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E_1938_Zeitung_Nr.088

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Versofx kommenden Wagen in mindestens<br />

100 m Entfernung sah, glaubte er Zeit zum<br />

Queren der Fahrbahn zu haben, was bei seinem<br />

nunmehr auf 15 km beschleunigten<br />

Tempo wenig mehr als 3 Sekunden erfordert<br />

hätte. Der heranrasende Wagen, dessen Lenker<br />

viel zu spät bremste, warf den leichten<br />

Lastwagen um und schleppte ihn 10 m weit,<br />

wobei G. verletzt und beide Wagen beschädigt<br />

wurden. G. belangte C. auf Fr. 5270.—<br />

Schadenersatz und C, dessen Reparatur-,<br />

kosten sich weit höher beliefen, erhob Widerklage<br />

auf Fr. 12 340.—.<br />

Die erste Genfer Instanz wollte wiederum<br />

den Schnellfahrer allein haftbar erklären. Das<br />

obere kantonale Gericht und das Bundesgericht<br />

erklärten auch hier, dass C. *A, G. %<br />

des Verschuldens trage. C. war trotz seines<br />

Vortrittes und der ebenen, breiten und geraden<br />

Strecke nicht zu einem derartigen Tempo<br />

Am nächsten Freitag bringt die A. R.<br />

eine Spezialnummer „Safety First"<br />

heraus. Mit Rücksicht darauf wird<br />

das „Auto Magazin" vorverlegt und<br />

erscheint bereits in der heutigen<br />

Ausgabe.<br />

berechtigt, weil vor ihm eine durch Signal angekündigte<br />

Strassenkreuzung lag. Das Verschulden<br />

des G., der ohne hinreichende Sicherheitsmarge<br />

die Hauptstrasse zu kreuzen<br />

versuchte, ist weniger schwer zu werten,<br />

weil er nicht mit einer so hohen Geschwindigkeit<br />

des C. zu rechnen brauchte. C. hatte den<br />

G. zu Ys, dieser den C. zu Y» zu entschädigen.<br />

Die beiden Entscheide zeigen, dass das<br />

Bundesgericht an seiner Rechtsprechung<br />

festhält, wonach das Vortrittsrecht nicht<br />

ohne Einschränkung gilt, sondern dem Grundsätze<br />

des Art. 25 MFQ untergeordnet bleibt,<br />

dass jeder Fahrer die Geschwindigkeit den<br />

jeweiligen Strassen- und Verkehrsverhältnissen<br />

anpassen und bei Unfallgefahr den<br />

Lauf zu massigen oder anzuhalten habe. Wp.<br />

Sff.<br />

»«•bau<br />

Für und wider eine Autostrasse<br />

auf die Rigi.<br />

Um das Projekt einer Rigi-Autostrasse,<br />

die in Küssnacht ihren Anfang nehmen, von<br />

dort bis zur Seebodenalp das bestehende<br />

Trasse benützen und in einem weiteren, neu<br />

anzulegenden Teilstück zum Rigi=KänzeIi<br />

führen würde, entspinnt sich namentlich in<br />

der zentralschweizerischen Presse bereits<br />

ein lebhafter Meinungsstreit. Hier wiegen<br />

Skeptiker bedenklich ihr Haupt: die beiden<br />

Rigibahnen, von denen man übrigens die eine<br />

erst kürzlich mit beträchtlichen Kosten elektrifiziert<br />

und modernisiert hätte, sähen sich<br />

durch den Bau einer Strasse in ihren Existenzbedingungen<br />

gefährdet, ganz zu schweigen<br />

davon, dass es dann auch um die gute<br />

Alpenluft und die erhabene Ruhe des Rigi 5<br />

berges geschehen "wäre. Man solle sich die<br />

Sache also nochmals überlegen, bevor im Interesse<br />

der Arbeitsbeschaffung etwas unternommen<br />

würde, was unter Umständen dem<br />

Touristi'kverkehr im Rigigebiet nur abträglich<br />

