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E_1938_Zeitung_Nr.091

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echnerisch ja nur auf den Zeitabstand der<br />

Mittelpunkte jener beiden Jahresgruppen bezieht.<br />

Erschreckende Zunahme der Verkehrsunfälle?<br />

Nein, sondern Verbesserung der Verkehrssicherheit<br />

!<br />

Ein Anwachsen der Verkehrsunfälle um<br />

rund 33 % hat nun, wie sich leicht zeigen<br />

lässt, durchaus nichts so Erschreckendes an<br />

sich, wie uns der Verfasser glauben machen<br />

möchte — mit einem deutlichen Seitenhieb<br />

auf das Bundesgesetz über den Motorfahrzeug-<br />

und Fahrradverkehr, das seiner Meinung<br />

nach durch den Verzicht auf eine zahlenmässige<br />

Geschwindigkeitsbegrenzung des<br />

Strassenverkehrs einen wesentlichen Teil<br />

der Schuld an der Verschlimmerung der Zustände<br />

trägt, wie er sie sieht.<br />

In Wirklichkeit verhalten sich die Dinge folgendermassen:<br />

Im Zeitraum, den die Erhebung Dr. Freudigers<br />

umfasst, ist die Zahl der in der Schweiz vorhandenen<br />

Motorwagen (Autos, Lastwagen, Autabusse,<br />

Nutzfahrzeuge) von 48 427 auf 93 372, also auf<br />

ziemlich genau das Doppelte, gestiegen, und die<br />

Zahl der Fahrräder hat sich von rund 720 000 um<br />

53 Prozent auf über 1,1 Million erhöht (der Bestand<br />

an Motorrädern hat sich nur unwesentlich<br />

verändert). Wenn nun trotz einer solchen ungeheuren<br />

Zunahme der auf den Strassen verkehrenden<br />

Fahrzeuge und der darin zum Ausdruck kommenden<br />

Verdichtung und Beschleunigung des Strassenverkehrs<br />

die Unfälle nur um einen Drittel zugenommen<br />

haben, so kann dies nicht wohl anders gedeutet<br />

werden, denn als eine ganz erhebliche Verbesserung<br />

der Verkehrssicherheit. Und zwar darf<br />

man einen grossen Teil des Verdienstes an dieser<br />

erfreulichen Entwicklung der Dinge gewiss den Bemühungen<br />

der Behörden zuschreiben, auf die ja<br />

Dr. Freudiger selber mit Recht hinweist (Schaffung<br />

einer Verkehrswache, Verkehrserziehungswochen<br />

und •dergleichen), wobei nicht vergessen eei. auch<br />

der gleichlaufenden Bemühungen der verschiedenen<br />

Verbände und sonstigen privaten Organisationen<br />

zu gedenken. *<br />

Nach einer Gliederung der Verkehrsunfälle nach<br />

ihrer Art und den beteiligten Verkehrsteilnehmern,<br />

denen wir kaum neue Erkenntnisse abzugewinnen<br />

vermögen, beschäftigt sich der Verfasser der Arbeit<br />

sodann mit einer Untersuchung über Unfallzeit<br />

und Unfallort. Diese Abschnitte müssen infolge<br />

der Oberflächlichkeit der dabei angewendeten<br />

Gliederungskriterien als<br />

so gut wie völlig wertlos<br />

bezeichnet werden. Die viel zu grobe Einteilung des<br />

Tages in zweistündige Intervalle (abgesehen von<br />

den noch grösseren Abschnitten in den Nachtstunden)<br />

verwischt alle charakteristischen Zeitpunkte<br />

des Tagesablaufes, wie sie sich nur einer feineren Gliederung<br />

in allerhöchstens stündigen, besser aber in<br />

den Stosszeiten sogar halbstündigen Perioden erschliessen.<br />

Noch unbegreiflicher mutet die rein formale<br />

Einteilung der Unfallorte<br />

in «Plätze», «Strassenkreuzungen», «übrige Strassen»<br />

und «Brücken» an. Diese Gliederung ist verkehrstechnisch<br />

fast gänzlich sinnlos, wenn die Verarbeitung<br />

des Materials dabei stehenbleibt und<br />

nicht sogleich erheblich weiter vertieft wird. Sie ist<br />

es besonders, wenn die Zuteilung einfach nach dem<br />

Namen des betreffenden Verkehrsraumes geschieht<br />

