichte aus den Bergen.<br />
Druck und Verlag von Friedrich Reinhardt In Basel. In<br />
Leinenband M. 2.30. Fr. 3.80.<br />
Es ist eine schlichte Erzählung. In der der ganze Zauber<br />
der Gletscherwelt lebendig wird, und die tief in die Schick.<br />
sale der Bergbewohner hineinführt. Ein aufgeweckter, wissensdurstiger<br />
junger Städter, der in bedrückenden Verhältnissen<br />
lebt, kommt in die Bergwelt des Wallis. Ein Gletscher<br />
erschliesst ihm ein seltenes Geheimnis, das ihm zum grossen<br />
RätseO und befreienden Erlebnis -wird. Ihm verdankt er<br />
tiefen Einblick In die Schicksale der herben und manchmal gewalttätigen<br />
Bergbewohner. Die Lösung des Rätsels ist ebenso<br />
überraschend als fiberzeugend. Die einzelnen Personen sind<br />
sicher gezeichnet, so vor allem der unternehmende und gewalttätige<br />
Dorfbeherrscher, der fein empfindende und nachdenkliche<br />
iunge Städter nnd der gütige Pfarrherr. Aber auch<br />
Frauengestalten sind Renker prächtig geraten, so besonder*<br />
die geheimnisumwobene Gilberte Deglon und auch ihre frische,<br />
ansprechende Nichte. Die stille Grbssse des Hochgebirge»<br />
lebt in der Erzählung.<br />
Zugerland<br />
Zugersee — Aegerisee — Zugerberg<br />
Gutgeführte Hotels, Pensionen und Kinderheime.<br />
Auskünfte und Prospekte durch das kant. Verkehrsbureau Zug.<br />
Höllgrotten BAAR<br />
GUGGITHALobZug<br />
Schönste Tropfsteinhöhlen<br />
der Schweiz.<br />
Naturwunder I. Ranges.<br />
das vielbesuchte Hotel-Restaurant am Zugerberg.<br />
Prachtvolle Aussicht. Grosser Garten. Zimmer m.<br />
fliess. Wasser. Gr. Terr.-Rest. ParkpL T. 40.020.<br />
T.C.S. Hotel Raben A.C.S.<br />
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