sein könnte.<br />

« Gründlich daneben getroffen », erschallt<br />

das Echo aus dem Lager der Befürworter.<br />

«Die Schweiz, im Herzen Europas<br />

gelegen, stellt eine Art strategischer<br />

Schlüsselstellung dar. Bei einem europäischen<br />

Kriegsausbruch Ist die Versuchung<br />

seitens unserer Nachbarstaaten<br />

gross, von dieser Stellung Besitz zu<br />

ergreifen. Wenn wir In diesem Momente<br />

ein wehleidiges Volk sind, das<br />

dazu noch über eine ungenügende Armee<br />

verfügt, dann wird die Schweiz<br />

von den ersten Tagen an zum grossen<br />

internationalen Kriegsschauplatz werden.»<br />

Unser Wehrminister betonte daran anschliessend<br />

damals in Genf die überragende<br />

Bedeutung der Motorisierung für unsere Armee.<br />

Gerade bei einer Verteidigungsarmee<br />

— so erklärte er — könne eine rasch© und<br />

rechtzeitige Verschiebung von Abwehrtruppen<br />

durch Motorfahrzeuge von entscheidender<br />

Wichtigkeit sein.<br />

Wir haben zu Dutzenden von Malen an<br />

dieser Stelle auf die ungenügenden Voraussetzungen<br />

hinsichtlich Motorisierung unserer<br />

Armee hingewiesen. Es sei nur an die Ausführungen<br />

des jetzigen Generalstabschefs und<br />

diejenigen des Kommandanten der Motortransporttruppen<br />

erinnert. Seit jenen Mahnrufen<br />

sind Monate, Jahre ins Land gezogen.<br />

! Was aber geschah, um der Armee die zur<br />

Durchführung der neuen Truppenordnung erforderlichen<br />

Motorfahrzeuge zu 'sichern? Der<br />

Chef des Nachrichtendienstes schwieg sichän<br />

j seinem- Freitags-Expose -hierüber vollständig 1<br />

I aus. Man hat — das sei dankbar anerkannt<br />

— wenigstens in diesem Falle nicht zu beschönigen<br />

versucht. Denn unternommen wurde,<br />

trotzdem die Durchführung der neuen<br />

Truppenordnung nicht zuletzt gerade von der<br />

befriedigenden Lösung der Motorisierungsprobleme<br />

abhängt, herzlich wenig.<br />

Sind<br />

ÄÜTOMOBIL-REVUE Ö, T. NOVEMBER' T939 88<br />

wir<br />

(Fortsetzung von Seite 1.)<br />

Gerade •weil die Rigi als eigentliches reriengebiet<br />

stark ins Hintertreffen geraten, dafür<br />

aber im Begriffe sei, als Ziel der Wochenend 8<br />

Touristik einen neuen Aufschwung zu nehmen,<br />

gerade deshalb stehe von einer Autostrasse<br />

nur Gutes zu erwarten. Dadurch<br />

dass sie einen Teil des unaufhörlich wachsenden<br />

Weekend=Verkehrs nach der Rigi locke,<br />

schaffe sie Ersatz für den entgangenen und<br />

i»^i»^ii t<br />

Man kann hinsichtlich der Frage einer Mobilisation<br />

während den kritischen Septembertagen<br />

in guten Treuen verschiedener Auffassung<br />

sein. Die Orientierung der zuständigen<br />

Stellen in Bern bezüglich ausländischer<br />

Truppenverschiebungen mag hervorragend<br />

gewesen sein — und doch hätte sich die Einberufung<br />

unserer Arme vollauf gerechtfertigt!<br />

Denn wie andere Staaten hätten wir<br />

dann Gelegenheit gehabt, die<br />

Probe aufs Exempel<br />

zu machen, d. h. allfällig vorhandene Mängel<br />

des Mobilisationssystems wären zu .Tage getreten,<br />

man hätte sie erkennen müssen und<br />

unverzüglich an ihre Behebung schreiten<br />