und also beispielsweise der Bubenbergplatz zu den<br />

Plätzen gerechnet wird, obschon gerade er überhaupt<br />

kein «Platz» in dem verkehrstechnisch einzig<br />

brauchbaren Sinne einer wirklich offenen grossen<br />

Verkehrsfläche ist, sondern aus zwei einzelnen<br />

Strassen (dazu Einbahnstrassen) und zwei Kreuzungen<br />

sowie mehreren Strasseneinmündungen besteht.<br />

Und was ist gar eine «Brücke» verkehrstechnisch<br />

anderes als eine gewöhnliche Strasse mit<br />

zwei Trottoirs? Alle solchen Einteilungen haben<br />

doch nur einen Sinn in Verbindung mit einer<br />

Analyse der Verkehrsunfälle nach den spezifischen<br />

Gefahren der der Gliederung zugrunde liegenden<br />

Arten von Verkehrsräumen, woran aber der Verfasser<br />

der Arbeit gar nicht denkt.<br />

Souveräne Ignorierung statistischer Grundgebote<br />

auch bei der Feststellung des<br />

< Unfallverschuldens ».<br />

Sind schon die bisher gerügten Mängel der Arbeit<br />

bedauerlich genug, so müssen die Ausführungen<br />

Dr. Freudigers zur Frage der Schuld an den Verkehrsunfällen<br />

als ausgesprochen bedenklich bezeichnet<br />

werden. Der Vorsteher des Statistischen<br />

Amtes der Stadt Bern verstösst hier gegen eines<br />

der elementarsten Grundgesetze aller Statistik und<br />

gegen eine geheiligte Berufspflicht des Statistikers,<br />

nämlich gegen das Gebot, nur Vergleichbares zu<br />

vergleichen, jede Gegenüberstellung von Zahlen<br />

aber sorgfältig zu vermeiden, die nur den Anschein<br />

einer solchen Vergleichbarkeit erweckt und<br />

im Leser unrichtige Vorstellungen über die Sachzusammenhänge<br />

auszulösen geeignet ist. Aut<br />

Seite 23 stellt Dr. Freudiger das «Unfallverschulden»<br />

der einzelnen Gruppen von Verkehrsteilnehmern<br />

dar, wie es leider in der Verkehrsunfallstatistik<br />

unter ständiger Verwechslung und Vermischung<br />

mit den Unfall-U r s a c h e n immer wieder verstanden<br />

wird, und schreibt dann diese Schuld jn<br />

91,2 Prozent der Fälle dem Fahrer, in 0,4 Prozent<br />

dem Mitfahrer und in 4,2 Prozent dem Fussgänger,<br />

in den restlichen ebenfalls 4,2 Prozent den übrigen<br />

Der Nätionalrat behandelt Probleme der<br />

Landesverteidigung<br />

Letzten Mittwoch kamen im Nationalrat<br />

eine Reihe von Motionen, Postulaten und<br />

Interpellationen zur Behandlung, denen allen<br />

ein und dieselbe Sorge zugrunde lag: Wie<br />

steht es um die Bereitschaft unserer Armee,<br />

und zwar sowohl in personeller wie in materieller<br />

Hinsicht? Als Sprecher der bürgerlichen<br />

Gruppen reichte Nationalrat Vallotton<br />

folgende Motion ein:<br />

« Der Bundesrat wird eingeladen, den eidgenössischen<br />

Kammern für die Dezembersession <strong>1938</strong> diejenigen<br />

Angaben zu unterbreiten, welche für die<br />

Verbesserung und Verstärkung der Landesverteidigung,<br />

namentlich hinsichtlich des Armeekommandos<br />

und der Luftwaffe sowie des aktiven und passiven<br />

Luftschutzes notwendig sind.<br />

Darin sollen p.uch womöglich bestimmte Angaben<br />

über die dadurch verursachten Kosten und über<br />

deren finanzielle Deckung enthalten sein* »<br />

In der Begründung kam der Motionär u. a.<br />

auch auf die von uns immer wieder aufgeworfenen<br />

Motorisierungsprobleme zu sprechen,<br />

wobei er u.a. folgendes ausführte: Der<br />

Kampf zwischen Schiene und Strasse, dessen<br />

Echo in diesem Saale so oft vernommen<br />

werde, sei bedauerlich; denn Bahn und Auto<br />

dürfen nicht Feinde sein, sondern müssen zusammenarbeiten.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