können^ Vor allem hinsichtlich Reauisition der<br />

Motorfahrzeuge, Verwendbarkeit der requirierten<br />

Vehikel, deren Zuteilung an die verschiedenen<br />

Truppenkörper etc. etc. hätten<br />

Erfahrungen gesammelt werden können. Das<br />

Motorisierungsproblem verlangt im Interesse<br />

unserer Landesverteidigung mit der gleichen<br />

Aufmerksamkeit verfolgt zu werden, wie dies<br />

dank privater Initiative, dank des Stupfes<br />

von «unten» hinsichtlich Stärkung unserer<br />

Flugwaffe heute der Fall ist. Uebrigens —<br />

bezüglich der für die kommende ausserordentliche<br />

Session in Aussicht gestellten Motion<br />

einer über den Parteien stehenden Aktionsgemeinschaft<br />

für den Ausbau unserer<br />

Flugwaffe sucht man bereits vorzubeugen.<br />

Schon lässt das Militärdepartement inoffiziell<br />

verlauten, es sei wahrscheinlich nicht in der<br />

Lage, bis zur ordentlichen Dezembersession<br />

eine solche Vorlage auszuarbeiten ! Zur Besänftigung,<br />

des Missträuens, zur -Zerstreuung<br />

der Befürchtungen, die im Volke in zunehmendem<br />

Masse Platz greifen, wird diese Erklärung<br />

kaum beitragen.<br />

Man kennt die Pflichten, die auf dem Gebiete<br />

der Motorisierung in der Luft und auf<br />

der Erde zur Erhöhung unseres Kriegsgenügens<br />

unserer harren, sehr wohl, doch ihre Erfüllung<br />

möchte man auf die lange Bank schieben.<br />

Das VoM ist aufmerksam, nachdenklich,<br />

misstrauisch geworden; es erwartet endlich<br />

Taten, und zwar ganze Lösungen ! Wy.<br />

voraussichtlich doch nie wiederkehrenden<br />

Kurbetrieb. Von einer Verschandelung der<br />

Landschaft zu reden, zeuge von Unkenntnis<br />

des Projekts, denn dieser Einwand falle von<br />

selbst dahin, wenn man wisse, dass die geplante<br />

Strasse auf dem Känzeli ende. Und die<br />

Bahnen brauchten ihr Haupt auch nicht in<br />

Trauer zu hüllen. Gewiss hätten die Automobilisten<br />

an der bisherigen Frequenz nur<br />

geringen Anteil gehabt; das Hauptkontingent<br />

an Fahrgästen stamme doch aus Reisenden,<br />

die per Bahn bzw. Schiff nach Goldau oder<br />

Vitznau gekommen seien. Und daran würde<br />

auch der Bau einer Autostrasse nichts ändern.<br />

Schade sie also niemandem, so bringe sie dafür<br />

sozusagen rein zusätzlichen Verkehr, von<br />

dem nicht nur für die eigentliche Rigi-<br />

Gegend, sondern auch für deren Umgebung<br />

eine wirtschaftliche Befruchtung ausgehen<br />

werde.<br />

(Man könnte nicht gerade behaupten, dass<br />

den Argumenten, womit die Gegner des Pro«<br />

jekts zu Felde ziehen, der Reiz der Neuheit<br />

anhafte. Mehr oder weniger abgewandelt haben<br />

wir sie beispielsweise auch bei der Oeffnung<br />

Graubündens für das Auto vorgesetzt<br />

bekommen: Einschnürung der Existenzgrundlagen<br />

der Bahn, Verpestung der Luft, Störung<br />

der hehren Ruhe und was der finsteren Pro 3<br />

phezeiungen mehr waren. Heute aber kann<br />

es mit dem Ausbau der Strassen überhaupt<br />

nicht schnell genug vorwärts gehen, heute<br />

hat ein wahrer Wettlauf der Regionen, Kurorte<br />

und Kurörtchen um den Automobilverkehr<br />

angehoben...<br />

Eine neue Mahnung für uns.<br />

Erweiterung des savoylschen Bergstrassennetzes.<br />

Unter dem Einfluss militärischer Erwägungen,<br />

aber auch ermuntert durch eine glänzende Entwicklung<br />

des Fremdenverkehrs in Savoyen, lässt sich<br />

Frankreich den Ausbau seines Strassennetzes in<br />

diesem Gebiete seit einiger Zeit ganz besonders angelegen<br />

sein. So gewinnen heute zwei Projekte,<br />

welche das Departement Hbchsavoyen, also die<br />

nächste Nachbarschaft der Schweiz betreffen, immer<br />

greifbarere Gestalt. Das erste hat eine Strassenverbindung<br />

vom Tal des Giffre nach dem Sommer-<br />

und Wintersportplatz von Morsine über den<br />

1718 m hohen Col de Jouxplane zum Gegenstand;<br />

das zweite eine solche über den Col d'Anterne (von<br />

Sixt im Giffre-Tal nach Passy an der Route nach<br />

Chamonix), dessen Passhöhe auf 2255 m liegt und<br />

der eine in dieser Art bisher nicht existierende<br />

Alpenstrasse im unmittelbaren Anblick des Mont-<br />

Blanc erhielte. Von der schon früher geplanten<br />

Route über den Col de la Colombiere ist der östliche<br />

Zugang von Cluses im Arve-Tal über das Reposoir<br />

bis auf die Passhöhe (1618 m) bereits für<br />

Automobile fahrbar,, während die von der anderen<br />

Seite, d. h. von St-Jean-de-Sixt (Valtee de Borne)<br />

über den Grand Bornand aufsteigende Strasse noch<br />

im Laufe des nächsten Jahres zum Scheitelpunkt<br />

emporgeführt werden soll. Zusammen mit dem<br />

kürzlich hier gewürdigten System von Bergstrassen<br />

im Bereich des Col du Bonhomme und dem in Teilstücken<br />

bereits verwirkliebten Ausbau des Col de<br />

la Madeleine wird Savoyen in absehbarer Zeit ein<br />

Netz von Alpenrouten besitzen, das für die Schweiz<br />

eine neue Mahnung zur Beschleunigung der Entwiclclllnn<br />

Ihrer f?rf>mff«nvprlfflhrccfrflccpn Harcfnllt<br />

Töchter, ein halbes Dutzend.<br />

Von Cectly Sidgwick.<br />

28. Fortsetzung.<br />

< Was haften Sie mit Sir Arthur gemacht<br />

? > fragte sie.<br />

«Ist er in Verlust geraten ? > Hess sich<br />

Tante Betty vernehmen.<br />

«Vollständig an Celia verloren; er muss<br />

aber hier sein, wenn das Konzert beginnt.»<br />

«Ich habe die beiden getroffen, als ich<br />

von den Teichen zurückkam», sagte Herr<br />

Gilfoy mit seiner verträumten, vornehm klingenden<br />

Stimme.<br />

€ Ich möchte gern die Teiche sehen >,<br />

sagte Tante Betty. « Wir sind doch fertig<br />

mit dem Tee, Elisabeth; gehen wir hin.»<br />

« Das ist ein ordentliches Stück Weg»,<br />

wehrte ich ab.<br />

«Kommen Sie mit mir», sagt© Bill und<br />

flüsterte Tante Betty noch etwas ins Ohr.<br />

Offensichtlich wollte er mich nicht dabei<br />

haben; ich ging aber doch mit. Er führte<br />

uns direkt auf den Platz zu, wo die Wagen<br />

parkten, schob uns in ein Auto hinein und<br />

fuhr mit Tante Betty an seiner Seite los. Ich<br />

konnte jedes Wort hören, das sie sprachen,<br />

weil sie beide schrien.<br />

«Wer ist dieser Mensch, dieser Embsay<br />

? » begann Bill.<br />

« Ein Herr aus Yorkshire. »<br />

« Ist er verheiratet ? Nein. Warum sollt©<br />

er verheiratet sein ? ><br />

c Warum nicht ? »<br />

« Weil junge Männer in Yorkshire einem<br />

Mädchen wie meiner Nichte nicht den Kopf<br />