stellte Nationalrat Vallotton die naheliegende<br />

Frage, ob sich Schiene und Strasse, je nach<br />

Lage und Aufgabe, nicht im Kriegsfalle gegenseitig<br />

unterstützen und ergänzen müssten,<br />

um die Munitionslieferunen und Truppenverproviantierung,<br />

den Mannschaftstransport<br />

und den Verkehr im Innern des Landes<br />

zu sichern? Es wäre daher verbrecherisch<br />

gehandelt, den Lastwagen durch Steuerbelastung<br />

zugrunde richten zu wollen, damit die<br />

Eisenbahn am Leben erhalten werden könne. 1<br />

Jedes dieser beiden Transportmittel müsse:<br />

bestehen- Beide, seien unentbehrliche:.Hilfst,<br />

mittel für unsere Landesverteidigung. «••*<br />

Sehr berechtigt ist die !n diesem Zusitm-^<br />

menhang gestellte Frage, was in dieser Beziehung<br />

seitens der Militärbehörden, insbesondere<br />

des eidgenössischen Militärdepartementes,<br />

unternommen wurde ? Hat mae den<br />

Lastwagen in unserem Lande sich entwickeln<br />

lassen? fragt der Motionär, um gleich darauf<br />

mit einem entschiedenen Nein zu antworten.<br />

Ganz im Gegenteil! Es scheint, als wolle<br />

man ihn wie einen Uebeltäter beiseite schieben,<br />

indem man ihn unter der Last der Zollgebühren<br />

und der Steuern erdrücke und ganz<br />

übersetzte Preise auf dem Benzin unterstütze.<br />

An das Gewissen des Vorstehers des Mili r<br />

tärdepartementes appellierend, erinnerte Nationalrat<br />

Vallotton an die von, diesem anlässlich<br />

des Automobilsalons in Genf über dieses<br />

Thema gehaltene Rede — deren Verwirklichung<br />

jedoch unterblieb.<br />

Im weitern betont« der Motionär, dass<br />

unsere Kriegsmobilisation auf einer starken<br />

Motorisierung beruhe und dies mit Recht,<br />

denn die schwache Stelle unseres elektrifizierten<br />

Eisenbahnnetzes, der ausgezeichnete<br />

Zustand und der Stand unserer Strassett<br />

verlange eine grosse Zahl von Lastwagen<br />

und Automobilen, die für den Krieg geeignet<br />

seien, sowie Fahrzeugführer in entsprechender<br />

Anzahl.<br />

Die verantwortungsvolle Frage nach den<br />

notwendigsten Vorkehrunigen bezüglich Motorisierung<br />

beantwortete der Motionär mit<br />

einem entschiedenen Nein, wobei er insbesondere<br />

betonte, in Kenntnis der Dinge zu<br />

AUTOMOBIL-REVUE • FREITAG, 11. NOVEMBER <strong>1938</strong> — N° W.<br />

Faktoren, wie Witterungseinflüsse, Strassenzustand<br />

usw., zu.<br />

Dieser Verstoss gegen all« statistischen Efemcntargebote<br />

ist so krass, dass er kaum mehr als blosser<br />

Kunstfehler — und zwar allenfalls als sehr<br />

gröblicher Kunstfehler — des Verfassers betrachtet<br />

werden kann, sondern eine bestimmte Absicht verrät,<br />

wie sie ja die nanze Arbelt als offensichtliches<br />

Leitmotiv durchzieht.<br />

(Schlusj folgt)<br />

sprechen, indem er während 12 Jahren dem<br />

Automobildienst zugeteilt war. Der letztjährige<br />

Warnruf von Oberst Ruf sei vollkommen<br />

gerechtfertigt gewesen. Die Wahrheit<br />

sei die, dass uns Lastwagen und weitere<br />

für die Armee geeignete Wagen mangeln,<br />

ebenso Kohlenvorräte, Motorfahreroffiziere,<br />

-Unteroffiziere und -Soldaten. Die allgemeine<br />

Frage, die der Motionär stellte, der nebenbei<br />

bemerkt zugleich Vizepräsident des Nationalrates<br />

ist, lautete ungefähr folgendermassen<br />

: « Was gedenkt man zu tun, um diesem<br />

Zustand abzuhelfen ? In Ergänzung der<br />

allgemeinen Problemstellung verlängt Vallotton<br />

Auskunft über folgende Spezialfragen ;<br />

1. Haben die motorisierten Einheiten bald<br />

alle ihr rollendes Material ?<br />