verdrehen, wenn sie nicht ernste Absichten<br />

haben. Das geben schon di© Eltern nicht<br />

zu.»<br />

« Ganz richtig.»<br />

Tante Betty räusperte sich vernehmlich.<br />

Plötzlich schwankte der Wagen derart, dass<br />

wir beinahe in einer Rhododendronanlage<br />

gelandet wären. Bill hatte den Wagen so<br />

unvermutet zur Seite gerissen, um dem<br />

Herrn aus Yorkshire und Celia auszuweichen,<br />

die beide, durch und durch nass,<br />

schwerfällig stapfend, uns entgegenkamen.<br />

Der ehemalige Seemann war vergnügt, als<br />

ob nichts geschehen wäre; aber die arme<br />

Celia war ganz blass und zitterte in ihrem<br />

dünnen Kleidchen, das sich wie ein Badeanzug<br />

an ihren Körper anschmiegte. Bill hielt<br />

an und wandte sich an Celia.<br />

«Steig ein», sagte er, «ich bringe dich<br />

nach Hause. ><br />

« Ich bin doch triefend nass », lehnt© Celia<br />

ab, « und es ist Georges Wagen.»<br />

« Steig ein ! », sagte Bill noch einmal, und<br />

Celia tat, was ihr gesagt wurde. Sie sah,<br />

dass Bills Aerger zunahm, und wahrscheinlich<br />

würde sie sich auch auf den Kopf gestellt<br />

haben, wenn er es in diesem Tone von<br />

ihr verlangt hätte.<br />

«Man soll Ihnen trockene Kleider von<br />

mir geben», sagte er über seine Schulter<br />

hinweg zu Sir Arthur, und dann fuhr er davon,<br />

ohne Tante Betty ebenfalls aussteigen<br />

zu lassen und ohne sich um mich zu kümmern.<br />

Aber der Gedanke; den kleinen, ge-r<br />

drungenen Herrn in Bills Kleidern zu sehen,<br />

war so absurd, dass wir beide lachen mussten.<br />

Sir Arthur erzählte mir, dass Celia sich<br />

auf einen schmalen Steg gewagt hatte, der<br />

vermutlich von den Gärtnern benutzt wurde,<br />

und dieser war umgekippt. Sie war kopfüber<br />

ins Wasser gestürzt und in ein dichtes Ge^<br />

wirr von Sumpfpflanzen geraten. Er sei ihr<br />

zu Hilfe geeilt, und es sei keine einfache<br />

Sache gewesen, wieder ans Ufer zu kommen.<br />

Er war ebenso schmutzig und nass wie<br />

Celia.<br />

Sir Arthur bat mich, ihn einen Weg zu führen,<br />

wo er ungesehen zu seinem Wagen gelangen<br />

könne, weil er direkt nach Hause fahren<br />

wollte. Ich erfüllte seinen Wunsch und<br />

erschien dann wieder im Garten, wo Frau<br />

Cleveland bereits sehnlichst auf Bill und Sir<br />

Arthur wartete.<br />

« Haben Sie Sir Arthur Embsay und William<br />

gesehen ? > fragte sie argwöhnisch, als<br />

ich in Hörweite kam.<br />

• « Sir Arthur wird in einer halben Stunde<br />

hier sein », entgegnete ich, « er ist nach Sidcot<br />

zurückgefahren, um trockene Kleider anzuziehen<br />

? »<br />

« Trockene Kleider ? ><br />

Er ist in den Teich gewatet, um Celia<br />

herauszuhelfen. ><br />

« Ja, was hatte denn Celia im Teich zu<br />

tun ? Warum konnte sie nicht am Ufer bleiben<br />

? Wie ärgerlich ! Das Konzert ist für<br />

fünfeinhalb Uhr angesetzt, und jetzt ist es<br />

fast sechs Uhr. Meine Gäste werden vorher<br />

gehen. Wo ist Celia?»<br />

« Nach Hause gefahren, um sich ebenfalls<br />

umzuziehen.»<br />

« Sind sie denn miteinander gefahren ? »<br />

« Bill hat sie nach Hause gebracht. ><br />

Frau Cleveland gab einen jener undefinierbaren<br />