2. Wird man endlich die Eigenart des Armeewagens<br />

den Kriegszwecken anpassen<br />

?<br />

3. Wird man den Ankauf solcher Wagen<br />

fördern, und wie ?<br />

4. Welche Beschlüsse hat man bezüglich<br />

dem « Kübel- und Raupenwagen » sowie<br />

andern Spezialtypen gefässt ?<br />

5. Wird das eidg. Militärdepartement endlich<br />

eine Lösung hinsichtlich des Problems<br />

bezüglich des « Militärmotorwagens<br />

» gefunden haben, das das Objekt<br />

so zahlreicher Berichte war ?<br />

6. Will der Bundesrat auf seiner Politik<br />

bezüglich des teuren Benzins beharren,<br />

obwohl diese der wesentliche Hemmschuh<br />

für die Entwicklung des Motorlastwagens<br />

bildet ?<br />

Die Beunruhigung auf dem Wichtigen Gebiete<br />

der Motorisierung sei um so grösser,<br />

als das Sprachrohr des eidg. Militärdepartementes<br />

•— gemeint ist damit die kürzlich<br />

stattg.efundene «Aufklärung» «der Presse<br />

durch den Chef der Nächrlchtensektion (vergleiche<br />

Nr. 86 der « A.-R.») — es mit keinem<br />

Wort berührt hat. Warum ? Darauf<br />

weiss.der Motionär selbst keine Antwort zu<br />

geben. Im weitern verlangt Nationalrat Vallotton<br />

eindringlich, dass alle diese einfachen<br />

Fragen mit Beschleunigung erledigt werden,<br />

und sollte damit der Chef des Militärdep*rtementes<br />

auch bisweilen gewisse Personen<br />

erzürnen, so wäre das von absoluter Nebensächlichkeit.<br />

In der Beantwortung dieser Motion, die<br />

zusammen mit derjenigen von Nationalrat<br />

Duttweiler, den Postulanten Bringolf und<br />

Müller (Grosshöchstetten), den Interpellationen<br />

Walder und Peichling erfolgte, verschanzte<br />

sich der Chef des Militärdepartementes<br />

mehr oder weniger hinter die Beantwortung<br />

des Postulates Feldmann, indem er<br />

behauptete, dort in allen von Nationalrat<br />

Vallotton gestellten Fragen Auskunft erteilt<br />

zu haben ! Im Vordergrund der Bestrebungen<br />

zur Schaffung, eines armeetauglichen<br />

Motorwagenparkes stehe die Frage der<br />

Steuererleichterung.. Eine diesbezügliche Vorlage<br />

sei vom Post- und Eisenbahndepartement<br />

in Ausarbeitung begriffen. Ein entsprechender<br />

Bericht des Militärdepartementes<br />

sei dem Eisenbahndepartement zugestellt<br />

worden. In Prüfung sei eine provisorische<br />

Lösung in dem Sinne, ob den Käufern inländischer<br />

Lastwagen wesentiche Erleichterungen<br />

zugestanden werden können.<br />

Die Motion Vallotton wurde vom Vertreter<br />

des Bundesrates entgegengenommen.<br />

Die Kistenpaßstrasse<br />

im Vordergrund.<br />

Die Bestrebungen zwecks Erstellung einer<br />

wintersichern Strassenverbindung zwischen<br />

dem Kanton Glarus und dem Bündner Oberland<br />

sind bekanntlich nicht erst Jüngern Datums.<br />

Die durch den Anschluss Oesterreichs<br />

bedingte Verschiebung der deutschen Landes--<br />

grenze bis Martinsbruck hat dieses Verbindungsprojekt<br />

insbesondere vom militärischen<br />

Standpunkt aus als außerordentlich wichtig,<br />

namentlich aber als dringlich erscheinen lassen.<br />

Wie üblich in unserer Strassenbaupolitik,.<br />

liegen sich aber bezüglich Linienführung diesund<br />

jenseits der glarnerisch-bündnerischen<br />

Grenze unsere Miteidgenossen ein wenig in<br />

den Haaren. Die einen verlangen den Ausbau<br />

des Segnes, die andern wünschen, dass der<br />

Panixer erstellt werde, während die dritten<br />

sich für die Ausführung der Kistenpassstrasse<br />

einsetzen. In diesem von starken lokalen Gesichtspunkten<br />

getragenen Streit scheint sich<br />

jedoch eine Entscheidung zugunsten der Kistenpassstrasse<br />

herauszuschälen. Selbst eine<br />

oberflächliche Betrachtung der Karte zeigt,<br />

dass diese Lösung nicht nur in militärischer,<br />

sondern auch in verkehrspolitischer Hinsicht<br />

wohl die beste und grosszügigste wäre, liegt<br />

doch eine Kistenpassstrasse gegenüber den<br />

beiden andern Projekten am weitesten von<br />

der Ostgrenze entfernt. Das Hauptgewicht<br />

dürfte jedoch nicht auf diesen Faktor fallen,<br />

sondern auf die Tatsache, dass bei parallelgehendem<br />

Ausbau der als Fortsetzung in Betracht<br />

fallenden Lukmanierstrasse, dadurch<br />

eine Parallelverbindung zur Gotthardroute<br />

entstehen würde. Letztere, und zwar sowohl<br />

Bahn wie Strasse, sind durch Batteriestellungen<br />

im Val Formazza gefährdet und können<br />

von italienischem Boden aus unter Feuer genommen<br />

werden. Diese schwächste Stelle unserer<br />

Gotthard-Südfrontverteidigung würde<br />

durch den Bau der Kistenpass- und durch<br />

den Ausbau der Lukmanierstrasse ganz wesentlich<br />

von ihrer Exponiertheit einbüssen.<br />

Die Glarner selbst sind es, die eine Verwirklichung<br />

dieses Projektes in Kürze ermöglichen,<br />

indem gegenwärtig an einer Planaufnahrne<br />

im Massstaib von 1 : 5000 gearbeitet<br />

wird, so dass die Detailprojektstudien noch<br />

im Verlaufe dieses Jahres, mindestens aber<br />

zu Anfang des nächsten Jahres, beendet sein<br />

dürften. Demgegenüber ist festzustellen, dass<br />

die Bündner 'bezüglich der Segnesstrasse von<br />

Amtes wegen keine Massnahmen ergriffen<br />

haben, trotzdem nämlich in Chur dieser<br />

Strassenzug allgemein als die einzige für den<br />

Kanton Graubünden in Betracht fallende Lösung<br />

bezeichnet wird.<br />

Die endgültige Entscheidung über das von<br />

den Bundesbehörden im Kesamtschweizerischen<br />

Interesse als zur Ausführung bestimmte<br />

Projekt wird erst auf Grund eines bundesrätlichen<br />

Antrages an die Bundesversammlung<br />

in der Dezembersession erfolgen.<br />

Zusammen mit der Erstellung einer Querverbindung<br />

vom Glarnerland ins Vorderrheintal<br />

gilt es auch, die Klausenstrasse auszubauen,<br />

welche durch den Bau der Sustenstrasse<br />

sowohl in 'touristischer wie in militärischer<br />

Hinsicht ganz wesentlich an Bedeutung<br />

gewonnen hat. Um den militärischen<br />

Wert einer Kistenpassstrasse voll ausnützen<br />

zu können, ist es aber unbedingt notwendig,<br />

dass parallel dazu auch der Pragelpass ausgebaut<br />

wird, und zwar nicht wie vorgesehen<br />

nur auf 4,5 m, sondern unter allen Umständen<br />

auf mindestens 6 m Breite.<br />

Gelbes Scheinwerferlicht in Frankreich.<br />

(Mitg.) Aus einer kürzlich in der Press© erschienenen<br />

Mitteilung war ersichtlich, dass liv<br />

Frankreich vom 1. Januar 1039 hinweg nur noch<br />

Motorfahrzeuge mit gelbem Scheinwerferlicht verkehren<br />

dürfen. Erkundigungen, die der Automobil-<br />

Club der Schweiz an zuständiger Stelle eingezogen<br />

hat, ergaben, dass diese Vorschrift nur für die<br />

in Frankreich immatrikulierten Motorfahrzeuge<br />

Geltung hat. Schweizerische Fahrzeuge mit weissein.<br />

Scheinwerferlicht 'werden von dieser Massnahme<br />

nicht betroffen<br />

« Bringen Sie mir Brot und Käse », sagte<br />

sie zu der Kellnerin.<br />

Wir machten keine Einwendung, obwohl<br />

wir wussten, sie erwartete von uns, wir würden<br />

sie auffordern, ein Brathuhn zu essen,<br />

was sie unter äusserlichern Protest getan<br />

und woran sie sich delektiert hätte, Aber wir<br />

sind durch Erfahrung zur Erkenntnis gelangt,<br />