Laute von sich, die unverhohlenen<br />

Aerger "verraten.<br />

«Ich muss sagen, Frau Brooke, es wäre<br />

mir lieber, wenn Sie Celia zu Hause gelassen<br />

hätten.»<br />

Eine Menge Leute waren nahe genug, um<br />

ihre Unverschämtheit hören zu können, und<br />

ich wäre ihr nur zu gern über den Mund gefahren.<br />

Sicher war es für sie peinlich, in diesem<br />

Moment auf ihren Sohn und ihren vornehmsten<br />

Gast verzichten zu müssen, aber<br />

so ungezogen hätte sie nicht sein müssen.<br />

Nicholas und ich warteten einen günstigen<br />

Moment ab, um uns zu drücken und nach<br />

Hause zu gehen. Wir sollten zwar warten,<br />

bis Georges Wagen zurückkäme, aber ich<br />

wollte wissen, ob Celia das unfreiwillige<br />

Bad geschadet habe. Zu unserem Erstaunen<br />

stand Georges Wagen noch immer vor unserm<br />

Hause. Wir fanden Tante Betty mit<br />

ihrer Strickerei im Salon. Sie sagte mir später,<br />

dass Stricken die Nerven sehr beruhige,<br />

das heisst, wenn man genug Ausdauer habe;<br />

aber als wir gekommen waren, hatte sie<br />

«och nicht lange genug gestrickt. Ich sah sofort,<br />

dass sie sehr aufgeregt aber gleichzeitig<br />

belustigt, ja sogar vergnügt war.<br />

« So ein Getue », sagte sie, die Strickerei<br />

fortlegend. « Man sollte meinen, dass noch<br />

nie eine Frau in einen Teich gefallen ist.<br />

Mein Gott! Vor ein oder zwei Jahren versuchte<br />

ich, das Nest einer Moorhenne zu finden<br />

und fiel ins Wasser; kein Mensch half<br />

mir heraus. Ich krabbelte ans Ufer, und die<br />

Weber war ungefähr eine Woche lang wütend,<br />

weil ich mein Schlafzimmer mit meinen<br />

schlammigen Kleidern beschmutzt hatte. Ich<br />

bekam nicht einmal ein warmes Bad.»<br />

« Hat Celia eins bekommen ? Ist sie zu<br />

Bett gegangen ? »<br />

« Zu Bett! Nein, Elisabeth, was du für<br />

Einfälle hast! Sie hat heiss gebadet, hat<br />

einen heissen Grog getrunken und jetzt, so<br />

nehme ich an, befindet sie sich, in Decken<br />

eingewickelt wie ein© Mumie, im Speisezimmer.<br />

»<br />

Ich wollte zu Celia hineingehen, doch da<br />

packte mich die alte Dame beim Arm.<br />

« Bleib hier, sie brauchen dich nicht! ><br />

sagte sie.<br />

So erfuhr ich, dass Celia nicht allein war<br />

und « sie » mich wahrscheinlich nicht brauchten.<br />

Nicholas verschwand in den Garten,<br />

wo er sich immer zu tun machte. Ich setzte<br />

mich zu Tante Betty, und sie erzählte mir,<br />

dass Bill sie in drei Minuten hierhergebracht<br />

habe, selbst ins Badezimmer gestürzt sei, um<br />

sich zu vergewissern, dass es Warmwasser<br />

gäbe, dann in die Küche gejagt sei, um seine<br />

Aufträge zu erteilen. Als Celia nach dem Bad<br />

herunterkam, musste si© ein ganzes Glas<br />

Orog leeren, Er ersuchte dann die Weber,<br />

alle erreichbaren Decken und Schals herbeizuholen<br />

und wickelte Celia in diese ein, so<br />

dass sie aussah wie der kleine David<br />

Copperfield nach seinem ersten Bad bei<br />

Fräulein Trotwood. Inzwischen hatte er im<br />

Esszimmer heizen lassen und führte Celia<br />

hinein.<br />

(Fortsetzung folgt.)

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