dass wir Hester, sobald sie in exaltierter<br />

Stimmung ist, ganz sich selbst überlassen<br />

müssen.<br />

«Ihr habt wohl schon den ganzen Vormittag<br />

Geld für überflüssige Dinge verschwendet<br />

?» bemerkte Hester.<br />

« Wir haben die Absicht, heute nachmittag<br />

ein wenig für dich zu verschwenden», erwiderte<br />

Martha. «Deshalb haben wir uns<br />

hier mit dir verabredet. Mutter will dir einen<br />

Wintermantel kaufen, Lukas möchte dir ein<br />

Samtkleid für Bridgegesellschaften schenken<br />

und ich einen neuen Hut. ><br />

•Hester schmollte. Das war ein neuer Charakterzug,<br />

der gar nicht zu ihr passte. Ich<br />

dachte darüber nach, woher sie das haben<br />

könnte und erinnerte mich an den grollenden<br />

Augenausdruck des « Roten Hering »<br />

und daran, wie leicht es Hester immer gefallen<br />

ist, andere Leute zu kopieren.<br />

« Bridgegesellschaften ! » wiederholte sie.<br />

«Bridgegesellschaften, und dabei steuern<br />

wir alle dem Abgrund zu.»<br />

«Ja ? > fragte Martha und warf zwei<br />

Stück Zucker in ihren Kaffee, wobei sie eine<br />

Miene zur Schau trug, die unzweifelhaft<br />

zeigte, wie zufrieden sie mit Gott und der<br />

Welt war. «Nun, dann sagen wir also für<br />

Atelierfeste >, fügte sie hinzu. < Du machst<br />

doch solche mit, nicht ? ><br />

« Das schon; aber dann gehe ich entweder<br />

im Pyjama oder im Badeanzug.»<br />

« Warum ? »<br />

< Weil wir ernste Menschen mit hohen<br />

Zielen sind. Wir haben alle viel zu viel zu<br />

tun und sind zu arm, um uns herauszuputzen.<br />

Das ist nur Zeitverschwendung, sagte sie,<br />

ihren Stuhl zurückstossend. < Wir verstehen<br />

euch wohl; aber nie werdet ihr uns verstehen.<br />

Und deshalb ist es für uns notwendig,<br />

das zu tun, was wir tun werden. Es wird<br />

schrecklich sein, aber es muss geschehen.<br />

Das sehe ich jetzt. »<br />

« Was muss geschehen ? »<br />

Sie machte- eine umfassende Handbewegung.<br />

«All das muss zugrunde gehen >, sagte<br />

sie.<br />

«Du meinst dieses Restaurant ? » fragte<br />

ich.<br />

«Ich meine alles, was es auch sei. Man<br />

kann nicht eine neue Welt aufbauen, solange<br />

die alte nicht zerstört ist. Ich hätte gedacht,<br />

dass sogar das Gehirn eines Bourgeois das<br />

begreift. Es ist so einfach.»<br />

Ich zahlte meine Rechnung und schlug vor,<br />

Einkäufe zu machen, solange die Welt noch<br />

auf ihrem alten Fleck steht, und empfahl<br />

Hester, in einer Drogerie ein Fleckenmittel<br />

zu kaufen. Sie sagte,.wenn es die Bestimmung<br />

eines Menschen ist, Berge zu versetzen,<br />

könne er sich nicht mit Maulwurfshügeln<br />

abgeben.<br />

« Farbflecken auf deinen Kleidern werden<br />

immer schlecht aussehen, wo du dich auch<br />

befindest», sagte ich. «Sei so ,rot' wie du<br />

willst, nur sei sauber.»<br />

Sie Susserte, Sauberkeit sei eine Bourgeoistugend,<br />

erfunden von den Reichen, um<br />

die Armen zu ärgern. Dann fauchte sie Martha<br />

an, weil diese ein rotes Kleid trug.<br />

< Wie kommst du dazu, rot zu tragen ? *<br />

sagte sie aufgeregt.<br />

« Weil es mir gefällt», antwortete Martha,<br />

die ganz hellblond ist und in Rot am<br />

besten aussieht.<br />

Da Hester kein Samtkleid haben wollte,<br />

versuchte ich, sie zu einem gemusterten<br />

Tweedkleid zu überreden, weil Flecken darauf<br />

nicht so leicht zu sehen sind wie auf<br />

einfarbigem Stoff; aber sie wollte ebenfalls<br />

ein rotes Kleid und wählte roten Velo'utin.<br />

(Fortsetzung folgt.)

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